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VG WORTTour 61: New York - Detroit (1369 km)


Manhattan Skyline bei Sonnenuntergang - aus dem Flugzeug
"New York - to that tall skyline I come" (A Heart in New York)

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
New York - Niagara Falls - Detroit (26.4.-8.5.2012)
Am Hudson River, Erie-Kanal und den großen Seen

Ausrüstung: Bike & More
Ausrüstung:
Bike & More
Nach Afrika, Asien und allen Ländern Europas jetzt: Amerika. Der allererste Trip. Von New York den Hudson hinauf bis Albany. Dann am Erie-Kanal und Ontario-See zu den Niagara-Fällen. Weiter am Erie-See und Lake St. Clair nach Detroit. Aber wie kommen wir mit den Rädern zurück zum Big Apple?

Die Tour bei YouTube


Unsere besten Videos und Fotos als Film zu passender Musik


Aer Lingus over Long Island, USA
Aer Lingus over Long Island


Counter 9, Terminal 4, John F. Kennedy Airport New York: Bulk Luggage Panther Dominance TrekkingUmzug zum Flug
Freitag, 20. April 2012: Flug Frankfurt - Dublin - New York: JFK - Roosevelt Island (25 km)

Seitdem die Fluggesellschaften ihre Ein-Gepäckstück-Politik durchziehen, sind Radler vor ein weiteres Problem gestellt. Insbesondere, wenn sie, wie wir heuer, mit Kochgeschirr und Zelt, Schlafsack und Therm-a-Rest-Matte aufbrechen und entsprechend jeder fünf bzw. sechs Ortlieb-Radtaschen hat. Aer Lingus, der wir uns heute anvertrauen, verfolgt diese Ein-Gepäckstück-Politik ausschließlich auf ihren USA-Flügen, aber da wollen wir ja hin.
Unsere heutige Strategie: zwei Umzugskartons. Die sind nicht gerade leicht zum Flughafen zu befördern. Wir füllen einen, stecken den gemeinsam mit dem Verpackungsmaterial für die Räder in den anderen. Mit zwei Fahrradschlössern und einem Expander befestigen wir das auf Miris Rad. Auf dem ich dann zum Bahnhof rolle. Das Gepäck überragt mich, aber gerät nicht aus der Balance.
Am Bahnhof schwanken wir zwischen S-Bahn und Regional-Bahn. Letztere hat dann doch einen niedrigen Einstieg, als wir fast schon wieder auf dem Weg zum andern Bahnsteig sind. Kleine Irrfahrten mit dem Aufzug in Bahn-typischer Geschwindigkeit. Schon sind wir united in der leicht überfüllten RB.
Am Flughafen heißt es: You can go the Extra-Mile. Unser Flug geht von Terminal 2. Radeln wir mit den Gepäckbergen noch rüber. Dort haben wir viel Platz, um unsere Räder und Umzugskartons reisefertig zu machen. Die Räder habe ich sogar angemeldet. Vielleicht werden wir deshalb nicht zur Kasse gebeten. Als mein Rad auf dem Förderband ins Flugzeug geleitet wird, schaut eine Pedale schon aus der Verpackung.
In Dublin meint einer aus der Flugzeug-Crew zu Miri mit ihrem Helm auf dem Kopf: "Did you expect a heavy landing?". Die Zeit reicht, um mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Wir essen indisch in einem irischen Restaurant. Miri macht noch eine Downtown-Wanderung. Gerade mal vor vier Jahren sind wir hier durchgeradelt.
Umzugskartons von Walter Schmitz Möbeltransporte und Umzüge aus Essen, Zelt und Schlafsack im Basil-Korb auf Panther Dominance Trekking bei der Nachtfahrt durch Queens, New York CityIn New York sind es dann zwei. Es gibt auch zwei Security-Männer, die sich uns widmen. Der eine verlangt, dass wir nicht unser Gepäck umpacken aus dem Umzugskarton in die Radtaschen. Als ich einwende, wir könnten uns aber sonst nicht vom Fleck bewegen, meint er: I don't care. Wir beschleunigen unsere Installationsarbeiten. Ein anderer setzt sich zu uns, ist interessiert, gibt uns Tipps, wie wir mit dem Rad vorankommen.
Voran kommen wir dann erst mal auf dem Van Wyck Parkway. Autobahnähnlich. Es wird kaum gehupt. An der Kreuzung mit dem Belt Parkway können wir abfahren. Dank Hannahs New York City Bike Map folgen wir zunächst auch kleinen Nebenstraßen. Dann landen wir auf größeren Straßen: Rockaway, Woodhaven und Queens Boulevard, Broadway. Viele Ampeln. Schließlich echte Radwege, die Skyline von Manhattan und die Brücke nach Roosevelt Island. Nach zwei Stunden Fahrt und 25 Kilometern stehen wir um 23 Uhr, fünf Uhr deutscher Zeit, auf der Main Street. Great.


Andrea, Gundula, Ulrich und Miri auf Roosevelt Island vor Manhattan-Skyline
Andrea, Gundula, Ulrich und Miri auf Roosevelt Island vor Manhattan-Skyline


Gundula, Andrea, Miri, Kirschblüten, Queensborough Bridge, Roosevelt Island, Manhattan, New York, USAWelt für sich
Samstag, 21. April 2012: Roosevelt Island

Mennonitischer Markt, japanisches Kirschblütenfest. Roosevelt Island ist eine Welt für sich vor dem Panorama von Manhattan (Fotos oben, links, unten).


Roosevelt Island, New York, USA
Roosevelt Island


Andrea, Ulrich, Miri mit Gundula Schmidt-Graute im Grand Central, Manhattan, New YorkCentral
Sonntag, 22. April 2012: Manhattan

Gottesdienst in der Riverside Church, Busfahrt rund um den Central Park, Führung von Gundula, Licensed NYC Sightseeing Guide im Grand Central (Foto rechts).


Blick auf die 1st Avenue von der deutschen UN-Vertretung in New York, USA
Blick auf die 1st Avenue von der deutschen UN-Vertretung aus


Skulptur Non-Violence des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd vor der UNO und der amerikanischen UN-Vertretung in New YorkKein Schnitzel-Tag
Montag, 23. April 2012: Manhattan

Diamanten-Straße, UNO: Ulrichs Büro, Weltsicherheitsrats-Sitzung mit US-Botschafterin Susan E. Rice (Foto links von ihrer Vertretung mit Ex-Pistole) zu Palästina, UN-Vollversammlungshalle mit Tonga-Sitzen im Vordergrund, Mittagessen in der deutschen UNO-Vertretung (Blick von dort auf dem Foto oben; Schnitzel-Tag ist mittwochs), Gundulas Führung am neuen World Trade Center, BabyBel-Kauf als Wachsersatz für Firm-Kerze.


Die Skyline Manhattans vom Calvary Cemetery, Queens, New York, USA
Die Skyline Manhattans vom Calvary Cemetery, Queens


5Pointz-Graffiti in Queens, New YorkGriechen, Polen, Shoppen
Dienstag, 24. April 2012: Queens, Brooklyn (35 km)

Radtour durch Queens und Brooklyn zu Geheim-Tipps: z.B. Steinway, die 5Pointz-Graffiti in Queens (Foto rechts), der Blick auf Manhattan vom Calvary Cemetery (Foto oben und jede Menge mehr Blicke auf die Skyline von Brooklyn aus auf der Ausrüstungs-Seite). Aber auch in ein griechisches Viertel, in ein polnisches Viertel, zum Shoppen in die Bedford Ave.


Times Square, New York, USA
Times Square


Hannah Graute als Firmling Verena mit Sponsor und Patin Andrea LangnerFirmung alias Confirmation
Mittwoch, 25. April 2012: Manhattan

Express-Fahrt auf das Empire-State-Building, Stippvisite am Times Square (Foto oben) und Hannah's Firmung, die hier Confirmation heißt, in der Kirche St. Ignatius Loyola.


Miri on the Bike in Manhattan
Miri in Manhattan


Miri & Chris: Picnic am Henry Hudson Drive vor George Washington Brücke und Manhattan in New JersayHappiness auf dem Hudson Drive
Donnerstag, 26. April 2012: New York - Nyack - Bear Mountain (86 km)

Ten o'clock - rolling im Hausflur. Nach fünf erfüllten, erfüllenden und zugleich relaxten Tagen bei meinem Cousin Ulrich und seiner Familie beginnt Teil zwei unserer USA-Reise. Die Räder sind schwerer als je zuvor. Dafür sind wir unabhängiger als je zuvor.
In weitem Bogen schwingen wir uns auf die untere Ebene der Queensborough-Brücke. Haben noch einmal von oben einen Blick auf unsere Basis-Station auf Roosevelt Island und Manhattan (sh. YouTube-Video:).



Fahrt auf Queensborough-Bridge nach Manhattan


Dort nur Stop and Go. Schon, weil an jeder Kreuzung eine Ampel steht bzw. hängt. Nur im Central Park können wir mal ein paar Meter am Stück radeln. Als wir endlich auf dem Hudson-River-Radweg sind. Der verläuft zwar meist recht nah an der Autobahn, aber wo ist es in Manhattan schon ruhig?
Um rüber nach Jersey zu fahren, müssen wir erst unter der George-Washington-Brücke durch. Dann schwingt sich der jetzt recht robuste Radweg fast perfekt beschildert und mit wenigen Bordsteinen bis auf das obere Deck der 70 Meter, 80 Meter hohen Brücke. Hier ist es nicht sehr heimelich, das Ensemble wackelt auch kräftig. Der Blick aber ist gigantisch.
Drüben folgen wir nicht dem verführerischen Schild des Radwegs 9, den wir uns für später aufheben. Wir fahren in einem südlichen Bogen noch einmal unter der Brücke durch. Und landen so auf dem Henry Hudson Drive, einer ruhigen Straße, die sich in dem bergigen Park mehr oder weniger auf der Höhe hält. Geöffnet von April bis November bei Tageslicht.
Erst nach 13 wunderschönen Kilometern mit stetigem Blick auf den Hudson müssen wir den Park verlassen und stoßen auf die "New York State Bike Route 9 in the Hudson Valley", die zunächst entlang der Straße 9 W (die 9 liegt auf der östlichen Seite des Hudson-Tals) führt. Bald dann in den Wald führt, wo es ein bisschen unübersichtlich wird, bis wir schließlich wieder direkt am Ufer sind. Viele (für amerikanische Verhältnisse) sehr alte Häuser säumen das Ufer bis zur Interstate-Brücke.
Durch Nyack geht es im Zickzack. Am Ortsende ist ein Radladen. Sehr praktisch, weil wir nicht wissen, ob wir der 9 folgen sollen oder den auf andern Karten verzeichneten Radweg am Wasser wählen sollen. Der Händler schildert den Uferweg als anfänglich sehr schön aber "very hilly" und am Ende "very rough". Wir bleiben auf der sehr gut beschilderten 9.
In Haverstraw sind wir nicht gerade überwältigt von den Shopping-Möglichkeiten, decken uns aber notdürftig für eine eventuelle Zeltübernachtung ein. Während das Höhenprofil der Bike-Route-9-Karte, die uns der Staat New York freundlicher Weise nebst einigen andern Karten nach Deutschland geschickt hat, eine Art Wand zu Beginn des Bear Mountain Park ankündigt, geht der 9er Radweg völlig ungewöhnlich und ohne jede Vorwarnung in einen schmalen Wanderweg über mit minimaler Steigung. Ich schiebe. Später wird der Weg breiter, sieht man von einigen quer liegenden Bäumen ab.
Räder am Morgen in Bear Mountain, New York State, USA Hier und da denken wir ans Zelten. Obwohl es noch recht früh ist und wir nicht allzu weit gekommen sind. Schließlich ist am Wegesrand auch ein breiter Streifen. Ideal zum Zelten. In dem gerade einsetzenden leichten Regen.
Mit ihrem nagelneuen, windgeschützten, energiesparenden Gaskocher bereitet Miri uns noch ein Nudelsüppchen unterm Zeltdach. Kurz nach acht ist der Tag dann zu Ende...


Bear Mountain von der Bear Mountain Brücke aus gesehen, New York State, USA
Bear Mountain: unser Campingplätzchen von der Bear Mountain Brücke aus


Blick auf den Hudson River vom Vanderbilt Mansion in Hyde Park, New York State, USAVilla Hügel kurz vor dem Rhinecliff
Freitag, 27. April 2012: Bear Mountain - Poughkeepsie - Rhinecliff (93 km)

Die Güterzüge, die kurz unter uns und auf der andern Flussseite daherdröhnen und vorher noch kräftige Signale von sich geben, wecken uns gelegentlich. Aber die Nacht ist lang. Und ungestört. Am frühen Morgen hören wir einen Jogger vorbeitraben, eine ganze Weile später trabt er zurück. Die Sonne kommt durch die Zweige hindurch. In Trockenheit können wir die Sachen zusammenpacken.
Nach ein paar letzten Metern auf dem (Rad-)Wanderweg werden wir auf der Straße von einer Schulklasse beklatscht, die sich grad zum Hiken präpariert. Die Lodge-Station des Bear Mountain Park lassen wir links liegen und biegen rechts auf die Bear Mountain Bridge, die uns wieder auf das Ostufer des Hudson Valley bringt. Mit einem grandiosen Blick auf unser Zeltplätzchen am Bear Mountain (Foto oben). Ein paar Meter weiter rundet das Örtchen Manitou die Wildwest-Romantik ab.
Heute ist es etwas flacher als gestern. Der Verkehr etwas stärker. Wir versuchen es mit mehreren Nebenstrecken abseits des 9er Radwegs. So kommen wir nach Beacon, wo wir die Serie der Pausen in trostlosen Bar-Läden fortsetzen. Ähnlich das Jamaica Restaurant auf der Main Street von Poughkeepsie.
Dann der Geburtsort Franklin Roosevelts: Hyde Park. Von den National Historic Sites wählen wir die letzte: das Vanderbilt Mansion. Mit seinen 54 Zimmern in neoklassizistischem Stil ähnelt es der Villa Hügel in Essen. Prächtiger Blick auf den Hudson River. Fast so wie auf die Ruhr und später den Baldeneysee von der Villa Hügel aus. Wir gönnen uns die einstündige Führung. Die Sonne scheint immer noch, hier und da ein paar Schönwetter-Wolken. Aber es ist kälter geworden. Bis auf sechs Grad sinkt das Fahrrad-Thermometer. Am Morgen waren es zehn.
Ein letzter Abstecher führt zum schönsten Tagesteil: Entlang von Villen mehr oder weniger direkt am Hudson zum Örtchen Rhinecliff. Auch wenn wir kein Cliff entdecken, sind Ort und Umgebung ein Träumchen. Das Hotel mit 259 Dollar ist uns ein bisschen teuer. So folgen wir noch ein bisschen dem lokalen Rhinebeck-Radweg A.
Die Häuser stehen zwar weit auseinander, aber die Grundstücke grenzen direkt aneinander. Und wo mal ein bisschen Wald ist, warnen Schilder "Posted Private Property" und verbieten alles, was uns lieb ist. Wo sollen wir campen? Als die Straße schon wieder zurück nach Rhinebeck führt, zweigt erstmals ein nicht als privat gekennzeichneter Weg ab. Halbwegs grasbewachsen und doch mit einer halbwegs frischen Autospur. Der Weg endet als Sackgasse. Sträucher. Davor ein kleiner Platz - ideal zum Zelten (Foto unten). Lucky us.


Vaude Mark II light Kuppel-Zelt nach eiskalter Nacht bei Rhinecliff, New York State, USA
Miri beim Frühstück nach eiskalter Zeltnacht bei Rhinecliff


Straßenschilder North 9 J mit Radwegschild New York State Bike Route 9Hudson River Valley Greenway Trail
Samstag, 28. April 2012: Rhinecliff - Hudson - Albany (101 km)

Draußen hat's gefroren in der Nacht. Entsprechend kalt war's im Zelt. Mein Schlafsack war am Limit, bzw. eher darunter. Trotzdem haben wir ganz gut geschlafen. Und zum Aufwärmen erscheint die Sonne, die uns den ganzen Tag über treu bleibt. Heute bleiben wir stets in Ufernähe und haben dort wenig Verkehr. Bis Hudson folgen wir auf eigene Faust der Uferstraße. Fahren dabei zwei Mal ab von der 9 G im Clermont State Historic Park und im wenig deutschen (North) Germantown. Da wird es dann ganz ruhig. Gelegentlich mit Blick auf Fluss und Catskill-Mountains auf der andern Flussseite.
Immer wieder fahren wir Strecken auf dem Hudson River Valley Greenway Trail. Wir erkennen keine echte Systematik. Seit zwanzig Jahren wird an diesem Netz von Wegen zwischen New York und der kanadischen Grenze gebaut. Selten sind es echte Radwege.
Mit Blick auf das Örtchen Hudson machen wir ausführliche Mittagspause und -siesta. So bleibt für den sehr schönen Ort sehr wenig Zeit, die wir dann mit Shoppen bei General Dollar verbringen, wodurch wieder sehr wenig Zeit für den Aldi-Süd ein paar Meter weiter bleibt. Hier sind wir auch kurz auf der viel befahrenen 9, bevor der Abzweig der 9 J (Foto links) uns wieder in ruhige und schöne Gefilde (Foto rechts), häufig direkt am Ufer, bringt.

Rad, Haus, Bäume an der New York State Bike Route 9 Ein paar Kilometer südlich von Albany nehmen wir noch einen Wanderweg durch einen kleinen Park, in dem vor Zecken gewarnt wird. Danach verbindet sich der Radweg 9 mit dem Radweg 5, dem wir in den nächsten Tagen zu den Niagara-Fällen folgen wollen, und führt über den Hudson nach Albany, Hauptstadt des Staates New York. Hinter der Brücke trennen sie sich. Wir folgen der 5, die uns zu unserm Wunschquartier Pine Haven führt. Leider niemand da.
Der Sohn der B&B-Betreiberin kommt zufällig vorbei. Seine Mutter können wir telefonisch nicht erreichen. So versucht er seine Frau anzurufen, die grad bei der Mutter sei. Auch die antwortet nicht. Wir fahren weiter stadtauswärts. Nach ein paar hundert Meter ruft uns die B&B-Lady zurück, die inzwischen von ihrem Sohn informiert ist. Und wir können doch noch mit dem Türcode ins Haus zu einem schönen, typischen B&B-Zimmerchen.


Rail Trail: Erie Canalway Trail auf ehemaligem Bahndamm
Rail Trail: Erie Canalway Trail auf ehemaligem Bahndamm


Chris on the Bike auf dem ehemaligen Bahndamm des Erie Canalway TrailAm Erie-Kanal nach Amsterdam
Sonntag, 29. April 2012: Albany - Schenectady - Fort Plain (97 km)

Zum Frühstück lernen wir unsere B&B-Betreiberin persönlich kennen. 70 Jahre alt und jede Menge zu erzählen. Das Frühstück ist auch klasse. In der anglikanischen Episcopal Church gibt es einen gut katholischen Gottesdienst mit Pfarrerin. So starten wir erst kurz vor zwölf. Heftigster Gegenwind. Wir kämpfen uns auf der Western Avenue stadtauswärts. Überholen unseren ersten Fernradler.
"I am an adventurer cyclist" verkündet er mit einem selbst gemachten Aufkleber auf seiner Ortlieb-Tasche. Von Rad zu Rad erfahren wir, dass er von Küste zu Küste unterwegs ist und seit Tagen Gegenwind hat. Zuletzt sehen wir ihn, als wir in Schenectady den Kanal-Radweg suchen. Der verläuft ab hier auf der Südseite des Erie-Kanals, der zum Teil mit dem Mohawk River identisch ist. "Erie Canalway Trail" (Foto oben) heißt das Projekt, das am Ende über 500 Meilen führen soll. Entlang des nicht mehr vollständig erhaltenen Erie-Kanals, der für die industrielle Erschließung des New Yorker Westens entscheidend war.
Etwa die Hälfte des Trails, der hauptsächlich als Radweg fungiert, ist fertig. Aber nicht so, dass er schon richtig beschildert wäre. So mit Orten und so. Bei Lower Rotterdam endet er momentan einfach an Gleisen. Da ist eine Sperre. Die erschwert das Überqueren der Gleise, zu dem es keine Alternative gibt. Direkt auf der andern Seite der Gleise setzt die Beschilderung wieder ein, dann kommt wieder eine größere Lücke. Man sieht aber den ehemaligen Bahndamm, der bald wieder zum Radweg umgebaut ist. Anfangs ist er meist asphaltiert (Foto links), später mehr Waldweg. Da schützen Bäume vor dem Wind.
Pause vor rotem Holzhaus in Amsterdam, New York State; USA Zur nachmittäglichen Mittagspause finden wir unterhalb des Schlosses von Amsterdam - das auch als B&B angepriesen wird - zwei Stühlchen mit einem Tisch vor jenem Haus, aus dem grad ein Bewohner tritt. Wir dürfen uns setzen und nachher auch noch unsere Wasserflaschen füllen. Hier sitzen wir halbwegs windgeschützt (Foto rechts). Nice break.
Auf den Canalway Trail fährt man immer gern wieder zurück. Autofrei, trotz Sonntag menschenfrei, windgeschützt, Blick auf den Kanal bzw. Mohawk River. Höhenmeter adé.
Jeff fährt zunächst auf der parallelen Straße, die immer noch als der Fernradweg 5 ausgeschildert ist. Kommt dann extra mit seinem Edel-Rennrad runter zu uns auf den hier nicht asphaltierten Radweg. Von unserem morgendlichen Küstenradler hat er schon gehört, dass wir nach Detroit unterwegs sind. Sein Vater bietet eine warme Dusche in Palmyra an. Aber da kommen wir wohl, wenn überhaupt, erst übermorgen abend hin. Oswald sein Familienname. Ja, deutsch. Aber er fühlt sich halb als Italiener. Wegen der anderen Familienhälfte.
Am Tagesziel Fort Plain führt der Radweg auf die andere Seite des Freeways, näher zum Fluss. Vorher setzen wir uns noch in eine Pizzeria. Es sind wieder Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts zu erwarten. Da tut was Warmes gut. Und als wir danach unter dem Freeway durch sind, überrascht uns an Lock 15, so heißen die Wehre, ein paar Picknick-Bänke und -Tische, Fahrrad-Ständer und ein winziges Camping-Schild. Fletcher hat schon sein schmales, langes Ein-Mann-Zelt neben seinem Rad aufgebaut. Er warnt uns vor den lauten Zügen auf der anderen Kanal-Fluss-Seite. Aber das kennen wir schon vom Hudson. Wir packen uns warm ein.


Vaude Mark II light Kuppel-Zelt mit Raureif am Morgen
7:16 Uhr: Raureif

Zelt, Schlafsäcke, Therm-a-Rest-Matten und Räder am Morgen, kleiner Campingplatz am Trailway Erie-Canal Schleuse/Lock 15, Fort Plain, New York State, USA
90 Minuten später: Sonne an Lock 15 bei Fort Plain:


In Fels geschlagen: Erie Canal Trailway auf ehemaligem Bahndamm bei Herkimer, New York StateOld Erie: Hoffen auf den Durchbruch
Montag, 30. April 2012: Fort Plain - Utica - Rome - New London (103 km)

Es war wieder kalt, aber wir waren wärmer angezogen. Raureif liegt auf Zelt, Rasen, Rädern. Beim Frühstück ist schon alles weg (Fotos oben). Auch unser Zelt-Nachbar.
Der Rail-Trail-Radweg ist wunderbar (Foto links). Bis Herkimer. Dann wird's unübersichtlich. Wir entscheiden uns, auf der Südseite zu bleiben. Gute Entscheidung. Denn durch Frankfort Main Street kann man prima parallel zur größeren Straße bis Utica fahren. Eine richtige Stadt. Ein Mann, der mal wieder unsäglich abgetragene Schuhe, Hose, Pullover trägt, hilft uns mäßig bei der Wegfindung. Begeistert sich aber für unsere Radtour. Er könne leider nicht auf große Tour gehen, habe ein kleines Business, arbeite an einer großen Erfindung. Er hofft auf seinen Durchbruch.
Mit etwas Glück finden wir den Radweg zwischen Mohawk-Fluss und Erie-Kanal. Bis Oriskany. Hier geht's zurück über den Mohawk und über die Eisenbahn, die vor Utica auf die Südseite gewechselt ist, und führt dann wieder rechts ab. Man weiß nicht so genau warum, bis man den kontinuierlichen Sumpf zur linken als den alten Erie-Kanal identifiziert. Die Bäume wachsen in den Kanal, im Kanal, sind in den Kanal gestürzt. Mal steht mehr, mal weniger Wasser herum. Sehr urig. Wild (Foto unten). Nur der Radweg ist stabil.
Bis Rome. Wo die größte Kirche natürlich römisch-katholisch ist. Und daneben Fort Stanwix, das im Unabhängigkeitskrieg eine große Rolle gespielt hat. Deshalb ist es gut erhalten als eine Art Heimatmuseum: Hinter sicherndem Hügel kaum zu sehen, durch Graben und Holzwand gesichert. Nebenan ist noch ein Visitor Center samt Ausstellung, Videos, Shop. Wir nehmen alles mit. Gehen dann noch shoppen. Und trotz Rückenwind und nahezu null Höhenmetern werfen wir an Lock 21 bei New London die Münze. Kopf heißt bleiben, zelten. Bau wäre Sylvan Beach gewesen mit allenmöglichen Unterkünften.


Alter Erie-Kanal bei Oriskany, New York State, USA
Der alte Erie-Kanal bei Oriskany


Bäume, Teich, Pflanzen am Rand der Landstraße 370 bei Wolcott, New York State, USAAltphilologen-Country: weg vom aufgeweichten Canalway Trail
Dienstag, 1. Mai 2012: New London - Cicero - Cato - Wolcott (108 km)

Es hat sich eingeregnet über Nacht. Wir haben das Zelt unter Fichten aufgebaut, aber irgendwann tropft es auch hier. Es tröpfelt den ganzen Morgen. So packen wir das Zelt zum ersten Mal komplett nass ein.
Aufgeweicht ist leider auch der "stone dust" des Erie Canalway Trail, hier "Old Erie Canal State Park Trail" genannt. Die ganze Strecke bis Syracuse ist laut Infoblatt nicht asphaltiert. Wir kommen kaum voran und das nur unter kräftigem Strampeln.
Zunächst wechseln wir auf die parallel laufende Straße, bei State Bridge, Durhamville, wechseln wir komplett die Route: Die gute alte "New York State Bike Route 5", die hier auf der Straße 31 läuft. Und Greater Syracuse südlich liegen lässt. Ganz flach. Durchschnittliche Steigung ein Prozent, maximale zwei Prozent heißt es bei der Pause im China-Imbiss von Cicero. Wo die junge, große Chinesin sogar zwei Teebeutel entdeckt, die uns aufwärmen. Als wir schon wieder aufsatteln, bringt sie uns noch zwei heiße Frühlingsrollen in den kalten Frühlingstag hinaus.
A propos Cicero. Die Gegend hier muss von Altphilologen kolonisiert worden sein. Man stelle sich vor, unser Lateinlehrer Koch ("Det is nich sechs, det is sechs minus") in der Wildnis am Ontario-See. Wir fahren durch Euclid, Cato, am Fluss Seneca entlang. Seneca hießen der hiesige Indianerstamm, zumindest so ähnlich, alles andere ist wohl assoziativ dazufabuliert.
In Baldwinsville beschließen wir wieder eine Routenänderung. Die Rad-5 bzw. Auto-31 mit ihren riesigen Shopping Malls nördlich von Syracuse ist uns zu breit, zu befahren. Wir wollen weiter nördlich fahren und erst später oder gar nicht mehr zum Erie Canalway Trail, der sowieso hinter Syracuse pausiert und erst ab Newark wieder existiert. Als "Erie Canal Heritage Trail". Folge: wir kommen in die viel besungenen "Rolling Hills", die uns dank Erie-Kanal bisher erspart geblieben sind. Plötzlich wieder Höhenmeter, Hochschalten. Auch bei Rückenwind.
Cato bietet noch einen Shop. Und ein kleines bisschen Sonne. Als wir die vor dem Shop für eine Pause nutzen, wollen Kinder wissen, was denn das weitest entfernte Land sei, das wir je mit dem Radl erreicht hätten. Wir sagen mal China. Wie denn die chinesische Mauer so gewesen sei? Gute Frage. Aber so weit sind wir noch nicht.
Am Ortseingang von Wolcott, das wir eigentlich heute noch deutlich hinter uns lassen könnten, lacht uns spontan ein Campingplatz an. Der erste richtige Campingplatz mit vielen Pull-Behind- und Fifth-Wheel-Travel-Trailers, mit warmen Duschen, Laundromat. Strom erfreut uns. Und, kaum zu glauben, es waren schon mal Radler hier. Letztes Jahr. Holländer.


Landstraße 370 kurz vor Wolcott
Landstraße 370 kurz vor Wolcott


Miri vor Villa an der Uferstraße des Ontario-See, New York State, USAPolizei-Stopp: Sheriff mit Ramstein-Erfahrung
Mittwoch, 2. Mai 2012: Wolcott - Putneyville - Hamlin Beach (132 km)

Wir frühstücken früh. Und schlafen dann noch mal. So geht's erst um zehn Uhr los. Mit Rückenwind. Rolling Hills. Mit dem Schwung vom einen Hügel schaffen wir meist den nächsten. Es läuft super. Die Sonne scheint anfangs. Der Seaway Trail ist unser Guide. Der schönste Moment: als wir in Putneyville zum ersten Mal richtig auf den Ontario-See stoßen. Eine ideale Picnic-Location. Leider haben wir grad erst Pause gemacht. Und wenn wir morgen abend an den Niagara-Fällen sein wollen, müssen wir heute richtig Kilometer machen.
Leider können wir nicht einfach auf der Küstenstraße (Foto links) bleiben. Die Brücke über die Bay bei Rochester ist in diesem Sommer weggedreht. Die nächste Brücke ist drei Kilometer weiter südlich. Auf der 104. Merkwürdigerweise führt der Seaway Trail noch weiter südlicher, eine Bike Route in die ganz andere Richtung. Munter rollen wir auf die sechsspurige Straße mit breitem Randstreifen. Der verdünnisiert sich allerdings auf der eigentlichen Baybridge. Blöder noch: die Ausfahrt direkt hinter der Brücke, wie die Karte sie vermuten lässt, existiert nicht. Die 104 vereinigt sich vielmehr mit der 590 und wir mit ihr. Das gehört schon irgendwie zu Irondequoit, oder sogar Rochester, was wir links liegen lassen wollten.
Erst nach zwei weiteren Meilen kommen wir wieder runter, der Seaway Trail taucht auch wieder auf, es geht zurück zum Seeufer. Kleine Pinkelpause. Ein Polizei-Wagen rollt an unserer Seite. Ich begrüße den Sheriff herzlichst und versichere, ich sei Chris aus Germany. Er vermutet, wir seien auf der "Autobahn" gefahren. Und das sei ja wohl weder in Deutschland, noch irgendwo sonst auf der Welt, schon gar nicht in den USA üblich. Nun gut, ich könnte jetzt auf zahlreiche erfolgreiche Autobahnfahrten in Spanien, Georgien, Libyen etc. verweisen, vor allem aber, sind wir uns wirklich keinerlei Schuld bewusst. Auf der 104 sind wir gestern schon eine Weile gefahren und sie war nicht breiter als manch andere, auf der der gleiche Randstreifen sogar als Radweg ausgewiesen war.
Der Polizist möchte unsere Identity sehen. Wir geben ihm die Reisepässe, er beginnt, die Daten in seinen Bordcomputer einzugeben. Mit richtig großer Tastatur. Größer als auf meinem Netbook. So gelangt er zu den Fakten, die für uns sprechen. Er war mal in Ramstein stationiert. Er hat einen Tag vor mir Geburtstag und ist außerdem zwei Jahre jünger. Außerdem mag er das Fahrrad fahren sehr. Aber er muss seine Ermahnung elektronisch aktenkundig machen. Glück gehabt. Auch wenn zukünftige Handlungsmaximen etwas unklar bleiben. Und die werden schon wenige Meter weiter gebraucht.
Der Lake Ontario State Parkway bricht vierspurig über uns herein. Oder wir über ihn. Nur Fußgänger und Pferde werden laut Schild an der Auffahrt von ihm gebannt. Anfänglich können wir noch einen ganz neuen, superbreiten Radweg ausmachen. Er ist als "LOSP" oder "L.O.S.P Trail" (Lake Ontario State Parkway Trail) markiert. Er verendet. Es gibt noch ein paar Meter wunderschöne Parallelstrecke auf dem Edgemere Drive über Landzungen am Meer. Dann sind wir wieder auf dem Parkway. Die Nebenstrecken am Ufer sind gleich mit "No Outlet" oder "Dead End" wenig einladend angepriesen. Der Wind trägt uns nach Westen. Obwohl eigentlich Westwind angekündigt war.
Die Abwesenheit jeglicher Hotels, Motels, B&Bs, Zeltplätze ist ernüchternd. All unsere Hoffnungen ruhen auf dem Hamlin Beach State Park. "Camping closed" verkündet ein Schild schon an der nicht besetzten Einfahrt. Eine gigantische Anlage eröffnet sich. Über uns braut sich ein Schauer zusammen. Und Sonne. Immerhin die erstbeste Toilettenanlage ist geöffnet. Und wir können unseren Wasservorrat von null auf vier Liter upgraden.
Wir machen Pause solange die Wolken es zulassen (Foto unten). Dann suchen wir die Park-Polizei und drehen dazu eine achtkilometrige Ehrenrunde durch die gepflegte, breite, großzügige Strandanlage. Entdecken auch den sich durch Wald schlängelnden Camping-Platz mit seiner ganzen Infrastruktur und schließlich die Polizeistation. Zwei Polizeiwagen stehen vor der Tür, es brennt Licht, irgendeine elektronische Stimme ist zu hören, aber niemand öffnet. Es fehlen Privatfahrzeuge der Polizisten. Vermutlich ist die Station nicht besetzt.
Im Park bewegen sich noch einige Autos und Menschen. Wir entschließen uns, weiter zu fahren. Zum nächsten Park. Noch 25 Kilometer. Als wir auch außen die vier Kilometer Parklänge hinter uns haben, sehen wir an einem Tor eine Lücke im Zaun. Sofort sind wir entschlossen, auf diese Weise in den eigentlich gesperrten Teil des Parkes zurückzukehren. Waldweg Richtung Strand. Ab ins Unterholz. Nah an den Klippen. Im wieder einsetzenden Regen bauen wir schnell das Zelt auf.


Gewitter-Stimmung mit Bäumen, Bank und See am Hamlin Beach, Ontario-See, USA
Hamlin Beach, Ontario-See


Miri on the Bike vor blühenden Bäumen am Ontario-See, New York State, USABio-Kirschen in der Shopping-Wüste
Donnerstag, 3. Mai 2012: Hamlin Beach - Youngstown - Grenze USA/Kanada - Niagara Falls (133 km)

Kurz vor acht verlassen wir unsere Waldlichtung an den Klippen von Hamlin Beach. Auch um etwaigen Park-Rangern zu entgehen. Ohne Frühstück. 20 Kilometer bis Point Breeze. Geht doch.
Hier sind zwar eine Unmenge Minifliegen, dennoch lässt sich am Leuchtturm frühstücken und das Treiben der Angler beobachten. Eine Info-Tafel wartet mit archäologischen Erkenntnissen über das Angeln der Indianer vor mehr als tausend Jahren auf. Mit Steinen beschwerten sie ihre Netze, räucherten ihre Fische. Brachten sie zu ihren Unterkünften weiter oberhalb, landeinwärts.
Am Ende stellen wir fest, wir hätten besser in einem der Restaurants gefrühstückt. Denn die Lebensmittelreste sind minimal. Und an dem ganzen Lake Ontario State Parkway gab's absolut gar nichts zu kaufen, tanken, whatever. Zwar endet der wenige Kilometer weiter am Eingang des Lake Side Park, an den Shopping-Möglichkeiten ändert das nichts.
Wir fahren auf kleineren Straßen, immer möglichst nah am Ufer, durch den mal stärker, mal schwächer werdenden Morgennebel. Alle zehn Minuten kommt mal ein Auto vorbei. Meist FedEx oder die Post. Der Nebel wird gelegentlich so dicht, dass ich das Rad-Licht einschalte.
Ein Lichtblick ist die Bio-Kirsch-Farm Singer Farm naturals in Appleton, in dessen Scheune wir uns mit edlen Kirsch-Cookies, Kirsch-Schokolade, Kirsch-Konzentrat eindecken. Just in case. Drei Meilen weiter in Olcott gibt's endlich Restaurants. Mit Blick auf den Hafen essen wir Fisch. Die junge, kontaktfreudige Kellnerin versichert uns, Hamlin Beach sei gegenüber dem Lakeside Park weitaus schöner. Nur, als sie mit ihren Nichten neulich dort gewesen sei, wären doch tatsächlich einige Frauen "topless" dort gewesen und das wär für die Nichten ja mal gar nichts gewesen.
Die Sonne hat sich durchgesetzt. Wir bleiben an der Küste (Foto rechts). Kurz vor der Mündung des Niagara-Flusses in den Ontario-See beginnt dort der "Robert Moses State Parkway". Genau wie auf dem morgendlichen Parkway sind die zweispurigen Trassen in jede Richtung durch einen sehr breiten Grünstreifen voneinander getrennt. Wir fahren noch mal ab, um am Ufer des Niagara-Flusses voranzukommen. Dort ist von den Radwegen auf unserer Buffalo-Niagara-Radkarte nichts zu sehen.
Insbesondere scheint sie genau den Robert Moses State Parkway zur Einfahrt in die Stadt Niagara Falls zu empfehlen, der aber diesmal an der Auffahrt wirklich für Fahrräder gesperrt ist. Wir sehen keine Alternative, weil die Parallele, die 104, zur Interstate führt. Und stärker am Berg ansteigt. Wäre letztlich egal gewesen. Denn beide müssen letzlich auf die Höhe der Niagra-Schichtung/Böschung (Escarpment), die sich über hunderte von Kilometer durch Nordamerika zieht. Von irgendwo müssen die Fälle ja runter kommen. Der Parkway entwickelt sich aber radmäßig eher unglücklich. Der großzügige Randstreifen ist eh nicht mehr vorhanden. Die zweite Spur verschwindet auch und auf dem linken Teil des Parkways werden nun beide Richtungen einspurig geführt. Der ursprünglich rechte Teil ist gesperrt, nicht befahrbar. Teilweise kann uns niemand überholen. Es ist heiß am Berg. 31 Grad.
Fahrrad-Lenker mit Triathlon-Aufsatz vor Niagara-Fällen Wir sind längst nicht mehr voll fit. Die Schlucht ist unten zu sehen, aber nichts von den Fällen. Erst an der Whirlpool-Bridge blicken wir durch einen Zaun auf die Rainbow-Bridge und dahinter die Fälle und die Hochhäuser, Türme, Nebel, Spektakel. Es sind immer noch zwei Kilometer. Die rechte Parkway-Hälfte ist nun Rad- und Fußgängerweg. Es gibt auch einen Trail direkt an der Schlucht, aber der ist uns zu holperig. Schließlich unterqueren wir die Rainbow-Bridge und spüren die Frische des aufschäumenden Wassers und die Energie des tonnenschweren, fließenden, fallenden Wassers (Foto links). So dick quillt es über den Rand. Schlägt auf den Felsen auf, schießt spritzend in alle Richtungen:



Niagara-Fälle - amerikanische Seite mit Miri


Niagara-Fälle - kanadische Seite


Die Völker der Welt vereinigt (Fotos unten). Eine indische Mutter versucht mit Ipad ihre Kinder zu fotografieren. Ich soll eine Kleingruppe junger Senioren fotografieren. Ihr Matador war - wie ich im letzten Jahr - auf dem Königsee bei Berchtesgarden. Klein ist die Welt. Und groß die Wasserfälle. Schon die amerikanischen und erst recht die kanadischen, die in dem Nebel, den sie produzieren, gar nicht in vollem Umfang zu erkennen sind. Auf der (amerikanischen) Insel zwischen ihnen blicken wir in beide Richtungen.
Dann wechseln wir die Seite. 50 Cent - amerikanisch oder kanadisch - verlangen sie pro Fahrrad(fahrer) als Brückenzoll. Eine Ausreise-Kontrolle gibt es nicht, die kanadische Einreisekontrolle ist minimal. Viel schneller als erwartet sehen wir die Fälle von der andern Seite. Hier ist es durch den Dunst viel kälter. (YouTube-Video s.o.) Erst wenn man jenseits des Windschattens ist, spürt man die Nachmittagshitze in der Abendsonne. Und wenig später haben wir ein Quartier mit Blick auf die Wasserfälle. Great.


Miri & Chris @ Niagara
Miri & Chris @ Niagara


Sonne, Dunst und Niagara-Fällen mit Touristen im Gegenlicht
Völker der Welt: black & white


Paar fotografiert sich vor Dunst an den Niagara-Fällen
We and the water


Miri mit Menükarte auf dem Skylon-Tower an den Niagara-FällenKanada: Bier mit Eishockey
Freitag, 4. Mai 2012: Niagara Falls

Touri-Tag. Niagara Falls mit seinen jährlich 12 Millionen Besuchern ist ziemlich leer. Nirgendwo Wartezeiten. Wir lunchen auf dem Skylon-Tower und werden dabei einmal rundum gedreht. Radeln runter zum Whirlpool, wo die Wucht der Niagara-Fälle das Wasser eine Extrarunde drehen lässt. Stilvoll ist das Taps Brewhouse and Grill am Abend. Mit Eishockey auf großer Leinwand.


Taps Brewhouse and Grill am Abend, Niagara-Falls, Kanada
Kanada: Brewhouse mit Eishockey


Welland-Kanal bei Welland, Ontario, KanadaWind und Wahrheit am Welland-Kanal
Samstag, 5. Mai 2012: Niagara Falls - Port Colborne - Dunnville - Normandale (148 km)

Eigentlich sollte es heute irgendwie nach Toronto gehen. Morgen wird da Marathon gelaufen. Leider ohne mich. Meine Achillessehne macht seit Ostern nicht mehr mit. Gerade mal Radfahren lässt sie noch zu. Also machen wir das.
Kurze Beratung in der Touri-Info. Wind und Wahrheit lassen uns die Route am Nordufer des Erie-Sees wählen. Nach 15 Kilometern stoßen wir auf den Welland-Kanal. Er verläuft parallel zum Niagara River und ermöglicht den Schiffen vom Erie-See zum Ontario-See zu kommen, ohne die Niagara-Fälle hinunterzustürzen. Und er ermöglicht uns die Fahrt zum Erie-See. Denn an seiner Seite gibt es einen durchgehenden Radweg. Der Welland Canals Trail: nicht an jeder Kreuzung hunterprozentig eindeutig und überzeugend, aber asphaltiert. Und schön. Rund um Welland City rudern sie im alten Kanalteil. Die Kanal-Brücken können in Nullkommanix in große Höhen katapultiert werden (Foto rechts).
Bei Port Colborne endet der Kanal. Wir radeln am Ufer des Sees entlang. Theodor Fontane hat ihm und einem Steuermann mit dem Gedicht "John Maynard" ein Denkmal gesetzt: Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee; von Detroit fliegt sie nach Buffalo - Wir sind umgekehrt unterwegs von Buffalo nach Detroit. Am sicheren Ufer. Bei Dunnville müssen wir heute den einzigen Bogen fahren - für die Brücke über den großen Fluss. Danach radeln wir fast in Windrichtung. Wurde zunächst am See noch mit Gesundheitsgefahren vor der Errichtung von Windrädern gewarnt, sind sie hier längst Realität. Wir eilen über die Ebene. Alles easy. Selbst am Stahlwerk ist es schön. Schön genug für eine Pause.
Auf Basis der Touri-Info haben wir uns für den Hidden Valley Campground bei Normandale entschieden. Dank vieler kleiner Hinweisschilder finden wir ihn auch problemlos. Der riesige Campground hat einen kleinen Zeltplatz (Foto unten). Ausgerechnet am höchsten Punkt. Aber der starke Nord-Ost-Wind, der uns den ganzen Tag über erfreut hat, erfreut uns nun, indem er nachlässt.


Morgenstund am Hidden Valley Campground, Normandale, Ontario, Kanada
Morgenstund am Hidden Valley Campground


Steilküste mit Sand und Lehm am Erie See bei Clear Creek, Ontario, KanadaSpargel-Süppchen auf dem längsten Wanderweg der Welt
Sonntag, 6. Mai 2012: Normandale - Duttona Beach (124 km)

Am Morgen frischen der Wind und wir auf. Zu Beginn ein bisschen hügelig, dann wieder sehr eben. Bei dem ein oder andern Creek geht es ins Tal. Oft kommt man mit dem Schwung wieder auf die Höhe.
Hier und da ist eine Sanddüne zu sehen. Die Küste ist sandig und bröckelig (Foto links). Bei Clear Creek ist die Küstenstraße (Lakeshore Road alias Country Road 42) gesperrt weil weggebrochen. Bis wir das geklärt haben, erntet Miri ein bisschen grünen Spargel.
Port Bruwell hat einen Leuchtturm von 1840. Bei dem machen wir unsere Mittagspause. Port Stanley hat einen breiten Strand. Auf dem machen wir unsere Nachmittagspause. Miri geht im Erie-See schwimmen. Von hier kann man nicht direkt am Ufer weiter. Die "20" verläuft zunächst nach Plan. Geht dann aber in Piste über. Am Golfplatz vorbei. Auf dem Trans Canada Trail (TCT), mit 18.000 Kilometern der längste Wanderweg der Welt, befinden wir uns plötzlich. Auf der Iona Road kommen wir wieder zu den Asphalt-Trails.
Um Wasser haben wir uns nicht so sehr gekümmert. Obwohl es weitgehend sonnig und bis zu 30 Grad warm war. Peter Hentz steht vor seinem seit 1955 bewohnten Haus. Und trotz Hunden füllt uns seine Frau Tina unsere Wasserflaschen. Sie empfehlen zum Campen den kleinen Provincial Park John E. Pearce bei Duttona Beach. Grad noch zwei Kilometer sind es. Bevor wir auf der sandigen Steilküste unser Zelt aufschlagen. Und Miri den grünen Spargel auf ihrem neuen Gaskocher in Minütchen zubereitet.


Ufer des Erie-See, Ontario,Kanada
Am Erie-See


Lokomotive über der Themse, Ontario, KanadaMiri und die Schlange im See - Wolken über dem Sunnyside Restaurant
Montag, 7. Mai 2012: Duttona Beach - Blenheim - Merlin - Mitchell's Bay (126 km)

Tiere haben den Müll am Mülleimer auseinander genommen. Unseren Müll und uns haben sie in Ruhe gelassen. Es gibt ein paar Regentropfen am Morgen, aber halbwegs trocken machen wir uns davon. Frühstücken können wir mangels Masse sowieso nicht so recht. Wir bauen auf New Glasgow. Und siehe da, es gibt dort das Sunnyside Restaurant: Breakfast und Lunch an der Kreuzung von drei Häusern und zwei Straßen. Montags geschlossen. Das ist heute.
Wir krümeln die letzten Vorräte aus den Taschen. Ein paar Kekse, ein paar getrocknete Kirschen, Schokolade, ein bisschen Cheddar-Käse, ein halbes Liter Milch, Kaffee. Es bleibt sogar noch etwas übrig.
Eine schwarze Wolkendecke schiebt sich auf uns und das Sunnyside Restaurant zu. Nun gut, Regen ist für heute Mittag angesagt, stärkerer Regen für den Nachmittag. Jetzt regnet es schon ab halb elf. Langsam startend, stetig stärker werdend, alles durchnässend.
Nach 60 Kilometern erreichen wir Blenheim: der erste Supermarkt, das erste Restaurant, das erste alles. Im Grocery-Shop "no frills" trocknen wir uns, wärmen uns, decken uns mit Lebensmitteln für den Rest von Kanada ein. Und im ur-kanadischen Fastfood-Laden Tim Hortons bringen wir uns mit Kakao, Tchai, Mushroom-Soup, Bagel, Muffin wieder in Fahrt-Form.
John, kanadischer Radler aus Windsor auf dem Weg nach Louisianna und Kalifornien, auf dem Talbot Trail, Ontario, Kanada Unterdessen hat der Regen aufgehört, der auch nach aktueller Durchsicht der Tageszeitungen, nach wie vor erst am Nachmittag und Abend so richtig aufdrehen soll. Es kommt sogar die Sonne hervor. Und John fährt uns entgegen mit seinem grell-gelben Regenschutz rund um alle Fahrradtaschen (Foto rechts). Er will nach Louisianna und von dort nach Kalifornien. Seinen Job hat er aufgegeben und grad gestern seine große Tour begonnen.
Er kommt aus Windsor, der kanadischen Schwester-Stadt von Detroit. Wir wissen, dass nur ein Autotunnel und eine Autobrücke von Town zu Town führt. Die Damen an der Touri-Info von Niagara Falls meinten, da komme man schon irgendwie mit dem Fahrrad rüber. John ist vom Gegenteil überzeugt. Allerhöchstens ein Trip mit Taxi sei denkbar.
Das ist nicht ganz in unserm Sinne. Und klingt nach Stress. Wir konsultieren die Karte und stellen erfreut fest, dass wir grad noch die Kurve kriegen können, um einmal um den See St. Clair zu fahren und dort mit der Fähre über die Grenze. Also: Wir fahren sofort vom Highway 3, dem legendären Talbot Trail ab. Erste rechts, die Merlin Road nach Merlin, über die Autobahn, die Eisenbahn (Foto links), über die Themse (!) und dann kommt man vom anglophonen und -philen Teil in ein kleines frankophones Gebiet: Pain Court, Grande Pointe begrüßt mit "Bienvenue".
Wir rollen in den Marine Park von Mitchell's Bay am Lake St. Clair (Foto unten). Eine großzügige Camping- und Hafenanlage. Das Office ist zu Saisonbeginn nur von 9 bis 17 Uhr besetzt. Es ist kurz nach 17 Uhr, aber zwei Ladies, die hier arbeiten, rollen mit ihrem Wagen auf uns zu. Wir sollten einfach irgendwo zelten. Das sei schon in Ordnung. So zelten wir auf der kleinen Insel im Yachthafen, direkt an den zentralen Facilities des Camping-Platzes. Miri steigt ein bisschen ins Wasser, obwohl sie dort zuvor eine Schlange sich dahinschlängeln sah.


Mitchell's Bay am Lake St. Clair, Ontaria, am Abend
Mitchell's Bay am Lake St. Clair, Ontaria, am Abend


St. Clair River bei Walpole Island: Grenze USA/KanadaFahrradmetropole Detroit
Dienstag, 8. Mai 2012: Mitchell's Bay - Wallaceburg - Fähre/Grenze Kanada/USA - Algonac - Detroit (118 km)

Nachts hat's geregnet, aber morgens aufgehört. So packen wir das Zelt halbnass ein. Frühstück gibt's erst in Wallaceburg. Die vorletzten kanadischen Dollar wandern ab. Die letzten dann auf der Fähre in die USA. Die fährt im Indianergebiet Walpole Island First Nation (aus Stämmen der Potawatomi, Chippewa und Ottawa) über den St. Clair River (der als Teil des Great Lakes Waterway den Lake Huron mit dem Lake St. Clair verbindet; Foto links) nach Algonac. D.h. sie fuhr bereits, als wir gerade ankamen.
Die Wartezeit bringt uns sehr nach vorne. Eine Autobesatzung aus Florida schenkt uns eine Straßenkarte von Michigan, samt Umgebungsplan von Detroit. Ohne die wären wir relativ aufgeschmissen. So sehen wir genau, wie wir den großen Luftwaffenstützpunkt direkt am See umgehen können. Kurz darauf müssen wir über fünf, sechs Spuren auf die Linksabbieger-Spur wechseln. Detroit, die Autostadt. Wir werden permanent angehupt. Wo sollen wir hin? Dabei wurde Detroit wohl nur zur Autostadt, weil sie zuvor eine Metropole der Fahrradindustrie war. Dann kam Henry Ford. Und wo dessen Sohn Edsel eine 60-Zimmer-Bude gebaut hat, sind wir längst wieder auf der Jefferson-Straße am Seeufer, die jetzt zu einer Prachtstraße wird. Auf beiden Seiten luxuriöse Residenzen. 80 Prozent der Bevölkerung von Detroit ist schwarz, hier sieht man nur Weiße. Sie joggen, radeln. Immerhin: die Residenzen wirken nicht wie Festungen. Ganz im Gegenteil: keine Mauern, kein Sicherheitspersonal zu sehen.
Von einem zum andern Straßenblock wechselt das Bild: Afro-Amerikaner, Ruinen, keine Gärten. Und immer noch sind es gut zehn Kilometer bis ins Stadtzentrum:



Ankunft in Downtown Detroit - mit Miri


Wo wir erst mal ein Motelzimmer reservieren. Dann aber noch zum Greyhound-Busterminal mit voller Ausstattung radeln. Um festzustellen, dass die obligatorischen Fahrradkartons zumindest für mein Rad definitiv zu klein sind. Was tun? Einfach mal drüber schlafen.


Veteran’s Memorial Beach in St. Clair Shores, Michigan, USA
Letzte Pause: Veteran’s Memorial Beach in St. Clair Shores


Blick vom RenCen auf den Detroit River nach Norden, Michigan, USA
Blick vom RenCen auf den Detroit River nach Norden


Shorecrest Motor Inn, Ren Cen und Downtown Detroit an der Jefferson Ave, Michigan, USAHertz mit Herz für alte deutsche Führerscheine
Mittwoch, 9. Mai 2012: Detroit (22 km)

Von den drei finalen Ungewissheiten der Tour: * Kommen wir mit dem Rad von Windsor nach Detroit? * Kommen wir ohne weitere Esta-Registrierung von Kanada zurück in die USA? * Kommen wir mit den Rädern zurück nach New York? wurde die erste vorgestern (Nein, nicht direkt), die zweite gestern (Ja, ohne Probleme) geklärt. Aber was wird aus unsern Rädern? Miris Rad könnte mit Ach und Krach in die kleine Greyhound-Papp-Box passen. Wir überlegen, mein Rad oder beide Räder in Detroit oder Umgebung zu lassen. Aber ob, und, wenn ja, wann und wie hier es je weiter gehen wird, steht in den Sternen. Zug geht auch nicht. Amtrak hat ähnlich kleine Boxen wie Greyhound. Fliegen? US Airways hat günstige Flüge, will aber 200 Dollar pro Fahrrad haben, will also lieber keine Räder mitnehmen.
Letzte Option: Mietwagen. Miri hat allerdings ihren Führerschein in Deutschland und mein Führerschein ist ein uralter, die graue Fleppe. Wird eigentlich nicht mehr anerkannt in den USA, weil - im Gegensatz zum europäischen - nur auf Deutsch. Probieren wir es aus. Die Hertz-Vermietung im riesigen Rennaissance Center ("RenCen") der offenen Firmenzentrale von General Motors (GM; Foto unten) im Herzen von Downtown und direkt am Detroit River ist... nicht besetzt. Eine weitere liegt schräg gegenüber in die andere Richtung von unserm Shorecrest Motor Inn (Foto rechts). Die Hertz-Dame hat keine Probleme mit meinem Führerschein. Uff. Glück gehabt. Ihr Computer funktioniert allerdings nicht richtig. Über die Hertz-Hotline bucht sie einen Midsize-Wagen für uns von Detroit nach Manhattan. Günstiger wird es, wenn wir statt zwei Tage nur 24 Stunden buchen. Wir entscheiden uns für einen Trip von noon2noon. 350 Dollar inkl. Versicherung wird das kosten.
Wir sind erleichtert. Und wenden uns wieder dem RenCen zu. Wenige Minuten vor Beginn der ersten von zwei Führungen. Wir sind die einzigen Gäste, die heute im Souvi-Shop Pure Detroit auftauchen. Geile Bike-Detroit-T-Shirts gibt's hier. Hier wird das Fahrraderbe der Stadt hochgehalten. Nach einem Stadtbrand im 19. Jahrhundert wurden die Straßen in Form eines Rades mit seinen Speichen angelegt. Im Internet findet man eine Detroiter Fahrradkarte von 1896, auf der die asphaltierten Strecken farbig markiert sind. Und der freundliche Typ von Pure Detroit schwärmt vom Radeln auf siebenspurigen Straßen. Für ihn ist Detroit ein Fahrradparadies. Die Führerin bringt uns exklusiv in die 72. Etage. Ein Edel-Restaurant, das erst am späten Nachmittag öffnet. Blick auf die Umgebung: alles grün und blau. Die Seen, der Fluss, Kanada und auch Detroit (Foto oben).
Occupy Detroit: Demonstranten vor dem Bank-of-America-Gebäude Wo wir auch hinkommen heute: alle sind extremst freundlich. Manch einer fragt, warum wir ausgerechnet Detroit als Urlaubsziel gewählt haben. Alle bemühen sich, uns zu helfen, uns zu informieren, uns zu unterhalten. Vor dem Jugendstil-Gebäude der Bank of America (BoA) demonstrieren Occupy-Detroit-Aktivisten (Foto links): "Hey, hey, BoA - how many homes did you steal today?" Innen erläutert uns ungefragt ein Polizist das Bauwerk.
Ein wenig gespenstisch ist es in der Heidelberg Street, zu der wir rausradeln. Verlassene Häuser sind hier von Künstlern mit Konsumschrott dekoriert worden. Das Heidelberg Project. Der immer wieder einsetzende Regen passt zur Atmosphäre. Ein Trio aus Gitarist, Fotograf und Tänzerin schwebt zwecks Foto-Shooting durch die Ruinen.


RenCen: General Motors Firmenzentrale mit Blick auf den Detroit River und das kanadische Windsor, Detroit, Michigan, USA
RenCen: General Motors Firmenzentrale mit Blick auf den Detroit River und das kanadische Windsor


Chris mit Fahrrad im Ford EscapeFort per Ford: müder als nach einem Radtag
Donnerstag, 10. Mai 2012: Detroit - Tannersville (880 Auto-km)

High noon in Detroit. Wir bekommen einen Ford Espace. Das Vorderrad am meinem Fahrrad muss ich ausbauen. Den Korb kann ich dranlassen. Miris Rad obenauf. Die Taschen rundherum. Und im Rückspiegel sehe ich immer noch alles (Foto rechts). It's so easy.
Mit einem Ford fort aus Detroit. Ein paar Kilometer Michigan, dann auf dem Ohio-Turnpike, wo 70 Meilen erlaubt sind. Und vor allem Pennsylvania. Ein einziger endloser Wald (Foto unten). Rolling hills. All die Höhenmeter, die uns dank Erie-Kanal und See-Ufer erspart geblieben sind. Endlos schön.
Und an jeder Ausfahrt ein paar Restaurants, Lodges, Tankstellen. Die 550 Meilen sind stressfrei, weil dank Tempolimit, das der Durchschnittsfahrer um fünf Meilen überschreitet, und Tempomat der Verkehr ruhig dahinfließt und ich nur noch lenken muss. Um 22.30 Uhr bin ich gleichwohl reichlich müde. Müder als nach einem Radtag. In Tannersville fahren wir ab und finden auch gleich ein nettes Motel.


Pennsylvanias Wälder im Rückspiegel
Pennsylvanias Wälder im Rückspiegel


Manhattan und Fujifilm Finepix F480 Digitalkamera im Rückspiegel des Ford Escape, New York; USAHeartland
Freitag, 11. Mai 2012: Tannersville - New York (140 Auto-km) Manhattan - Roosevelt Island (7 km)

Erst am Lincoln-Tunnel gerät die Fahrt ins Stocken. Stop and Go vor dem Tunnel, im Tunnel und nach dem Tunnel in der 40. Straße von Manhattan (Foto links). Als wir in die 6th Avenue einbiegen, kann ich wieder Gas geben. Um halb elf können wir den Wagen abgeben. Aufs Rad wechseln (Foto unten). Eine Stunde später sind wir wieder in unserm wunderschönen Stammquartier auf Roosevelt Island. Von wo wir am Abend noch aufbrechen in die Heartland Brewery im Empire State Building.


Chris on the Bike auf der Queensborough Bridge vor Manhattan, New York City, USA
Chris on the Bike auf der Queensborough Bridge vor Manhattan


Finale, oho
Samstag, 12. Mai 2012: New York

Chill Out in Manhattan. Wir sehen das Berliner Pokalendspiel zwischen Dortmund und Bayern in der Football Factory at Legends gegenüber vom Empire State Building. 5:2. Ein Fußballfest. Der Pott wandert in den Pott. Mitentscheidend der Elfmeter zum 2:1 - voilà:


Umzugskartons von Walter Schmitz Möbeltransporte und Umzüge aus Essen in Basil XXL-Korb bei der Fahrt durch Queens, New York, auf dem Panther Dominance TrekkingQueens: Traumstrecke
Sonntag/Montag, 13./14. Mai 2012: Roosevelt Island - JFK (25 km) - Flug New York - Dublin - Frankfurt

Die Umzugskartons haben den Hinflug überlebt. Also müssen sie auch beim Rückflug herhalten, um unsere Radtaschen zu einem einzigen Gepäckstück zu vereinigen. Dazu müssen sie aber erst mal im Fahrradkorb zurück zum Flughafen JFK 25 Kilometer durch die Stadt mitfahren (Foto rechts). Eine Traumstrecke. Die wir Google Maps und der New York City Cycling Map verdanken.
Flushing Meadows sehen wir auf diese Weise noch. Ein sehr schönes jüdisches und ein sehr schönes schwarzes Viertel in Queens. Und sehr viele schöne Straßenzüge. Block für Block kämpfen wir uns gegen den Südwind zum Flughafen. Den Expressway brauchen wir nur für die allerletzten Meter zu Terminal 4. Bei Aerlingus geht das Fahrrad als normales Gepäckstück durch, dafür zahlen wir pro Umzugskarton 60 Dollar, rund 45 Euro. Superpreis. Wenn man bedenkt, dass US Airways für den Flug von Detroit nach New York 200 Dollar pro Rad in Rechnung gestellt hätte.
Der Flug vergeht wie im Flug. Eine kurze Nacht gegen die Sonne. Im Morgengrauen in Dublin, mittags wieder daheim in Mainz. Ein bisschen bematscht. Aber happy nach einer genialen Tour. We'll be back.


Route New York - Niagara Falls - Detroit



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen New York - Niagara Falls - Detroit (26.4.-8.5.2012)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 26.4.2012 New York Nyack Bear Mountain 86
2. 27.4.2012 Bear Mountain Poughkeepsie Rhinecliff 93
3. 28.4.2012 Rhinecliff Hudson Albany 101
4. 29.4.2012 Albany Schenectady Fort Plain 97
5. 30.4.2012 Fort Plain Utica - Rome New London 103
6. 1.5.2012 New London Cicero - Cato Wolcott 108
7. 2.5.2012 Wolcott Putneyville Hamlin Beach 132
8. 3.5.2012 Hamlin Beach Youngstown - Grenze USA/Kanada Niagara Falls 133
9. 4.5.2012 Niagara Falls
10. 5.5.2012 Niagara Falls Port Colborne - Dunnville Normandale 148
11. 6.5.2012 Normandale Duttona Beach 124
12. 7.5.2012 Duttona Beach Blenheim - Merlin Mitchell's Bay 126
13. 8.5.2012 Mitchell's Bay Wallaceburg - Fähre/Grenze Kanada/USA - Algonac Detroit 118
Summe 1369

Bike: Share the Road; Schild an der New York State Bike Route 9 kurz vor Albany


Anschluss Tour 102: Karibik III: Cayenne - Fort-de-France (2259 km) Okt./Nov. 2019

Anschluss Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) Okt./Nov. 2018

Anschluss Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) Okt./Nov. 2016

Anschluss Tour 49: Färöer & Island (993 km) Aug. 2009

Anschluss Tour 41: Irland & Nordirland (1025 km) Juni/Juli 2008


Nächste Tour: Kanarische Inseln (785 km) Dez. 2012

Vorherige Tour: Mainz - Brocken (455 km) April 2012


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Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
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Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
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