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VG WORT Tour 2: Düsseldorf - Rom (1719 km)


Georg Menke und Christoph Gocke auf dem Petersplatz, Rom
Christoph und Georg auf dem Petersplatz


Bike-Blog & Presse-Berichte & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Düsseldorf - Strasbourg - Simplon - Assisi - Rom (1.-26.9.1982)
Mit dem Drei-Gang-Rad über die Alpen zum Papst

Georg war mit einem Drei-Gang-Rad am Start, ich hatte mir grad ein "Rennrad" von einem Freund gekauft und war bereits über dessen Lenker geflogen. Unsere Probe-Tour endete im Straßengraben kurz vor Münster. Radwege waren ungefähr so unbekannt wie digitales Fotografieren, Helmut Schmidt noch Bundeskanzler der Bundesrepublik und das Abi grad hinter uns. Wir fuhren einfach los. Und... kamen an. Weshalb wir uns damals den Spaß machten, mit Hans-Werner in Nachtarbeit eine "Ton-Bild-Schau" zusammenzustellen. Die Kassette zu den Dias ging verloren. Der Text, angereichert mit dem, was Charles Dickens, Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff und die Psalmen uns zu der Strecke erzählten, hat überlebt. Und die vielen Zeitungsartikel zwischen Rom und Essen (siehe ganz unten).


Georg Menke und Christop Gocke vor der Abteikirche in Essen-Werden 1. September 1982: Zugfahrt Essen-Werden - Düsseldorf; Düsseldorf - Opladen - Unkel (83 km)
Auf ging’s am 1. September. In Werden war der Start für die irre Fahrt in die Ewige Stadt.
1.800 Kilometer lagen vor den schwer bepackten Drahteseln. Trübes Wetter machte uns den Abschied leicht - es geht in den sonnigen Süden.
Nicht nur Sport & Spaß sollte es sein, sondern eine Pilgerfahrt – angefangen von dem symbolischen Beginn beim Katholikentag in Düsseldorf bis hin zu der Begegnung mit dem Heiligen Vater in Rom.
Scout Ulla wies uns durch die verwirrenden Großstädte am Rhein.
Als Pilger fanden wir auch unsere erste Unterkunft in einem christkatholischen Damenaltersheim in Unkel am Rhein.

An den Strömen von Babel,
da saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten.
Wir hängten unsere Harfen
an die Weiden in jenem Land. …
Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn,
fern, auf fremder Erde?
Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem,
dann soll mir die rechte Hand verdorren.
(Psalm 137,1-2, 4-5)

Chris on the Bike im Rheintal 2. September 1982: Unkel - Koblenz - Bacharach (102 km)
Nun wurde es schön links und rechts des Asphalts. Abpacken hieß es in Bacharach – unserer zweiten Nachtstation am Rhein. Diesmal war es ein evangelischer Pfarrer, der uns sein Jugendheimchen zur Verfügung stellte.

Christoph Gocke und Georg Menke im Pfälzer Wald3. September 1982: Bacharach - Bad Kreuznach - Johanniskreuz (111 km)
Hinter Bad Kreuznach überraschte uns der Pfälzer Wald mit ansehnlichen Steigungen. Der Ort Johanniskreuz erwies sich als so gut wie nicht existent. Für die Übernachtung mussten wir ausweichen auf eine Schutzhütte ein paar Meter weiter.

Georg Menke und Christoph Gocke vor Schutzhütte im Pfälzer Wald 4. September 1982: Johanniskreuz - Bad Bergzabern - Haguenau (81 km)
Tee nach kalter Nacht in der Schutzhütte mitten im Pfälzer Wald: Die Kälte wird besiegt.
Am Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach endete der Pfälzer Wald und der deutsche Teil unserer Strecke. In Frankreich kamen wir wieder ins Rheintal an diesem Abend bis Haguenau.

Torpedo-Drei-Gang-Rad von Georg Menke im elsässischen Rheintal5. September 1982: Haguenau
Haguenau war genau der richtige Ort für unseren ersten Ruhetag. St. Georg in Haguenau, St. Nicolas, Haguenaus Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Direkt neben dem Portal ist der Eingang zu unserem Domizil, einer verstaubten Spelunke.
Am Ruhetag schickten wir wieder persönliche Grüße in die Heimat.
Eine freundliche Haushälterin bewirtete uns am Morgen.


Chris on the Bike mit Skibrille im Elsass

Georg Menke und Christoph Gocke: Pause

Georg Menke on the Bike auf einer Allee im Elsass


Chris on the Bike im Elsass auf der D468, 16 Kilometer vor Neuf-Brisach6. September 1982: Haguenau - Strasbourg - Marckolsheim - Neuf-Brisach (113 km)
Ein katholisches Jugendheim war das Quartier in Neuf-Brisach. Beim Kirchenratsvorsitzenden werden wir herzlich aufgenommen mit Abendessen und Frühstück.

Christoph Gocke am Oberen Hauenstein, 734 m, Schweiz7. September 1982: Neuf-Brisach - Bantzenheim - Basel - Oberer Hauenstein (734 m) - Balsthal (109 km)
Nach dem zweiten Frühstück hieß es die letzten französischen Kilometer zu genießen. Durch schöne Alleen ging unser Weg, vorbei auch an kleinen Schlössern.
Die erste Stadt auf schweizer Boden hieß Basel. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt, bergauf-bergab, ließen wir uns zu den Raviolis auf dem Münsterplatz nieder.

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken;
er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels
schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten;
er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden
noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen,
er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst,
von nun an bis in Ewigkeit.
(Psalm 121)


Die Schweiz war zunächst erstaunlich flach, und das sollte eine Weile so bleiben; abgesehen allerdings von einigen kleinen Pässen wie dem Oberen Hauenstein (734 m)
Doch abends ruhten wir immer wieder fröhlich von allen Mühen aus.

Georg Menke on the Bike8. September 1982: Balsthal - Solothurn - Bern - Thun - Spiez - Kanderbrück (112 km)
Nach einer Fahrt durch reizvolle Landschaftsstriche rund um Bern herum kamen wir ins schöne Thun mit seinem See.
Die Alpen. Die weißen Berge lagen endlich vor uns. Und unser schönstes Quartier stand uns bevor. Die evangelische Pfarrersfamilie von Kanderbrück hatte ein echtes Gästezimmer für uns.

Georg Menke und Christoph Gocke im Zug des Lötschbergtunnel9. September 1982: Kanderbrück - Kandersteg - Autoverladung Lötschbergtunnel - Brig - Simplon (2005 m) (69 km)
Die Straße hörte auf. Ein kleines Stück Weg mussten wir mit dem Zug bewältigen. Eine nette Abwechslung, vom Zug aus faul die Landschaft zu sehen und durch den Lötschbergtunnel zu rasen.
SIMPLON – 2005 m – die höchste Stelle unserer Tour. 15 Uhr beginn der Auffahrt, später Aufstieg. Bei glühender Hitze. Nach 5 ½ Stunden werden wir oben sein.

Charles Dickens schreibt zu dieser Etappe seiner Reise:
Die Luft war durchdringend kalt. Aber die Ruhe der Nacht, die Erhabenheit der Straße mit ihren undurchdringlichen Schatten und tiefem Schwermut und dem unaufhörlichen Dröhnen der Wasserfälle gaben der Reise mehr und mehr Großartigkeit bei jedem Schritt. Die Straße begann sich zwischen dunklen Bäumen zu winden, und nach einer gewissen Zeit kam sie in eine kahlere Region, sehr steil und mühsam.
(…the air was piercing cold. But, the serenity of the night, and the grandeur of the road, with its impenetrable shadows, and deep glooms, and its sudden turns into the shining of the moon and its incessant roar of falling water, rendered the journey more and more sublime at every step… the road began to wind among dark trees, and after a time emerged upon a barer region, very steep and toilsome.)
Charles Dickens (1812-1870): Pictures from Italy (dt.: Bilder aus Italien, auch: Reisebilder aus Italien; 1846)

Georg Menke und Christoph Gocke auf dem Simplon-Pass, 2005 m10. September 1982: Simplon
Im Hospiz, einem Bernhardiner-Kloster auf der Spitze des Passes, haben wir in der Nacht Quartier gefunden. Nach den Strapazen war erst einmal ein Ruhetag fällig.
Ein typisches Kloster – 1825 noch von Napoleon initiiert. Ohne allen Komfort – kahle Gänge, eiskaltes Gletscherwasser kommt auf den Wasserhähnen – wir fühlten uns wohl.

Chris on the Bike in Italien11. September 1982: Simplon - Crevola - Santa Maria Maggiore - Cannobio (74 km)
Eine lustige Ordensgemeinschaft, die uns hier beim Frühstück verabschiedet. Der Tag kann beginnen: 20 Kilometer Abfahrt liegen vor uns. Mit Zeitungspapier schützen wir uns vor dem Fahrtwind – unser Kilometerzähler hält der Fahrt nicht mehr Stand und verabschiedet sich unbemerkt.
Eine herrliche Nebenstrecke führt uns über Berge und Täler nach Cannobio zum Lago Maggiore.
Aus Bielefeld kommt dieser weit gereiste Fahrradcrack – er erzählt und erzählt, exakt und interessant, von all den Strecken, die hinter und vor uns liegen und die wir nie befahren werden.

Christoph Gocke am Lago Maggiore mit Radler12. September 1982: Cannobio
Bei Bekannten aus Burgaltendorf werden wir herzlich aufgenommen – endlich können wir von unseren Abenteuern erzählen, Doppelkopf spielen und dazu hier noch einen herrlichen Ruhetag verbringen.

Christoph Gocke mit Touri-Hut und Sonnenbrille13. September 1982: Cannobio - Feriolo - Novara - Mortara - Cergnago (129 km)

Morgengebet
O wunderbares, tiefes Schweigen,
wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
als ging' der Herr durchs stille Feld.
Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen,
wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt' erschlaffen,
ich schäm' mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
will ich, ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke
zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857): Morgengebet (1814)


In Cergnago, einem kleinen Dorf in der Po-Ebene, trafen wir auch wieder gastfreundliche Leute. Mit Hilfe der italienischen Ausgabe unseres Pilgerbriefes konnten wir Don Luciani unser Anliegen erklären. Er quartierte uns dann im hiesigen Jugendheim ein, von uns Spielhölle genannt.
Ein herrlicher Abend mit Rotwein, Salami und Nudelsuppe in echt italienischer Atmosphäre und Susanne aus der Schweiz als Dolmetscherin.

Georg Menke on the Bike vor Burgschloss in den Apenninen14. September 1982: Cergnago - Tortona - Busalla - Passo della Scoffera (674 m) - Cicagna (129 km)
Nach 140 Kilometern Po-Ebene kommen nun kurz vor dem Durchstoß zur Küste wieder Berge: die Apenninen. Goethe schreibt dazu in seinen Reise-Erinnerungen:

Die Apenninen sind mir ein merkwürdiges Stück Welt. Auf die große Fläche der Regionen des Pos folgt ein Gebirg, das sich aus der Tiefe erhebt, um zwischen zwei Meeren südwärts das feste Land zu endigen. Wäre die Gebirgsart nicht zu steil, zu hoch über der Meeresfläche, nicht so sonderbar verschlungen, daß Ebbe und Flut vor alten Zeiten mehr und länger hätten hereinwirken, größere Flächen bilden und überspülen können, so wäre es eins der schönsten Länder in dem herrlichsten Klima, etwas höher als das andere Land.
So aber ist's ein seltsam Gewebe von Bergrücken gegeneinander; oft sieht man gar nicht ab, wohin das Wasser seinen Ablauf nehmen will. Wären die Täler besser ausgefüllt, die Flächen mehr glatt und überspült, so könnte man das Land mit Böhmen vergleichen, nur daß die Berge auf alle Weise einen andern Charakter haben. Doch muß man sich keine Bergwüste, sondern ein meist bebautes, obgleich gebirgiges Land vorstellen. Kastanien kommen hier sehr schön, der Weizen ist trefflich und die Saat schon hübsch grün. Immergrüne Eichen mit kleinen Blättern stehen am Wege, um die Kirchen und Kapellen aber schlanke Zypressen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832): Italienische Reise: 22. Oktober 1786 (1829)


Nachdem wir den Passo della Scoffera (674 m) erreicht hatten, rollten wir eine Stunde lang hinab Richtung Mittelmeer. Auf halber Höhe stoppten wir in Cicagna. Im Schatten der hell erleuchteten Kirche besorgte der Pfarrer uns ein Kämmerchen.

Es gibt für mich nichts schöneres in Italien als die Küstenstraße zwischen Genua und La Spezia. Auf der einen Seite: manchmal tief unten, manchmal fast auf einer Ebene mit der Straße und oft umsäumt von herabgebrochenen Felsen vieler Formen: das freie blaue Meer, hier und da eine malerische Felucca, die langsam dahingleitet.
(There is nothing in Italy, more beautiful to me, than the coast road between Genoa and Spezzia. On one side, sometimes far below, sometimes nearly on a level with the road, and often skirted by broken rocks of many shapes: there is the free blue sea, with here and there a picturesque felucca gliding slowly on.)
Charles Dickens (1812-1870): Pictures from Italy (dt.: Bilder aus Italien, auch: Reisebilder aus Italien; 1846)

Georg Menke und Christoph Gocke mit Gaskocher an der Riviera15. September 1982: Cicagna - Chiavari - Passo del Bracco (615 m) - La Spezia - Lerici (110 km)
Lerici wurde unser Quartier an der Riviera; auf der halben Strecke zwischen La Spezia und Pisa.

Christoph Gocke und Georg Menke vor dem schiefen Turm von Pisa16. September 1982: Lerici - Marina di Massa (20 km)
Zeit für einen Ruhetag an der Riviera – im September sind wir hier fast die einzigen, die die herrliche Sonne und das warme Wasser genießen.
Nach dem Motto: „Nicht den Kopf in den Sand stecken, sonst knirscht es zwischen den Zähnen“ plantschten, faulenzten, aßen und schliefen wir schließlich am Strand.

Christoph Gocke und Georg Menke vor dem schiefen Turm von Pisa17. September 1982: Marina di Massa - Pisa - Pontederra - Volterra (101 km)
Kurz vor Pisa: das erste Rom-Schild. Wir sind auf dem richtigen Weg.

Als wir Pisa erreichten, konnten wir hinter der Mauer den schiefen Turm sehen, ziemlich schief – das schattige Original der alten Bilder in den Schulbüchern, die die „Weltwunder“ beschrieben. Wie alle Dinge, die mit Schulbüchern und Schulzeit verbunden sind, war er zu klein. Ich fühlte das stark. Er war nicht so hoch, wie ich gehofft hatte.
Ich hätte es besser wissen sollen; aber irgendwie dachte ich den schiefen Turm von Pisa zu sehen, wie er seinen langen Schatten auf eine belebte Straße wirft, wo Leute den ganzen Tag kommen und gehen. Ich war überrascht ihn auf einem feierlichen Platz, getrennt vom Zustrom der Leute und mit weichem, grünen Rasen umgeben zu sehen.
Aber Turm, Taufkapelle, Kathedrale und die Kirche des Campo Santo, die sich auf und über diesem grünen Teppich zusammendrängt, ist vielleicht das beachtenswerteste und schönste der ganzen Welt; und dadurch, daß sie dort zusammengedrängt ist, weg von den gewöhnlichen Geschäften und Eigenarten der Stadt, hat der Platz einen einzigartigen, ehrwürdigen und beeindruckenden Charakter. Es ist die architektonische Essenz einer alten, reichen Stadt, wo das allgemeine Leben und die allgemeinen Wohnungen hinausgepreßt sind, hinweggefiltert.
(The moon was shining when we approached Pisa, and for a long time we could see, behind the wall, the leaning tower, all awry in the uncertain light; the shadowy original of the old pictures in school-books, setting forth 'The Wonders of the World'. Like most things connected in their first association with school-books and school-times, it was too small. I felt it keenly. It was nothing like so high above the wall as I had hoped…
I might have known better; but, somehow, I had expected to see it, casting its long shadow on a public street where people came and went all day. It was a surprise to me to find it in a grave retired place, apart from the general resort, and carpeted with smooth green turf. But, the group of buildings, clustered on and about this verdant carpet: comprising the Tower, the Baptistery, the Cathedral, and the Church of the Campo Santo: is perhaps the most remarkable and beautiful in the whole world; and from being clustered there, together, away from the ordinary transactions and details of the town, they have a singularly venerable and impressive character. It is the architectural essence of a rich old city, with all its common life and common habitations pressed out, and filtered away.)
Charles Dickens (1812-1870): Pictures from Italy (dt.: Bilder aus Italien, auch: Reisebilder aus Italien; 1846)


Charles Dickens Eindruck war auch unser Eindruck: die seltsamste Sehenswürdigkeit, die wir gesehen haben.
In Pisa ging es wieder von der Küste ab; ein Abstecher durch die Toskana nach Assisi.

Wenn ich neulich von den Apenninen sagte, was sie sein könnten, das ist nun Toskana: weil es so viel tiefer lag, so hat das alte Meer recht seine Schuldigkeit getan und tiefen Lehmboden aufgehäuft.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832): Italienische Reise: 25. Oktober 1786 (1829)


Volterra, hier auf einem hohen Berg, noch zwei Stunden von uns entfernt, ist ein altes etruskisches Nest mit Jahrtausende altem Alabaster-Abbau. In diesen alten Mauern verbrachten wir unsere toskanische Nacht.

18. September 1982: Volterra - Poggibonsi - Siena - Sinalunga - Farneta (115 km)
Eine Tagesetappe von Assisi entfernt kehren wir beim Pfarrer der Abtei von Farneta ein. Er versteht sofort, was wir brauchen und schickt uns in den Musikraum – Salle de Musica unterm Pfarrhaus. Ein paar herumliegende Planken werden zusammengeschoben und schon ist unser Lager fertig.
Der Pfarrer, Don Sante Felici, stellt sich als Hobbyarchäologe mit erstaunlichen Funden heraus. Sein ganzer Stolz sind die Ausgrabungen einer unter seiner Kirche liegenden Krypta.
Mit den vielen frühchristlichen Funden hat der Pfarrer ein eigenes Museum eingerichtet. Hier eine schlichte Darstellung der Apostel Peter & Paulus. Elefanten und andere Tiere aus dem Tertiaer und Quartaer hat er im hiesigen Chiana-Tal ausgegraben. Vor mehr als 5000 Jahren ließen sich hier bereits Menschen nieder.

19. September 1982: Farneta - Cortona - Tuoro s. Tras. - Passignano - Perugia - Ponte San Giovanni - Assisi (85 km)
Richtung Mittelalter ging’s dann am nächsten Tag: zum Heiligen Franziskus nach Assisi. So erlebte Goethe seine Ankunft in Assisi:

Ich verließ Perugia an einem herrlichen Morgen und fühlte die Seligkeit, wieder allein zu sein. Die Lage der Stadt ist schön, der Anblick des Sees höchst erfreulich. Ich habe mir die Bilder wohl eingedrückt. Der Weg ging erst hinab, dann in einem frohen, an beiden Seiten in der Ferne von Hügeln eingefaßten Tale hin, endlich sah ich Assisi liegen...
Ich verließ bei Madonna del' Angelo meinen Vetturin, der seinen Weg nach Foligno verfolgte, und stieg unter einem starken Wind nach Assisi hinauf, denn ich sehnte mich, durch die für mich so einsame Welt eine Fußwanderung anzustellen. Die ungeheueren Substruktionen der babylonisch übereinander getürmten Kirchen, wo der heilige Franziskus ruht, ließ ich links mit Abneigung, denn ich dachte mir, daß darin die Köpfe so wie mein Hauptmannskopf gestempelt würden.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832): Italienische Reise: 26. Oktober 1786 (1829)


Auch wir ließen diesen Ort links liegen, um nach San Masseo, etwas abseits der Stadt zu gehen. San Masseo ist ein ehemaliges Benediktinerpriorat, in das der Franziskanerpater Bernardino neues Leben gebracht hat. Seit drei Jahren kommen jeweils für ein bis drei Wochen junge Christen hierhin und versuchen, jenseits des Touristenrummels, die Denk- und Lebensweise des Heiligen Franziskus zu verwirklichen.

20. - 24. September 1982: Assisi
Wir hatten fünf Tage Zeit, um hier mitzuleben, zur Ruhe zu kommen und uns auf Rom und die letzten beiden Etappen vorzubereiten. Ebenso wie Gebet gehörte auch Arbeit zum täglichen Programm. Selbst Pater Bernardino arbeitete auf seinem Träcker kräftig mit.
Unsere Aufgabe war eine Bambushütte. Hoch her ging es immer bei den gemeinsamen Mahlzeiten – 60 Jugendliche bei vegetarischer Nahrung. Wenige Meter entfernt: San Damiano; nicht nur Zentrum der Bekehrung des Franz von Assisi, sondern auch für uns Gebetsort für Messe und Vesper.

Christoph Gocke und Georg Menke am Kilometer-Stein 50 vor Rom25. September 1982: Assisi - Santa Maria degli Angeli - Foligno - Terni - Narni - Citta Castellana (129 km)
Nach diesen Impressionen von Assisi nahmen wir wieder Abschied von San Masseo und Pater Bernardino. Auf zu den letzten 170 Kilometer – anderthalb Tage bis zur Ewigen Stadt.

Wer auf den Herrn vertraut, steht fest wie der Zionsberg,
der niemals wankt, der ewig bleibt.
Wie Berge Jerusalem rings umgeben,
so ist der Herr um sein Volk, von nun an auf ewig...
Herr, tu Gutes den Guten,
den Menschen mit redlichem Herzen!
Doch wer auf krumme Wege abbiegt,
den jage, Herr,
samt den Frevlern davon!
Frieden über Israel!
(Psalm 125, 1-2, 4-5)


Auch Goethe kam, wie wir, bei seiner Romreise am letzten Abend bis Citta Castellana – 50 Kilometer vor Rom.

Den letzten Abend will ich nicht fehlen. Es ist noch nicht acht Uhr und alles schon zu Bette; so kann ich noch zu guter Letzt des Vergangenen gedenken und mich aufs nächst Künftige freuen. Heute war ein ganz heiterer, herrlicher Tag, der Morgen sehr kalt, der Tag klar und warm, der Abend etwas windig, aber sehr schön...
Morgen abend also in Rom. Ich glaube es noch jetzt kaum, und wenn dieser Wunsch erfüllt ist, was soll ich mir nachher wünschen? Ich wüßte nichts, als daß ich mit meinem Fasanenkahn glücklich zu Hause landen und meine Freunde gesund, froh und wohlwollend antreffen möge.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832): Italienische Reise: 28. Oktober 1786 (1829)

Georg Menke und Christoph Gocke auf ihren Rädern auf dem Petersplatz, Rom, Vatikan26. September 1982: Citta Castellana - Via Flamina - Roma (47 km)
Im frühen Morgennebel ging es zur letzten Etappe. Rom meldet: Georg & Christoph ante portas.
Das Ziel ist erreicht und auf dem Campo Santo Teutonico werden wir von Georgs Tante, Schwester Charlotte, im Schatten des Petersdoms willkommen geheißen

Christoph Gocke überreicht Papst Johannes Paul II. den Kirchenführer der Herz-Jesu-Kirche in Essen-Burgaltendorf27. September – 1. Oktober 1982 Rom
Gut bewacht scheint der Vatikan ja zu sein. Aber mit Schweizern kann man sich leicht verständigen, und so drangen wir schnell in die Kurie ein.
Zwei Päpste (Paul VI. & Johannes Paul II.) schauen zu, wie die Dokumente für Audienz-Karten unterzeichnet werden.
Erste Begegnung mit dem Papst: Eine Gedenkmesse für die Päpste Paul VI. und Johannes Paul I. Unter Konzelebration von vielen Kardinälen aus aller Welt feiert Johannes Paul II. ein Pontifikalamt.
Etwas ratlos guckt Christoph auf die große Rom-Karte. Doch auf geht’s zur Rombesichtigung. Erst mal einen Überblick über die Stadt, durchs Schlüsselloch der Stadt auf dem Aventin.
Unser Quartier: Jeden Morgen ließen wir uns durch Glockenläuten wecken. Dann ging die Arbeit los. Ein Termin jagte den anderen. Von innen sind italienische Häuser meist noch schöner als von außen.
Die Besichtigung der Vatikanischen Gärten durfte natürlich auch nicht fehlen. Schwester Charlotte zeigte uns die interessantesten Eckchen und Fleckchen. Der Medienchef des Vatikan, Pater Karl-Heinz Hofmann SJ, verhalf uns hier dann noch zu einem besonders edlen Blick auf Rom, Petersdom inklusive.
Bei Radio Vatikan erlebten wir um 16 Uhr die deutschen Nachrichten live. Noch interessanter waren die Katholische Nachrichten-Agentur und die Sendekapelle des Vatikan.
Nach Sonnenuntergang ein Besuch im weltberühmten Bibelinstitut, wo uns Prof. Fritzleo Lentzen-Dies erwartete.
Letzter Höhepunkt unserer Wallfahrt ’82 war, wie sollte es auch anders sein, die Begegnung mit dem Heiligen Vater. Wir teilten ihm kurz mit, auf welche Weise wir nach Rom gekommen waren, und er antwortete: „Ah, schön. Gott segne Sie!“
Als Gute-Nacht-Lektüre besitzt der Papst nun den aktuellen, unter eigener Leitung erstellten Kirchenführer der Herz-Jesu-Kirche in Essen-Burgaltendorf.
Unseren letzten Abend verlebten wir auf dem Dach des Collegio Teutonico, direkt unter dem Petersdom. Mit deutschen Theologiestudenten feierten wir ein kleines Fest.


1982: Cover Kirchenführer Herz-Jesu-Kirche in Essen-Burgaltendorf
Unser Kirchenführer der
Herz-Jesu-Kirche in Essen-Burgaltendorf


Rückkehr in Essen-Werden: Begrüßung durch Eltern2.-3. Oktober 1982 Rückfahrt mit dem Zug Rom - Essen-Werden
So manche Gegend rauschte an uns vorbei, die wir in Tagen, Wochen und Schweißausbrüchen nur erreichten. Da wurde die ein oder andere Erinnerung schon wieder wach, denn die vielen Bekanntschaften möchten wir nicht mehr missen.
So ging auch diese Fahrt, die Wallfahrt, zu Ende. Wir sind ein bisschen stolz, vor allem aber sind wir froh und glücklich, dass wir aus Gottes schöner Natur und der Liebe der Menschen so reichlich schöpfen durften.


Presse-Berichte
Düsseldorf - Rom (1.9.-26.9.1982)

Nach der Tour


Ruhrwort, 9. April 1983, von Christoph Gocke



Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 4. November 1982, von Christoph Gocke



Werdener Nachrichten (WN), 22. Oktober 1982, von Georg Menke



L'Osservatore Romano, 8. Oktober 1982


Beim Papst in Rom


Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 30. September 1982



Werdener Nachrichten (WN), 30. September 1982



Ruhr-Nachrichten (RN), 30. September 1982



Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung (NRZ), 30. September 1982



Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), 1. Oktober 1982, von Alfons "Antonius" Waschbüsch


Während der Tour


Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), September 1982



Zweimal in den Werdener Nachrichten (WN), September 1982



Neuwieder Rundschau und Rhein-Wied-Kurier, 8. September 1982


Vor der Tour


Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), 2. September 1982, von Christoph Gocke



Werdener Nachrichten (WN), September 1982


Route Düsseldorf - Assisi - Rom



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Düsseldorf - Simplon - Assisi - Rom (1.-26.9.1982)

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 1.9.1982 Düsseldorf Opladen Unkel 83
2. 2.9.1982 Unkel Koblenz Bacharach 102
3. 3.9.1982 Bacharach Bad Kreuznach Johanniskreuz 111
4. 4.9.1982 Johanniskreuz Bad Bergzabern Haguenau 81
5. 5.9.1982   Haguenau    
6. 6.9.1982 Haguenau Strasbourg - Marckolsheim Neuf-Brisach 113
7. 7.9.1982 Neuf-Brisach Bantzenheim - Basel - Oberer Hauenstein (734 m) Balsthal 109
8. 8.9.1982 Balsthal Solothurn - Bern - Thun - Spiez Kanderbrück 112
9. 9.9.1982 Kanderbrück Kandersteg - Autoverladung Lötschbergtunnel - Brig Simplon (2005 m) 69
10. 10.9.1982   Simplon    
11. 11.9.1982 Simplon Crevola - Santa Maria Maggiore Cannobio 74
12. 12.9.1982   Cannobio    
13. 13.9.1982 Cannobio Feriolo - Novara - Mortara Cergnago 129
14. 14.9.1982 Cergnago Tortona - Busalla - Passo della Scoffera (674 m) Cicagna 129
15. 15.9.1982 Cicagna Chiavari - Passo del Bracco (615 m) - La Spezia Lerici 110
16. 16.9.1982 Lerici Marina di Massa 20
17. 17.9.1982 Marina di Massa Pisa - Pontederra Volterra 101
18. 18.9.1982 Volterra Poggibonsi - Siena - Sinalunga Farneta 115
19. 19.9.1982 Farneta Cortona - Tuoro s. Tras. - Passignano -
Perugia - Ponte San Giovanni
Assisi 85
20. 20.9.1982 Assisi  
21. 21.9.1982 Assisi  
22. 22.9.1982 Assisi  
23. 23.9.1982 Assisi  
24. 24.9.1982 Assisi  
25. 25.9.1982 Assisi Santa Maria degli Angeli - Foligno - Terni - Narni Citta Castellana 129
26. 26.9.1982 Citta Castellana Via Flamina Roma 47
Summe 1719

Mittelmeer-Umrundung
Die mediterrane Mega-Tour


Christoph Gocke in einer Schutzhütte im Pfälzer Wald bei Johanniskreuz
Christoph im Pfälzer Wald


Europas Zwergstaaten und ihre Direkt-Route
Von Liechtenstein via San Marino, Vatikan und Monaco bis Andorra


Anschluss Tour 124: Basel - Lindau - Mailand (689 km) Okt./Nov. 2023

Anschluss Tour 123: Strasbourg - Metz (311 km) Sept./Okt. 2023

Anschluss Tour 120: Appelbach - Mainz - Aar (440 km) Mai 2023

Anschluss Tour 118: Mainz - Idar-Oberstein (292 km) April 2023

Anschluss Tour 113: Alsenborn - Heidelberg (356 km) Juli 2022

Anschluss Tour 112: Essen - Sieg - Worms (716 km) Dez. 2021/Juli 2022

Anschluss Tour 111: Mainz - Kaiserslautern - Mainz (253 km) Juni 2022

Anschluss Tour 104: Staudernheim - Strasbourg (316 km) Juli 2020

Anschluss Tour 87: Mainz - Münster (400 km) Juni 2017

Anschluss Tour 79: Westerwald - Hunsrück (383 km) Juni 2016

Anschluss Tour 76: Genfer See - Stuttgart (792 km) März 2016

Anschluss Tour 72: Mainz - Emmerich (416 km) Mai 2015

Anschluss Tour 69: Mainz - Plettenberg (444 km) Juni 2014

Anschluss Tour 68: Strasbourg - Vicenza (1275 km) April/Mai 2014

Anschluss Tour 63: Lago Maggiore - Breisach (450 km) März/April 2013

Anschluss Tour 56: Dillenburg - Idstein (423 km) Juni 2011

Anschluss Tour 55: Mainz - Wissemburg (361 km) April 2011

Anschluss Tour 46: Rhône: Quelle - Mündung (905 km) April 2009

Anschluss Tour 35: Feldkirch - Nizza (1457 km) April 2007

Anschluss Tour 24: Mittelrhein und Nebenflüsse (795 km) März/April 2004

Anschluss Tour 16: Rom - Jerba (1741 km) März/April 2002

Anschluss Tour 6: Mainz - Strasbourg (428 km) Sept. 1998

Anschluss Tour 5: Strasbourg - Santiago (2144 km) Sept. 1987

Anschluss Tour 4: Bonn - Luxembourg (295 km) April 1987

Anschluss Tour 1: Essen - Trier (422 km) Okt. 1981


Nächste Tour: Essen - Zagreb (1680 km) März/April 1983

Vorherige Tour: Essen - Trier (422 km) Okt. 1981


Georg Menke und Papst Johannes Paul II.
Georg Menke und der Papst


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