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VG WORTTour 68: Strasbourg - Vicenza (1275 km)


Schweizer Jura-Gebirge im Tal der Birs/Birse am Ostersonntag
Im Tal der Birs/Birse im schweizer Jura-Gebirge am Ostersonntag

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Strasbourg - Vicenza (18.4.-3.5.2014)
Auf dem Etsch-Radweg nach Venetien

Flach wollten wir bei dieser Oster-Mai-Tour durch die Alpenländer radeln. Vor allem am Inn bis zur Mündung bei Passau. Dann kam der Regen. Wir flohen über die Alpen. Entdeckten den traumhaften Etsch-Radweg. Machten einen Side-Step zum Garda-See. Und landeten in Venetien.

Die Tour bei YouTube


Die besten Fotos der Tour und einige Filmchen hier als langer Film
Hier kürzer mit Original-Songs von Zaz - für Anna.
In einigen Ländern aus Rechtegründen gesperrt.


Blick auf den Rhein bei KehlVolle Züge, schöner Abend
Gründonnerstag, 17. April 2014: Zugfahrt Mainz - Strasbourg

Am Morgen die tägliche Radl-Fahrt zur Arbeit (Im November mal gefilmt...). Am späten Nachmittag wie stets an Gründonnerstag brechend volle Züge. Alles Nahverkehrszüge. In denen ich froh sein kann, ein Plätzchen für mein Rad zu ergattern. Irgendwann kommt die Ansage: "In diesem Zug können keine Räder mehr befördert werden." Egal, meins wird ja schon befördert.
Nicht mal der Zug von Appenweier nach Straßburg ist halbwegs leer. Früher fuhren hier alte Züge mit vielen Waggons, die in der Regel sehr leer waren. Heute rollt eine Art Schienen-Bus vor. Brechend voll. In Kehl steige ich aus. Es ist sonnig warm. Die Fahrt über die Rheinbrücke, zu meinen Studienzeiten in Straßburg im Wintersemester 1985/86 noch mit Passkontrollen bestückt, bietet einen schönen Blick auf den kanalisierten Fluss (Foto rechts).
Leider ist das bewährte marokkanische Restaurant Atlas am Place du Marché Gayot offenbar jüngst geschlossen worden. Setze ich mich mit Nazan kurz entschlossen nebenan hin. Erst gegen zehn Uhr wird es zu kühl, um draußen zu sitzen. Es gibt ja genug Kneipen um die Ecke für einen Absacker. Ein sehr schöner Abend.


Christoph & Harmut im September 1987 vor dem Strasbourger Münster, Frankreich
Christoph & Harmut im September 1987

Christoph & Miri im April 2011 vor dem Strasbourger Münster, Frankreich
Christoph & Miri im April 2011

Christoph im April 2014 vor dem Strasbourger Münster, Frankreich
Christoph im April 2014


arte StrasbourgEin Loblied auf den Rhein-Rhone-Kanal
Karfreitag, 18. April 2014: Strasbourg - Canal du Rhône au Rhin - Mulhouse (118 km)

Im Elsass ist Karfreitag Feiertag. Bäckereien, Patisserien haben natürlich auf. Der Einkaufsweg führt mich kurz in die Laudes der Franziskaner, in deren Wohnheim ich vor 30 Jahren wohnte. Nazan muss arbeiten bei arte (Foto links). Die Morgenkonferenz läuft zu 90 Prozent auf Französisch. Dann das obligatorische Foto vor dem Münster (Fotos oben). 1982 und 1998 fehlen allerdings in der Serie: meine fünfte Radtour von, nach, durch Strasbourg. (Nur Mainz mit zehn Radtouren kommt bisher häufiger vor)
Kurz hinterm Gerberviertel enter ich den Radweg am Canal du Rhône au Rhin. Ein Loblied auf dieses Wässerchen: parallel zum Rhein kann man hier direkt am Ufer radeln. Nur kein Schild verrät, dass der Weg fast lückenlos bis Mulhouse/Mülhausen führt. (Und weiter bis zur Rhône.)
In der zweiten Tageshälfte ist er nur noch selten asphaltiert. Hier und da macht Kies das Fahren beschwerlich. Aber es ist die allerschönste Verbindung. Und allerkürzeste. Es sei denn, man verfährt sich. So wie ich kurz vor Biesheim bei Neuf Brisach.
Teilweise wird der Kanal noch befahren, teilweise wird er der Natur überlassen. Alle paar Kilometer eine alte Schleusenstation. Ansonsten kein Verkehr. Keine Menschen. Keine Räder. Nur Bäume, Weg und Wasser. Alles grün in grün. Ruhe (Fotos unten).


Canal du Rhône au Rhin südlich von Strasbourg
Canal du Rhône au Rhin südlich von Strasbourg

Selfie: Chris on the Bike am Rhein-Rhone-Kanal/Canal du Rhône au Rhin
Selfie: Happy Chris

Stillgelegtes Teilstück des Rhein-Rhone-Kanals
Stillgelegtes Teilstück des Rhein-Rhone-Kanals


Gedenkstein 'Rhein-Rhone-Kanal - Wasserbau-Bezirk Breisach - Grenze zwischen Ober- und Unter-Elsass - 1863'An der Grenze zwischen Ober- und Unter-Elsass, den Departements Haut und Bas Rhin ein Gedenkstein in Deutsch von 1863 (gehörte das Elsass damals nicht zu Frankreich?). "Rhein Rhone Kanal" heißt er hier aus deutscher Perspektive (Foto rechts).
Trotz Karfreitag rufen Glocken zum Gottesdienst zur neunten Stunde. Es ist nach den vielen warmen Tagen in diesem Frühjahr heute nur sieben bis neun Grad. Hier und da ein paar Regentropfen. Aber Rückenwind. Und alles in allem sehr angenehm zu fahren. Sieht man vom gerissenen Schaltzug - ebenfalls bei Biesheim - ab.
Eine Autobahn blockiert den alten Kanal samt Radweg kurz vor Mulhouse. Wenige Touristen bevölkern den Platz am alten Rathaus (Foto unten). Am Ende liegen heute 116 Kilometer auf dem Rad hinter mir. Das rechte Knie, das sich die ganze letzte Tour in Andalusien und Marokko über Weihnachten und lang darüber hinaus unangenehm bemerkbar machte, ist schon in Osterfreude. Hoffentlich bleibt's dabei. Allein, ich habe keine Socken dabei. Und bevor ich es bemerke, habe ich die, die ich anhatte, gewaschen...



Am Rhein-Rhone-Kanal

Mulhouse/Mülhausen Rathaus
Karfreitag vor dem Rathaus von Mulhouse/Mülhausen


Fahrradweg auf alter Bahntrasse von Dannemarie am Grumbach ins elsässische JuraWieder mal ein kalter Karsamstag: bei drei Grad durchs Jura-Gebirge
Karsamstag, 19. April 2014: Mulhouse - Dannemarie - Lucelle - Grenze Frankreich/Schweiz - Delémont (78 km)

Ich könnte einfach im Rheintal bis Basel und dann ganz gemächlich ansteigend nach Delémont/Delsberg fahren. Zu einfach. Der Kanal hat's mir gestern angetan. Und ich kann ihm heute noch 25 Kilometer folgen bis Dannemarie, muss dann aber übers Juragebirge rüber in die Schweiz.
Der Kanal ist im Gegensatz zu den Kilometern vor Mulhouse wunderbar asphaltiert. Und identisch mit der EuroVelo-Route 6 (die vom Atlantik zum Schwarzen Meer führt; mehr von mir zu allen EuroVelo-Routen hier). Das Wetter ist so wie gestern. Bewölkt, fiselig, kühl. Bei Dannemarie decke ich mich mit Lebensmitteln in Euro ein. Eine alte Bahntrasse (Foto links) führt nun ins elsässische Jura. Folgt dem Grumbach.
In Winkel soll die Quelle der Ill sein, nach einer Ethymologie Quelle der Bezeichnung "Elsäßer": die an der Ill sitzen. Mir entgeht die Quelle. Jede hundert Höhenmeter kosten ein Grad Celsius. Am Pass auf der französischen Seite, 707 m, ist es drei Grad. Ich feier ihn als Höhepunkt der Tagesetappe. Zu früh gefeiert.
Über die Grenze geht es mit max. speed 65 Stundenkilometer durch eine typische Jura-Schlucht (Foto unten), an deren Ende sich die Straße hinaufwindet und windet und windet. Bei Bourrignon sind die 707 m schon übertroffen und trotz des Bergs im Namen geht es weiter hinauf. Bei 880 m, ich bin längst zum Schieben übergegangen, weil vor allem der Kopf nicht mehr so recht will, geht es endlich bergab. Wiederum drei Grad. Kein unbegrenztes Vergnügen. Aber angenehmer als die nasskalten Höllenfahrten am Karsamstag 2013 in den Alpen und am Karsamstag 2003 bei Schneeregen in Georgien.
Die Jugendherberge von Delémont/Delsberg hat eigentlich erst ab 17 Uhr geöffnet. Das weiß ich. Und radle trotzdem an den Ortsrand. Um 15.20 Uhr stehe ich vor verschlossenen Pforten. Die Tür ließe sich durch einen Code öffnen, wenn man denn schon eingecheckt hätte. Licht leuchtet im Aufenthaltsraum, aber niemand reagiert auf Klopfen oder Schellen. Auch ein Rundgang ums Haus gibt keine Anzeichen auf lebende Insassen. Zuguterletzt ziehe ich noch an der Tür neben der Tür mit dem Code. Die ist auf. Und damit der Weg zu einer heißen Dusche frei.
Weder Internet noch Abendspaziergang ergeben eine Erkenntnis, wo der Ostergottesdienst stattfinden könnte. Die Kirche wird renoviert. Irgendwelche Kapellen sind nicht zu finden. Bei der Suche gerate ich in ein Hospital. Im Dunkel der Cafeteria könnte man sich mit Getränken eindecken, ich genehmige mir einen kleinen Plastiklöffel für die vielen Desserts, die ich gekauft habe. Auf dem Rückweg geht's wieder bei Wenger Swiss Military Messer alias Victorinox vorbei zurück zur Jugendherberge. Die sich zwischenzeitlich gefüllt hat. Vor allem mit Familien. In meinem Zimmer sind drei Osterwanderer.


Jura-Tal
Jura-Tal


Biel/Bienne: Blick von den Arkaden auf das BrockenhausWhat a difference the sun makes
Ostersonntag, 20. April 2014: Delémont - Col de Pierre Pertuis (827 m) - Biel - Murten - Fribourg (119 km)

Die verheißene Sonne zeigt sich genau in dem Augenblick, als ich mich nach ausgiebigem Osterfrühstück aufs Rad schwinge. Der Jugendherbergsvater hat mich auf die Straßenstrecke bis Biel eingeschworen. Immerhin führen heute keine LKW. Also radle ich auf der Nationalstraße 6. Das Höhenprofil vor mir im Kartenhalter. Von 400 geht es auf knapp 850 Meter. Die Regional-Radstrecke 64 führt größtenteils auf der Straße ohne Radweg. Gelegentlich weicht sie ab. Ich folge ihr anfangs bis ich in einer Baustelle stecke. Auf den Pass, Col de Pierre Pertuis (827 m), führt wieder nur die Straße. Heute ist der höchste Punkt erstmal der wärmste: 23 Grad. What a difference a day makes. The sun makes.
Bei der Abfahrt nach Biel locken Tafeln mit Sonderangeboten: Fahrrad-Transport im Zug zum günstigen Sonderpreis. Offenbar sollen die Radler von den Tunneln ferngehalten werden. Drei davon folgen kurz aufeinander. Der längste ist ein Kilometer lang. Mit Radstreifen. Runter rollt sich's gut.
Schon erreiche ich Biel/Bienne. Für den Ultra-Marathon aller Ultra-Marathons, den Hundert-Kilometer-Lauf von Biel, habe ich gelegentlich trainiert. Am nächsten dran war ich 2010. Doch dann kamen wieder kurzfristig Beschwerden. So blieb es bisher bei den 72 Kilometern des Rennsteiglaufs 2006. Die Altstadt am Hang (Foto rechts) kommt eher gemütlich daher. "'AUSLÄNDER', BITTE LASST UNS NICHT ALLEIN MIT DIESEN SCHWEIZERN" haben Altstadtbewohner auf ein Plakat an ihrem Fenster gemalt.

Murten: Blick vom See auf die StadtIch wähle nicht den direkten Weg nach Fribourg, auf dem ich großteils schon am vergangenen Ostersonntag in umgekehrter Richtung geradelt bin. Es lockt das Nordufer des Bielersee. Ein meist schmaler Weg zwischen Bahnstrecke und Seeufer für Osterspaziergänger und Radler. Hier und da Weinstöcke und Weinwerbung. Obwohl es kühler ist als auf dem Pass und ich auf der flachen Strecke nicht wirklich schwitze, rächt es sich, dass ich den Fotoapparat nach dem Fotoshooting in Biel noch in der Hosentasche habe. Am See-Ende in Le Landeron ist das Display nur zu einem Drittel erkennbar. Der Rest zerflossen. Irreparabel. Immerhin das Foto wird noch was (Foto unten).
Vom Bielersee zum Murtensee (Lac de Morat). Ich wähle einen Schlenker um das Ost-Ende des Sees, um nach Murten (Foto links) zu kommen. Ein guter Tipp des Jugendherbergsvaters von Delémont. In der warmen Spätnachmittagssonne sitze ich am See und blicke auf die Spaziergänger und höre Wortfetzen in zig Sprachen. Danach der Anstieg hinter die Stadtmauer von Murten. Drei lange parallele Straßenzüge in einem einheitlichen Bild.
Ich bin auf den Regional-Radweg 59 aufmerksam geworden, der laut Beschilderung nach Fribourg führen soll. Er ist nun das Gegenteil des morgendlichen Hauptstraßen-Radwegs. Offensichtlich vermeidet er jede Begegnung mit jeglicher Mittel- oder Hauptstraße. Der Preis sind ein paar Höhenmeter mehr. Und am Ende holt er am Schloss von Grand Vivy zu einer großen Umrundung des Schiffenensees aus. Als ich den dritten großen See des Tages mit Schrecken erblicke, geh ich in die Bremsen. Frage am Bauernhof (on parle français - seit Tagen wandle ich auf der Sprachgrenze) nach dem KÜRZESTEN Weg Richtung Fribourg. Der verläuft in Gegenrichtung. Drei Kilometer und 50 Höhenmeter verschenkt. Aber ich bin immer noch vor Anna am Fribourger Bahnhof.


Schweiz: Fahrrad vor restaurierter Hausfassade in Le Landeron am Bielersee
Fahrrad vor restaurierter Hausfassade in Le Landeron am Bielersee


Weder Sonne, Schnee noch Regen
Ostermontag, 21. April 2014: Fribourg - Heilenried - Thun (56 km)

Und sie fährt doch wieder mit: vor einem Jahr war es für Anna (und mich) ein Höllenritt am Karsamstag von Brig rauf nach Goppenstein, Zugverladung auf 1200 Metern nach Kandersteg und im eisigen Schneeregen runter zum Thunersee. 70 Kilometer Fegefeuer, die Anna aus dem Stand bewältigt hat. Ein Trauma? Nicht für Anna. Freiwillig entscheidet sie sich auch diesmal für 750 Höhenmeter quer über die Berge nach Thun - statt der sehr viel flacheren, aber längeren Strecke über Bern.
Auch ihr rotes Rad ist wieder am Start. Diesmal ohne Schleichplatten, das Spektrum der Gangschaltung ist größer geworden (Fotos unten). Auch das Wetter ist besser. Keine Sonne mehr wie gestern, aber Regen war vor dem Frühstück und Schnee liegt nur in der Ferne auf dem Berge.
Der nationalen Route 4 (Alpenpanorama-Route) schlagen wir anfangs noch ein Schnippchen, um halbwegs flach rauf nach Tafers zu kommen. Der Verkehr lässt nach. In einer Schlucht geht es mit zehn Prozent Steigung bergauf. Das Frühstück liegt schon etwas lang zurück und so zehrt der Zuckermangel an den Nerven. Obenauf Pause unter dem Vordach eines Sportheims. Immer noch lebe ich von den Vorräten aus dem elsässischen Dannemarie.
Mamihaus:  Feuerwehr bei den Ruinen einer ausgebrannten Paintball-HalleWenig später: Umleitung. Nicht für uns. Oder vielleicht doch? Nach ein, zwei weiteren Kilometern blockiert bei Mamihaus ein Feuerwehrmann die Strecke. Ohne, dass man einen Grund erkennen kann. Er lässt uns passieren, ein Auto hinter uns auch, das nächste nicht. Der nächste Feuerwehrmann. Wir sehen im Hintergrund schon rauchende Ruinen und viele seiner Kollegen, die mit ihren Fahrzeugen und Schläuchen die Fahrbahn blockieren. Wir könnten ja rechts über die Wiese ausweichen, meint er schließlich. Darauf berufen wir uns bei seinem nächsten Kollegen. Nolens volens lässt er uns passieren, nachdem wir ihm alle Umweg-Varianten ausgeredet haben. Das Feuer hat nicht nur eine riesige Halle zerstört (eine Paintpall-Halle, wie wir am nächsten Tag in der Zeitung erfahren), sondern dahinter auch ein Wohnhaus. Der Westwind weht den Rauch von der Straße weg. An allen Schläuchen vorbei schieben wir durchs feuchte Gras und verlassen schnell die trostlose Szenerie (Foto rechts).
Als kurz darauf sich die Landstraße in eine Schlucht hinabstürzt, führt die nationale Route 4 auf der Höhe weiter. Von Gehöft zu Gehöft. Es wird immer ruhiger, schöner, der Blick schweift trotz des trüben Wetters immer weiter. Bis auf 880 Meter geht es schließlich hinauf, bevor sich der Weg auf wenigen Kilometern hinunter fast zum Niveau des Thunersees hinunterschlängelt (Foto unten). Hier entern wir wieder reguläre Straßen. Auch wenn gerade mal Mittagszeit ist, sind unsere Kräfte für heute erschöpft. In Thun noch eine zweite Pause und dann mit der Bahn via Bern zurück zu Annas Studenten-WG. Unsere Fahrräder ruhen am Thuner Bahnhof. Anna will morgen weiter fahren...


Anna on the Bike zwischen Fribourg und Thun

Anna: Helm und Haare

Anna bei der Abfahrt
Speedy Anna


Annas rasante Abfahrt im Berner Oberland


Blick auf kleine Insel im BrienzerseeBurka-Blick am Brienzersee
Dienstag, 22. April 2014: Thun - Interlaken - Brienz (53 km)

Unsere Räder ruhen immer noch am Thunersee. Das Wetter ist besser, weil wärmer und weniger bewölkt als gestern, aber nicht so gut wie vorhergesagt. Die Strecke am Nordufer des Sees zwar halbwegs bequem und meist sicher zu fahren. Allerdings meist im Umfeld von vielen Autos. Die Südseite sieht verlockend ruhiger aber unverlockend felsiger aus. Überhaupt im Süden: die Alpen. Die schneebedeckte Gipfelkette. Warum kann so ein Anblick so anziehend sein? So unermüdend faszinierend?
Die letzten Meter an der Aare zwischen Thuner- und Brienzersee ziehen sich etwas hin. Interlaken liegt eben zwischen den Seen. Viele, viele asiatische Touristen bewölkern den Ort und vor allem den Punkt, von dem aus man das Jungfrau-Joch in den Wolken vermuten und fotografieren kann.
Obwohl reichlich früh gestartet, rollen wir mit Miris Zug auf dem Bahnsteig von Interlaken Ost ein. Endstation des Zuges. Anna nimmt ihn gleich für die Rückfahrt. Wir sehen sie wieder übermorgen in Kaiserstuhl. Inshallah. Mit Miri wähle ich die falsche See-Seite. Die flache Nordwest-Seite im Blick (Foto links) müssen wir immer wieder Felsen erklimmen. "100 m auf 2 km" oder "150 m auf 5 km" steht dann zwar am Fuße der Anstiege. Nur, das hätte in Interlaken Ost am Bahnhof stehen soll, wo eine ganzes Gewirr von Fahrradschildern neben einer großen Tafel steht. Höhenprofile allerdings Fehlanzeige.
Am frühen Nachmittag erreichen wir also die Nordspitze des Sees. Im Blickfeld einer Frau mit Burka liegen wir auf einem Steg (Foto unten). Die Hütten des Campingplatzes bieten nur zwei Liegen pur. Da geht's uns in der Jugendherberge besser.


Miri auf Bootssteg am Brienzersee
Siesta auf dem Bootssteg am Brienzersee


Chris on the Bike unterhalb des Brünigpass (1007 m)Hinterseestraße und Hohle Gasse
Mittwoch, 23. April 2014: Brienz - Brünigpass (1007 m) - Luzern - Risch-Buonas (84 km)

Das muntere Leben in der Jugendherberge bringt uns früh auf die Piste. Nach wenigen Kilometern beginnt die Steigung zum Brünigpass (1007 m). Meist auf einer Radspur direkt an der Straße. Kontinuierlich steigt es gut 400 Meter.
Die Passhöhe ist ein wenig verbaut. Kurz darauf zweigt der Radweg von der Straße ab. Um nach einem kräftigen Abstieg blockiert zu sein. Dieser Abschnitt ist gesperrt. Sehr lustig. Zum wiederholten Mal stehen wir vor überraschenden Blockaden, die viel früher hätten angekündigt werden müssen. Wir umgehen die Sperre. Dahinter liegen ein paar Gesteinsbrocken auf der Fahrbahn rum. Mehr ist nicht.
Bald kommt das Ende der Sperre. Es folgt der schönste Teil. Hügelige Landschaft, schmale Straße (Foto rechts). Dann folgt der Abstieg nach Lungern auf einem Geröllweg, der alle paar Meter durchzogen ist von breiten Regenrinnen. Alles andere als ein Vergnügen. In Lungern quert der Radweg die Straße, um auf der Hinterseestraße an einem kleinen See, der halb leergelaufen ist, entlangzuführen. Vorher Pause am Fuße eines Wasserfalls. Dann ist auch die Hinterseestraße plötzlich gesperrt. Auch hier hätte ein Hinweisschild am Abzweig von der Hauptstraße viel gebracht. Das späte Schild hier bringt gar nichts. Es fehlt ein Umweg-Management für überregionale Radwege, wie es in Deutschland längst üblich ist. Wir zwängen uns schließlich zwischen Baufahrzeugen hindurch.
Die nächste Abfahrt folgt. Die Strecke zum Vierwaldstättersee zieht sich etwas hin. Sind wir einmal dran, ist es umso schöner. Auch Luzern. Am Ortsrand von Küsnacht kommen wir an der unvermeidlichen Hohlen Gasse vorbei (Foto unten). Ihr Kopfsteinpflaster ist für Radler nicht zu empfehlen, aber es gibt einen Parallelpfad. Hundert, zweihundert Meter ist die Gasse lang, die dem Landvogt Gessler zum Verhängnis wurde und Wilhelm Tell zum Starruhm verhalf. Zum Dank für seine Tat wurde eine Kapelle errichtet. Zwanzig Meter weiter ist der Eingang zum Friedhof der Bethlehem Immensee Missionare, wo wir ans Grab eines Freundes gehen, der im letzten Jahr verstarb.
Immensee liegt zwischen dem Vierwaldstätter und Zugersee. An dem setzen wir die Seenfahrt fort. Und finden kurz hinter Risch in Buonas ein altes Bauernhaus-B-&-B.


Alpen-Panorama
Alpen-Panorama

Wilhelm Tell: Hohle Gasse bei Küsnacht
Wilhelm Tell: Hohle Gasse bei Küsnacht


Chris on the Bike vor Rapsfeld an der Reuss auf dem schweizer Radweg 77Nach dem Berg ist vor dem Berg
Donnerstag, 24. April 2014: Risch-Buonas - Mellingen - Wettingen - Bad Zurzach - Kaiserstuhl (95 km)

Im B & B Seehof, dem uralten großen Bauernhaus, in dem wir übernachtet haben, gibt es auch noch ein tolles Frühstück mit selbst gemachtem Müsli samt Milch von eigenen Kühen. Was womöglich schon am Rande des Erlaubten ist und bestens schmeckt. Auch eine Straßenkarte gibt es - auf der wir unsere Route aktualisieren können. Die Abfotografiererei von allen in die Quere kommenden Karten ist durch das Smartphone fast in einen stündlichen Rhythmus gekommen. Wir müssen vom Zugersee nur über ein kleines Hügelchen rüber ins Tal der Reuss. Dort führt der Regional-Radweg 77 (Foto mit Rapsfeld links) mal links, mal rechts vom Wasser. Immer nett.
Bei Mellingen biegen wir ab, um wiederum über ein Hügelchen nach Baden/Wettingen zu fahren. In letzterem Ort wohnt Gudrun (Fotos unten), mit der ich 2010 die Ruhr von der Quelle zur Mündung in 22 Stunden gefahren bin. Unter den verschiedenen nicht von allen mental nachvollziehbaren Aktionen, die ich bisher mit dem Fahrrad hinter mich gebracht habe, sicher eine der abstruseren. Und Gudrun, die mich bis dato nur von meiner Website und ein paar Emails her kannte, hat sich auf diese Nacht-und-Tag-Fahrt eingelassen.
Jetzt ist sie grade Mutter geworden und hat so Zeit, uns mitten am Tag zu empfangen. Als Fernradlerin, Schwerpunkt Russland-Kaukasus, weiß sie genau, was wir gebrauchen können: Nudelauflauf. Dann radeln wir gemeinsam auf die Höhen der Weinberge von Wettingen. Ich darf den gerade angeschafften Radanhänger mit Tochter Karina raufradeln. Alles von Gudrun geschildert im Prolog des vermutlich jüngsten Baby-Bike-Blogs aller Zeiten: Karina-on-the-Bike. Oben gibt es exzellenten Most und Kuchen. Wir sind mehr als fit für die nächsten Kilometer zum Rhein. Entscheiden uns gegen die Berg- und für die Flusstal-Variante. An der Limmat zur Reuss zur Aare zum Rhein.
Theoretisch. Irgendwann verleitet uns der plötzlich wieder aufgetauchte Radweg 77 den Shortcut über den Berg nach Bad Zurzach zu nehmen. Erweist sich aber als Täuschung. Denn nach dem Berg ist vor dem Berg. Auch den nehmen wir und rollen mit max. speed 62 Stundenkilometer ins Rheintal. Bleiben auf der schweizer Seite. Seite an Seite mit der Bahnstrecke. Vom Rhein sieht man nix. Bis Kaiserstuhl. Wo uns Anna, Sabine und Nico erwarten. Anna ist grad aufs Ebike umgestiegen. Später steigen wir auf Gitarre um. Und singen in den lauen Frühjahrsabend hinein.


Miri und Chris on the Bike in Wettingen
Chris & Miri (Foto: Gudrun)

Gudrun und Chris on the Bike in Wettingen
Gudrun & Chris (Foto: Miri)

Karina und Miri in Wettingen
Karina & Miri

Miri und Chris on the Bike in Wettingen
Miri & Chris (Foto: Gudrun)


Miri on the Bike am Rheinfall bei NeuhausenStein und Rheinfall
Freitag, 25. April 2014: Kaiserstuhl - CH/D/CH - Schaffhausen - CH/D/CH - Kreuzingen - Romanshorn (98 km)

Nicht nur ein grandioses Frühstück mit Sabine und Nico: auch unsere Wäsche ist im Schnellwaschgang und Trockner binnen kurzem abfahrbereit. Vor und nach Schaffhausen wechseln wir insgesamt vier mal für 20 Kilometer nach Deutschland. Die Grenze ist hier weired. Zwischendrin der Rheinfall bei Neuhausen (Foto rechts). Nicht ganz wie bei den Niagara-Fällen vor zwei Jahren, aber frischeste Luft und angenehme Atmosphäre. Hinter Schaffhausen geht es durch die einzige deutsche Exklave in der Schweiz: Büsingen.
Bei Stein am Rhein erreichen wir den Bodensee. Wechseln auf das Südufer. Und haben bald besseren Wind und bessere Wege, so dass die zweite Tageshälfte lockerer dahinfliegt. Das Tagesziel Konstanz/Kreuzlingen lassen wir so hinter uns und folgen dem Seeufer bis nach Romanshorn. Verfolgt von Schlechtwetterwolken, die uns aber nicht einholen.


Am Bodensee bei Arbon
Am Bodensee bei Arbon


Chris on the Bike vor dem Badehaus von Rorschach am Bodensee, SchweizKeine übermäßige Gradlinigkeit
Samstag, 26. April 2014: Romanshorn - Grenze CH/AU - Feldkirch - Bludenz - Dalaas (102 km)

Die dunklen Wolken sind vorübergezogen. Es ist noch ein bisschen bedeckt. Aber nicht lange. Der Seerundweg um den Bodensee hat sich sehr gesteigert. Gelgentlich führt er sogar direkt am Strand entlang. Das gesamte Seeufer ist recht regelmäßig bebaut. Gleichwohl ein schöner Rundweg.
Kurz vor der Rhein-Mündung wird's allerdings ein bisschen ungemütlicher. Wir folgen bald der Inline-Route 1. Die bringt uns nach St. Margrethen und von dort landeinwärts am Rhein entlang Richtung Liechtenstein. Die schweizer Radweg-Beschilderung begleitet uns bis ins österreichische Feldkirch. Danach kann man der Route nach Bludenz nicht vorwerfen, sie verfolge übermäßige Gradlinigkeit. Auch die Kilometer-Angaben nehmen anfangs zu statt ab. Dann fängt sich der Weg und führt entweder am Rhein oder an der Bahnstrecke entlang. Autobahn und Straße liegen auch noch im Tal.
In Bludenz hockt die Touri-Info im Rathaus und beendet entsprechend ihren Service freitags um 12 Uhr - bevor etwaige Touristen die Stadt stürmen könnten. Wir kommen an einer Polizei-Inspektion vorbei. Und erfahren dort, dass die Passstraße über die Bieler Höhe nach Galtür/Ischgl angeblich noch nicht mit dem Rad befahrbar sei. Auch Quartiere im Klostertal Richtung Vorarlberg-Pass seien jetzt nach Ende der Wintersaison rar. Zumindest letzteres bewahrheitet sich nicht. Die Wintersaison endet auch erst morgen. In Dalaas finden wir leicht ein schönes, ruhiges Zimmerchen.


Der kanalisierte Rhein bei Feldkirch als Grenze zwischen Österreich und der Schweiz
Der kanalisierte Rhein bei Feldkirch


Dorfkapelle am Weißen Sonntag mit Erstkommunion-Kind in Dalaas, Klostertal, Vorarlberg, ÖsterreichHildegard von Bingen und die Dorfkapelle
Weißer Sonntag, 27. April 2014: Dalaas

Erstkommunion am Weißen Sonntag. In dem kleinen Dorf gehen 15 Kinder zur ersten heiligen Kommunion. Der slawische Ersatzpfarrer predigt über die Heilige Hildegard von Bingen. Während in Rom zwei Päpste heilig gesprochen werden. Nach dem Gottesdienst spielt die Dorfkapelle auf (Foto rechts). Unten im Dorf sieht man Jungen und Mädchen in grauer antiquierter Kleidung durchs Dorf laufen. Das tragen die immer, wie wir hören. Sie gehören zu einer streng religiösen Gruppe, die aus Deutschland geflohen ist. Dort dürfen sie ihre Kinder nicht selbst unterrichten, in Österreich ist das möglich. Deshalb haben sie hier mehrere Gebäude gekauft und belebt.



Die Dorfkapelle spielt auf nach der Erstkommunion in Dalaas

Miri on the Bike in Schnee und Nebel am Arlbergpass (1800 m)
Miri in Schnee und Nebel am Arlbergpass (1800 m)


Abfahrt vom Arlbergpass


Chris on the Bike in Schnee und Nebel am Ortseingang von St. Christoph am Arlberg, Arlbergpass (1800 m)Der Pass ist der Berg
Montag, 28. April 2014: Dalaas - Arlbergpass (1800 m) - Landeck - Pfunds (85 km)

Rund tausend Meter Höhe müssen wir gewinnen von unserem Quartier in Dalaas bis zum Arlbergpass. Es regnet: gestern den ganzen Tag und die ganze Nacht und gerade als wir heute loslegen, tröpfelt es nur noch ein bisschen. Gleichwohl haben wir uns mit Regenüberschuhen (Foto ganz unten) gewappnet.
Vor Langen verschwindet die Autoschnellstraße endgültig im Berg, in Langen (ca. 1200 m) die Eisenbahn. Dann ein langer Tunnel (Foto ebenfalls ganz unten), der in eine Galerie übergeht. Zwei Kilometer lang dröhnen die Autos um uns herum. Dabei führt außen die Rettungsstraße entlang. Von oben ist sie als Radweg gekennzeichnet, von unten mit einem Durchfahrt-Verbotsschild ausgestattet.
In Stuben (ca. 1400 m) beginnen die Haarnadelkurven und damit der steilste Abschnitt. Bis gestern war hier Skibetrieb. Die Talabfahrt war mit Ach und Krach noch zu befahren. Auf den Spuren von gestern liegt ein wenig Neuschnee. Und es schneit auf uns ein (Foto oben).
Die Passhöhe ist eine Art Ort: St. Christoph am Arlberg (Foto links). Von einem Arlberg ist nicht nur angesichts des Schneedunstes um uns herum nichts zu sehen: es gibt ihn nicht. Der Pass ist der Berg. Sechs Grad verheißen dem Schnee kein langes Leben. Wir legen nur kurz Windstopper an für die Abfahrt. Das Thermometer steigt binnen Minuten auf 13 Grad. Trotzdem Aufwärmrast in einem Gasthof in Pettneu. Rechts geht das Paznaun-Tal nach Ischgl/Galtür ab. Eine grandiose Eisenbahnbrücke und Burg thronen im Tal.
In Landeck biegen wir von der geplanten Route an der Inn entlang bis zur Mündung in Passau ab: nach Süden. Die ganze Woche ist Regenwetter für Österreich und Bayern vorhergesagt. Da klettern wir kurz über den Alpenhauptkamm, um die italienische Sonne zu genießen. Wie schon vor drei Jahren soll es zunächst am Inn aufwärts (Foto unten) Richtung Reschenpass gehen. Hier haben wir munteren Rückenwind und schaffen es bis nach Pfunds, kurz vor den kurzen schweizer Teil der Strecke.


Aufgeschichtetes Holz im Inntal bei Pfunds
Im Inntal bei Pfunds


Unberechenbare Via Claudia: Warten Sie auf den Postbus!
Dienstag, 29. April 2014: Pfunds - Grenze AU/IT - Reschenpass (1510 m) - Meran (105 km)

Es soll die gleiche Strecke werden wie vor drei Jahren: über die Norbertshöhe nach Nauders, über die Grenze nach Italien auf den Reschenpass und hinunter ins Vinschgau durch die Äpfelplantagen an der Etsch nach Meran. Doch schon vor dem ersten Anstieg zur Norbertshöhe lockt hinter der österreichischen Grenzstation nach maximal einem Kilometer Schweiz die alte Brücke von Altfinstermünz (Fotos unten).
Der offizielle Fahrradweg zum Reschenpass führt auf einer passablen Piste dorthin. Die Überquerung des Inn auf der alten Holzbrücke ist malerisch. Nur danach weckt ein Aushang mit drei, vier Postbus-Abfahrtszeiten pro Tag Zweifel am regulären Fortgang des Radwegs. Der quält sich auf nun sehr viel schlechterem Grund in steilstem Gang den Berg hinauf. Die alte Leier mit der Via Claudia Augusta: unberechenbar, ohne Vorwarnung wechselt sie von konfortabler Route zu völlig indiskutabler Streckenführung. (Eine sehr schöne Beschreibung der Via Claudia hat inzwischen Holger Nacken in seinem Buch "Alpenradler: Auf der Via Claudia Augusta von Deutschland nach Italien" nach vielfältigen Erfahrungen auf der Strecke publiziert.)
Schneegipfel unter Wolkenpanorama am Reschenpass, Vinschgau, Südtirol, Italien Es wird noch schlimmer, als wir endlich auf die Straße nach Nauders stoßen. Ein Schild verkündet, die Straße sei für Fahrräder gesperrt. Wegen vieler Tunnel, Galerien und Kurven. Aber es gebe ja den Shuttle-Bus, der ein paar Mal am Tag fahre. Bitte? Zwei Stunden warten für fünf flache Kilometer bis Nauders? Ohne uns. Bei dem wenigen Verkehr heute auch wesentlich angenehmer als der lange Tunnel am Arlbergpass gestern. Ab Nauders dann wieder schöner Radweg zur Grenze, mit der fast der Reschenpass (1504 m / Radweg 1510 m) erreicht ist.
Danach wählen wir anders als ich vor drei Jahren die westliche Route um den Reschensee. Die führt uns in gewissem Auf und Ab sogar auf 1530 m. Bevor nach dem direkt anschließenden Haidersee die rasende Abfahrt auf dem sehr guten italienischen Radweg durch Südtirol beginnt. Eine Stelle ist wegen Steinschlags theoretisch gesperrt. Praktisch kann man wunderbar fahren.
Immer mehr Radler tauchen auf. Die Sonne scheint. Die schneebedeckten Nordhänge runden das Panorama ab (Foto rechts). Es fährt sich wunderbar. Ein perfekt beschilderter und fast hunderprozentig asphaltierter Radweg an der Etsch/Adige. Wo die Strecke kurz vor Meran/Merano noch einmal kräftig an Höhe verliert, finden Radler eine eigens für sie gebaute Serpentinenstrecke. Aus alpiner Höhe ins mediterrane Klima von Meran. In der Jugendherberge finden wir uns mit Herbert in einem Zimmer wieder. Der (Motor-)Biker ist unterwegs nach Marokko.


Brücke von Altfinstermünz
Brücke von Altfinstermünz

Chris on the Bike an der Brücke von Altfinstermünz

Kapelle Mariä Himmelfahrt (1605) von Altfinstermünz
Kapelle Mariä Himmelfahrt (1605) in Altfinstermünz


Abfahrt vom Reschenpass


Domplatz mit Kathedrale San Vigilio in Trient/Trento, ItalienTrocknen im Sieben-Bett-Zimmer
Mittwoch, 30. April 2014: Meran - Bozen - Trento (92 km)

Beim Frühstück erzählt Herbert von seinen Etappen, die sich von den Rad-Etappen gar nicht so sehr unterscheiden. Unter dem heutigen Regen werden wir alle leiden. Anfangs ist es noch vergleichsweise trocken. Viele Regenwolken hängen an den Hängen (Foto unten).
Der Weg von Meran via Bozen/Bolzano nach Trient/Trento führt fast kontinuierlich direkt auf eigenem, asphaltiertem Radweg an der Etsch/Adige (ladinisch Adesc, trentinisch Àdes, bei den Römern Athesis) entlang. Vom Reschenpass an der Grenze bis zur Mündung ins Mittelmeer an der Adria ist er mit 415 Kilometern der zweitlängste Fluss Italiens (und zierte einst den Text der deutschen Nationalhymne...). Davon bis Trento rund 170 Kilometer.
Ein Traum. Wäre nicht der Regen. In dem uns eine ältere Touren-Radlerin Hola zuruft. Unter einer Brücke machen wir die erste Regenpause. Ein Fernradler mit Zelt hält ebenfalls. Er hat Socken außen an seinen Fahrradtaschen angebracht. Auch als Diebstahlschutz.
Bei Bozen führt der Weg kurzfristig auf eine Anhöhe. Hier treffen wir zwei Sachsen, die auf der Route nach Trient lieber durch die Berge fahren. Alle treffen wir im Laufe des Tages wieder. Von Mal zu Mal nasser. So wie wir.
Die zweite Pause unter einer Brücke ziehen wir in die Lääänge. Es nützt nichts. Irgendwann stürzen wir uns in den nun heftigen Regen. Zur Umgehung eines Naturschutzgebiets macht der Radweg noch einen großen Bogen. Eisenbahn und Autobahn führen dagegen auf kürzestem Weg mitten durchs Naturschutzgebiet.
In Trient/Trento erreichen wir mit Hilfe der Touri-Info nach zwei nicht reagierenden B & Bs die Jugendherberge, wo wir ein Sieben-Bett-Zimmer ganz für uns bekommen. Darin lässt sich alles zum Trocknen wunderbar ausbreiten.


Chris on the Bike auf dem Etsch-/Adige-Radweg vor Regenwolken zwischen Meran und Bozen, Italien
Regenwolken zwischen Meran und Bozen



Miri und Gegenverkehr am 1. Mai auf dem Etsch-/Adige-RadwegSchneller als die Autos im Feiertags-Stau
Donnerstag, 1. Mai 2014: Trento - Garda(-See) - Lazise (98 km)

Bei der Abfahrt an der Jugendherberge treffe ich die ältere Touren-Radlerin, die uns gestern im Regen mit Hola grüßte. Bei der Deutschen ist inzwischen angeblich alles getrocknet. Auch sie will letztlich nach Venedig. Hat aber noch ein paar Wochen Zeit. Bei uns sind noch ein paar Handschuhe nass. Wir trocken sie auf dem Rucksack im Fahrtwind. Der heute nicht nur trocken sondern vor allem wärmer ist.
Die Sause-Fahrt auf dem Etsch-Radweg Richtung Verona geht weiter. Morgens herrscht meist Nordwind. Der dreht sich im Laufe des Tages. Den Tag der Arbeit nutzen viele zum Radeln. Trafen wir gestern meist deutsche Reiseradler im Regen, sind es heute vor allem italienische Rennradler und Rennradlerinnen (Foto rechts). Nicht nur auf der Etsch-Piste sondern auch auf dem Verbindungsradweg bei Mori rüber zum Gardasee. Da sind wir fast schneller als die Autos, die sich kilometerlang auf dem Weg über den Passo San Giovanni (287 m) stauen.
Schon am Mittag haben wir die Nordspitze des Gardasees in ihrem Felsenpanorama erreicht (Foto unten). Und genießen wie viele andere das Panorama in der Sonne. Wir entscheiden uns für das Ostufer, weil dort weniger Tunnel sein sollen. Gelegentlich gibt es Strandpromenaden, die auch Radler nutzen können. Wirklich voran kommt man dort nicht. So begleiten uns Autos und Motorräder, von denen wir durch 200 Kilometer Etschtal-Radweg fast entwöhnt waren.
Eine dunkle Wolke hängt plötzlich über der Enge des nördlichen Sees. Ab und zu ein paar Tropfen. Dann weitet sich der See nach Süden. Es wird wärmer. Wieder staut sich kilometerlang der Feiertags-Verkehr. Wir überholen hunderte Autos rechts und links. In Lazise machen wir Quartier oberhalb des Sees. Ein Schlösschen (Foto weiter unten) mit weitem Blick auf die Südhälfte des Sees.


Miri on the Bike am Gardasee
Am Garda-See


Gardasee bei LaziseRegenradar am Gardasee
Freitag, 2. Mai 2014: Lazise

Erst soll es laut Wettervorhersage eine Stunde regnen, aber das Regenradar wird immer schlechter. Die Regenwolken setzen immer neu zum Sturm auf den Gardasee an. Wir bleiben letztlich in unserm Quartier (Foto unten). Wollen am vorletzten Tag nicht noch mal alles komplett unter Wasser stehen haben. Und machen stattdessen, als es am Nachmittag endlich trockener wird, einen Spaziergang in und um Lazise am Gardasee (Foto links).


Hotel Castello San Antonio, Lazise, Gardasee
Unser Hotel: Castello San Antonio


Unsere Räder vor dem Portal der Kirche San Zeno, Verona, ItalienDunkle Wolken über den Berici-Hügeln
Samstag, 3. Mai 2014: Lazise - Verona - Vicenza (92 km)

Blau der See und der Himmel darüber. Wir starten über den Hügel zurück ins Etsch-Tal. Noch mal 20 Kilometer auf dem Etsch-Tal-Radweg bis Verona.
Die Stadt ist voller Touristen. Wir klappern ein paar Kirchen und die Touri-Info ab. Hier ergattern wir für sieben Euro ein Buch "Veneto in bicicletta - Venetien mit dem Fahrrad. Routen und Ausflüge." Ganz in Deutsch bietet es im Stile eines bikeline-Führers auch eine Route fernab der Hauptstraße nach Vicenza.
Doch genau auf die Hauptstraße gelangen wir und bleiben ihr knapp 20 Kilometer treu. Rechtzeitig vor Monteforte d'Alpone kriegen wir die Kurve, so dass wir die Pause auf der ewig langen Treppe der Ortskirche machen können. In der Ferne kommen dunkle Wolken auf. Doch wir entscheiden uns für die Fahrt durch die Berici-Hügel nach Vicenza.
Da geht's noch mal fast auf 300 Meter rauf. Vor allem ganz ruhig. Grün. Schön. Der Lohn ist die Abfahrt nach Vicenza mit Blick auf die Stadt. Über der sich jetzt die dunklen Wolken ballen. Kaum haben wir die Basilica di Palladio erreicht, vor der Hunderte Einlass zur Monet-Ausstellung erwarten, beginnt ein mehr als kräftiger Platzregen.
Weiterfahrt sinnlos. Aber möglich mit dem Zug. Die letzten Minuten vor der Abfahrt nutze ich für eine Schnellwäsche in der Toilette des Zuges am Bahnsteig gegenüber. Danach bleibt nach fünf tollen Jahren mein Cyber-Metallic-Trikot zurück auf einer Bank. Mit der Direktverbindung geht's nach Treviso. Auch das eine schöne Stadt. Und an deren Rand der Flughafen Venezia-Treviso. Wo das Durchleuchtungsgerät mal wieder zu klein für mein Rad ist. Es wird trotzdem mitgenommen. Genauso wie mein XXL-Fahrrad-Korb, der den Sicherheitsleuten als Handgepäck zunächst suspekt ist (eine Premiere), dann aber einen eigenen Sitzplatz im Flieger bekommt.
Klima-Kollekte gGmbHNachdem wir einige Jahre den CO2-Ausstoß über atmosfair kompensiert haben, machen wir dies bei diesem Flug erstmals über den kirchlichen Kompensationsfonds Klima-Kollekte.


Miri blickt auf Vicenza unter Regenwolken
Blick auf Vicenza


Flughafen 'Frankfurt'-Hahn nach Mitternacht: Panther Dominance Trekking in 150 Meter Frischhaltefolie eingewickelt ist eingetroffenPlatt
Sonntag, 4. Mai 2014: Busfahrt Hahn - Mainz

Um Mitternacht haben wir auch die Räder (Foto links) wieder. Können sie allerdings nicht aufpumpen. Die Pumpe, die wir in Kasachstan gekauft (und getestet) hatten, funktioniert irgendwie nicht (PS: man hätte sie nur ein bisschen umbauen müssen). Das größere Hindernis bei der Heimfahrt: der Busfahrer wartet auch die letzte verspätete Maschine ab. Mit 45 Minuten Verspätung startet dann auch der Bus. Um 2 Uhr 30 rollt die Straßenbahn in Mainz mit unsern platten Rädern und uns platten Radlern Richtung Gonsenheim. Home sweet home.


Route Strasbourg - Vicenza



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Strasbourg - Vicenza (18.4.-3.5.2014)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 18.4.2014 Strasbourg Canal du Rhône au Rhin Mulhouse 118
2. 19.4.2014 Mulhouse Dannemarie - Lucelle - Grenze F/CH Delémont 78
3. 20.4.2014 Delémont Col de Pierre Pertuis (827 m) - Biel - Murten Fribourg 119
4. 21.4.2014 Fribourg Heilenried Thun 56
5. 22.4.2014 Thun Interlaken Brienz 53
6. 23.4.2014 Brienz Brünigpass (1007 m) - Luzern Risch-Buonas 84
7. 24.4.2014 Risch-Buonas Mellingen - Wettingen - Bad Zurzach Kaiserstuhl 95
8. 25.4.2014 Kaiserstuhl CH/D/CH - Schaffhausen - CH/D/CH - Kreuzingen Romanshorn 98
9. 26.4.2014 Romanshorn Grenze CH/AU - Feldkirch - Bludenz Dalaas 102
10. 27.4.2014 Dalaas
11. 28.4.2014 Dalaas Arlbergpass (1800 m) - Landeck Pfunds 85
12. 29.4.2014 Pfunds Grenze AU/IT - Reschenpass (1510 m) Meran 105
13. 30.4.2014 Meran Bozen Trento 92
14. 1.5.2014 Trento Garda(-See) Lazise 98
15. 2.5.2014 Lazise
16. 3.5.2014 Lazise Verona Vicenza 92
Summe 1275

Radfahren im Tunnel am Arlbergpass, Österreich
Miri im Tunnel am Arlbergpass

Radfahren im Regen mit Jeantex Bikewear Überschuhen
Radfahren mit Regenschuhen am Arlbergpass


Anschluss Tour 124: Basel - Lindau - Mailand (689 km) Okt./Nov. 2023

Anschluss Tour 123: Strasbourg - Metz (311 km) Sept./Okt. 2023

Anschluss Tour 104: Staudernheim - Strasbourg (316 km) Juli 2020

Anschluss Tour 84: Bodensee-Umrundung (280 km) April 2017

Anschluss Tour 81: Bari - Vicenza (1003 km) Sept. 2016

Anschluss Tour 76: Genfer See - Stuttgart (792 km) März 2016

Anschluss Tour 63: Lago Maggiore - Breisach (450 km) März/April 2013

Anschluss Tour 58: Alpen - Prag - Berlin (2060 km) Aug./Sept. 2011

Anschluss Tour 55: Mainz - Wissembourg (361 km) April 2011

Anschluss Tour 35: Feldkirch - Nizza (1457 km) April 2007

Anschluss Tour 19: Alpen: Ravensburg - Zagreb (943 km) Aug./Sept. 2002

Anschluss Tour 6: Mainz - Strasbourg (428 km) Sept. 1998

Anschluss Tour 5: Strasbourg - Santiago (2144 km) Sept. 1987

Anschluss Tour 2: Düsseldorf - Rom (1719 km) Sept. 1982


Nächste Tour: Mainz - Plettenberg (444 km) Juni 2014

Vorherige Tour: Malaga - Casablanca (1296 km) Nov./Dez. 2013


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Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
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