Tour 103: Malé - Dschidda (808 km) 2020
Saudi-Arabien 2020
Chris Tour 109: Istanbul - Bodrum (1263 km) 2021
Türkei 2021
on the Tour 114: Mongolei: Ulaanbaatar - Charchorin (582 km) 2022
Mongolei 2022
Bike Tour 117: Buenos Aires - Tacna (4005 km) 2023
Anden 2023

Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

VG WORTTour 97: Kigali - Nairobi (1136 km)


Giraffe am Straßenrand; beim des Longonot Nationalpark
Giraffe sieht Faltrad am Rande des Longonot Nationalparks

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Kigali - Kampala - Nairobi (3.-25.2.2019)
Als Giraffen und Zebras das Faltrad entdeckten

Ausrüstung: Bike & More
Ausrüstung:
Bike & More
Ruanda, Uganda und Kenia verbindet zum Beispiel das gemeinsame Ostafrika-Visum. Das man sogar bei der Einreise direkt am Flughafen bekommt. So kann ich mich kurzfristig für diese drei Länder entscheiden und eine Tour um das Nordende des Viktoriasees. Zur Trockenzeit, der wärmsten aber trockensten Zeit vor Ort. Meine erste Tour am Äquator: Start und Ziel liegen südlich, die Mitte nördlich vom Äquator. Rad der Wahl ist nach der Premiere vor wenigen Monaten in der Karibik wieder das Brompton-Faltrad. Diesmal also kein Inselhopping mit mehr oder weniger langen Inselrunden, sondern eine komplette Tour über mehr als tausend Kilometer. Damit verbunden: wenig Gepäck. Praktisch kein Werkzeug. Es wird eine grüne, sonnige Tour. Mit erstaunlich vielen wilden Tieren an der Seite.
'Du Arschloch, sag noch einmal Weißer zu mir, dann erschieß ich dich auf der Stelle', antwortete ich. Ich hatte wirklich die Nase voll von diesem mzungu-Scheiß.
(Mukoma wa Ngugi:
Nairobi Heat, S. 51)

Der Tour bei YouTube


Die besten Videos und Fotos der Tour zu Musik in 17 Minuten.
(Evtl. nur) hier direkt bei YouTube zu sehen.


Brompton-Karton am Flughafen Düsseldorf Turkish kassiert fürs Faltrad
Sonntag, 3. Februar 2019: Flug Düsseldorf - Istanbul - Kigali

Eine Tour, die mal ausnahmsweise im Essener Elternhaus beginnt. Und somit über den Düsseldorfer Flughafen führt. Turkish Airlines hat mal wieder das Rennen gemacht. Bester Preis. Und erfahrungsgemäß unkomplizierte Fahrradbeförderung. Erstmals mit dem Faltrad. Das sollte besonders unkompliziert sein. Denke ich.
Das Brompton-Rad bringt im flugoptimierten Lieferkarton 17 Kilo auf die Check-In-Waage. Alles andere steckt im kleinen Handgepäck-Rucksack. Das Freigepäck beträgt sogar 40 Kilogramm. Trotzdem soll ich plötzlich den normalen Sperrgepäck-Fahrradtarif zahlen. Auf der Homepage von Turkish hatte ich gesehen, dass das nach Afrika 50 € kostet. Mit ein Grund, mich für das Faltrad zu entscheiden. Am Schalter wollen sie nun 90 Euro. Ich verweise auf Iberia und andere Fluglinien, die nichts kassieren und auf das Konzept von Brompton, das mit seinen Koffermaßen gerade auf solche Flugtransporte abzielt. Die Armada der perfekt Deutsch und Türkisch sprechenden Schalterfrauen argumentiert mit Fahrrad sei Fahrrad. Die seien auch besonders versichert. Ich zahle widerwillig. So wäre manch anderer Flug günstiger gewesen.
Im Nachgang checke ich nochmal meine 50-Euro-Recherche: dazu addieren sich 30 Euro für die Strecke bis Istanbul. Macht 80 Euro. Immerhin zehn Euro bekomme ich nun doch erstattet. Mein Protest über Twitter bringt mit nur einen Gutschein für einen Fahrradtransport auf bestimmten Strecken, die ich wohl kaum in diesem Jahr noch in Angriff nehmen kann. Also nichts.


Brompton mit Karton in der S-Bahn am Düsseldorfer Flughafen
Mit Karton in der S-Bahn

Sonne über dem Düsseldorfer Flughafen
An den Gates auf dem Düsseldorfer Flughafen


Kigali Airport: leere Transportbänder Es ist zwei Uhr morgens, als der kleinere Teil der Passagiere das Flugzeug verlässt. Der Rest fliegt weiter nach Entebbe/Uganda. Wir spazieren über das Rollfeld zum kleinen Terminal. Ein großer Vogel von Rwanda Air steht herum. Eine ruhige, klare, warme Nacht südlich vom Äquator.
Auch die Einreise ist relaxed. Das East Africa Visum für die drei Länder meiner Tour würde ich auch hier für 90 Euro bekommen. Blöder Weise bin ich auf die Website travelsrwanda.com reingefallen und habe so 150 Euro bezahlt. Auch weil sich wohl aus Haftungsgründen das Auswärtige Amt und wohl aus Einkünftengründen die ruandische Botschaft in Berlin nicht ganz eindeutig dazu äußern.
Relaxed stehe ich zunächst auch am Gepäckband. Die Zahl der Gepäckstücke, die einlaufen, ist so überschaubar wie die Zahl der wartenden Passagiere. Ein letzter Nachzügler und ich stehe mit meinem Bordkarten-Gepäckbeleg einsam in der Tropennacht. Ein Gelbwestler fühlt sich zuständig. Ich zeige ihm das Foto von dem Karton. Er eilt hinaus aufs Rollfeld, wo die Maschine wohl noch steht. Kehrt mit leeren Händen zurück.
Beim Lost Luggage sehe ich hinter einer Klapptür Berge von Gepäck, die hier gestrandet sind. Mein Rad ist nicht im Flieger, sondern noch in Istanbul, wie sich schnell beim Tracking zeigt. Drei Stunden Aufenthalt in Istanbul gaben mir reichlich Zeit, schon mal den ersten Blog zu schreiben. Waren aber offenbar für Turkish nicht genug Zeit, meinen Fahrradkarton umzuladen. In 24 Stunden soll er nun kommen.
Gut, dass mein Guest House nur 700 Meter entfernt ist. Auch rund um den Flughafen lässt die Ruhe und Gelassenheit nicht ahnen, dass ich in einer afrikanischen Millionenmetropole gelandet bin. An Singapur, das sich Kigali zum Vorbild für seine Entwicklung genommen hat, erinnert zum Glück nichts. Vorbei an eingeschossigen Geschäften finde ich zum Guest House, das extrem sauber wirkt. Eine Art Wächter weckt den Typen von der Rezeption. Es ist inzwischen drei Uhr morgens.


Kigali Aiport by night
Flughafen Kigali bei Nacht


Breakfast at Keva Guest House, Kigali Stadtrundfahrt mit dem chinesischen Rad von Alphonse
Montag, 4. Februar 2019: Kigali (26 km)

Frische Früchte, Omelette: das Frühstück ist ein guter Starter (Foto links). Erst kurz vor Mittag schleppe ich mich raus aus dem Guest House Richtung Flughafen. Geldautomat. Transport in die zwölf Kilometer entfernte City. So die Idee. Da entdecke ich auf der dirt road vor unserem Hotel das ein oder andere Fahrrad. Ich versuche mit den Besitzern ins Gespräch zu kommen. Ab jetzt bin ich nur noch „Mzungu“ - das Bantuwort für "weißer Mann". Die meisten sprechen nur Kinyarwanda, die Sprache, die fast alle Ruander vereint.
Auch Alphonse (Foto unten). Aber er wirkt flexibel. Und, obwohl er das gleiche chinesische Phönix-Modell hat, was alle haben, ist sein Sattel ein Stück höher. Probefahrt o.k. Gut, von der linken Pedale gibt es nur noch die Kurbel (Fotos unten). Es eiert. Die Bremsen sind schwach ausgeprägt. Aber ich kann drauf fahren. Sogar mit Alphonse hinten auf dem Gepäckträger dazu. Zumindest bis zum Hotel. Wo die Rezeptionistin, die zu mir zuckersüß, zu allen Angestellten eher drachenartig agiert, unseren Handel besiegelt. Wofür sie am Ende zehn Prozent der vereinbarten (umgerechnet) fünf Euro beansprucht. Wahrscheinlich will auch noch der Junge, der uns sein Schloss leiht, seinen Anteil.


Bike, old white man, young black man
Mit Alphonse und seinem Rad

Kigali: bike and ladies
Mein Rad und Passantinnen

Phoenix bike without pedal
Phoenix-Rad ohne Pedal


Kigali Straßenszene Ich rolle über die Hügel der Stadt Richtung Zentrum. Die Hauptstadtfahrer halten wenig Abstand. Je näher ich der City komme, desto mehr verdünnisieren sich die Radler. Dafür gibt es mehr Motorradfahrer in roten Westen mit zwei Helmen: für die Fahrgäste der „Taxi Moto“, die sie auch tatsächlich aufsetzen. Autotaxis sehe ich nicht.
Ich steuere La Galette an. Eine im weitesten Sinne „deutsche“ Kombination aus Bäcker, Supermarkt und Restaurant. Es gibt noch Weihnachtsstollen für vier Euro und jede Menge Teilchen. Nach Maxi-Avocadosalat und Champignonsuppe drehe ich eine Runde zu Fuß zu den nahe gelegenen historischen Sehenswürdigkeiten. Deutsche haben die Stadt gegründet als Hauptstadt dieses Teils von Deutsch-Ostafrika. Das ehemalige Haus von Gründer Richard Kandt ist heute Museum. Das deutsche Fort ist von den folgenden belgischen Kolonialherren 1930 zu einem Gefängnis überbaut worden.
Oben auf diesem Hügel erinnert ein Denkmal an zehn belgische UNO-Soldaten, die als Leibwache der Premierministerin im Völkermord von 1994 umkamen. Ganz in der Nähe ist das rheinland-pfälzische Koordinierungsbüro für die Länderpartnerschaft mit Ruanda. Ich informiere mich über Hilfsprojekte, die an meiner geplanten Strecke liegen. Zuletzt kaufe ich Teilchen. Und entdecke, dass an der Supermarktkasse nichts mehr in Plastiktüten verpackt wird. Ruanda ist Kenia mit seinem Plastiktütenverbot gefolgt. Die angedrohte entsprechende Kontrolle am Flughafen blieb bei mir zum Glück aus. Im Supermarkt liegen Papiertüten in verschiedenen Größen aus.
Zurück radle ich mehr im Tal. Sehe wieder Radler, die alles Mögliche auf ihren Rädern transportieren. Halbe Holzdächer (Foto unten). Und rumple zuletzt über die Piste zum Hotel. Die sechzehnjährige Lydia dokumentiert‘s. Sie will Ärztin oder Pilotin werden. Danach ist Alphonse überglücklich, sein Fahrrad „heil“ wieder übernehmen zu können.


Holztransport auf dem Rad in Kigali
Holztransport in Kigali


Kigali: Faltrad-Reparatur in Hinterhof-Werkstatt Genozid, Schöpfdusche und Worship-Team
Dienstag, 5. Februar 2019: Kigali - Byumba - Kibali (77 km)

Die nagelneue Einweg-Wasserflasche hat dem Luftdruck im Frachtraum nicht standhalten können. Ein bisschen Wasser ist ausgelaufen. Hat den Karton an einer Ecke aufgeweicht. Genau dort, wo kleine Rollen sind am Gepäckträger. Die waren vorher schon in Schräglage. Jetzt steht vor allem die linke Seite so schräg, dass das Fahrrad auf dem umgeklappten Gepäckträger nicht mehr steht. Das ist der einzige Ständer am Brompton. Egal: das Rad ist über Nacht eingetroffen. Und schon nach wenigen Metern finde ich eine Hinterhof-Motorradwerkstatt, die das besser hinbiegt, als es vorher war (Foto links).
Zunächst fahre ich auf der selben Strecke wie gestern. Mit dem Faltrad geht‘s schneller. Auch wenn das Gepäck am Lenker deutlich schwerer ist, als zuletzt in der Karibik. Ich mache einen Abstecher zum Genozid-Denkmal. Das sind vor allem große Grabplatten, unter denen 250.000 Leichen liegen. Das Museum würdigt auch das deutsche Vorbild für Völkermord. Mir fehlt die innere Ruhe, Filme und Ausstellung zu den Auseinandersetzungen zwischen Hutu und Tutsi in den neunziger Jahren richtig zu betrachten. Denn die erste Etappe ist die mit den meisten Höhenmetern. Über tausend. So dass ich am Ende auf 2.200 m übernachten will.


Ruanda: Frau trägt Früchtekorb auf Kopf
Früchtekorb

Radler mit Matoke/Kochbananen-Stauden
Matoke/Kochbananen-Stauden on the bike

Ruanda: Engländer und Nachhut
Engländer und Nachhut

Fahrradständer in Ruanda: Stock stützt Ladung
Fahrradständer


Rukomo/Ruanda: schwarze Männer und weißer Mann mit Faltrad Ruanda gilt als das Land der tausend Hügel. Aber hinter dem Ortsausgang von Kigali geht es für mich heute kontinuierlich bergauf. Mit der stärkeren Steigung in der zweiten Etappenhälfte. Am Stadtrand sehe ich jede Menge Fahrradtaxis. Ein Taxifahrer begleitet mich eine Weile und mahnt mich, möglichst weit rechts zu fahren. Immer wieder schließen sich mir Radler an, die aber kaum Englisch können. Lastenradler bewegen Bananenstauden, Kohlesäcke, Milchkannen und lebende Ziegen auf der Landstraße. Der ein oder andere hängt sich bei 60 Stundenkilometer an einen Lastwagen. Wahnsinn.
Dann überholt mich wortlos eine weiße Straßenradlerin mit ganz wenig Gepäck. Etwas später folgt der dazugehörige Mann mit etwas mehr Gepäck, dafür auf einem ziemlich abgewrackten Rennrad (Foto oben). Ein Brite. Niemand kann Brompton so feierlich aussprechen wie ein Engländer. Die beiden machen eine Rundtour durch Ruanda. Haben heute aber das gleiche Ziel wie ich: Byumba. So überholen wir uns pausenbedingt noch zwei weitere Male. Landen aber leider nicht im selben Quartier.
Beim Abzweig von der Hauptstraße in Rukomo bin ich umringt von Faltrad-Interessenten (Foto rechts). Danach geht es auf der Nebenstrecke wider Erwarten auf Asphalt weiter. Ich habe gebucht im Gästehaus der Anglikanischen Diözese. Das finde ich direkt hinter der Kathedrale. Sogar mit Werkzeug zum Festziehen der Sattelstange, die immer ein bisschen sinkt. Strom und Wasser fließen zunächst nicht. Aber nach der Schöpfdusche gerate ich vor dem Haus in die heimstrebenden Schülerinnen und Schüler (Foto unten). Für die der Mzungu eine große Attraktion ist. Einige wollen einfach mal weiße Haut berühren. Vielleicht bemerken sie, dass sie in diesem Fall einfach nur älter ist als ihre.
Zurück in der Kathedrale probt das Worship-Team afrikanische Lieder. Eugene und Shalom erzählen mir ein bisschen über die Kirche. Bevor ich draußen noch den anglikanischen Bischof treffe. Dessen Bistum jedes Jahr um mehr als ein Prozent wächst. Das hohe Bevölkerungswachstum macht’s möglich. Und das Straßenbild so jung.


Kibali bei Byumba: Schulkinder grüßen weißen Mann
Happiness am Nachmittag

Faltrad beim Abstieg ins Kabingwe-Tal, Ruanda
Abstieg ins Kabingwe-Tal


Blick beim Abstieg ins Kabingwe-Tal Seitenwechsel in Ostafrika
Mittwoch, 6. Februar 2019: Kibali - Katuna/Gatuna (Grenze Ruanda/Uganda) - Kabale (53 km)

Eugene und den Bischof sehe ich wieder beim morgendlichen Bibelstudium um kurz nach sieben in der Kathedrale. Das erste Kapitel des Samuelbuches steht auf dem Plan. Eine Bibel in Englisch wird für mich herangeschafft (kommen die Samuelbücher im Alten Testament vor oder nach den Königsbüchern?). Eugene übersetzt die Interpretationen der Teilnehmer. Ich, als der zwölfte im Bunde, werde zuguterletzt auch aufgefordert, meine Gedanken zu Hannahs mühsamem Weg zur Geburt von Samuel zu teilen.
Meine letzten ruandischen Francs reichen nicht ganz für die Gästehausrechnung. Die Restzahlung in Dollar erhöht das bürokratische Procedere erheblich. Die junge Rezeptionistin mit Weihnachts-T-Shirt von 2015 schickt mich danach noch zu einer Schule, zu der ich gar nicht will. Ein Lehrer erklärt mir, dass die rheinland-pfälzisch unterstützte Grundschule, die ich suche, auf einem anderen Hügel liegt. Das überfordert meine Kräfte. Die beim Abstieg ins Kabingwe-Tal stärker beansprucht werden, als erwartet. Die Asphaltstraße endet bald. Ein schmaler Pfad führt über felsige Klippen steil bergab (Foto links). Wodurch das Brompton-Hinterrad ungewollt ständig nach vorne klappt. Davon abgesehen ist es ein traumhafter Blick in das ländliche Ruanda zwischen Mais, Bananenstauden und vielen kleinen Kindern.
Unten im Tal (Foto unten) ist die dirt road sehr passabel. Auch wenn sie ein bisschen in die Unterarme geht. Und schlängelt sich zur Hauptstraße. Jetzt fliegen die letzten Kilometer zur Grenze dahin.
In den wenigen Tagen in Ruanda bin ich zum ersten Mal in meinem Leben gefragt worden: "Are you retired?" Das ist so ähnlich, wie wenn man zum ersten Mal an der Uni von Kommilitonen gesiezt wird. Ein deutliches Zeichen, dass der nächste Lebensabschnitt ansteht. Und hier ein Zeichen für das jugendliche Durchschnittsalter von Ruanda. Wer mich das gefragt hat, habe ich schon verdrängt.


Kabingwe-Fluss und Tee-Plantagen
Kabingwe-Fluss und Tee-Plantagen

Uganda: KM bis Kabale, Kisoro, Mbarara
Uganda: noch 20 Kilometer bis Kabale

Uganda: Rind
Rind am Straßenrand


Arophat kurz vor Kabale Ruandische und ugandische Immigration kann man jeweils leicht übersehen. Im Zweifelsfall schickt einen der Soldat an der Schranke wieder zurück. Mein Ostafrika-Visum gilt auf beiden Seiten der Grenze. Aber Aus- und Einreisestempel müssen trotzdem sein.
Verzweifelt wollen mich ein paar junge Männer dazu bringen, auf die andere Straßenseite zu fahren. Bis die Übermacht der entgegen kommenden Autos mich überzeugt: ok, Linksverkehr in Uganda. Müsste ich ab nun die Kinder mit Links abklatschen. Aber Kinder sind in Uganda zunächst rarer gesät als in Ruanda und sehr viel desinteressierter.
Mit Arophat (sprich: Arafat) dagegen kann ich mich gut unterhalten (Foto rechts). Das Waisenkind mit westlichem Sponsor wartet auf den Studienbeginn in Kampala. Sorgen macht mir sein Mountainbike: Vorder- und Hinterradbremse sind nicht mehr existent. Es geht relativ flach im Tal bis Kabale. Arophat führt mich bis zum Hotel, das mal wieder von Google Maps und Booking.com falsch auf den Karten dargestellt wird. An der Rezeption weiß man nichts von meiner Buchung durch das Online-Portal. Deshalb hatte ich vorab eine Mail bekommen, ich solle auf keinen Fall irgendetwas bezahlen im Hotel. Das sei schon mit der Kreditkarte abgedeckt. Einige Telefonate weiter und die Rezeptionistin schließt sich dieser Darstellung an. Ich komme ins bisher schönste meiner Zimmer, die alle so um zwanzig Dollar gekostet haben. Auch hier mit Frühstück.
Obwohl ich die Uhr eine Stunde vorstellen musste, ist nach der relativ kurzen Etappe bis zum Sonnenuntergang immer noch reichlich Zeit für einen Spaziergang durch Kabale. Der Eurokurs ist im Vergleich zum Dollar sehr schlecht. Und hundert Euro bei Western Union zu tauschen ein kleiner Staatsakt. Mit Glück bekomme ich trotzdem noch um fünf nach fünf ein paar Briefmarken bei der dann schließenden kleinen Post. Übrigens kann man hier auch für ein paar tausend Dollar eine Safari zu den letzten Menschengorillas buchen.
Auf dem Rückweg stürzt plötzlich ein tropischer Regen vom Himmel. Ich rette mich grad noch in ein winziges Klassenzimmer mit Lufttüren und -fenstern (Foto unten).


Klassenzimmer in Kabale, Uganda
Mein Schutz vor Regen: Klassenzimmer in Kabale


Uganda: Sonnenaufgang im Nebel bei Kabale Der weiße Mann und die Afro-Norm
Donnerstag, 7. Februar 2019: Kabale - Ntungamo (80 km)

Auch in der Nacht regnet es immer wieder kräftig. Am Morgen hängt alles voller Nebel (Foto links). Angenehme Luft beim längsten Anstieg des Tages ein paar Kilometer out of Kabale. Es sei denn, einer der Lastwagen kommt gerade vorbei und bläst jede Menge Feinstaub und Grobstaub zur Seite. Jegliche Euro-Norm und Afro-Norm scheint hier ignoriert zu werden.
Bis zur Passhöhe über 2000 Metern hat sich die Sonne durch den Nebel gekämpft. Nur kurz leuchten die Hausdächer in den Tälern (Foto unten). Dann verzieht sie sich wieder, was gut ist für meine begrenzten Wasservorräte.


Häuser an der Landstraße bei Kabale, Uganda
An der Landstraße


Statue vor dem Great Lakes Museum, Uganda Auf der dritten und letzten Passhöhe des Tages überrascht mich das "Great Lakes Museum" und ein dazugehöriges Resort. Während ich das Museum durchquere, in dem es um allesmögliche geht - nur nicht um die großen Seen, kann ich bereits die Bestellung für ein vegetable curry aufgeben. Und frischen Ananassaft. Mal eine richtige Mahlzeit. Vor einem Monument, das an die Geschichte Afrikas erinnert (Foto rechts).
Zuletzt akkumulieren ein paar Hügelchen noch den ein oder anderen Höhenmeter. Die hiesigen Ugander sind zurückhaltender als die Ruander. Auch wenn mir der Mzungu-Ruf meist vorauseilt. Und „how are you?“ hinterhergerufen wird. Auch beliebt: „Money, money.“
Das beste Hotel am Platze von Ntungamo ist das Trek Savannah. Eine schöne Anlage mit Zimmern in Rundform (Fotos unten). Und schlechtem Wlan.
Dank der kurzen Etappen, bleibt auch heute Zeit für einen ausführlichen Spaziergang durch die kleine Stadt. In der zentral gelegenen Moschee bin ich allein. Und öffne die Stundengebets-App. Es gibt sehr viele kleine und kleinste Hotels und Lodges. Ein kleiner Junge will zur Begeisterung der Familie direkt von mir auf den Arm genommen werden. Eine Riesen-Avocado, die ich für etwa zehn Cent erstehe, wird mein Abendessen. Kurz vor dem Hotel passt mich ein junger Mann ab. Er sei Fußballer bei einem Verein in der Western Region Liga. Er brauche einen Sponsor, um richtig durchstarten zu können. Ich gebe ihm mal meine Visitenkarte. Und höre nichts mehr von ihm.


Trek Savannah Hotel Ntungamo: Rooms
Trek Savannah Hotel in Ntungamo...

Trek Savannah Hotel Ntungamo: Bed

Trek Savannah Hotel Ntungamo: Rooms

Trek Savannah Hotel Ntungamo: Flower: Hummerschere (Heliconia rostrata) - auch: Falsche Paradiesvogelblumen
Hummerschere (Heliconia rostrata)
- auch: Falsche Paradiesvogelblume
(in Lateinamerika beheimatet)

Trek Savannah Hotel Ntungamo: Entrance


Ntungamo: Copy Shop with Internet Café Glaubenshappening im Gange
Freitag, 8. Februar 2019: Ntungamo

Mein linkes Knie verlangt nach einer Pause. Wo könnte ich die besser verbringen, als in dieser schönen Hotelanlage? Das Wlan ist noch schlechter als gestern. Booking.com ist übrigens die einzige App, die auch bei winzigem Empfang noch funktioniert. Bei etwas besserem Signal funktioniert dann die kicker-App. Heute nicht mehr. In einem kleinen Internet-Café, kombiniert mit Schreibwaren und Copyshop, kann ich eine halbe Stunde ordentliches Wlan ergattern (Foto links).
In der riesigen katholischen Kirche scheint ein Glaubenshappening im Gange. Singen, Klatschen, Jubeln. Vor der Kirche bieten zwei Frauen auf dem Boden sitzend Rosenkränze und ähnliches an, die sie auf einer Decke ausgebreitet haben.
In dem kleinen Shop, in dem ich gestern meine Ziel-Limo getrunken habe, ist heute der Chef da. Er entpuppt sich als anglikanischer Pfarrer. Seine ebenfalls riesige Kirchenanlage ist auf einem Hügel zu sehen. Er möchte Kontakt zu einer anglikanischen Gemeinde in Deutschland. Zufällig war ich vor zehn Tagen in der von Berlin. Heute probiere ich eine Ingwer-Limo. Ausgezeichnet.


Ntungamo: Jaka Jex Shopping Mall
Ntungamo: Jaka Jex Shopping Mall


Hügel bei Ntungamo Einbein-Radeln
Samstag, 9. Februar 2019: Ntungamo - Mbarara (65 km)

Die ein bis zwei Moskitos, die es auch in dieser Nacht in mein Zimmer schaffen, scheitern am lückenlosen Moskitonetz. Zusätzlich nehme ich Malaria-Prophylaxe ein.
Auch in dieser Nacht ist im Hotel außer mir nur ein Paar zu Gast. Wovon leben die?
Heute wieder eine kurze, einfache, schöne Etappe (Fotos links und unten). Nicht nur meinem linken Knie reicht das völlig. Ab und zu versuche ich, nur mit dem rechten Bein zu fahren und das linke auf der Mittelstange zu lassen.


Uganda: Obst und Früchte am Straßenrand
Obst und Früchte am Straßenrand


Uganda: Dorfjugend betrachtet Brompton-Faltrad Nur bei einer Pause, bei der ich durch die Morgenhitze schon ein bisschen angegriffen bin, nerven die etwas zu intensiven Beschäftigungen der Dorfjugend mit meinem Faltrad (Foto rechts).
So erreiche ich mein Ziel, Mbarara, wieder am frühen Nachmittag. Mit 80.000 Einwohnern ist sie meine bisher größte Stadt in Uganda. Erst kurz vor dem Stadtrand nimmt der Verkehr etwas zu.


Ankole-Rind
Ankole-Rind


Mbarara: roman catholic sunday morning service at 7 am Ein wilder Tag
Sonntag, 10. Februar 2019: Mbarara - Lake Mburo National Park (27 km Taxi) - Lyantonde (74 km)

Als ich um Punkt sieben Uhr zur Frühmesse erscheine, sind mir schon rund 700 Ugander zuvorgekommen. Mit Glück bekomme ich noch einen schmalen Sitzplatz im Ausbaubereich (Foto links). Die, die ich im Sonntagsstaat auf den letzten Metern überholt habe, müssen zum Teil draußen Platz nehmen. Für den Preis einer dicken, fetten Avocado habe ich noch eine Kopie mit den Lesungstexten auf Englisch und Afrikanisch ergattert. Immer wieder bitten mich meine Nachbarn reinschauen zu können. Wollen die Bibeltexte wirklich verstehen. Nur der Beginn der Predigt und das Vater unser sind in Englisch. Am bewegendsten sind die afrikanischen Gesänge. Ab und zu gibt es Applaus. Auch für Jesaja. Geschätzter Altersdurchschnitt der Gottesdienstbesucher ist zwanzig Jahre. Als die Messe nach acht zu Ende ist, strömt uns schon die Halb-neun-Schar entgegen.
Die Straße ist so breit wie all die Tage. Unterschied: der Seitenstreifen ist nicht mehr auf einer Ebene mit der Straße und vom Asphalt her sehr viel rauher. Konsequenz: immer, wenn ein Bus- oder Lastwagenfahrer ins Horn bläst, fahre ich runter, um baldmöglichst wieder rauf auf den glatten Asphalt zu kommen. Kostet Kraft. Am Ende des Tages ein Schild: die EU will die Straße erneuern.
Frage des Tages: kann ich den etwas südlich der Strecke liegenden Nationalpark Lake Mburo mitnehmen? Die Recherche war intensiv und schwierig. Ergebnis scheint: auf eigene Faust kann ich wohl nicht durchradeln. Das wäre auch deshalb schön, weil ich dann am Sanga Gate rein und am Nshara Gate rauskönnte. Was den Umweg reduzieren würde. Nicht mal die beste Safari-Agentur von Mbarara konnte mir weiterhelfen. Auch am Abzweig in Sanga sind kaum Infos zu bekommen. So rumpel ich über dreizehn Kilometer Piste zum Sanga Gate. Begleitet vom Kirchgesang aus großen und kleinsten Kapellen.


Lake Mburo National Park: Taxidriver & Chris
Unterwegs im Lake Mburo Nationalpark

Lake Mburo National Park: Antilopes

Lake Mburo National Park: Zebras

Lake Mburo National Park: Bufallo

Lake Mburo National Park: Giraffes


Lake Mburo National Park: Chris on the Bike & Zebras Mittagsmüdigkeit am Sanga Gate. Prinzipiell könnte ich in Begleitung eines Guides durch den Park radeln. Einerseits ist der Guide nicht erreichbar. Andererseits müsste ich ein weiteres Rad beschaffen. Aus einer auf einem nahe gelegenen Berg befindlichen Lodge. Zudem müsste ich am Ende wieder zu diesem Gate zurück. Ich switche auf Auto. Ein Fahrer ist ebenfalls nicht erreichbar. Irgendwann fährt irgendjemand vor. Der würde es machen. Direkttransfer durch den Park für knapp 40 Euro. Zusätzlich zu 40 Dollar Parkeintritt und 4 Euro Auto-Parkeintritt. Ich will aber keinen Direkttransfer, sondern dazu ein paar Tiere sehen. Dafür will der Fahrer 50 statt 40 Euro haben. Ok. Was soll ich tun?
Der Fahrer ist eigentlich Matoke(=Kochbananen)-Bauer. Spricht ganz passabel Englisch. Die ersten Tiere tauchen auf: Topi und andere Antilopen, Wildschweine, Affen am Park-Headquarter. Meine Stimmung steigt. Am Ufer des Mburo-Sees hört man nur von ferne ein Hippo. Dafür sehe ich zwei Biker und eine Family. Die andern Park-Gäste offenbar.
Schon auf dem Weg zur Ausfahrt, zweigt der Fahrer noch einmal ab. Die Strecke wird noch rumpeliger. Grenzwertig für den Kleinwagen. Und da tauchen sie nacheinander auf: jede Menge Zebras, Büffel, ein Hippo (tief im Wasser liegend) und schließlich eine Herde Giraffen. Die sind mir allesamt noch nicht in „freier“ Wildbahn begegnet. Und jetzt sind sie so nah, dass sogar das Smartphone sie einfangen kann (Fotos oben). Ein überwältigendes Erlebnis.
Euphorisch lässt sich die Piste zurück zur Straße leichter bewältigen, wo mir auch außerhalb des Parks Zebras über den Weg hechten (Foto rechts). Ein englisches Paar im SUV, sie (weiß) einst in Uganda aufgewachsen, wechselt ein paar nette Worte mit mir. Ein wilder Tag mit Happyend.


Ankole-Rinder am Rande des Lake Mburo Nationalparks
Ankole-Rinder am Rande des Lake Mburo Nationalparks


Switch to Airtel: 4G-Mobilfunk-Werbung in Uganda Unerwartete Motorräder auf dem Seitenstreifen
Montag, 11. Februar 2019: Lyantonde - Masaka (71 km)

Die grellsten Gebäude sind die mit Werbung. Vor allem mit Mobilfunkwerbung. Ein großes Thema: 4G (Foto links).
Kurze Pause bei der halben Strecke in Lwensinga. Unter den verschiedenen Kiosken wähle ich den, wo mir ein Kleinkind zugerufen hat. Doch als der alte weiße Mann näher kommt, fängt es an zu heulen.
Frank und Moody kommen auf mich zu. Wir lassen den aktuellen Spieltag der Premier League noch einmal Revue passieren. Das ganze Wochenende über kann man über die Kanäle von Super Sport alle europäischen Spitzenspiele live verfolgen. Und in der Woche auch. Dass ich eine Meile von Klopps Immobilie in Mainz wohne, sprengt irgendwie ihre Vorstellungskraft. Spielertrainer Moody will auf jeden Fall mindestens bis zum Alter von 93 Jahren Fußball spielen.


Uganda: Radler mit überhängender Ladung
Ladung mit Überlänge


Uganda: bird Wieder hupt mich jemand von der Straße. Meist ist es überflüssig. Genug Platz zum Überholen. Das aber dann oft sehr knapp ausfällt. Deshalb radle ich auch diesmal stante pede auf den niedrigeren Seitenstreifen. Durch das Monstrum hinter mir höre ich aber nicht die Motorräder, die auf dem Seitenstreifen heranrauschen. Dem ersten kann ich irgendwie noch ausweichen. Hänge aber so in der Leitplanke, dass der zweite Motorradfahrer leicht auf mich auffährt. Nichts passiert. Außer dem Schrecken. Und mal wieder der Erkenntnis, dass die Gefahren meist da lauern, wo man sie nicht vermutet.
Kurz vor dem Ende waschen Jungs mal wieder ihre Motorräder am Straßenrand (Foto unten). Die Strecke ist ein bisschen hügeliger. Und länger als die letzten Etappen. Trotzdem bin ich um 14 Uhr am Ziel. Hauptattraktion des Zielortes Masaka ist laut Reiseführer das Café Frikadelle. Gegründet von einer dänischen NGO. Es bietet nicht nur Wifi, sondern auch frische Säfte und leckere Pancakes und alles mögliche. Perfektes Chillen.


Motorradwäsche bei Masaka
Motorradwäsche bei Masaka


Getrockneter Fisch, Früchte, Obst: Stand am Straßenrand in Uganda Mein erstes Mal: Äquator mit Wlan-Anschluss
Dienstag, 12. Februar 2019: Masaka - Kayabwe/Äquator - Mpanga Forest (95 km)

In der Post treffe ich eine Holländerin, die seit Jahren hier ein Gästehaus führt. Bei dessen Beschreibung in meinem Guide hatte mich nur das Wort „Vorort“ abgeschreckt. Dabei liegt es direkt neben meinem Hotel. Schade. Zwölf Deutsche wären auch noch zu Gast gewesen. Durch das Gespräch mit ihr geht die Frankierung meiner Postkarten etwas unter. Ich hoffe, sie kommen trotzdem an.
Der Verkehr Richtung Hauptstadt Kampala nimmt von Masaka an stark zu. Der Seitenstreifen eher ab. Teilweise ist es nur ein kleiner Sandpfad. Wo die Straße auf das Niveau des Viktoriasees kommt, wird Fisch am Straßenrand angeboten (Foto links). Träge Flüsse mäandern Richtung See (Foto unten)
Nachdem ich letzte Woche erstmals den Äquator im Flugzeug überquert habe, will ich heute erstmals über ihn radeln. Seit Tagen beobachte ich auf meiner Höhenmesser-App, wie der Breitengrad sich immer mehr der Null nähert. Und dann ist er bei null Grad, null Minuten, null Sekunden und springt von Süd nach Nord. Wie in Mainz vor dem Theater der 50. Breitengrad, so ist hier der Verlauf des Äquators in den Boden eingelassen. Und führt direkt in das Äquator-Restaurant. Nach dem obligatorischen Foto im Äquator-Ring (Foto unten), der auf beiden Straßenseiten steht, zieht es mich aber zum Aids-Café, das zugunsten von HIV-Waisen arbeitet. Vor allem aber Wlan hat, durch das ich die Welt sofort von meiner Äquatorüberquerung wissen lassen kann.


Fluss am Viktoriasee
Zufluss zum Viktoriasee

Chris on the Bike at the Equator in Kayabwe/Uganda
Ich hänge am Äquator: Kayabwe/Uganda


Uganda: Lebendiges Schwein auf Motorrad-Gepäckträger nach Umfaller Der Äquator bei Tages-Kilometer 55 ist noch ein bisschen früh für die Übernachtung. Die nächste recherchierte Unterkunft liegt aber erst im Mpanga Forest Ecocamp, 40 km weiter. Am Wegesrand taucht zwar das ein oder andere Guest House auf. Aber denen traue ich nicht so recht.
Als ich zuletzt noch Vorräte für die Übernachtung kaufen will, zieht es mich auf die andere Straßenseite. Das entgegen kommende Auto ist langsamer als angenommen. Dazu immer noch meine Unsicherheit im Linksverkehr, woher nun genau Autos kommen können. Schon stürze ich ziemlich genau auf der Straßenmitte. Begeisterung bei der Dorfjugend. Der Mzungu hat sich auf die Schnauze gelegt. Als ich mich wieder aufgerappelt habe, rammt mich demonstrativ ein Mopedfahrer. Vielleicht alles ein Ventil für Frust aus Jahrhunderten der Unterdrückung.
An der Abfahrt zum Mpanga Forest höre ich ein Schwein quieken. Es ist bei lebendigem Leib auf den Gepäckträger gebunden worden (Foto rechts). Doch das Motorrad ist gestürzt. Ich springe vom Rad, um den beiden Jungs zu helfen, das Motorrad samt Schwein wieder aufzurichten. Was alle dankbar annehmen.
Nach achthundert Metern öffnet sich der Weg zu den Rasenflächen der Ökostation. Ich bekomme ein einfaches Zimmer. Und während die Sanitäranlagen sauber gemacht werden, mache ich einen Acht-Euro-Spaziergang auf dem Butterfly-Trail. Eingehüllt in eines der besten Anti-Insektenmittel, ziehe ich los. Schon nach wenigen Metern sehe ich ungewöhnliche Vögel in den Baumwipfeln (Fotos unten). Im selben Moment gehen neben mir Äste nieder. Ich drehe mich um und entdecke mehrere kleine Affen, die oben von Baum zu Baum springen. Dann tauchen auch noch Schmetterlinge auf. Alles begleitet vom Konzert der Vögel und Insekten. Grandios.


Mpanga Forest Ecotourism
Mpanga Forest Ecocamp

Mpanga Forest: bird
Mpanga Forest: Vogel


Kurz vor Kampala: Handwerk-Angebote am Straßenrand Potthässlich
Mittwoch, 13. Februar 2019: Mpanga Forest - Kamapala - Lugazi (85 km)

Frühstück im Regenwaldgezwitscher. Ich wappne mich für die Hauptstadt Kampala. Vor allem den Verkehr. Lege mir mehrere Streckenvarianten zurecht. Und bin nach Lektüre des Reiseführers überzeugt, wenig zu verpassen, wenn ich dort nicht übernachte. Der Verkehr nimmt weiter zu. Abwechslung geben anfangs noch handgefertigte Instrumente und Stühle (Foto links) sowie ein Radler, der auf seinem Rad überdimensionale Körbe balanciert (Foto unten).
Ich könnte auch einen Schlenker über die Flughafen-Stadt Entebbe machen. Wie ich am nächsten Tag auf der Titelseite der Zeitungen sehe, hätte ich dort möglicherweise die Ankunft der ersten israelischen Touristengruppe erlebt. Dort, wo das Air-France-Flugzeug besichtigt werden kann, das Palästinenser 1976 mit überwiegend Israelis an Bord entführt hatten. Und das israelische Elite-Soldaten gegen ugandische Soldaten von Idi Amin stürmten.
Ansonsten bleibt heute nur 180 Prozent Aufmerksamkeit für alle Fahrzeuge rundherum. Die Straße ist noch schlechter und die Motorräder nutzen links und rechts von mir jede Möglichkeit voranzukommen.
Rund zehn Kilometer vor der Stadtmitte beginnt die Stadt mit der Unterquerung der Umgehungsstraße. Die wäre auch eine Alternative. Aber ein bisschen von der Stadt will ich schon sehen. Immerhin setze ich für zwanzig Kilometer Stadtdurchfahrt den Helm auf, was meine Nackenwirbel wenig begeistert.



Balanceakt: mit mindestens 16 Körben unterwegs Richtung Kampala

Stau in Kampala
Kampala: Stau auch auf dem Seitenstreifen

Skyline von Kampala
Skyline von Kampala


Uganda: Ananas- und Melonen-Verkäufer mit Pick-Up Alle innerstädtischen Straßen sind maximal zweispurig. Wann immer es irgendwo hakt, steht die ganze Straße. Nur die Zweiräder versuchen es dann noch mit den Lücken (Foto oben). Durch etwas ruhigere Nebenstraßen radle ich auf den Hügel der Marien-Kathedrale. Der Blick auf die Stadt soll hier besonders gut sein. Es geht. Immerhin ist Gottesdienst in der riesigen, gut besetzten Bischofskirche. Ghaddafis Moschee von 2007 ist ein weiteres Landmark. Ein paar Hochhäuser bilden eine überschaubare Skyline (Foto oben). Der Clock Tower, vor dessen Umfeld das Auswärtige Amt warnt, ist potthässlich.
Ich starte direkt durch auf der Jinja-Road weiter nach Osten. Kenia ist erstmals ausgeschildert. Beim Nelson-Mandela-Stadion liegt die Stadtmitte schon wieder zehn Kilometer hinter mir. Aber nach Osten hin hat man zwanzig Kilometer lang noch das Gefühl in der Stadt zu stecken. Bevor eine sehr grüne Landschaft übernimmt (Foto unten).
Es ist der heißeste Tag bisher. Praktisch kein Wölkchen am Himmel. Ich steige komplett auf Flüssignahrung um. Vor allem die Ingwerlimo („Stoney Tangawizi“) aus dem Hause Coca-Cola hat‘s mir angetan. Nach einer der vielen Pausen zeigt das Radthermometer 50 Grad an.
Am Ziel sind Fisch und Reis in der kleinen Eckkneipe gut. Später nervt ein Lautsprecherwagen vor dem Hotel. Stundenlang plärrt daraus, wie ich mir sagen lasse, Werbung für Medikamente. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Aber niemanden sonst scheint der Dauerlärm zu stören.


Teeplantagen östlich von Kampala
Teeplantagen östlich von Kampala


Zuckerrohrplantage östlich von Kampala Mit dem Fischerboot über die Riesenquelle
Donnerstag, 14. Februar 2019: Lugazi - Jinja/Nilquelle - Iganga (78 km)

Es ist der zweite heiße Tag in Folge. Und weil das beste Hotel am Platze nicht wirklich auf Frühstück eingestellt ist, ist es beim Start um kurz vor neun schon richtig heiß. Kühler ist es nur dort, wo die Straße mitten durch den Mabira Forest führt. In der dortigen Rainforest Lodge kann man für 200 Euro übernachten. Auch nach dem Regenwald bleibt es schön mit Zuckerrohrfeldern (Foto links).
Schließlich führt die Straße ins Niltal. Obwohl ich schon fast an der "Nilquelle" bin, dem Austritt aus dem Viktoriasee, ist der Fluss hier schon so breit, dass eine lange, alte und eine gewaltige Stahlseilbrücke die Autos hinüberführen.
Ich habe was von einer Fähre gelesen direkt an der „Quelle“. Dafür nehme ich nun drei Kilometer Rumpelpiste in Kauf. Die sich lohnen. Hinter dem Eingangstor des "Source of the Nile Resort" öffnet sich ein paradiesischer Park. Von oben blickt man auf die dahinfließenden Wassermassen, Boote, Hütten auf der andern Seite (Fotos unten). Im überdachten Restaurant bin ich der einzige Gast. Und genieße Ingwer-Limo und indisches Curry vor grandioser Kulisse.


Jinja: Chris on the bike in the fisherman's boat
Vor der Fahrt über den Nil

River Nile: Brompton Folding bike in a fisherman's boat
Faltrad in Fischerboot

Source of the Nile Resort: View with cyclist
Source of the Nile Resort: Blick auf der "Quellgebiet" des Nils


Uganda: Dairy Top Yoghurt: Sachets with Vanilla, Strawberry, Chocolate, Mango Die Vermittlung einer Fähre scheint mir zu teuer. Schiebe ich mein Rad die steile Piste runter zu den Fischern am Ufer. Collins springt sofort auf. Wir einigen uns auf fünf Euro. Dafür muss er aber erstmal das Wasser aus dem typischen, langgestreckten Nilschifferboot schippen. Von einer ähnlichen Überfahrt vor rund zehn Jahren im Sudan, bei der wir samt Rad beinahe gekentert wären, weiß ich, wie wichtig langsame Bewegungen und das Gleichgewicht im Boot sind. Das Faltrad ist da um einiges einfacher, als mein damaliges Staiger-Tourenrad, das ich wegen Rahmenbruchs und Dauerplatten zwei, drei Tage später endgültig aufgeben musste.
Ein zweiter junger Fischer steigt zu und die beiden haben Mühe, das Boot gegen die starke Strömung auf Kurs zu halten. Ich genieße die Fahrt auf Nilwasserniveau. Beim Aussteigen gelingen dem Co-Piloten sogar ein paar Video-Schnipsel von dem Transport an Land.
Ich bin nun in Jinja, das mit seinen waldigen Wegen und vielen Unterkünften einen Kurort-Eindruck macht. Aber das war erst die erste Hälfte der Tagesetappe. Es ist noch heißer. Spätestens nach einer Stunde brauche ich kühle Flüssigkeit. Am liebsten die Joghurts von Dairy Top aus Mbarara mit Vanille-, Erdbeer-, Schoko- oder Mangogeschmack (Foto rechts). Was ich in vielen Ländern einfach nicht bekommen konnte und hier enorm zu meiner Nahrungsbalance beiträgt.
In Iganga bin ich von der Hitze so ausgelaugt, dass ich 700 Meter vor meinem Zielhotel (was, wie sich später herausstellt, wesentlich besser gewesen wäre) einfach Quartier in einem anderen Hotel mache. Auch nicht schlecht. Die Suche nach Wlan führt mich nach schönem Sonnenuntergang (Foto unten) in das sehr gute Sol View Restaurant. Wlan funktioniert. Nur nicht bei Instagram, Facebook, Whatsapp und Twitter. Wie sich herausstellt, gilt dafür in Uganda eine „Social-Media-Steuer“ für sogenannte OTT-Services: "Over The Top". Der 75 Jahre alte Präsident Museveni will damit angeblich den "gossip" einschränken. Merkwürdigerweise habe ich davon nur an den ersten neun Tagen in Uganda nichts mitbekommen. Mit VPN wird sie entweder umgangen oder der Wlan-Betreiber hat eine Lizenz gekauft. Der kleine Dienst "wire", über den ich mit Miri korrespondiere, ist beim Blocken offenbar vergessen worden. Ich weiß also immer noch wenig von Uganda. Aber ich weiß, dass ich mich hier ausgesprochen wohl gefühlt habe. Und absolut sicher. Sieht man mal vom Verkehr in den letzten Tagen ab. Heute gab es erstmals unbeabsichtigte Berührungen mit Motorradfahrern.


Sunset in Iganga, Uganda
Sonnenuntergang in Iganga


Prossy, waitress in Busia, Uganda Zwei Seiten einer One-Stop-Border
Freitag, 15. Februar 2019: Iganga - Busia (Grenze Uganda/Kenia - Bumala (101 km)

Drei Tage lang war die Fahrt auf der Straße sehr unangenehm. Heute ist der Verkehr viel weniger, der Seitenstreifen viel besser. Wie meist, wenn es auf eine Grenze zugeht. Achtzig Kilometer sind es noch bis Kenia. Die Strecke ist relativ flach und die Sonne nicht so heiß. All das macht den Abschied von Uganda noch schwerer. Es war sehr angenehm, hier unterwegs zu sein. Die Menschen, die Landschaft, die Infrastruktur, die Unterkünfte, das Lebensmittelangebot.
Zwanzig Kilometer vor der Grenze biege ich, beobachtet von einem ausgewachsenen Affen am Straßenrand, zu dem kleineren Grenzübergang Busia ab. Der Schwerlastverkehr bleibt auf der Hauptstraße zum Grenzübergang Malaba.
Ein letztes Mittagessen im Grenzort Busia. Reis mit Bohnen. Prossy (Foto links) bedient mich. Gerade mit der Secondary School fertig und achtzehn Jahre alt. Jetzt jobbt sie von sieben bis 23 Uhr in dem einfachen Restaurant. Keine Ahnung, was sie mit dem Rest des Lebens anfangen soll. Im zwei Kilometer entfernten Kenia war sie noch nie. Obwohl sie jederzeit reinkäm.


Uganda/Kenya: One stop border in Busia
Uganda/Kenya: One stop border in Busia


Landstraße im Westen Kenias bei Busia Die Grenze (Foto oben) verspricht, eine One-Stop-Border zu sein. Einträchtig sitzen ugandische und kenianische Grenzbeamte nebeneinander. Beide wollen aber ein Foto machen und die Fingerabdrücke von beiden Händen komplett. Nach den im Kenia verbotenen Plastiktüten wird nicht gefragt oder gesucht. Ich bekomme den Zoll überhaupt nicht zu sehen. Ein älteres deutsches Paar ist etwas hinter mir. Später überholen sie mich, aus ihrem Safari-Fahrzeug mit Karlsruher Kennzeichen winkend.
Das kleine Hinterzimmer-Wechselstübchen im Trubel hinterm Schlagbaum ist nicht besetzt. Der Nachbar bringt mich zum besetzten Wechselstübchen. Will dafür am Ende einen Softdrink, auch hier offenbar „Soda“ genannt. Welcome to Kenya!
Der Asphalt auf der Straße ist gröber als der in Uganda auf dem Seitenstreifen. Einen Seitenstreifen gibt es nicht. Nur Spuren im Sand und Dreck etwas abseits der Straße (Foto rechts). Der Verkehr ist zum Glück überschaubar. Ich fahre noch bis zum einzigen Hotel, das ich auf der Strecke bis Kisumu entdeckt habe. In Bumala ragt ein einziges, mehrstöckiges Gebäude über alle Flachbauten, Marktstände und Hütten hinaus: das „Western Ambience Hotel“. Gut, das Kopfkissen ist nicht bezogen.
Der Spaziergang durch den Ort, der mehr eine große Kreuzung ist, ist ernüchternd. Kinder, Hühner und Schweine staksen durch den Müll. Es gibt viele, winzige Hotels, die schon von außen abschreckend genug aussehen. Im Supermarkt wird mit Argusaugen nach Ladendieben Ausschau gehalten. Grüne Henkeltaschen als Plastiktüten-Ersatz sollen biodegreable sein, auch wenn sie nicht so aussehen. Und „Vincent“ verfolgt mich ungebeten bis zum Hoteleingang. Wäre in Uganda nicht passiert.


Landstraße Kisumu-Busia bei Yala with Bamboo on the bike
Bamboo on the Bike


Yala Falls, Kenya Das Wasser, der Äquator und die Drehung
Samstag, 16. Februar 2019: Bumala - Maseno/Äquator - Kisumu (94 km)

Auf halber Strecke liegen heute Wasserfälle: Yala Falls (Foto links). Einen guten Kilometer abseits der Straße. Unbeschildert. Ich frage mich durch. Zuletzt springt Isaiah auf und begleitet mich die letzten paar hundert Meter. Man kann von unten oder von oben ran. Oben ist einfacher. Nehmen wir das.
Das Rad kann ich anketten, den Rucksack auf den Rücken nehmen. Über die Mitte spannt sich ein Betongerüst. Fortgesetzt durch ein Brettergerüst (Foto unten). Eigentlich für die Leute auf beiden Seiten des Yala-Flusses. Aber warum mussten wir dann durch eine Lücke im Zaun klettern?


Bridge at Yala Falls, Kenya
Holzbrücke über die Yala-Wasserfälle


Chris on the Bike am Äquator in Maseno/Kenia Mit viel Glück bemerke ich am Nachmittag bei Maseno das Äquatordenkmal (Foto rechts). Nicht mal mein Reiseführer hat ihn erwähnt. Eine Kugel am Straßenrand. Ganz anders als in Uganda. Als ich anhalte, kommt jemand aus dem Haus und bietet mir an zu demonstrieren, dass das Wasser südlich vom Äquator mit dem Uhrzeigersinn abläuft. Es funktioniert. Und mitten auf dem Äquator? Fließt es gerade ab. Als ich eine Wiederholung unter meiner Beteiligung verlange, ist es genau andersherum. Das könne schon mal vorkommen, meint der Touristen-Physiker. Wissenschaftlich ist ein bisschen Wasser nicht voluminös genug, um den Effekt zu dokumentieren. Und der magnetische Äquator verläuft sowieso weiter nördlich.
Das Schönste an dieser Äquatorstelle: es geht die letzten 26 Kilometer bergab bis Kisumu am Viktoriasee. Die drittgrößte Stadt Kenias. Mit Fahrradweg (Foto unten). Kein Vergleich mit Nairobi. Aber ich sehe beim Spaziergang - nachdem die Sonne grandios im Viktoriasee verschwunden ist (Foto unten) - Shopping-Malls, wie ich sie auf dieser Tour bisher nicht mal annähernd erlebt habe.


Radweg bei Kisumu
Radweg bei der Einfahrt nach Kisumu

Sunset at Lake Victoria, Kisumu
Sonnenuntergang am Viktoriasee


Shraddhanand Ashram, Kisumu Sunset-Selfie-Whisky-Party am Hippo Point
Sonntag, 17. Februar 2019: Kisumu (11 km)

Wie weiter? Eigentlich wollte ich bis Nairobi durchradeln. Jetzt lese ich in meinem Reiseführer: es gibt zwei Nationalparks, in denen man radeln darf. Einer davon liegt praktisch an meiner Strecke: Hell‘s Gate National Park. Ich recherchiere ein paar Varianten und Details. Der Gang zu einer der größeren Busfirmen, Guardian Angel, ergibt, dass sie nur am frühen Morgen Richtung Nairobi fahren. Fahre ich also morgen früh.
Gottesdienst in St. Joseph ist um 6 und 9 Uhr in Englisch, um 7 in Luo und um 11 in Suaheli. Wähle ich Englisch um 9. Die Gesänge sind meist in der lokalen Sprache der Luo. Die Predigt läuft mit einer halben Stunde etwas aus dem Ruder. Trotz Englisch, verstehe ich nicht allzu viel. Bei der Kollekte gehen alle nach vorn. Wesentlich mehr als bei der Kommunion. Draußen mache ich ein paar Schwarz-Weiß-Bilder am Wasserhahn (Fotos unten).
Ich werfe einen Blick in die noch unfertige Anglikanische Nachbarkathedrale St. Stephen. Lese erst am nächsten Tag in der Zeitung, dass Oppositionsführer Raila Odinga in der ersten Reihe sitzt. Zu Ehren des 25. Todestages seines Vaters, dem langjährigen kenianischen Oppositionsführer. Schließlich komme ich an vielen indischen Gebäuden aus der Kolonialzeit vorbei (Foto links).


White hand washing black hand
One hand washes the other...

Black hand washing white hand


Sunset-Selfie-Whisky-Party am Hippo Point, Kisumu Ich radle an der Küste in den Süden der Stadt, wo ich auch ein neues Quartier suche. Bald geht die Straße in eine Lehmpiste über. Was zum Problem wird, als ein Wasserwagen alles anfeuchtet. Bald bewegen sich meine Räder weder vor noch zurück. Das eine Hotel ist mir zu einfach, im anderen sind die Zimmer noch nicht gemacht, das dritte mit grandioser Loggia über dem See (Foto unten) ist mir zu teuer.
Genieße ich erstmal die Sonntagsatmosphäre am Ende der Strecke in Dunga. Manche Ausflügler lassen sich in Booten zu den Fischfarmen hinausfahren. Fischerboote werden ausgebessert. Vögel staksen überall herum (Fotos unten). Und von mir nimmt keiner besonders Notiz.
Schließlich finde ich doch noch genau das kleine Hotel, das ich gesucht habe. Von dort schlender ich kurz vor Sonnenuntergang zum "Hippo Point". Hier herrscht noch relaxtere Atmosphäre. Es gibt nicht viel an den improvisierten Ständen zu kaufen. Aber einer bietet mindestens zwanzig verschiedene Alkoholika.
Ich fotografiere eine Gruppe Selfie-verliebter Studentinnen und Studenten (Foto links). Lea winkt mich heran. Und bald hat Cyrol mir einen Whisky-Cola im Plastikbecher gemixt. Mit verschiedenen komme ich ins Gespräch. Alle sprechen sehr gut Englisch. Caro studiert Linguistik und will vielleicht in die Medien. Oder den diplomatischen Dienst. Werde mir bewusst, dass ich mir nie vorstellen konnte, jemals in meinem Leben einen Sundowner am Viktoriasee trinken zu können. Die Sonne geht unter, die Party verlagert sich in einen Club. Vorher lerne ich noch zwei, drei Vokabeln Suaheli: Asante sana. Vielen Dank.


Dunga Beach bei Kisumu
Vögel auf Fischerbooten am Viktoriasee, Dunga Beach

Milimani Beach Resort Dunga Kisumu: View on Lake Victoria
Blick aus Hotelzimmer-Loggia auf Viktoriasee

Fischerboote am Viktoriasee
Fischerboote


Faltrad im Busgepäckfach, Kisumu, Guardian Angel Affen-Alarm und Anna
Montag, 18. Februar 2019: Kisumu Bus (200 km)Nakuru - Naivasha (70 km)

Also ausnahmsweise mit dem Bus (Foto links). Das ganz andere Reisen. Mit Weckerstellen, Sicherheits-Zeitpuffer, Trinkgeld-Fragen. Hassle. Rund 2000 Höhenmeter erlebe ich vom Bus aus. Vom Viktoriasee aus geht es bis über den Mau-Pass mit 2550 Metern. Dann fährt der Bus einfach durch Nakuru durch. Ein Missverständnis. Ein paar Kilometer hinter Nakuru kommt nach dreieinhalb Stunden Fahrzeit die große Pause. Und meine Rückkehr aufs Rad. Die A104, eine der Hauptverkehssadern von Kenia, ist reichlich befahren. Hat aber einen ganz ordentlichen Seitenstreifen. Nur an Einfahrten und Bushaltestellen geht es kurz auf- und dann abwärts.


Lake Elementaita
Lake Elementaita


Affe am Straßenrand Plötzlich Affen-Alarm (Foto rechts). Links und rechts der Straße vergnügen sich Affen. Teils mit dem, was die Leute aus den Autos werfen. Kurz darauf begleitet mich ein Zebra. Wegen eines Zauns kommt es nicht von der Straße weg. Vor den Autos hat es keine Angst. Aber vor mir. Bis ich es endlich überholt habe. Ringsum sind Nationalparks: der Lake Nakuru Park, der Lake Elementaita (Foto oben), schließlich der Lake Naivasha Park. Viele Lodges, Hotels, Resorts. Auch "Tel Aviv" und "Masada" genannt.
Kurz bevor ich das avisierte, zum Hell‘s Gate Park nächstgelegene Hotel erreicht habe, winkt mich Anna von der Straße. Die 26jährige hat einen siebenjährigen Sohn, eine Langbeziehung zu einem Briten und eine Kurzbeziehung zu einem Schweizer hinter sich. Sie lädt mich noch kurz in ihre Wohnung ein, die sie auch mit zwei weiteren jungen Frauen aus ihrer Heimat nahe der somalischen Grenze teilt.
Als ich am Jax Safari Hotel ankomme, sind die gut zwanzig Zimmer alle ausgebucht. Der Innenhof ist vollgestellt mit Safari-Jeeps. Ich werde verwiesen an ein Hotel, für das ich gut drei Kilometer zurückradeln müsste. Dann rufen sie einen Gast an, der noch aussteht und jetzt absagt. Glück gehabt. Ich kann doch bleiben.


Naivasha: Bäume im abendlichen Sonnenlicht
Naivasha: Bäume im abendlichen Sonnenlicht


Chris on the Bike im Hell's Gate Nationalpark Helau im Hell’s Gate
Dienstag, 19. Februar 2019: Naivasha - Hell’s Gate National Park - Naivasha (43 km)

Nach elf Kilometern Straße kommt die Abzweigung zum Hell’s Gate National Park und damit auch ein illustrer Fahrradverleih. Denn Hell’s Gate ist einer von zwei Nationalparks, in denen man radeln kann. Trotzdem ist mein Faltrad zwei Pisten-Kilometer weiter am Haupteingang wieder eine große Attraktion. Mit Simsalabim leite ich inzwischen häufig das Entfalten ein. Ein bisschen Voodoo. Die weitaus größere Attraktion sind Landschaft und Tiere im Höllentor. Gekontert übrigens von der "Heaven‘s Gate Church" im nahegelegenen Ort Sulmac. Felsformationen an beiden Seiten des Tals. An der ersten Wand ist eine scheue Affengroßfamilie beheimatet. Dann muss man wieder sehr genau links und rechts schauen, um Antilopen, Zebras, Büffel und sogar Giraffen zu entdecken. Von denen macht niemand freiwillig auf sich aufmerksam. Und hier sind sie in ihrer natürlichen Tarnumgebung.
Nach acht Kilometern erreiche ich den Einstieg zu einer Schlucht. Hier bekommt man einen Guide mehr oder weniger aufgezwungen. Ich kann mich schließlich einer finnischen Gruppe anschließen. Ein Massai, der wenige Meter von hier geboren wurde, führt uns. Die Schlucht, die nur in der Trockenzeit begehbar ist, erfordert einiges Bewegungsgeschick. So dauert es zwei Stunden, bis die komplette Gruppe über alle Klippen hinweg bugsiert ist.
Als ich zurück am Fahrrad einen kleinen Kuchen aus der Bäckerei am Hotel essen möchte, wird der von einer gezielten Aktion der hiesigen, gar nicht scheuen Baboon-Affen in Angriff genommen. Ein Teil des Kuchens ist weg, aber dank der Krümel von der Kuchenschlacht, denen die Baboon nicht widerstehen können, habe ich ein schönes Fotomotiv (Foto rechts).


Brompton Bike im Hell's Gate Nationalpark
Hell's Gate Nationalpark

Hell's Gate Nationalpark: Gorge

Hell's Gate Nationalpark: Zebras

Hell's Gate Nationalpark: Gorge

Hell's Gate Nationalpark: French family cycling


Hell's Gate Nationalpark: Baboon eating cake at folding bike Hier und heute vollendet sich auch Touren-Kilometer 110.000. In Land 111. Eine karnevalistische Sache also. Zur Markierung habe ich morgens im „Supermarkt“ Ndungi, in dem eine Maus gerade genüßlich eine Spaghettipackung in Angriff nahm, eine Zwei-Kilo-Packung Mehl gekauft. Bald habe ich eine Stelle gefunden, wo sich dunkler Hintergrund und schöne Landschaft mit einem Baum für die Kamera ergänzen. Es kommt noch ein bisschen Regen dazwischen. Der Selbstauslöser erfordert einige Akrobatik. Schließlich frage ich in einem vorbeifahrenden Wagen nach Hilfe. So macht das entscheidende Foto ein junger Massai, der sich dann noch mit seinem kenianischen Kumpel fotografieren lässt (Fotos unten).
Auf der Rückfahrt komme ich in einen richtigen tropischen Schauer. Zum Glück genau in dem Moment, als ich an dem einzigen Unterstand weit und breit vorbeikomme: eine typische Wartestation für Motorradtaxis. Wo sollen hier Fahrgäste herkommen? Kurz vorher hatte mich noch ein Mädchen inständig um Hilfe gebeten. Sie sei grad in einer der teuren Lodges am Ufer des Lake Naivasha gefeuert worden. Weil ich seit Wochen den ganzen Tag um Geld und Fahrrad angebettelt werde, habe ich da grundsätzlich auf stur gestellt. Sie hier hätte vielleicht wirklich Hilfe gebraucht. Ich hätte wohl nicht wirklich helfen können. Auch kein Trost.
Wegen der zweistündigen Zeitverschiebung zu Mitteleuropa beginnt das Champions-League-Spiel Liverpool gegen Bayern erst um 23 Uhr. Während gestern zur selben Zeit bei einem FA-Cup-Spiel zwischen Chelsea und Manchester United die Hotelbar brechend voll mitgefiebert hat, ist heute der Fernsehton abgestellt.


Chris on the Bike: Touren-Kilometer 110.000 in Hell's Gate Nationalpark
Happiness: Touren-Kilometer 110.000

Mit Kenianer und Massai
Mit Kenianer und Massai

Chris on the Bike im Hell's Gate Nationalpark
Der Park für Radler: Hell's Gate Nationalpark


Cyclists in Naivasha: Joyce and Chris on the Bike Kakteen-Nimbus
Mittwoch, 20. Februar 2019: Naivasha - Mai Mahiu (37 km)

Ich stolper über den rumpeligen Hotelvorplatz und nehme in den Augenwinkeln ein Rennrad wahr. Geschoben von einer Frau. Ein Rad der Extraklasse. Und eine Frau der Extraklasse. Joyce ist die Nummer 2 der kenianischen Straßenfahrerinnen-Szene (Foto links). Zu den Rennen fährt sie zum Warmwerden genau die 80 Kilometer, die in den letzten beiden Tagen vor mir liegen: nach Nairobi. Ihr Strecken-Tipp? Über Mai Muhia. Viele LKW - „but it‘s the fastest.“
Wollte ich auch herfahren. Dachte aber, es sei eine kaum befahrene Nebenstrecke. Jetzt switche ich etwas um. Fahre auf einer Piste durch eine Kakteen-Savannenlandschaft auf den Vulkan Longonot, zugleich Nationalpark, zu (Fotos unten). Der erhebt sich ein paar hundert Meter über dem Rift Valley, in dem ich unterwegs bin. Plötzlich geht es nur noch durch ein Tor weiter Richtung Nationalpark: „No thru traffic“. Ein lustig Uniformierter kommt hinter einem Schuppen hervor. Und meint, ich käme da schon weiter.
Offenbar ist er auch ein Uninformierter. Denn nach ein paar Kilometern, links und rechts von Zäunen begleitet, kommen mir Zweifel. Vor allem fürchte ich, fünfzehn Kilometer zurückfahren zu müssen. Da entdecke ich links ein paar Arbeiter, die einen Zaun erneuern. Frage, ob ich hier irgendwie weiterkomme. Den einzigen Weg fährt mir John mit seinem Motorrad voran durchs Gestrüpp. So lande ich am verlassen wirkenden Bahnhof von Suswa. Wilder Westen in Reinformat. Von dort führt eine Rumpelpiste zur Straße. Vorbei an weiteren Kakteen (Foto unten). Der erstaunliche Nimbus bleibt bestehen: kein einziger Platten auf der ganzen Tour.


Savannen-Landschaft bei Naivasha
Savannen-Landschaft

Kaktus-Blüte beim Bahnhof von Suswa
Kaktus-Blüte beim Bahnhof von Suswa

Zufahrt auf Mount Longonot
Zufahrt auf Mount Longonot


LKW-Unfall bei Mai Mahiu Auf der Straße tummeln sich tatsächlich sehr viele Laster. Eigentlich nur Laster. Der übliche Motorrad-Auto-Busverkehr scheint auf der parallelen Hauptstrecke nach Nairobi unterwegs zu sein. Und sieht so nicht die beiden Giraffen, die direkt am Straßenrand unauffällig wie stets ihr Dasein fristen. Der einen kann ich zusehen, wie sie sich spektakulär niederlässt. Die andere ist beim Mittagessen an einer großen Akazie zugange (Foto unten und ganz oben). Ungerührt von den direkt daneben vorbeidonnernden LKW. Nur mich beobachtet sie mit gewissem Argwohn. Dabei sehe ich hier und jetzt die ideale Gelegenheit, die Grundidee der Tour in ein Bild zu bekommen: Safari-Radeln in Afrika. Wind- und LKW-Fahrtwind werfen das Rad immer wieder um. (Heute erstmals Ostwind, nachdem ich die ganze Tour über weitgehend Rückenwind aus dem Westen hatte.) Dann verschwindet mein Fotomodell auf der anderen Seite der Akazie. Diese Tiere sich hier so frei bewegen zu sehen, ist einer der absoluten Highlights der Tour, die ich so nicht zu erhoffen gewagt hätte.
Dann wieder mal die Folgen eines Unfalls. Ein LKW liegt auf der Seite neben dem Straßenrand. Die Baumstämme, die mal seine Ladung waren, liegen wie Mikadostäbe weit verteilt herum (Foto rechts).
In Mai Mahiu stoße ich wieder auf meine ursprünglich geplante Strecke, die ich in Kisumu verlassen hatte. Obwohl ich heute keine vierzig Kilometer geradelt bin, bin ich schon mittags hotelreif. Strecke und Hitze der letzten Wochen sind ganz schön an die Substanz gegangen. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung nach Nairobi.


Giraffe frisst Akazie vor Faltrad
Akazien-Imbiss


Blick von der Rampe bei Mai Mahiu Grüne Großstadt
Donnerstag, 21. Februar 2019: Mai Mahiu - Nairobi (54 km)

Das Höhenprofil ist eindeutig: es geht zunächst zwanzig Kilometer bergauf und dann etwas länger bergab nach Nairobi. Ich sehe die lange Rampe den Berg hinauf von meinem Hotel aus: die Laster schieben sich Stoßstange an Stoßstange am bewaldeten Hang entlang. Ohne Spitzkehren. Es gibt nicht wie sonst so oft auf dieser Tour eine extra "climbing lane", die das Bergauffahren meist sehr viel stressfreier gemacht hat. Und bald hänge ich selbst dazwischen. Die Steigung liegt bei höchstens drei Prozent. Unangenehm ist der meist kaum vorhandene Seitenstreifen. Die Bergstraße ist schmal. Ein LKW ist so langsam, dass ich eine Weile direkt hinter ihm fahren kann. Sonst bleibt nur das Balancieren zwischen Wand und Wagen.
Schöner wird mit jedem Meter der Blick in die weite Ebene des Rift Valley. In dem sich der ein oder andere Vulkankegel erhebt (Foto links).



Balanceakt: hautnah an den Lastwagen auf der Rampe von Mai Mahiu

Skyline von Nairobi von Nordwest
Nairobis Skyline von Nordwest

Schild zum ZDF-Studio Nairobi
Zum ZDF-Studio


Vor dem ZDF-Studio Nairobi Auf 2.300 Metern liegt die Passhöhe, der höchste Punkt der Tour, und die Kreuzung mit allen möglichen Straßen. Ich habe mich für die Fahrt hinein nach Nairobi für die Limuru Road entschieden. Ein Glücksfall. Denn alle LKW wählen offenbar eine andere Route. Vielleicht wegen der vielen Schlaglöcher. Statt des erwarteten Verkehrsinfarkts radle ich recht einsam in die größte Metropole Ostafrikas. Es ist grün. Bis in die Stadt hinein (Foto oben). Gut, ich komme von Westen und die Armenviertel liegen überwiegend im Osten. Hohe Mauern und Stacheldraht sichern viele Gebäude. Trotzdem: alles wirkt relaxt.
Mit etwas Extra-Recherche finde ich meine Kollegen im Studio Nairobi (Foto rechts). Sehr schön gelegen im Grünen. So wie die Bleibe meines Cousins Ulrich, der im UN-Hauptquartier arbeitet und ganz in der Nähe in einem Herrenhaus mit Garten untergekommen ist. In dem überwiegend (junge) UN-Mitarbeiter wohnen. Und auch ich nun ein Zimmer habe. Der Garten ringesherum (Foto unten) ist großartig. Eine ruhige Oase. In der wir auch am Abend bleiben.


Garden of Raiyani-House in Nairobi
Am Ziel: im Garten des Raiyani-House in Nairobi


Ulrich & Christoph Vergitterte Schuhputzer
Freitag, 22. Februar 2019: Nairobi (22 km)

Frühstück im Grünen mit Cousin Uli (Foto links). Noch einmal steige ich aufs Rad. Will das Zentrum von Nairobi erleben. Das noch gut zehn Kilometer entfernt ist. Der größte Teil der Tour bleibt grün. Erst kurz vor der City kommen vierspurige Straßen, Brücken, Tunnel und schließlich Stau. Große und kleine Busse blockieren sich gegenseitig und gelegentlich sogar Zweiräder. Ich weiche schiebend auf den Bürgersteig aus.
Und plötzlich stehe ich auf der Kenyatta Avenue im Herz der Stadt. Der Verkehr um mich herum ist verschwunden. Ein paar Straßen sind für den Busverkehr gesperrt. Das Stanley-Hotel, das ich als erste Sehenswürdigkeit in meinem Reiseführer ansteuere, erscheint mir nicht gerade sehenswert. Und so geht es mir mit der ganzen City (Fotos unten). Am originellsten für mich ist noch die vergitterte Station der Schuhputzer. Ein paar Hochhäuser, die aus der Ferne interessant aussehen, liegen zu weit weg. Ich mache kehrt. Ohne Stau geht‘s zurück auf den Compound.


Kenyatta Avenue, Nairobi
Kenyatta Avenue

Transport in Nairobi
Transport in Nairobi

Jamia Mosque in Nairobi
Jamia Mosque


UN-Anlage in Nairobi Mein Cousin bietet mir am Nachmittag eine exklusive Führung über das UN-Gelände (Foto rechts). Vor allem UNEP und UN-Habitat sind in der afrikanischen UN-Zentrale angesiedelt. Die Architektur, beginnend in den achtziger Jahren, wirkt nett - auch wegen der vielen Pflanzen ringsum. Auch ein paar Affen und ein Adler beleben das Gelände.
Nur der Chai Latte in eine der neuen Cafeterien ist grauslich. Noch schlimmer allerdings ein green smoothie. Scheinbar industriell abgepackt in einer Limonadenflasche. Aber ich merke sofort, dass er aggressiv meine Verdauung in Angriff nimmt.


Fahnen auf UN-Gelände in Nairobi
Mit Palästina-Flagge


Karura Forest Die Schlucht am River Café
Samstag, 23. Februar 2019: Nairobi

Samstagswanderung durch den Karura Forest (Foto links). Eine grüne Oase direkt vor unserer Haustür. Im Wald ist die Stadt weit weg. Er ist durchzogen von einer Schlucht. Die mit einem Wasserfall beginnt. Viele Gruppen und Grüppchen sind unterwegs. Im River Café (Foto unten), eine überdachte, riesige Terasse mit Blick auf die unterschiedlichen Baumgipfel ringsum, finden sich eher Weiße ein.


River Café, Karura Forest
River Café, Karura Forest


Gundula & Chris Ulis Frau Gundula (Foto rechts) bringt mir am Abend aus Berlin einen zusammengefalteten Brompton-Karton mit. Sehr praktisch. Und weil der Rückflug mit Turkish Airlines um 5.40 Uhr abheben soll, bleibe ich nach der Übergabe direkt am Kenyatta-Flughafen. Schlage mir die Nacht im Java Café zwischen Terminal 1A und 1C um die Ohren. Mit einer Verdauung, die ständig mehr rumort.


Fluggepäck
Mein Gesamtgepäck


Turkish Airlines Counter at Kenyatta Airport, Nairobi Delirium
Sonntag, 24. Februar 2019: Nairobi - Flug - Istanbul

Dank durchwachter Nacht bin ich beim Einchecken ganz vorne. Es nützt nicht viel. Denn die erste Ansage handelt von der Verspätung unseres Fluges. Beim Einchecken wird klar: Es wird so spät, dass ich meinen Anschlussflug in Istanbul nicht mehr erreiche. Damit ist ein Informationsstand erreicht, der jegliche Weiterarbeit der jungen Dame am Schalter nur noch mit Betreuung möglich macht (Foto links). Um die sie aber immer nur sehr zögerlich bittet. Und die Betreuer sind offenbar auch nicht sehr bewandert. Insbesondere beim Umbuchen. Irgendwann ist klar, dass der letzte Flug nach Frankfurt heute Abend ausgebucht ist. Meine Bitte, mich zumindest auf die Warteliste zu setzen, bleibt unerfüllt. Das Wort „waiting list“ scheint noch nicht bis Nairobi vorgedrungen zu sein. Auch eine Umbuchung auf den ersten Flug am Montagmorgen scheitert an Unwissenheit, Unwillen, Unvermögen. Am Nachbarschalter bekommt ein Franzose, der nach Lyon gebucht hat, genau das. Auch wird sein Gepäck nach Lyon durchgecheckt. Bei mir kommt im dritten Anlauf nur ein Istanbul-Bapper drauf. Immerhin muss ich diesmal nichts für die Brompton-Box zahlen. Aber das war ja auch nur der Irrsinn von Turkish Düsseldorf. Dazu ist auch noch ein Koffer von meinem Cousin in den 40 Kilogramm Freigepäck drin.
Knapp vier Stunden später wird es losgehen. Die Lounge wird für alle geöffnet (Foto unten). Ein gigantisches Frühstücksbüffet wartet. Alkohol gibt es in allen Varianten. Wäre mir nur nicht so elend. Ein poached egg mit einer Scheibe Toast versuche ich meinem Magen anzuvertrauen. Und vor allem, im Sessel zu schlafen. Den Flug verbringe ich im Delirium. Alle Mahlzeiten ziehen ungenutzt an mir vorüber. Halbschlaf ist mein Dauerzustand.


Turkish Airlines Lounge, Nairobi
Turkish Airlines Lounge


Kenyatta Airport: Jets von Turkish Airlines und Kenya Airways Am Transfer Desk in Istanbul warten weitere bittere Neuigkeiten auf mich. Ich bekomme meine Boardkarte für den ersten Flug am Montagmorgen. Eine Umbuchung auf den letzten Flug heute nach Düsseldorf oder Stuttgart lehnt die Frau am Schalter ab. Ohne überhaupt die Möglichkeit zu prüfen. Und eine Hotelübernachtung bekomme ich - im Gegensatz zu meinen Mitpassagieren - auch nicht. Die Begründung verstehe ich nicht. Es hat vielleicht was mit dem überfüllten Flug am Abend zu tun. Alles garniert mit der spezifischen Arroganz und Überheblichkeit vom Bosporus.
Ich muss also in die Türkei einreisen. Schon, um mein Gepäck vom Band zu holen. In der geschlängelten Endloswarteschlange vor der Passkontrolle begegne ich immer wieder meinem besser gestellten Leidensgenossen aus Lyon. Nachdem ich in Nairobi und hier schon ein paarmal für ihn gedolmetscht habe, bietet er mir nun an, sein gesponsertes Hotelzimmer mit mir zu teilen. Das ist sehr nett, mir aber in meinem Zustand zu wage. Zumal die Schlange am Hoteldesk ebenfalls beachtlich ist. Ich bin absolut am Ende. Zum Glück sehe ich einen Left Baggage Schalter. Lasse den Brompton-Karton und den Koffer von meinem Cousin dort.
Es gibt nur ein Hotel direkt am Flughafen: TAV Airport Hotel (Foto unten). 108 Euro. Zahle ich halt selbst. Es liegt unter den Gates. Rezeption mit Blick auf die Startbahn. Durch den Schneeregen schleppe ich mich die paar Meter dorthin. Und sinke, obwohl erst Nachmittag ist, ins Bett. In dem ich bis zum Morgen durchschlafe. Von startenden oder landenden Flugzeugen höre ich nichts.


TAV Airport Hotel Istanbul
Mein Hotel


Schnee auf Dach am Atatürk-Airport Istanbul Die letzten Meter
Montag, 25. Februar 2019: Istanbul - Flug - Frankfurt - Zug - Mainz

Schweißgebadet wache ich auf. Ich bin krank, aber kann es heute nach Hause schaffen. Bei der Frühstückslandschaft im Flughafenhotel muss ich mich auf ein bisschen Ei und Toast beschränken. Immerhin geht’s ein bisschen besser als gestern.
Es geht kurz durch den Schneeregen von Istanbul (Foto links). Schleppe mich durch Kontrollen, Wartezeiten. Das left luggage lässt sich nur bar bezahlen. Also muss ich noch ein paar türkische Lira erwerben. Für den Brompton-Karton muss ich auch hier am Turkish Headquarter nichts zahlen. So wandert er übers Band Richtung Flugzeug. Am frühen Nachmittag rolle ich mein Gepäck die letzten Meter bis zu unserer Wohnung (Foto unten).


Chris in Mainz
Rolling home


Route Kigali - Kampala - Nairobi



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen
Zwischen Kisumu und Nakuru in Kenia (ca. 200 km) habe ich den Bus benutzt

Etappen Kigali - Nairobi (4.-22.2.2019)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 4.2.2019 Kigali 26
2. 5.2.2019 Kigali Byumba Kibali 77
3. 6.2.2019 Kibali Katuna/Gatuna (Grenze Ruanda/Uganda) Kabale 53
4. 7.2.2019 Kabale Ntungamo 80
5. 8.2.2019 Ntungamo
6. 9.2.2019 Ntungamo Mbarara 65
7. 10.2.2019 Mbarara Lake Mburo National Park (27 km Taxi) Lyantonde 74
8. 11.2.2019 Lyantonde Masaka 71
9. 12.2.2019 Masaka Kayabwe/Äquator Mpanga Forest 95
10. 13.2.2019 Mpanga Forest Kampala Lugazi 85
11. 14.2.2019 Lugazi Jinja/Nilquelle Iganga 78
12. 15.2.2019 Iganga Busia (Grenze Uganda/Kenia) Bumala 101
13. 16.2.2019 Bumala Maseno/Äquator Kisumu 94
14. 17.2.2019 Kisumu 11
15. 18.2.2019 Kisumu Bus (200 km) - Nakuru Naivasha 70
16. 19.2.2019 Naivasha Hell‘s Gate National Park - (km 110.000) Naivasha 43
17. 20.2.2019 Naivasha Mai Mahiu 37
18. 21.2.2019 Mai Mahiu Nairobi 54
19. 22.2.2019 Nairobi 22
Summe 1136

Black & White T-Shirt in Iganga, Uganda
Black & White in Iganga, Uganda


Anschluss Tour 51: Khartum - Addis Abeba (1760 km) März 2010


Nächste Tour: Braunschweig - Wittenberge (370 km) April 2019

Vorherige Tour: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) Okt./Nov. 2018


Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
© Copyright 2000-2024 Christoph Gocke. Alle Rechte vorbehalten.