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VG WORTTour 98: Braunschweig - Wittenberge (370 km)


Radlerin am Elbe-Havel-Kanal bei Genthin
Am Elbe-Havel-Kanal

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Braunschweig - Havel - Wittenberge (3.-7.4.2019)
Unwägbarkeiten der Kanal- und Flussuferwege

Ostern liegt spät in diesem Jahr. Bietet sich ein Vortrag in Magdeburg an für eine Frühjahrstour in Deutschland. Anschließend an meine Nordkaptour 2001 radle ich am Mittellandkanal nach Magdeburg. Auch von dort geht's soweit möglich direkt an Wasserstraßen entlang: Elbe, Elbe-Havel-Kanal, Havel bis zur Mündung in die Elbe bei Wittenberge. Überall warten die Tücken der deutschen Kanal- und Flusswege. Von Magdeburg an erstmals mit dabei: Irmgard.

Fahrrad vor Schalter von Turkish Airlines am Frankfurter Flughafen, Terminal 1 B Nachtspaziergang mit Dackel an der Kanal-Marina
Mittwoch, 3. April 2019: Mainz - Zug - Braunschweig - Mittellandkanal - Wolfsburg (35 km)

Die Tour beginnt mit einer Altlast der letzten Tour. Turkish Airlines hat auf meine Online-Beschwerde wegen eines Tages Verspätung, nicht bezahlter Übernachtung und nicht bezahlter Gepäckaufbewahrung in Istanbul beim Rückflug von Nairobi reagiert. Einzig und allein die Übernachtungskosten von 109 Euro will man übernehmen. Allerdings nicht einfach überweisen. Sondern ich muss zu einem ihrer Verkaufsbüros kommen. Und selbst da sei offen, ob man sein Geld bekomme. Denn eigentlich will Turkish, dass man das Kapital als Gutschrift nimmt für den nächsten Flug. Maximal innerhalb von einem Jahr.
Glücklicherweise ist ein Büro von Turkish Airlines in meiner Nähe. Am Frankfurter Flughafen (Foto links). Und da muss ich heute umsteigen. Ich fahre sowieso sicherheitshalber einen Zug früher. Und bekomme tatsächlich 109 Euro Bargeld. Die zwölf Euro für die Gepäckaufbewahrung müsse ich separat erstreiten. Für einen Tag Verspätung gibt es gar nichts. Die habe ja auf einer Verspätung eines anderen Flugzeugs (von Turkish Airlines...) beruht. Und damit sei Schadenersatz ausgeschlossen.
Noch eine Premiere: am Flughafen steige ich zum ersten Mal mit einem Tourenrad in den ICE. Nach vielen Jahren des Lobbyings, vor allem durch den ADFC, hat die Bahn die neusten ICEs mit Fahrradstellplätzen ausgestattet. Seit gut einem Jahr sind sie auf der Strecke. Heute kann ich einen nutzen. Habe sogar reserviert. Drei Plätze gibt es. Zunächst blockiert durch den Riesenkoffer einer jungen Dame. Ich habe den linken, Nr. 101. Da aber blockiert mein Lenker. Nur im niedrigeren mittleren 102 passt er (Fotos unten). Aber ich bin ja der einzige mit Rad. Passt.


Fahrradplatz 102 im ICE mit Blick in Waggon
Mein erster ICE-Stellplatz

Drei ICE-Stellplätze: die Mitte belegt
Mein Rad passt nur in die Mitte

Fahrrad bei Nacht vor der Bus- und Straßenbahnhaltestelle am Braunschweiger Hauptbahnhof
Vor dem Braunschweiger Hauptbahnhof


Säule 2000 Jahre Christenheit vor Burg DankwarderodeBeim Aussteigen habe ich die Wahl zwischen Hildesheim, Braunschweig und Wolfsburg. Dort ist mein Quartier. Aber ich will am späten Abend noch einen Anschluss herstellen zu meiner Nordkaptour von 2001. Damals war ich hier in der Gegend am Mittellandkanal unterwegs. Den könnte ich via Hildesheim bei Salzgitter erreichen. Doch von dort käme ich erst deutlich nach Mitternacht an. Von Braunschweig sind es machbare 35 km.
So starte ich in der Dunkelheit um viertel nach neun vor der futuristischen Haltestelle am Hauptbahnhof (Foto oben). Der Stadtverkehr ist zum Erliegen gekommen. Die Innenstadt wirkt museal (Foto rechts). Auch am Eintracht-Stadion ist kein Leben mehr. Gegen 22 Uhr bin ich am Kanal. Den Zugang verpasse ich zunächst. Weil ein Liebespaar ihn mit seinem Auto blockiert. Die beiden lehnen an der Karosserie. Als ich merke, dass ich wohl da durch muss und ihre Zweisamkeit störe, können Sie mir auch nicht so genau sagen, ob ich richtig bin.
Der Kanal-Uferweg hat Schotterqualität. Wie leider meist an deutschen Kanälen. Mal besser. Mal schlechter. Absolute Dunkelheit. Nur bei der Kanal-Marina von Abbesbüttel macht noch ein Mann seinen Nachtspaziergang mit seinem Dackel. Laut Google und anderen Quellen führt der Uferweg nicht durchgehend bis Wolfsburg. Also wechsle ich auf die Straße. Genieße den Asphalt, bedaure den Gegenwind. Auch zwei Kilometer vor meinem Quartier hat die Stadt Wolfsburg immer noch nicht angefangen...
Die Pension ist ein ehemaliges Mehrfamilienhaus aus den Fünfzigern. Den Schlüssel entnehme ich mit Code aus einem Kästchen am Eingang kurz vor Mitternacht. Bis zum Verlassen werde ich keiner Menschenseele begegnen. Modern life.


Wolfsburg: Blick auf Mittellandkanal und VW-Arena von Brücke mit Fahrrad
VW-Arena am Mittellandkanal in Wolfsburg

Uferweg am Mittellandkanal
Typischer Uferweg am Mittellandkanal


Allerauenwald im Drömling, Danndorf Rahmenschloss killt Speichen
Donnerstag, 4. April 2019: Wolfsburg - Mittellandkanal - Magdeburg (99 km)

Wolfsburg liegt im Nebel, als ich um halb acht meine frühstückslose Pension verlasse. Grau in Grau geht es durch die noch leblose Fußgängerzone über den Kanal zur Arena des Bundesligisten (Foto oben). Ein Stadion wie ein VW. Weitgehend farblos. Am Stadion kann ich meine Fahrt am Mittellandkanal entlang fortsetzen. Deutschlands längste künstliche Wasserstraße legt keinen Wert darauf, von einem Radweg begleitet zu werden. Entsprechend fehlt eine Beschilderung. Entsprechend fehlt ein vernünftiger Belag (Foto oben). Und wenn man nicht aufpasst, radelt man in eine Sackgasse. Vorsichtshalber folge ich deshalb schon an der zweiten Kanalbrücke einem Vorschlag von Google Maps. Der schneidet den nördlichen Bogen des Kanals ab mit einer Querfeldeinfahrt rund um Oebisfelde. Die Ruhe des Kanalwegs wird noch gesteigert durch die Ruhe der von Kanälen durchzogenen Waldlandschaft (Foto links). Irgendwie überquere ich auch die hier unscheinbare Aller.
Die Waldromantik wird schnell und plötzlich durchbrochen, als mich von meinem Hinterrad her Krach und Krachen aufschrecken. Obwohl ich sofort bremse, habe ich ein schlechtes Gefühl. Erste Analyse: das Rahmenschloss hat sich rechts gelöst und ist ins Rad reingerauscht. Keine meiner Schrauben scheint so richtig zu passen für die Befestigung am Rahmen. Eine alte Schraube kann ich schließlich so weit reindrehen, dass das Schloss zusammen mit ein bisschen Klebeband hält (Foto unten).
Ich versuche loszuradeln. Merke aber gleich, dass das Rad sehr eiert. Die Bremsen schleifen am Hinterrad. Einfache Ursache: das Rahmenschloss hat eine Speiche rausgebrochen. Nein: sogar zwei Speichen. Die Speichen selbst sind unversehrt. Aber die Nippel an der Felge, in die sie reingedreht werden, sind zerstört. Kann man nichts machen. Außer versuchen, die Felge halbwegs zu zentrieren (Foto unten). Nach etwa einer Stunde kann ich weiter radeln. Ein bisschen Zeitdruck habe ich heute: am Abend soll ich in Magdeburg einen Vortrag halten über unsere Israel-Palästina-Tour.


Kogy Miyata: Rahmenschloss provisorisch mit Tape befestigt
Rahmenschloss provisorisch befestigt

Speichenspanner zwischen zwei fehlenden Speichen
Speichenspanner zwischen den beiden fehlenden Speichen


Mittellandkanal nördlich von Magdeburg Wieder am Kanal geht es am Nordufer weiter. Schon bei Calvörde muss man auf die Südseite und - laut Google Maps - auf der Straße weiter fahren. Ich versuche es trotzdem am Kanal. Ohne Vorwarnung endet der Weg zwischen Brücke zwei und drei. Ich muss nur bis Brücke zwei zurück und komme bald auf die Straße. Die keinen Radweg hat. Und dadurch relativ unkomfortabel zu radeln ist. So fällt es immerhin leichter bis Haldensleben durchzuhalten.
Dort hoffe ich auf einen Fahrradladen. Auch wenn Google Maps dort keinen kennt. Eine Frau mit Kind und Rad kennt einen. Rad-Shop Danker. Der Mechaniker will sich nach Rückkehr aus der Pause um ein Uhr um das Einsetzen von zwei neuen Speichen kümmern. Ich esse im Solo Food 2, das nicht Küche aus allen Teilen der Erde anbietet. Zu dem von mir gewählten indischen Palak Paneer läuft das ZDF-Mittagsmagazin.
Kurz vor zwei kann ich wieder auf mein Rad steigen. Es scheint ok zu sein. Das Rad-Shop-Team empfiehlt, nicht auf der Straße nach Magdeburg zu radeln, sondern erst mal weiter am Kanal. Auf der rechten Seite. Da komme man durch. Wenn sich nicht bald die Magdeburger Getreide-GmbH mit ihren Hafenanlagen in den Weg schieben würde. Ich habe Glück: wegen Bauarbeiten sind so viele Lücken, dass ich unbeachtet rein und wieder raus komme.
Vorsichtig geworden, folge ich nun wieder einem Alternativweg. Erst in Groß-Ammensleben kehre ich zurück zum Ufer. Zunächst auf breiter Betonpiste. Dann wieder auf klassischem Kiesuntergrund (Foto rechts). Der Breiteweg bei Barleben erweist sich als gute Einfallstraße nach Magdeburg. Später dann radle ich zwischen Bahnstrecke und Neustädter See. Reichlich erschöpft erreiche ich das Hotel. Aber das war erst der erste Teil des Tages. Ich treffe noch einen Essener Ex-Nachbarn, den ich Jahrzehnte nicht gesehen habe. Und im Familienhaus am (Nord-)Park warten rund fünfzig Neugierige auf meine Präsentation von Israel-Palästina. Darunter Irmgard, ebenfalls Ex-Essenerin, mit der ich die nächsten drei Tage erstmals zusammen radeln will. Ich bin im Anschluss an fast hundert Kilometer auf dem Rad froh, dass ich beim Vortrag sitzen kann. Thorsten Giefers managt das alles perfekt und eine Gastronomie gibt es auch noch. Am Ende des Vortrags bin ich froh, dass das Hotel nur wenige Meter entfernt ist.


Magdalenenkapelle, St. Petri und Wallonerkirche in Magdeburg
Magdalenenkapelle, St. Petri und Wallonerkirche in Magdeburg


Radlerin auf Herrenkrug-Hängebrücke über die Elbe in Magdeburg Die Rettung durch Haases Hinterhofwerkstatt
Freitag, 5. April 2019: Magdeburg - Elbe - Elbe-Havel-Kanal - Havel - Genthin (86 km)

Das Vorprogramm der heutigen Etappe ist rekordverdächtig. Wir starten mit dem Morgengebet der Prämonstratenser-Chorherren. Deren Ordensstifter Norbert von Xanten starb einst hier als Erzbischof von Magdeburg. Zum Kloster-Frühstück werden wir eingeladen. Und Prior Clemens zeigt uns die Zukunft: die Baustellen der "Ökumenischen Höfe" zwischen (katholischer) Sankt-Petri- und (evangelischer) Wallonerkirche (Foto oben), zu denen auch ein Klosterneubau gehören soll. Nach einer Stippvisite bei meinen Kollegen im Landesstudio Sachsen-Anhalt noch ein Schnelldurchgang durch Dom und das Kloster Unser Lieben Frauen. Rund um den Sarkophag des inzwischen heiliggesprochenen Norbert, dessen Gebeine aber nach Prag verbracht wurden, wird die Krypta von einer Audiovisionsshow belebt, die das Wirken der Prämonstratenser, auch mit den Worten von Abt Albert, schildert.
Kurz nach elf starten wir schließlich zur Etappe. Brauchen schon ein zweites Frühstück. Auch heute ist der Morgen diesig, neblig. Über die schicke Herrenkrug-Hängebrücke (Foto links) kommen wir über die Elbe zur Pferderennbahn und zum Landschaftspark. Magdeburger Idyll. Irgendwo ist eine Lücke in der Beschilderung des Elbe-Radwegs. So machen wir mehr als die sowieso schon vorgesehenen Schlenker. Denn auch Google Maps hat heute einige Schwächeanfälle. Unter der A 2 hindurch nähern wir uns schließlich dem Wasserstraßenkreuz: wo der Mittellandkanal mit einer fast einen Kilometer langen Brücke über die Elbe zum großen Finale ansetzt. Kurz danach senkt ihn dann die Kanalstufe Hohenwarthe auf das Niveau des Elbe-Havel-Kanals.


Burg (bei Magdeburg): Kirche Unser Lieben Frauen (Oberkirche)
Burg (bei Magdeburg): Oberkirche


Werkstatt von Zweirad-Haase in Burg (bei Magdeburg) In klassischer Kanalqualität geht es am Elbe-Havel-Kanal weiter. Immerhin hat sich ein Qualitäts verheißendes Radweg-Logo zu uns gesellt. Was nichts daran ändert, dass der Uferweg zunächst nur bis Burg befahrbar ist. Danach macht der offizielle Radweg einen Riesenbogen zur Elbe hin. Wir pausieren und beratschlagen in der Fußgängerzone von Burg. Und suchen nach den beiden Kirchen (Foto oben: Oberkirche) die beiden Radläden des Städtchens auf. Denn das Werk der Rad-Werkstatt Danker in Haldensleben hat keine lange Dauer gehabt. Das Hinterrad schleift. Sehr. In der Hinterhofwerkstatt von Zweirad Haase kommen wir zum Zuge. Meister Haase hängt das Rad mit Schnur unter die Neonröhre (Foto rechts). Jetzt ist auch ein Höhenschlag erkennbar. Den bekommt er natürlich nicht weg. Aber am Ende schleift nichts mehr. Nur bei der Frage nach dem besten Weg nach Genthin zweifelt auch er. Schließlich empfiehlt er die B 1. Ohne Radweg.
Wir entscheiden uns für eine Kombination aus Google Maps und meiner Fahrradkarte. Zwischen Ihleburg und Zerben sieht es theoretisch ganz gut aus. Ein Mann in Handwerksoutfit bestätigt uns nochmal die Qualität. Doch wir irren hin und her. Mein Google-Maps hat den schlechtesten Tag seit Menschengedenken. Irmgards Android-Konkurrenz rettet uns zurück auf den Deich. Wo wir dahinrumpeln können. Dank einer Federgabel (SR Suntour CR-9V) an meinem Rohloff-Rad, die ich jüngst habe einbauen lassen, erheblich besser zu verkraften. Zwischen Zerben und Parey wird es tendenziell ein bisschen angenehmer. Dann stieben Elbe- und Elbe-Havel-Radweg wieder auseinander und wir nehmen den nur lokal beschilderten Uferweg auf der südlichen Seite (Foto unten). Auch wenn der nach fünf Kilometern wieder endet. Wieder mal durchwachsene Kanal-Erfahrungen. Die Etappe hat uns reichlich erschöpft. So nehmen wir das erstbeste Hotel. Es heißt wie der Ort: Genthin.


Elbe-Havel-Kanal zwischen Elbe-Parey und Bergzow
Am Elbe-Havel-Kanal zwischen Elbe-Parey und Bergzow

Irmgard und Chris am Elbe-Havel-Kanal bei Genthin
Morgensonne bei Genthin


Radlerin am Elbe-Havel-Kanal bei Genthin Kanal, Seen, Fluss
Samstag, 6. April 2019: Genthin - Elbe-Havel-Kanal - Havel - Rathenow (65 km)

Eine kleine Nachfrage am Morgen kostet möglicherweise die nette Bedienung vom Abend ihren Job. Ich will wissen, ob das Hotel wenigstens grundsätzlich einen abschließbaren Raum für Fahrräder habe, so wie es das ADFC-Bett-and-Bike-Logo am Eingang verspricht. Grundsätzlich ja, meint die Morgenkellnerin. Aber der Chef habe sein Motorrad in der Garage auseinander genommen und nicht rechtzeitig wieder zusammen bekommen. Doch als sie uns den Weg durchs Haus zum Hotelparkplatz zeigt, stellt sich heraus, dass wir ganz woanders geparkt haben. Wir waren dem Hinweis der Bedienung gefolgt und hatten einen Fahrradständer in einem andern Hinterhof gefunden, der nicht wahnsinnig vertrauenserweckend wirkte. Wir finden dort aber beide Räder unversehrt vor. Kurz bevor wir in die Pedalen treten, taucht die Morgenbedienung auf. Entschuldigt sich, vor allem für die Abendbedienung, und gibt uns im Auftrag des Chefs unser Geld zurück. So etwas sei noch nicht vorgekommen. Das wollen wir alles nicht. Aber so ist es nun mal.
Die Sonne scheint über uns und dem Elbe-Havel-Kanal (Fotos links und oben). Nachdem wir gestern vom Westwind profitierten, sehen wir uns heute mit Ostwind konfrontiert. Wir hatten vor der Tour offen gelassen, ob wir von Wusterwitz aus die Havel aufwärts nach Berlin (das wäre nun gegen den Wind) oder (jetzt mit dem Wind) abwärts zur Mündung bei Wittenberge fahren. The answer is blowing in the wind: Havelabwärts.
Westlich der Stadt Brandenburg tangieren wir den Großen Wusterwitzer See, den Möserschen See, den Heiligen See, Wendsee und Plauer See. Schön geführt vom Havel-Radweg geht es nun zunächst nach Norden. Gartenbausiedlungen und Industrieanlagen samt Bunker in Kirchmöser sind interessante Wegmarken. Während Irmgard sich auf wundersame Weise mit Reiswaffeln und Knäckebrot Kalorien zuführt, greife ich im Netto-Markt zu Trinkjoghurt, Wraps und Kuchen. Was zu einer entspannten Pause im Plauer Schlosspark direkt am See beiträgt (Fotos unten).


Hochbunker der Bauart Winkel in Kirchmöser, Brandenburg
Hochbunker in Kirchmöser

Radlerin am Plauer See
Am Plauer See

Schlosspark Plaue
Schlosspark Plaue

Irmgard im Schilf
Irmgard im Schilf


Räder am Bismarckturm in Rathenow Die Alte Plauer Brücke samt Radwegschildern führt uns auf die rechte Seite der Havel. Doch irgendwie verliert sich hier der Havel-Radweg. Genauer: wir verlieren ihn. Es gibt auch einen gewissen Widerspruch zwischen der realen Führung auf der einen Seite, während die Homepage des Radwegs eine Route auf der andern Seite darstellt.
Die Landstraße ist angenehm zu fahren. Gelegentlich taucht auch der Radweg wieder auf. Und ab Pritzerbe profitieren wir richtig vom Ostwind, weil die Havel nach Westen dreht. Es ist richtig warm geworden. Und so ist eine Pause in Premnitz direkt an der Havel ein weiteres Highlight. Gefährlich ist für mich die Führung des Radwegs auf der linken Seite der Bundesstraße 102. Unterschwellig fühle ich mich nach Uganda und Kenia zurückversetzt und neige dann auch jenseits des Radwegs auf der linken Seite zu radeln. Wundere mich, warum Irmgard auf der rechten radelt.
Rathenow wird überragt vom Bismarckturm. Auf dessen Anhöhe wir uns hinaufkämpfen (Fotos rechts und unten). Rundum schön gestaltet, samt langer Rutsche zum originellen Spielplatz "Echsenland". Auf der Altstadtinsel finden wir noch zwei alte, neu restaurierte Fachwerkhäuser am Kirchplatz (Foto unten). Nur weit und breit keine Abendmesse oder Frühgottesdienst. Dafür hat unsere Pension Sky-Pay-TV. Sogar im Zimmer. Schöner sieht man aber im Irish Pub eine Etage tiefer. Im vermeintlichen Entscheidungsspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft werden die lokalen (und meine) Sympathien für Dortmund von den Bayern mit einem 5:0 zunichte gemacht.


Rathenow: Bismarckturm mit Osterglocken
Rathenow: Bismarckturm

Rathenow: Fachwerkhäuser am Kirchplatz
Fachwerkhäuser am Kirchplatz

Schollene-Molkenberg: Havel-Radweg-Beschilderung
Havel-Radweg-Beschilderung

Kirchspiel Schollene-Molkenberg mit Storchennest
Kirchspiel Schollene-Molkenberg mit Storchennest


Keith and Chris on the Bike in Havelberg Grandioses Finale zur Mündung
Sonntag, 7. April 2019: Rathenow - Havel - Elbe - Wittenberge (85 km) - Zug - Mainz

Bis zu den Gottesdiensten können wir nicht warten. So ziehen wir am frühen Morgen über die leeren Straßen und Brücken auf die linke Havel-Seite und dann mitten durchs Truppenübungsgebiet nach Schollene. Auch dieser Shortcut ist ein Tribut an die knappe Restzeit: Wittenberge ist doch ein paar Kilometer weiter weg, als ursprünglich geplant. In Schollene finden wir aber zurück zum Havel-Radweg (Foto oben: Logo). Der führt nun zuverlässig und sehr schön in Deichnähe oder obenauf - auch an Storchennestern vorbei (Foto oben) - nach Havelberg. Dort erklimmen wir die Höhe des Doms. Begegnen wieder dem hier allgegenwärtigen Prämonstratenser-Erbe.
Sehr nett ist auch Keith. Der Australier hat sich im dänischen Aarhus ein Rad gekauft und will damit nach Baku radeln. Südlich ums Schwarze Meer herum. Denn Russland kennt er schon. Besonders süß: sein lila Helm mit aufgeklebtem Kuscheltier (Foto links). Er bestärkt uns in dem Plan, auf der Landzunge zwischen Havel und Elbe der Mündung zuzuradeln. An der Wehrgruppe Quitzöbel wird dieser Plan erneut in Frage gestellt. Ein Sackgassenschild verunsichert uns, und ein Mann kann uns nicht wirklich sagen, ob die Brücke am Ende der Landzunge wirklich offen ist.
So entscheiden wir uns für die sichere Variante: die Fahrt auf dem Norddeich der Havel. Immer mit dem Blick auf den alternativen Süddeich. Egal: es ist gigantisch schön, hier, mit starkem Rückenwind, an einem sonnigen Sonntag langzuradeln. Und die letzte Pause an der Mündung von der Havel in die Elbe zu genießen (Foto unten). Das Finale an der Elbe hält das Niveau. Wittenberge kommt in Sicht. Mangels allzu viel Restzeit, dirigieren wir unsere Räder direkt zum riesigen Bahnhof.


Irmgard und Chris an der Havel-Mündung in die Elbe bei Gnevsdorf
Havel-Mündung in die Elbe bei Gnevsdorf


Fahrrad-Logo außen am ICE Kurzfristige Bahnfahrten mit Fahrrad im Fernverkehr sind nicht grad die Sache der Deutschen Bahn. Immerhin gelingt es Irmgard, Bahnreservierungen in schon fahrenden ICs zu buchen. Allerdings erst in zwei Stunden. Und vier Stunden später zu Hause eintreffend, als die erste mögliche Verbindung. Wir versuchen es trotzdem mit dem erstbesten. Verpassen ihn fast wegen der sich in Zeitlupe bewegenden Fahrstühle. Der "Eurocity" erweist sich als tschechischer Fernzug. Die Schaffnerin auf dem Bahnsteig weist uns mit dem Fahrrad ganz nach hinten. Immerhin fahren sie noch nicht los. Ganz hinten ist aber nichts anderes als der letzte Einstieg in einen klassischen, alten Bahnwaggon. Nix Fahrradstellplatz. Zwischen Klo und Türen darf Irmgard sich mit Fahrrad niederlassen.
Ich habe vor Tagen in einem viertelstündigen Hotline-Telefonat eine Fahrradreservierung für zwei ICEs von Berlin über Frankfurt nach Mainz gebucht. Die Verbindung, die ich jetzt von Wittenberge über Berlin-Spandau buchen will, halte ich zunächst für identisch. Besonders verlockend: Ich kann für 1.500 Bahn-Bonuspunkte eine Freifahrt Erster Klasse nehmen. Und zahle so außer den sechs Euro fürs Fahrrad gar nichts. Das entsprechende Bonus-Menü beschäftigt mich eine gewisse Zeit. Ganz am Ende realisiere ich, dass die beiden Buchungen von Fahr-Ticket und Fahrrad-Ticket doch nicht übereinstimmen: es geht um zwei unterschiedliche ICEs aus Berlin, von denen der eine um 21.40 Uhr und der andere um 21.44 Uhr in Frankfurt eintrifft. Der folgende ICE von Frankfurt nach Mainz ist identisch.
D.h.: er wäre identisch. Denn plötzlich wird der "Besitzer des Herrenrades" ausgerufen. Also ich. Und ich sitze drei Waggons entfernt in der ersten Klasse. Mit eher ungutem Gefühl trete ich den Weg an. Ein Uniform-Duo aus großem jungen Wortführer und stiller wenig älterer Dame hat sich neben meinem Rad aufgebaut. In dessen Korb ich extra meine nicht hundertprozentig zutreffende Reservierung hinterlassen hatte. Der Mann hat das Wort. Von der Frau werde ich vorerst nichts hören. Da ab Kassel-Wilhelmshöhe auch der dritte Fahrradplatz reserviert sei, müsse ich da den Zug verlassen. Grundsätzlich hätte mein Fahrrad gar nichts in dem Zug zu suchen. Immerhin schmeißen sie mich bzw. mein Fahrrad nicht sofort raus. Meine Frage, ob ich im Zug bleiben könne, wenn in Kassel kein weiteres Fahrrad auftauche (was es aber tut), wird barsch abgewiesen. Der Ton ist mal wieder bei der Bahn das Problem. Der Schaffner outet sich dann auch als Gegner der Fahrradmitnahme in ICEs überhaupt. Räder hätten hier nichts zu suchen. Würden nur behindern. Zu viel Platz wegnehmen. Ein Bahnmitarbeiter im Kampf gegen den eigenen Konzern.
Epilog: das illustre Duo besucht mich nochmal an meinem Erste-Klasse-Platz: der Frau sei noch eingefallen, dass mein Fahrradticket noch nicht kontrolliert sei. Ohne dass ich ja gar keine Reservierung haben könnte. Aber sie wollen auch das noch abstempeln. Es geht eben um Vorschriften. Nicht um Menschen.
In Kassel-Wilhelmshöhe erreiche ich mit viel Glück noch den Regional-Express nach Frankfurt. In dem gelten beide Tickets. Dauert jetzt alles eine Stunde mehr. Was soll's: ein paar Minuten vor Mitternacht bin ich zu Hause. Glückauf.


Koga Miyata Rad im Regional-Express der Deutschen Bahn
Ending up im Regional-Express


Route Braunschweig - Havel - Wittenberge



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Braunschweig - Havel - Wittenberge (3.-7.4.2019)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 3.4.2019 Braunschweig Mittellandkanal Wolfsburg 35
2. 4.4.2019 Wolfsburg Mittellandkanal Magdeburg 99
3. 5.4.2019 Magdeburg Elbe - Elbe-Havel-Kanal Genthin 86
4. 6.4.2019 Genthin Elbe-Havel-Kanal - Havel Rathenow 65
5. 7.4.2019 Rathenow Havel - Elbe Wittenberge 85
Summe 370

Irmgard on the Bike
Irmgard, happy


Anschluss Tour 108: Magdeburg - Jena (251 km) Aug. 2021

Anschluss Tour 30: Hamburg - Dresden (604 km) Juli 2006

Anschluss Tour 14: Mainz - Nordkap - Lofoten (4144 km) Juni/Juli 2001

Anschluss Tour 13: Magdeburg - Naumburg (224 km) April 2001


Nächste Tour: Emden - Hamburg (476 km) Mai 2019

Vorherige Tour: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) Feb. 2019


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Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
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