Tour 103: Malé - Dschidda (808 km) 2020
Saudi-Arabien 2020
Chris Tour 109: Istanbul - Bodrum (1263 km) 2021
Türkei 2021
on the Tour 114: Mongolei: Ulaanbaatar - Charchorin (582 km) 2022
Mongolei 2022
Bike Tour 117: Buenos Aires - Tacna (4005 km) 2023
Anden 2023

Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

VG WORTTour 110: Papenburg - Brüssel (475 km)


Miri & Chris
Sonne an kalten April-Tagen

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Papenburg - Utrecht - Brüssel (1.-10.4.2022)
Gegen Windsturm Richtung Südwesten

Der Wind als stärkster Widerpart des Radelns in Holland ist legendär. Von daher können wir uns nicht beschweren, wenn wir von vornherein unsere Route durch die Niederlande in südwestlicher Richtung planen, genau da lang, wo einem Gegenwind mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit entgegenkommt. Diesmal aber wird es besonders hart. Und zu den heftigsten Windböen kommen Kälte und Nässe noch hinzu. Die Umstände wollten es so. Und auch diese Tour wird ein unvergessliches Erlebnis, von dem schon bald mal wieder die schönen Erinnerungen bleiben: die Frische, die Fahrbahnen, die Fremde. Alles verläuft diesmal im Inland fast parallel zu meiner Tour 31 von 2006 direkt an der belgisch-niederländischen Küste, damals aber in anderer Richtung und, voilà, mit Rückenwind.

White Bike aufgehängt in schweizer EC-Waggon Fußballfans und die Corona-Warn-App
Freitag, 1. April 2022: Mainz - Zug - Papenburg

Zwanzig Minuten Verspätung hat der schweizer Eurocity schon bei der Ankunft in Mainz. Ein paar Minuten kommen hinzu, weil sich die Radler nicht auf die reservierten Waggons richtig verteilen. Ein Ticket kann ich nicht lösen, weil die Bahn-App "DB-Navigator" nicht funktioniert, und die Schaffner*innen keins mehr verkaufen können. Ich muss also umsonst fahren, zumindest bis Münster.
Bis dahin hat der Zug über vierzig Minuten Verspätung gesammelt. Mein Anschlusszug ist längst weg. Da ich somit mehr Zeit habe, sind Martin und Felix zum Hauptbahnhof gekommen. Im Conti-Bistro können wir uns gut unterhalten.


In Münster
In Münster


Corona-Warn-App: Erhöhtes Risiko durch Begegnung am 1.4.2022 Der Regionalzug Richtung Emden ist trotz der nächtlichen Stunde noch gut gefüllt. Bis Meppen hat er sich angenehm geleert, bevor dort frustrierte Fußballfans vom Drittligaspiel Meppen-Wiesbaden 0:4 den Zug entern. Nicht mal die Hälfte trägt Masken. Während zuvor jeder kleinste Maskenmangel vom Zugpersonal gerügt wurde, ist von denen jetzt niemand mehr zu sehen. Ein paar Tage später meldet sich entsprechend meine Corona-Warn-App in Rot: Begegnungen mit erhöhtem Risiko am 1. April.
Die meisten "Fans" steigen erst mit mir um 23:59 Uhr in Papenburg aus. Mit meinem neuen White Bike radle ich ihnen davon in die Stadt. Miri hat im Hotel die Terassentür offen gelassen, durch die ich das Rad samt Gepäck schiebe. Sie ist mit Rückenwind die ganze Strecke vom Fähranleger Langeoog hier runter geradelt. Und entsprechend schon im Halbschlaf.


Radeln am Kanal in Papenburg
Am Kanal in Papenburg


Amtshaus Nienhaus in Aschendorf Kühle Kilometer und der süße Inder
Samstag, 2. April 2022: Papenburg - Grenze Deutschland/Niederlande - Emmen (60 km)

Nach vielen warmen Märztagen und einer Schneeregenphase ist es heuer kühl aber trocken bis sonnig. Wir drehen eine Ehrenrunde durch das schöne Zentrum von Papenburg. Von dort wollen wir an der Ems südlich bis Haren und von dort Richtung Westen nach Holland. Allein: wir kommen nie ran an die Ems. Gelegentlich ist Lathen ausgeschildert, aber das verliert sich immer sofort wieder. Wie schon bei meiner Emstour vor neun Jahren bleibt der Emsradweg uns in diesem Bereich verborgen.
Die vielen kleinen Kanäle erschweren die Orientierung zusätzlich. Nach zwanzig sehr kühlen Kilometern versuchen wir uns mit Miris Wärmeutensilien auf einer Bank im Örtchen Steinbild zu beleben. Ich ändere die Route. Jetzt kreuzen wir hier nur die Ems und steuern direkt südwestlich fahrend unser Ziel Emmen an. Statt an Beschilderung und Smartphone orientiere ich mich an der guten, alten Radkarte auf der Lenkertasche.


Direkt an der deutsch-niederländischen Grenze
Direkt an der deutsch-niederländischen Grenze


Auf dem Brompton im Wald Jetzt rollt's. Der Nordostwind tut sein Übriges. Eine Weile geht's einsam am Mini-Grenzkanal entlang. Dann kreuzen wir die niederländische Grenze. Die Radinfrastruktur verbessert sich sofort erheblich. Man merkt immer und überall, dass die Radler bei der Verkehrsplanung mit im Blick sind.
Schon um kurz nach zwei checken wir im Hotel ein. Bald bemerke ich leichtes Unwohlsein. Vermutlich eine Folge meines Weihnachtssturzes bei Bonn-Beuel, dessen Folgen im Kopf ich für längst auskuriert hielt. Die heutige Etappe war da wohl ein bisschen viel. Etwas benommen schlendere ich mit Miri durch die schöne Fußgängerzone von Emmen, bevor wir uns beim Inder niederlassen. Dort fällt das Essen sehr süß aus.


Dorf bei Emmen
Dorf bei Emmen


Herz im Auto-Schnee Schnuckeliger Imbiss
Sonntag, 3. April 2022: Emmen - Hoogeveen - Zwartsluis (67 km)

Schnee am Sonntagmorgen im April. Die Sonne vertreibt ihn schnell. Die Suche nach einem Gottesdienst war nicht wirklich erfolgreich. So starten wir Richtung Westen. Auch an der Tankstelle gibt es am Sonntagmorgen nichts außer Sprit. Schon sind wir im Grünen. Überall ist an Radler*innen gedacht.


Radeln am Kostverlorenstreng
Am Kostverlorenstreng


Hafen von Zwartsluis Bald haben wir den Kanal Hoogeveense Vaart erreicht. Der ist zwar nicht als durchgehender Fernradweg vermerkt, wir können aber wunderbar an ihm entlang bis Hoogeveen radeln und darüberhinaus. Mal auf der einen, mal auf der andern Seite. Anfangs eher auf Straßen, später auf Radwegen. Pause im Schutz einer verglasten Bushaltestelle.
Eigentlich führt der Kanal nach Meppel. Gegen Ende drehen wir aber ab Richtung Süden auf unser wunderschönes Quartier in Zwartsluis zu. Wir treffen auf eine nette, kleine Stadt direkt am Wasser mit schnuckeligem Pommes-Imbiss.


B&B 'Logeren bij Grea' in Zwartsluis
B&B 'Logeren bij Grea' in Zwartsluis


Frühstück im B&B 'Logeren bij Grea' in Zwartsluis Kalt und nass im Gegenwind
Montag, 4. April 2022: Zwartsluis - Lelystad (63 km)

Der erwartete Regen. Leichter Regen. Zunächst. Wir packen entsprechend, verlassen unsere schöne Ferienwohnung nach einem exzellenten Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft. Miri war längst im Wasser und beim Coop. Heute fahren wir mal versuchsweise nach den typisch niederländischen Knotenpunkten, unterstützt von der "Fietsknoop Rad und Wander App". Ich habe mir die Zahlen der ersten sechs, sieben Punkte gemerkt. Auch dieses System hat Lücken, aber es funktioniert zunächst ganz gut. Gelegentlich versteht man nicht, warum eine Straße vom System verlassen wird, obwohl wir wunderbar darauf bleiben.
Der Westwind macht uns zu schaffen. Vor allem, wenn wir direkt am Deich radeln. Landeinwärts ist jeder Bauernhof, der den Wind ein wenig abhält, eine Gnade. Weitgehend kämpfen wir uns mit neun Stundenkilometern durch die platte Landschaft.
Zur Pause suchen wir einen Bauernhof auf, der zum Verkauf steht. Die Tür einer Halle können wir aufschieben und sind so endlich vorübergehend windgeschützt. Sogar Strom gibt's. Stühle. Schließlich müssen wir wieder raus in den Wind. Kurz darauf haben wir die Wahl, die keine mehr ist: direkt am Deich oder parallel landeinwärts?


Buitenkwartier, Zwartsluis
Buitenkwartier in Zwartsluis


Radlerin auf dem Zwartenmeerdijk Unmerklich wird der Regen Milliliter für Milliliter stärker. Das Wasser durchdringt immer mehr Klamotten. Nässt die Schuhe. Jetzt steht der größte Anstieg des Tages an: die Brücke zum Polder Flevoland. Im absoluten Gegenwind. Auf der Höhe werden wir nochmal abgebremst: die Fahrbahn hebt sich für ein Schiff und gibt uns so für einen Moment Windschutz.
Die kürzeste Strecke zum Hotel in Lelystad-Haven wäre von der Brücke an rund 30 Kilometer am Deich entlang, direkt auf einem Asphaltband zwischen Deich und den Wellen des Ijsselmeer. Obwohl es im Grunde die andere Deichseite als heute Morgen ist: es gibt kein Vorankommen. Also drehen wir landeinwärts im Zickzack. Der Wind ist so stark, dass er uns in drei Richtungen als Gegenwind begegnet. Never ever like this.
Jetzt sind die Füße nass und kalt. In einer kleinen Bushaltestelle machen wir eine Minipause. Danach zieht sich die Strecke durch Lelystad, das 1967 gegründet wurde auf dem Polder, das man dem Ijsselmeer abgerungenen hatte. Im Ortsinneren werden Fuß-, Rad- und Autoverkehr in getrennten Systemen geführt. Wir retten uns in den Bahnhof. Beim Türken ist es am Wärmsten. Falafelmäßig stärken wir uns für die letzten fünf Kilometer, kündigen unser durchnässtes Checkin telefonisch an. Der Rest ist Aufwärmen und vor allem Trocknen. Zum Glück hat das Zimmer heiße Heizkörper. Immerhin die Klamotten in den Ortliebtaschen sind weitgehend trocken geblieben.


Schafe und Radleer auf dem Zwarte Meerdijk
Auf dem Zwarte Meerdijk


Morgenbad im Hafen von Lelystad Windstille des Waldes
Dienstag, 5. April 2022: Lelystad - Almere - Hilversum - Utrecht (66 km)

Das Morgenwetter ist sanfter als erwartet. Weniger Wind, kein Regen. Wir versuchen das zu nutzen, indem wir früh starten. Wir wählen den Windhärtetest auf dem Deich. Immerhin: wir radeln hier schneller als gestern im Durchschnitt. Rechts liegt das Markermeer, links, deutlich niedriger, Seen und Schilf.
In der Ferne taucht ein Hochhaus von Almere auf. Nach halber Strecke haben wir genug vom Deichwind und radeln von Knotenpunkt zu Knotenpunkt in die Stadt. In einem Supermarkt kommt mir die hier nur noch freiwillig getragene Maske angesichts von Tagen im Westwind wie eine Atemblockade vor.
Mehr zufällig geraten wir auf die Fahrradautobahn "Spoorbaanpad" aus den Jahren 2017/2018 neben der Bahnstrecke quer durch die Stadt Richtung Amsterdam. Wir genießen die Breite des Weges bis zur Brücke, die zurück aufs alte Festland führt. Wieder Pause an einer Bushaltestelle.


Radlerin auf dem Oostvaardersdijk
Am Markermeer auf dem Oostvaardersdijk


Wasserfestung von Naarden Jetzt geht es phasenweise durch die Windstille des Waldes. Grandios. An der Festung von Naarden führt uns Google Maps zwischen den weiten Wasserflächen dahin. Dann geht's südlich parallel zur Straße, nunmehr tatsächlich in der Provinz Nord-Holland, durch Bussum und Hilversum. Hierhin ist Miri einst zu dem 2012 eingestellten Auslandssender "Radio Netherlands Worldwide" (Radio Nederland Wereldomroep) gepilgert. Beim Fernsehturm tummeln sich immer noch zahlreiche TV-Stationen.
Zuguterletzt bekommen wir doch noch ein paar Regentropfen und Gegenwind ab. Das ist harmlos im Vergleich zu gestern. Utrecht begeistert uns schon bei der Einfahrt. Ein Highlight der Tour. Wir haben ein grandioses Quartier direkt auf Wasserhöhe an einem der Kanäle. So liegt das Schwimmbassin für Miri direkt vor der FeWoTür.


Hoog Catharijne: Utrechts Shopping Mall
Vor der Hoog Catharijne: Utrechts Shopping Mall

Lichte Gaard bei Nacht
Lichte Gaard bei Nacht


Zwei Räder an der Lichte Gaard Autobahn und Klosterlandschaft
Mittwoch, 6. April 2022: Utrecht - Gorinchem - Oosterhout (65 km)

Weil das Wetter im Laufe des Nachmittags immer schlechter werden soll, versuchen wir es mit einem frühen Start. Miri wirft sich also im Halbdunkel in den Kanal vor der Tür. Kurz darauf gibt's Frühstück in unserem schönen, langen Gewölbe. Um halb acht sind wir tatsächlich startklar. Die Räder sind noch da, obwohl wir das umfangreiche Angebot der Fahrradparkhäuser ignoriert haben.
Es ist auch heute trüb und gegenwindig. Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt. Vielleicht hilft der Windschutz von Häusern und Hecken. Jedenfalls geht es ganz gut voran. Wir folgen weitgehend der Autobahn und fahren vielfach auch direkt neben ihr. Am Südende von Utrecht überqueren wir den ersten der drei großen Rhein-Maas-Arme. Der Merwede-Kanal führt uns - jetzt in der Provinz Süd-Holland - bis nach Gorinchem hinein. Lange Aufwärm- und Regenabwartpause in einem Café. Wir könnten über den nächsten Flussarm, die Bowen Merwede, mit einer kleinen Fähre übersetzen. Aber die Fährzeiten sind nicht auf die Schnelle zu eruieren. Also nehmen wir wieder die große Brücke.


Radlerin auf dem Vissersweg bei Oosterhout
Vissersweg bei Oosterhout


Slotje De Blauwe Camer Danach dann Autobahn pur. Im Wesentlichen trennt uns eine Hecke von der dicht befahrenen Strecke. Genau die bietet ein bisschen Schutz vor dem Südwestwind.
In Oosterhout wollen wir eigentlich nur eine letzte Pause vor Breda machen. Ich entdecke aber eine günstige Übernachtungsmöglichkeit, nachdem die Buchung in Breda bei Booking.com unerklärlich scheitert. Schon für die letzten Nächte musste dort die dreistellige Kartenprüfnummer plus 3D-Security-Password plus mTan her, um die Bezahlung zu autorisieren. Beinahe wäre schon da eine Buchung an dem Security-Overkill gescheitert. Heute geht gar nichts mehr. Wir sind auch erschöpft genug, um in Oosterhout zu bleiben. Ein Abendspaziergang führt uns noch durch die illustre Klosterlandschaft unserer Nachbarschaft und einen polnischen Lebensmittelladen.


Basilika Johannes der Täufer (Basiliek St. Jan de Doper) Oosterhout
Basiliek St. Jan de Doper in Oosterhout


Brabanter Gotik: Onze-Lieve-Vrouwekerk, Grote Kerk in Breda Wir gegen den Windsturm
Donnerstag, 7. April 2022: Oosterhout - Breda - Grenze Niederlande/Belgien - Antwerpen (64 km)

Heute ist es andersrum: Wir warten den Regen ab und starten erst später. Der Sturm bleibt. Windstärke 4-5 mit Böen von 70 Stundenkilometern. Genau aus unserer Fahrtrichtung: West-Südwest. Am späten Vormittag geht es los. Vorbei an weiteren Villen aus verschiedenen Jahrhunderten, den typischen Slotjes in Oosterhout.
Nun also die zehn Kilometer bis Breda, die wir uns für heute aufgespart haben. In Breda spielt das GPS-Signal verrückt, sodass wir eine Ehrenrunde drehen, um zur Liebfrauenkirche zu kommen. Der Wind zehrt bereits kräftig an den Nerven. In der Kirche ist es windstill, während draußen mein Rad umgepustet wird. Das Grab von Engelbrecht II. (1451-1504), dem Grafen von Nassau-Dillenburg-Breda, und seiner Frau Cimburga von Baden (1450-1501) in der Prinsenkapel der "Grote Kerk" ist das auffälligste. Viele weitere Gräber sind in den Boden eingelassen. Darüber wölbt sich Brabanter Gotik.


Grabmal für Engelbrecht II. (1451-1504), Graf von Nassau-Dillenburg-Breda, und seine Frau Cimburga von Baden (1450-1501) in der Prinsenkapel in der Onze-Lieve-Vrouwekerk: Grote Kerk, Breda
Grabmal für Engelbrecht II. (1451-1504), Graf von Nassau-Dillenburg-Breda,
und seine Frau Cimburga von Baden (1450-1501) in der Prinsenkapel


Niederländisch-Belgische Grenze bei Wernhoutsburg Nun geht es auf grader Linie nach Antwerpen. Erstaunlicherweise ist der Fußgängermodus bei Google Maps auch heute wieder zielführender als der Fahrradmodus.
Zur nächsten Windpause verkriechen wir uns in einen absolut windgeschützten überdachten Hauszugang. Es ist inzwischen deutlich wärmer als an den ersten Tagen, ohne allerdings warm zu sein. Nach der Pause verstärkt sich der Wind noch einmal gegen uns. Teilweise kämpfen wir uns mit sechs, sieben Stundenkilometern Stück für Stück voran. Jedes Gebäude, das den Wind ein bisschen abhält, macht glücklich. Es gibt einen schmalen Übergang zwischen Willenskraftstärkung und mentaler Überforderung. Das Senken der Ziele hilft. Fährt man eine Weile mit acht Stundenkilometern freut man sich, wenn es wieder neun sind. Aber nur, wenn man es so akzeptiert.
Die Grenze von den Niederlanden nach Belgien ist denkbar unspektakulär. Der Windsturm bleibt. Erst auf den letzten Kilometern vor Antwerpen lässt er vorübergehend nach. Der Fußgängermodus bringt uns auf Radwegen ins Stadtzentrum, wo wir von unserem unbemannten kleinen Hotel aus bei wieder wildem Wind direkt am Herz der historischen Stadt sind.


Brabobrunnen auf dem Grote Markt, Antwerpen
Brabobrunnen auf dem Grote Markt

Karl-Borromäus-Kirche in Antwerpen am Abend
Barockfassade der Borromäuskirche von Peter Paul Rubens

Portugiesische Synagoge zwischen den Diamantenhandelszentren in der Hoveniersstraat
Portugiesische Synagoge zwischen den
Diamantenhandelszentren in der Hoveniersstraat

Radler vor Jain-Tempel in Antwerpen
Am Jain-Tempel

Station Antwerpen-Centraal
Station Antwerpen-Centraal


Havenhuis Antwerpen: ehemalige Feuerwache und Neubau (2016) von Zaha Hadid (1950-2016) Leichtigkeit auf dem fietssnelweg
Freitag, 8. April 2022: Antwerpen - Brüssel (68 km)

Fünf Extrakilometer ist uns das Havenhuis der 2016 verstorbenen Stararchitektin Zaha Hadid wert. Beeindruckend wie der schwebende Schiffskörper dem alten Haus darunter, der ehemaligen Feuerwache, Dynamik verleiht. Auch in den riesigen Kopfbahnhof werfen wir einen Blick. Um die Ecke ist die Hoveniersstraat, Weltzentrum des Diamantenhandels. Sehr nüchtern. Und in der Mitte versteckt sich die kleine portugiesische Synagoge. Erst danach sehen wir einige der rund 10.000 orthodoxen Jüdinnen und Juden, die hier leben. Ebenso viele nicht-orthodoxe sollen hier leben.
Der Diamanthandel wird von indischen Jain-Gläubigen dominiert. Entsprechend gibt es einen schönen Tempel im Süden der Innenstadt. Von dort steuern wir zurück zum Fluss Schelde. An der Anlegestelle von Wasserbus und Fähre sitzen wir wieder mal windgeschützt. Aber der Wind hat sich verdünnisiert. Es ist ein im Vergleich zu gestern unbeschwertes Fahren. Ich wundere mich bei jedem Tritt über die Leichtigkeit.


F23: Fernradweg bei Brüssel: noch 11,1 km
Fernradweg bei Brüssel: noch 11,1 km


Miri & Chris auf der Gran' Place von Brüssel Nun also an der Schelde entlang. Gut beschildert und asphaltiert ist der Radweg. In Boom müssen wir das Ufer wechseln, um von dort am Seekanal Brüssel-Schelde in die belgische Hauptstadt zu kommen. Wir radeln über die Brücke, eine kleine Fähre gäbe es auch. Nun geht es mal auf der westlichen, mal auf der östlichen Seite des Kanals entlang. Beim ersten Queren müssen wir die Passage eines Lastschiffes abwarten, für das die Brücke hochgezogen wird. Vor fünf Jahren bin ich hier schon mal geradelt. Nach Brüssel hin wird der Radweg Stück für Stück besser ausgebaut und beschildert. Phasenweise ist er schon als "fietssnelweg" F23 ausgezeichnet.
Plötzlich sind wir umtost vom Verkehr der Hauptstadt. Grand' Place und Männeken Pis müssen sein. Dann kommt die erste richtige Steigung der ganzen Tour hinauf zum Hotel im Europaviertel, wo viele ukrainische Fahnen zu sehen sind. Gerade heute ist Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Kiew gereist. Wir logieren direkt gegenüber vom Kommissionshauptgebäude Berlaymont, weil Miriam hier um die Ecke wohnt. Zweimal haben wir sie in ihrer Studienzeit in Edinburgh mit dem Rad besucht. Jetzt zeigt sie uns ihre neuste Heimat.


Drei Fahnen in Brüssel: Belgien, EU und Ukraine
Belgien, EU und Ukraine

Chris, Miriam und Mirjam
Chris, Miriam und Mirjam vor dem EU-Kommissionsgebäude


Miriam, Mirjam und das Atomium, Brüssel Atomium
Samstag, 9. April 2022: Brüssel (22 km)

Eine Woche sind wir jeden Tag rund 65 Kilometer geradelt. Eine vergleichsweise unspektakuläre und doch sehr schöne Tour. Wieder haben wir viele schöne Orte und Gegenden erradelt. Wenn man eine Tour Richtung Südwesten plant, darf man sich in dieser Gegend nicht über Gegenwind wundern.
Zum Abschluss nun heute eine Rundtour durch Brüssel. Miriam führt uns mit ihrem grünen Hollandrad durch schöne Viertel und Strecken der belgischen Hauptstadt. Wir kommen bis hinauf zum Atomium und zur Riesenkirche, der Nationalbasilika Sacré-Cœur. Zurück in der Stadt erleben wir einen französischen Palmsonntagsgottesdienst in der Kathedrale Saints Michel et Gudule. Tout est bien qui finit bien.


Herz-Jesu-Nationalbasilika
Herz-Jesu-Nationalbasilika

Radler im Parc Elisabeth
Im Parc Elisabeth

Cycloparking in Brüssel
Cycloparking in Brüssel


Flixbus mit White Bike Bus zur Ukraine
Sonntag, 10. April 2022: Brüssel - Flixbus - Mainz

Mit dem Fahrrad im Zug von Brüssel nach Mainz zu kommen wäre sehr aufwändig. Aber es gibt ja den Flixbus: eine Direktverbindung in fünf Stunden samt Fahrradtransport. Klappt alles wunderbar. Abgesehen davon, dass keiner Maske trägt. Außer mir. Der Bus fährt weiter nach Osten. In einem Tag wird er die polnisch-ukrainische Grenze bei Przemyśl erreichen.


Flixbushaltestelle mit Flixbus in Aachen
Zwischenhalt


Route Papenburg - Utrecht - Brüssel



Grüne Linie = Touren-Route

Etappen Papenburg - Utrecht - Brüssel (1.-10.4.2022)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 2.4.2022 Papenburg Grenze Deutschland/Niederlande Emmen 60
2. 3.4.2022 Emmen Hoogeveen Zwartsluis 67
3. 4.4.2022 Zwartsluis Lelystad 63
4. 5.4.2022 Lelystad Almere - Hilversum Utrecht 66
5. 6.4.2022 Utrecht Gorinchem Oosterhout 65
6. 7.4.2022 Oosterhout Breda - Grenze Niederlande/Belgien Antwerpen 64
7. 8.4.2022 Antwerpen Brüssel 68
8. 9.4.2022 Brüssel 22
Summe 475

Chris am Hoogeveense Vaart
Am Kanal Hoogeveense Vaart


Anschluss Tour 89: Duisburg - Ostende - Saar (772 km) 2017

Anschluss Tour 64: Essen - Borkum (980 km) 2013


Nächste Tour: Mainz - Kaiserslautern - Mainz (253 km) Juni 2022

Vorherige Tour: Istanbul - Bodrum (1263 km) Nov. 2021


Home: Touren Bikes Karte Suche & Kontakt

Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
© Copyright 2000-2024 Christoph Gocke. Alle Rechte vorbehalten.