Dreieinhalb Stunden libysche Grenzabfertigung Dienstag, 30. Oktober 2001: Ben Guerdane - Grenze
Tunesien/Libyen - Zuara (98 km) Der Grenzübergang stellt das
Nerven-Spiel um die Visum-Beschaffung noch einmal in den Schatten. Zehn
Minuten dauert die Ausreise aus Tunesien. Dann werde ich auf der libyschen
Seite auf meine Agentur verwiesen, die da kommen möge. Als sie um 11.15
Uhr immer noch nicht da ist, leihe ich mir ein Handy und rufe in der
Zentrale in Tripolis an. Ja, Kamal komme zur Grenze und habe Tripolis
(Entfernung: 170 km) bereits verlassen! Höchstens eine halbe Stunde werde
es dauern. Ich rechne mit einer Stunde, was noch mal übertroffen wird.
Inzwischen ist ein Paar aus Partenkirchen eingetroffen, das ebenfalls
mit meiner Agentur einreisen möchte. Auch sie haben Alternativ-Pläne,
falls die Einreise scheitert. Kamal kommt. Die Agentur hat offensichtlich
ihr jüngstes Mitglied, vermutlich Praktikant, erwählt. Englisch oder
sonstige nicht-arabische Sprachen scheint er auch nicht zu beherrschen.
Außer: "much problems." So wird er an der Passabfertigung abgewimmelt und
will mit allen Pässen zur Stelle für arabische Autokennzeichen, von denen
das Partenkirchen-Paar eins braucht. In einem Anflug von Hybris bewege
ich ihn dazu, es noch einmal mit den Pässen zu versuchen. Tatsächlich
erreicht er die Bearbeitung. Ich springe auf mein Rad. Aber Kamal meint,
ohne ihn käme ich nicht durch den Rest der Abfertigung. Als er nach
eineinviertel Stunden immer noch nicht mit den Kennzeichen zurück ist,
versuche ich mich selbst durchzuschlagen. Eine Viertelstunde später habe
ich ein paar Eintragungen in irgendwelche Listen, die üblichen Fragen
hinter mir und kann mich frei gen Osten bewegen. Dreieinhalb Stunden
libysche Grenze sind genug. Eine Stunde später fährt auch das
Partenkirchen-Paar an mir vorbei. Eine Erklärung von Kamal haben sie nicht
bekommen. Wir verabreden morgen in Sabratha ein Einreise-Fest. Ich
komme bis Zuara, wo im Jugendszene-Imbiss 45 Minuten lang der wahre,
un-konvertierte Cat Stevens läuft, von Father and Son bis First Cut Is The
Deepest. Libyen lässt hoffen. Nur leider ist die Qualität der
Internet-Verbindung ebenfalls aus den siebziger Jahren. |