Weder Sonne, Schnee noch Regen
Ostermontag, 21. April 2014: Fribourg - Heilenried - Thun (56 km)
Und sie fährt doch wieder mit: vor einem Jahr war es für Anna (und mich) ein Höllenritt am Karsamstag von Brig rauf nach Goppenstein, Zugverladung auf 1200 Metern nach Kandersteg und im eisigen Schneeregen runter zum Thunersee. 70 Kilometer Fegefeuer, die Anna aus dem Stand bewältigt hat. Ein Trauma? Nicht für Anna. Freiwillig entscheidet sie sich auch diesmal für 750 Höhenmeter quer über die Berge nach Thun - statt der sehr viel flacheren, aber längeren Strecke über Bern.
Auch ihr rotes Rad ist wieder am Start. Diesmal ohne Schleichplatten, das Spektrum der Gangschaltung ist größer geworden (Fotos unten). Auch das Wetter ist besser. Keine Sonne mehr wie gestern, aber Regen war vor dem Frühstück und Schnee liegt nur in der Ferne auf dem Berge.
Der nationalen Route 4 (Alpenpanorama-Route) schlagen wir anfangs noch ein Schnippchen, um halbwegs flach rauf nach Tafers zu kommen. Der Verkehr lässt nach. In einer Schlucht geht es mit zehn Prozent Steigung bergauf. Das Frühstück liegt schon etwas lang zurück und so zehrt der Zuckermangel an den Nerven. Obenauf Pause unter dem Vordach eines Sportheims. Immer noch lebe ich von den Vorräten aus dem elsässischen Dannemarie. Wenig später: Umleitung. Nicht für uns. Oder vielleicht doch? Nach ein, zwei weiteren Kilometern blockiert bei Mamihaus ein Feuerwehrmann die Strecke. Ohne, dass man einen Grund erkennen kann. Er lässt uns passieren, ein Auto hinter uns auch, das nächste nicht. Der nächste Feuerwehrmann. Wir sehen im Hintergrund schon rauchende Ruinen und viele seiner Kollegen, die mit ihren Fahrzeugen und Schläuchen die Fahrbahn blockieren. Wir könnten ja rechts über die Wiese ausweichen, meint er schließlich. Darauf berufen wir uns bei seinem nächsten Kollegen. Nolens volens lässt er uns passieren, nachdem wir ihm alle Umweg-Varianten ausgeredet haben. Das Feuer hat nicht nur eine riesige Halle zerstört (eine Paintpall-Halle, wie wir am nächsten Tag in der Zeitung erfahren), sondern dahinter auch ein Wohnhaus. Der Westwind weht den Rauch von der Straße weg. An allen Schläuchen vorbei schieben wir durchs feuchte Gras und verlassen schnell die trostlose Szenerie (Foto rechts).
Als kurz darauf sich die Landstraße in eine Schlucht hinabstürzt, führt die nationale Route 4 auf der Höhe weiter. Von Gehöft zu Gehöft. Es wird immer ruhiger, schöner, der Blick schweift trotz des trüben Wetters immer weiter. Bis auf 880 Meter geht es schließlich hinauf, bevor sich der Weg auf wenigen Kilometern hinunter fast zum Niveau des Thunersees hinunterschlängelt (Foto unten). Hier entern wir wieder reguläre Straßen. Auch wenn gerade mal Mittagszeit ist, sind unsere Kräfte für heute erschöpft. In Thun noch eine zweite Pause und dann mit der Bahn via Bern zurück zu Annas Studenten-WG. Unsere Fahrräder
ruhen am Thuner Bahnhof. Anna will morgen weiter fahren...
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