Tour 103: Malé - Dschidda (808 km) 2020
Saudi-Arabien 2020
Chris Tour 109: Istanbul - Bodrum (1263 km) 2021
Türkei 2021
on the Tour 114: Mongolei: Ulaanbaatar - Charchorin (582 km) 2022
Mongolei 2022
Bike Tour 117: Buenos Aires - Tacna (4005 km) 2023
Anden 2023

Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

VG WORTTour 115: Alpe-Adria: Salzburg - Grado (421 km)


Radlergruppe bei Mallnitz (1190 m)
Am höchsten Punkt der Tour bei Mallnitz (1190 m)

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Alpe-Adria: Salzburg - Grado (30.10.-6.11.2022)
Im November locker über die Alpen

Die Idee: locker über die Alpen. Der Alpe-Adria-Radweg von Salzburg nach Grado am Mittelmeer führt nur auf maximal 1200 Meter. Eisenbahntunnel machen diese anscheinend halbwegs leichte Alpenüberquerung möglich. In diesem Jahr kommt Ende Oktober nochmal spätsommerlich warmes Wetter nach Mitteleuropa. Aber wie lange wird es anhalten? Für Jakob (15), Johanna (17) und Sara (17), Miris Neffe und Nichte mit Freundin, soll es in ihren Herbstferien die erste Überquerung der Alpen werden.

Das Video zur Tour


Fotos unserer Tour zu Musik - zusammengestellt von Johanna


Radler am Bahnhof Plochingen
Treffen in Plochingen


Reifenpflicken im Zug Gebrabbel, Gejohle und Gesinge
Sonntag, 30. Oktober 2022: Zug Plochingen - München

Treffen am Sonntagabend auf Bahnsteig 1 in Plochingen am Neckar. Es ist immer noch deutlich über zehn Grad. Die letzten Tage waren eher sommerlich als spätsommerlich. Ein bisschen kälter soll es in den nächsten Tagen werden, aber trocken bleiben.
Die Beschaffung der Tickets war ein bahnüblicher Hindernislauf durch die Tariffallstricke. Der Preis für eine Strecke zu viert mit dreimal BahnCard 25 und einmal BahnCard 50 schwankte in einem Korridor zwischen hundert und vierhundert Euros. Plus Fahrradkarten. Zielort Salzburg zählt dabei als Inland. Das bringt uns aber nix, weil die internationale Radkarte genauso teuer ist wie die nationale im Intercity: neun Euro.
Auf Gleis 4 entdeckt Sara an Johannas Rad einen platten Hinterreifen. Total platt. Die zehn Kilometer Anfahrt hat er vorhin noch gut gemeistert. Im ziemlich leeren Fahrradabteil des Intercity nach München flickt Jakob den Schlauch. Erfolgreich. Er wird halten bis zum Mittelmeer.
The4You-Hostel liegt direkt am Münchener Hauptbahnhof. Das Foyer geht in die Bar über, alles eingetaucht in Musik. Unser Zimmer ist mit zwei Etagenbetten und kleinem Tisch ausgestattet. Spartanisch, aber ok. Unten in der Bar sitzen wir noch neben Billardtisch und Dartscheibe umwölkt von internationalem Gebrabbel, Gejohle und Gesinge.


The4You-Hostel in München
The4You-Hostel in München


An der Salzach in Salzburg Betreutes Radeln anders als gedacht
Montag, 31. Oktober 2022, Reformationsfest: München - Zug - Salzburg - Hallein - St. Johann im Pongau (69 km)

Die Betten knarren, wenn sich unten oder oben jemand bewegt. Auch das Schlafen zu viert in einem Raum ist gewöhnungsbedürftig. Aber nicht zuletzt dank der Zeitumstellung gestern, fällt das Aufstehen um halb sieben leicht. Ohne Frühstück rollen wir quer durch die Münchner City zum Ostbahnhof. Aus irgendwelchen Gründen startet der Zug nach Salzburg heute nicht vom Hauptbahnhof. Wir haben die Fußgängerzone weitgehend für uns. Mit trockenen Brötchen gibt es doch noch eine Art Steh-Frühstück unweit der Frauenkirche. Das Rathaus sehen wir, das Hofbräuhaus nicht. Locker erreichen wir zumindest den Zug auf Gleis 6.
Salzburg empfängt uns sonnig warm. Vorbei an Mozarts Geburtshaus - Mozartkugeln sind den andern ein Begriff - geht’s zum Dom. Ich passe draußen auf Räder und Gepäck auf, während die drei sich ein bisschen Barock anschauen, der relativ gut wegkommt. Ein Billa-Supermarkt wird noch geplündert fürs Mittagessen, das dann spontan ebenfalls im Stehen schon mal größtenteils vertilgt wird. Dann aber kommt Bewegung in unsere Gruppe und wir rollen auf dem Radweg an der Salzach entlang. Anfangs in meinem Wohlfühltempo. Das kippt, als der Lautsprecher angeworfen wird und das Uferumfeld mit der Playlist von Saras Geburtstagsfeier beglückt wird. Im Rhythmus der Musik wird das Tempo angezogen. Teils kann ich mithalten, teils warten die anderen auf mich. Ich fahre deutlich über meinen Verhältnissen. Was eine zeitlang ganz nett ist.


Sara an der Salzach
Sara an der Salzach

Johanna
Johanna

Jakob
Jakob


Pause in Hallein an der Alten Saline Pause in Hallein. An der Alten Saline findet das Mittagessen in der prallen warmen Mittagssonne seine Vollendung. Mit Miri bin ich diese Etappe im Frühjahr 2016 geradelt. Tauernradweg heißt der Weg an der Salzach hier. Das Bergpanorama steigert sich stetig, aber auch die Strecke. Immer wieder kommen Anstiege, bei denen ich abreißen lassen muss.
Letzte Pause in Werfen unterhalb der Burg Hohenwerfen, zu deren geschlossenem Tor Sara und Jakob noch einen Extraanstieg eingelegt haben. Ein Mpreis-Supermarkt versteckt sich am langen Markt. Es ist kühler geworden. Noch zwanzig Kilometer bis zum Tagesziel.
Johanna erbarmt sich meiner und lässt die beiden andern davonziehen. Betreutes Radeln, aber anders als gedacht. Im Hotel lassen Billard, Sauna und Außenbecken den drei Betätigungsfelder für überschüssige Kräfte. Wir haben Halbpension. An das Vier-Gang-Abendessen schließt sich noch eine Runde unseres Spiels des Jahres an: "Noch mal!" Während draußen Kinder und Eltern mit Fackeln Halloween Tribut zollen.


Im Salzachtal  bei  Hohenwerfen
Im Salzachtal bei Hohenwerfen

Burg Hohenwerfen
Burg Hohenwerfen


Radlerinnenstart am Hotel Lerch Zum höchsten Punkt
Dienstag, 1. November 2022, Allerheiligen: St. Johann im Pongau - Gastein - Böckstein - Zug - Mallnitz (1190 m) (45 km)

Das Riesen-Frühstücksbuffet macht alle glücklich. Danach Billard. Relaxter Start heute. Und relaxtes Fahren für mich. Die drei verteilen ihr Gepäck neu nach Kräften und ziehen dann davon. Sie werden irgendwann irgendwo auf mich warten. Zumal heute die meisten Höhenmeter anstehen, was uns noch weiter auseinander ziehen wird. Trotzdem profitiere ich vom Pulleffekt der Gruppe. Der über die Tage zu einem richtigen Trainingseffekt wird.
Solange es auf der Höhe im Salzachtal weiter geht, kenne ich den Abschnitt - so wie gestern - von der Tour mit Miri vor sechs Jahren. Dort, wo die Gasteiner Ache ins Tal schießt, geht’s heuer nun nach Süden ins Gasteinertal. Zunächst durch einen kurzen, dann durch einen langen Autotunnel, den Klammtunnel, mit abgetrenntem Fuß- und Radlweg. Zuletzt führt unter der Burg Klammstein ein eigener Radltunnel aus dem Jahr 2010. Jetzt weitet sich der Blick in dieses Tauerntal.
In Dorfgastein treffe ich die drei wieder. Gemeinsame Erkenntnis: in Österreich ist Allerheiligen Feiertag. Bäckereien und Supermärkte sind geschlossen. Zum Glück haben wir ausreichend Vorräte.


Salzachbrücke bei  St. Johann im Pongau
Salzachbrücke bei St. Johann im Pongau

Radltunnel von 2010 im Gasteinertal
Radltunnel von 2010 im Gasteinertal

Radler auf Salzachbrücke
Jakob on Bike & Bridge


Wasserfall in Bad GasteinIch radle gemächlich weiter nach Bad Hofgastein. Die Sonne kommt stärker durch, es wird wieder angenehm warm. Auch die Steigung nach und in Bad Gastein erhöht die Betriebstemperatur. Am Wasserfall mache ich die nächste Pause. In drei Stufen stürzt die Ache 340 Meter hinab. Diese Höhe gewinne ich und muss bis zum Bahnhof Böckstein noch ein bisschen höher.
Auf knapp 1200 Meter ist Weiterfahren nicht mehr möglich. Der höchste Punkt der Tour ist erreicht. Eine Bahnverbindung samt Autoverladung bringt alle hier unter dem Alpenhauptkamm hindurch nach Süden. Ich sehe den stehenden Zug, der stündlich die wenigen Kilometer pendelt. Johanna ruft an, dass der Zug in drei Minuten startet. Ich trete kräftig und schaffe es noch zu den anderen in den Waggon.
In Mallnitz sind wir ruckzuck beim vorgebuchten Hotel. Der Schlüssel ist hinterlegt. Es ist keine Saison. Es waren nur 45 Kilometer heute. Nach offiziellen Angaben einige mehr, aber da werden die Zugkilometer mitgerechnet.
Immerhin finden wir ein Lokal fürs Abendessen und im Hotel wird für Sara, Johanna und Jakob sogar die Sauna angeworfen.


Hotel Europe in Bad Gastein
Hotel Europe in Bad Gastein

Radler im Böckstein-Mallnitz-Tunnelzug
Im Böckstein-Mallnitz-Tunnelzug

Radler bei Mallnitz
Reaching Mallnitz


Jugendliche Radler im Mölltal Acht Kilo Almdudler
Mittwoch, 2. November 2022: Mallnitz (1190 m) - Spittal - Villach (87 km)

Die Sonne scheint auch auf der Alpensüdseite. Die Gipfel rundherum wie der Ankogel leuchten im Morgenlicht. Auch heute wird es richtig warm. Ein genialer Tag nach dem anderen. Und das Streckenprofil heute ist denkbar angenehm: erst Abfahrt von der Höhe und dann an den Flüssen Möll und Drau entlang.
Rund 500 Meter verliert die Straße hinterm Bahnhof auf den wenigen Kilometern nach Obervellach. Gerade so, dass man das Rad meist rollen lassen kann und nicht ständig brutal bremsen muss. Kaum sind wir im Tal bricht sich der jugendliche Drang nach Tempo Bahn. Ab und zu geht es anfangs noch an den Talseiten ein bisschen aufwärts. Einmal hole ich alle noch ein, weil Johannas Gepäckträger neu justiert werden muss. Die Neuanschaffungen haben zwar für Spott auf dem Schulhof gesorgt ("Fahrradmisshandlung"), aber bis jetzt haben sie die Rücken vom Gepäck befreit und das wird momentan durchaus positiv gesehen.


Schloss Porcia, Spittal an der Drau
Pause bei Schloss Porcia


Radlerin an der Drau bei Villach Vor dem Eurospar von Spittal entdecke ich im Augenwinkel die roten Radtaschen von Jakob. Schon stemmt meine schwäbische Begleitcrew vier Zweiliterflaschen Almdudler aus dem Laden: Buy two, get two free! Allerdings müssen wir jetzt acht Liter Almdudler vernichten, bzw. 8 zusätzliche Kilo Gepäck transportieren. Gut, dass ich einen Korb habe. Wir beginnen mit dem Dudlerkonsum an der Wasserfontäne im Garten von Schloss Porcia. Die italienische Renaissancefassade liegt leider noch im Schatten.
Jakob und Sara entscheiden sich für eine Detour am Südufer des Millstädter Sees - vorbei am Müllerschen Ferienquartier Schlossvilla. Läppische 600 Höhenmeter extra. Johanna schont ihre Kräfte und Knie und radelt mit mir mit Rückenwindunterstützung auf dem topfebenen Drauradweg. Bis das Jugendgästehaus in Villach öffnet, sind auch Sara und Jakob vor Ort. Pizzeria, ein Aldi-Hofer-Check und die obligatorische Spielerunde gefolgt von YouTube-TV runden die Abendaktivitäten ab - die JH-Sauna wird leider nicht angeworfen. Und das Duschwasser ist laukalt. Sparen für den Frieden.


Radlerin auf Drauradweg bei Villach
Stimmung gut


Radweg im Wald an der Gail Geniale Bahntrassen-Abfahrt
Donnerstag, 3. November 2022: Villach - Grenze Österreich/Italien - Tarvisio - Venzone (90 km)

Der angekündigte ganztägige leichte Regen hat sich über Nacht zum Glück zu partiellen Schauern reduziert. Als wir startklar sind (und die kleine Ölflasche aus der Werkzeugtasche in der Jugendherberge zurückbleibt), ist es so gut wie trocken. Außer ein paar winzigen Tropfen bleibt es auch so den ganzen Tag auf unserer Strecke. Den Radwegverlauf über die Mündung der Gail in die Drau kürzen wir mit einer Fahrt quer durch die Stadt ab. Im Wald an der Gail ist es dann ruhiger, bevor wir parallel zur Straße im Dreiländereck mit Slowenien zur Grenze kommen. Ein eigener Radweg führt über die Staatsgrenze nach Italien, wo wir von Kontrollen nichts mitbekommen. Gleich hinter der Grenzstation schlängelt sich der Radweg steil bergauf. Die Sonne lässt sich blicken. Schöne Herbstatmosphäre.
Kurz vor Tarvisio führt die Ciclovia Alpe Adria, wie der Radweg schon in Österreich gelegentlich bezeichnet wurde, auf eine ehemalige Bahntrasse. Das ist die vielfach angepriesene Besonderheit dieser Alpenüberquerung. In Tarvisio führt sie am alten Bahnhof vorbei. Die Jugendlichen haben die Wartezeit auf mich zum ersten italienischen Shoppen genutzt. Große Wertschätzung für das Warenangebot ist noch nicht zu erkennen. Gut, dass ich schon was gegessen habe. Denn trotz Aufstieg und 30 Kilometern Strecke wollen die anderen direkt weiterfahren.


Coccau Valico: Radl-Grenzübergang von Österreich nach Italien
Coccau Valico: Radl-Grenzübergang von Österreich nach Italien

Ansteigender Radweg kurz hinter der Grenze
Ansteigender Radweg kurz hinter der Grenze

Bahntrassenradweg bei Travisio
Bahntrassenradweg bei Travisio


Pump Track in Italien am Alpe-Adria-RadwegEs geht noch ein bisschen weiter aufwärts auf ziemlich genau 800 Meter überm Mittelmeer. Der erträumte Blick darauf wird nicht geboten. Dafür taucht bei der Abfahrt bald ein "Pump Track" auf, wo ich die drei wieder einhole. Der Sattel von Johannas Rad (deren Knie heute durch Übernahme ihres Gepäck durch Sara und Jakob geschont und mit Voltaren gepflegt werden) wird gerade abmontiert, um mit dem Rad über den hügeligen Parcours zu rollen.
Dann nimmt die Abfahrt richtig Fahrt auf. Rund 40 Kilometer lang rollen wir fast wie von selbst zwischen den spektakulären Alpenfelswänden im Fellatal auf dem Bahntrassenradweg hinab. Viele beleuchtete Tunnel und Galerien ebnen den Weg und geben immer neue Blicke auf die Fella und die anderen Verkehrswege im schmalen Tal.
Im alten Bahnhof von Chiusaforte gibt’s Kuchen. Zehn Kilometer vor dem Tagesziel Venzone endet der Radrailtrail bei Moggio di Sotto kurz vor einem Tunnel, der im wilden Zustand nahezu unpassierbar ist. Wir wechseln auf einen Parallelweg, um schließlich doch auf der Staatsstraße SS13 zu landen.
Am Rande von Venzone haben wir kurzfristig ein Ferienhaus gebucht. Es gibt Schwierigkeiten mit dem Zugangscode. Heißwasser und Heizung funktionieren nicht, aber es ist trotzdem nett. Die Kids gehen und radeln noch zum Shopping, um dann ein vorzügliches Abendessen aus Kartoffeln, Gemüse und Veggieballs zu produzieren.


Tunnel-Galerie am Alpe-Adria-Radweg
Tunnel-Galerie

Blick durch die Galerie
Blick durch die Galerie

Bahntrassen-Tunnel
Bahntrassen-Tunnel

Viele Verkehrswege im Tal
Viele Verkehrswege im Tal (Foto: Johanna Müller)

Verschütteter Bahntunnel vor Venzone
Verschütteter Bahntunnel vor Venzone (Foto: Johanna Müller)

Regen am Morgen in Venzone
Regen am Morgen in Venzone


Regenpause Peitschender Regen und Mittelmeer-Euphorie
Freitag, 4. November 2022: Venzone - Basiliano - Palmanova - Grado (92 km)

Heute ist heftigster Regen den ganzen Tag über vorhergesagt. Und wieder ändert sich die Prognose am Morgen zu unsern Gunsten. Gegen halb neun soll es ein Wolkenloch geben. So könnten wir halbwegs trocken aus unserm Regenloch herauskommen und der Nachmittag an der Küste sieht auch besser aus. Also los. Schon nach wenigen Metern bergab ereilt uns ein weiterer Schauer. Nochmal kurz zurück und dann richtig los. Die schöne Altstadt von Venzone ist leergefegt.
In Ospedaletto müssen wir uns entscheiden: Obwohl der Alpe-Adria-Radweg auf den letzten Metern mit einer ehemaligen Bahntrasse seine Attraktivität unter Beweis gestellt hat, entscheide ich mich für eine selbstgestrickte straightere Strecke über vermeintlich kleinere Straßen via Basiliano unter Umgehung von Udine. Das spart gegenüber dem offiziellen Zickzack rund 20 Kilometer. Bei düsteren Wolken und heftigem Gegenwind erscheint mir das besser.
Die ersten Straßen sind zwar klein, aber vielbefahren. Unangenehm. Zwei, dreimal versuchen wir uns noch vor Schauern in Sicherheit zu bringen, dann erwischt es uns auf offener Strecke. Der Regen peitscht auf uns herab. Smartphones werden in Sicherheit gebracht.
Basiliano ist das erhoffte nette kleine Örtchen. Samt Pizzeria. Über der scheint inzwischen die Sonne. So hängen wir das ein oder andere zum Trocknen über die Räder und wechseln soweit möglich Wäsche, während Jakob und Johanna erfolgreich auf Italienisch bestellen. Deren Wanderschuhe sollen innen trocken geblieben sein.


Pizza in Basiliano
Pizza in Basiliano

Palmanova: Unseco-Weltkulturerbe
Unseco-Weltkulturerbe Palmanova


Radler in Pfütze nach RegenNun werden die Straßen und Wege wirklich klein und fein. Die Sonne hat sich über uns durchgesetzt. Jetzt wird auch der Lautsprecher am Rad angeworfen. Für mich ein Alarmzeichen, denn das macht die drei nochmals schneller. Doch heute, auf den letzten Metern zum Mittelmeer, schleifen sie mich mit. Ich bin auch ein bisschen schneller geworden im Laufe der Woche. Durch nette Ortschaften kommen wir nach Palmanova. Die zählt zum Unesco-Weltkulturerbe, weil die Planstadt mit sternförmigem Grundriss aus dem 16. Jahrhundert sich gut gehalten hat.
Von nun an sind wir wieder auf dem offiziellen Alpe-Adria-Radweg, der zuletzt wieder einer alten Bahntrasse folgt. Eine Flasche Bier macht die Runde zu Bierzeltliedern und "Unverhopft". Dann wird der Song "Hall of Fame" in den Lautsprecher gesteuert. Die Stopp-Schild-Challenge wird ausgerufen: immer wenn der Radweg durch eine Straße unterbrochen wird, springen die drei vom Rad und tragen es über die Straße. Euphorie macht sich breit. Das Meer ist zu riechen. Und dann da: Der Zielort Grado liegt noch fünf Kilometer vor uns, aber wir sind auf dem Damm, der schnurstracks durchs Mittelmeer auf die Halbinsel zuführt. Das ist der Moment für neue WhatsApp-Statusmeldungen. Happiness all around.
Unsere Ferienwohnung liegt direkt neben den Schiffen am Hauptkanal. Wir schlendern im letzten Tageslicht zum Strand, werfen uns in die Wellen. Geschafft. Die Flasche Bier, die hinterm Tauernbad von Mallnitz einfach so rumstand und rund 300 Kilometer in der Satteltasche durchgeschüttelt wurde, muss dran glauben.


Auf dem Deich nach Grado
Auf dem Deich nach Grado

Fahrt Richtung Grado auf dem Radweg
Grado ahead

Happiness am Ziel: Grado
Happiness am Ziel: Grado (Foto: Johanna Müller)

Hafen in Grado zur blauen Stunde
Blaue Stunde im Hafen von Grado (Foto: Johanna Müller)

Radler auf Strandpromenade in Grado
Strandpromenade in Grado


Mädchen streichelt Camargue-Pferd Getränke per Roboter
Samstag, 5. November 2022: Grado - Monfalcone - Zug - Villach (38 km)

Ermüdung nach Erreichen des Ziels. Nur langsam kommen wir heute Morgen in Fahrt. Außer Sara. Die joggt erstmal 'ne Runde und bringt dabei gleich das Frühstück mit. Wir müssen aber heute noch radeln, um zur Bahnstrecke nach Villach zu kommen. Am Wochenende gibt es einen durchgehenden Nahverkehrszug von Triest nach Villach. Triest liegt gut 50 Radkilometer im Osten von Grado, Venedig gut 100 Radkilometer im Westen. Aber von dort kommen wir nicht so gut per Zug nach Villach. Also starten wir durch den ehemaligen österreichisch-habsburgischen Badeort Grado, wo immer noch die Mehrzahl der Touristen aus Österreich kommen. An der langen Promenade blitzt die Sonne durch die Wolken.
Die "adriabike"-Route oder FVG2 ist unsere neue Begleiterin - bis sie zu einem Abstecher an den äußersten Zipfel der Halbinsel ansetzt. Wir wählen eine kürzere Strecke über kleinere Straßen, begleitet von Flamingos. Baustellenschilder wollen uns aufhalten. Aber wir tragen Gepäck und Räder auf dem verbliebenen schmalen Betonsteg über den kleinen Kanal.
Kurz sind wir auf der Hauptstraße, dann radeln wir den Radschildern nach in eine Sackgasse. Das Riserva Naturale Regionale della Foce dell'Isonzo Isola della Cona bietet einen Rundgang, auf dem wir vor allem Enten und Camargue-Pferde aus verschiedenen Perspektiven betrachten können. Eines der vermeintlich wilden weißen Pferde lässt sich von Johanna am Ende gerne streicheln.


Baustellen-Überquerung mit Rad
Baustellen-Überquerung mit Rad I

Riserva Naturale Regionale della Foce dell'Isonzo Isola della Cona
Blick auf Naturreservat

Baustellen-Überquerung mit Rad
Baustellen-Überquerung mit Rad IV (Foto: Sara Döcker)


Bei der Marina Julia Durch den Spaziergang in Reservat entfällt die Option, noch bis Triest an der Küste zu radeln. In Monfalcone decken wir uns mit Lebensmitteln für die lange Rückfahrt ein. Die Automaten im Bahnhof wollen mir keine Fahrkarten verkaufen; auch die Dame am Schalter nicht, als der endlich wieder geöffnet ist. Tickets habe ich inzwischen schon auf der ÖBB-Internetseite gekauft. Fahrradtickets nach Villach gäbe es nicht, gibt mir die italienische Bahnmitarbeiterin zu verstehen. In meinem Kopf überstürzen sich Ideen für Notfallpläne. Die deutsche BahnApp, der "Navigator" hat mir die Verbindung als Radverbindung angezeigt.
Mit Mühe bekomme ich bei der Frau schließlich doch Fahrradkarten bis zum Grenzort Tarvisio. Von dort könnten wir zur Not nach Villach runterradeln. Aber nimmt unser Zug überhaupt Räder mit? Mehr als das! Der ÖBB-Zug hat Fahrradstellplätze in jedem Waggon und dazu einen klassischen Gepäckwagen nur für Räder. Unsere Hotelierin in Mallnitz hatte erzählt, dass im Sommer oft fünfzig und mehr Räder transportiert werden. Und natürlich nimmt der Zug uns und unsere Räder durchgehend bis Villach mit. Johanna nutzt die Fahrt, um einen schönen Film von der Tour zu produzieren (siehe oben).
In die Jugendherberge von Villach mit ihrem kalten Warmwasser und eiskaltem Charme wollen wir dann doch nicht noch einmal. Die Kette B&B-Hotels bietet mit ihrem Familienzimmer eine bessere Alternative. Letztes Abendessen im Brauhof. Wie stets, wenn wir einkehren, wird es ein individualistisches Sammelsurium an Bestellungen und Nichtbestellungen. In bester Stimmung. Die Getränke kommen per Roboter.


Im ÖBB-Zug von Italien nach Villach
Rolling Home I

B&B-Hotels in Villach
Wieder in Villach

Villacher Brauhof: Bedienung durch Roboter
Villacher Brauhof: Bedienung durch Roboter

B&B-Hotels in Villach
Hotel by night

Nebelschwaden am Morgen in Villach
Nebelschwaden in Villach


Radler auf Weg zum Hauptbahnhof Villach Schnee auf den Gipfeln
Sonntag, 6. November 2022: Villach - Zug - Reutlingen/Mainz

Wieder organisiert Sara Frühstücksgebäck. Diesmal - angesichts geschlossener Bäckereien - an der Tanke. Die Sonne scheint über Nebelschwaden an den Hängen. Nachtfrost. Bis Salzburg fährt der Zug ziemlich genau unsere Radstrecke entlang. Die Radwege liegen im Sonnenlicht. Jetzt liegt Schnee auf den Gipfeln.
An der deutschen Grenze müssen Masken aufgesetzt werden. Sara, Jakob und Johanna steigen in Esslingen Richtung Reutlingen um, ich kann in einem durch bis Mainz fahren. Über acht Stunden im Eurocity 114.


Jugendliche im EuroCity
Rolling Home II


Route Alpe-Adria: Salzburg - Grado



Orange Linie = Touren-Route; Grüner/roter Punkt = Start und Ziel der Etappen

Etappen Alpe-Adria: Salzburg - Grado (31.10-5.11.2022)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 31.10.2022 Salzburg Hallein St. Johann i.P. 69
2. 1.11.2022 St. Johann i.P. Gastein - Böckstein - Zug Mallnitz (1190 m) 45
3. 2.11.2022 Mallnitz (1190 m) Spittal Villach 87
4. 3.11.2022 Villach Grenze Österreich/Italien - Tarvisio Venzone 90
5. 4.11.2022 Venzone Basiliano - Palmanova Grado 92
6. 5.11.2022 Grado Monfalcone 38
Summe 421

Räder im Eurocity
Im Eurocity

Schild: Alpe-Adria-Radweg R8
Gut beschildert

Räder am Salzburger Dom
Am Salzburger Dom


Anschluss Tour 77: Salzburg - Passau (508 km) April 2016

Anschluss Tour 58: Alpen - Prag - Berlin (2060 km) Aug./Sept. 2011

Anschluss Tour 19: Alpen: Ravensburg - Zagreb (943 km) Aug./Sept. 2002


Nächste Tour: Nancy - Quellen - Nancy (450 km) Dez. 2022

Vorherige Tour: Mongolei: Ulaanbaatar - Charchorin (582 km) Sept. 2022


Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
© Copyright 2000-2024 Christoph Gocke. Alle Rechte vorbehalten.