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Tour 34: Assuan - Khartum (969 km) |
Einsamer Baum in der Sahara |
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Erster Teil |
Endlich geht's los - mit
Platten
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Die km-Zähler setzen
wechselweise aus. So weiß ich am Abend nicht genau, wie weit ich gefahren
bin. Eigentlich dürften es 90 km sein. Aber da müsste ich schon an der
zweiten alten Wasserstelle sein. Die erste bei km 67, zwei Krüge, die
einst wohl einen Sonnenschutz hatten, war ausgetrocknet (Foto
links). |
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Jetzt also auf der
Wellblech-Piste oder Waschbrett-Piste weiter. Der Lehm hat mit der Zeit
quer zur Fahrtrichtung Wellen gebildet und so eine Art Waschbrett
geschaffen. Wie solche "Washboard Roads" entstehen hat jetzt Nicolas
Taberlet von der University of Cambridge in einem wissenschaftlichen Experiment untersucht: Danach bilden sich
feste Wellen erst ab einer Geschwindigkeit von 5,4 km/h. Solange ich fahre
und nicht schieben muss, bin ich etwas schneller, obwohl ich bei dem
steten Auf und Ab schon deshalb langsam fahre, um mein Fahrrad zu schonen.
Die Ausweichrouten sind meist versandet. Mit dem Rückenwind erreiche ich
trotzdem gelegentlich 20 km/h. Durchschnitt heute: 10 km/h. Plus Pausen.
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Göttliche
Nil-Überfahrt bei untergehender Sonnenscheibe |
Orangen, Gurken,
Erdnusscreme, Käse, Kekse. Nur Wasser hat keiner zu verkaufen. Alle weisen
nur zu den Tonkrügen vor vielen Häusern. Peu à peu nähere ich mich dem
Gedanken, doch den „Mango Juice“ zu trinken. Fülle mal prophylaktisch alle
Flaschen und hau noch ne Tablette Micropur rein. Zwei Stunden warten. Und
es schmeckt phantastisch. Es bekommt phantastisch. |
Da kommt ein freundlicher Mann
daher und bringt mich zur Hauptanlegestelle, an der ich auch schon vorüber
war. Er klärt mich noch auf, dass die andere Uferseite nur eine Insel sei.
Ehe ich mich versehe bin ich samt Fahrrad sein Einzelgast auf dem kleinen
Motor-Boot (Foto links). Preisverhandlungen sind nicht mehr möglich.
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Ganz einsam ist der
Trümmerhaufen nicht. Zwei junge Männer thronen in ihren langen weißen
Gewändern obenauf. Klar, sie wollen kassieren. Jene zehn Dollar, die die
Besichtigung jeder Sehenswürdigkeit im Sudan kostet. Bei der Einreise kann
man für jeden Sight ein Ticket erwerben. Angesichts der Ungewissheiten
einer Radtour hab ich kein einziges erworben. Ich ignoriere die
Forderungen der Männer, auch wenn einer sich mit einem arabischen Ausweis
als „Police“ ausgeben will. |
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Gepäckträger-Bruch und Platten-Serie: Die Tour hängt
am seidenen Faden |
Am Ende der nächsten
Ortschaft führt die Straße wieder vom Nil weg, eine Anhöhe hinauf. Ich
gelange auf eine scheinbar endlose Ebene, frühstücke und folge dem
Mainstream der Spuren. Der ist immer weniger zu erkennen. Kilometer um
Kilometer. Die Himmelsrichtung stimmt nicht so ganz. Ich habe keine
Alternative. In der Ferne erhebt sich schon mal eine Staubwolke,
verschwindet ebenso schnell. Ich bin irgendwo im Nirgendwo. Mehrmals meine
ich Gebäude zu erkennen. Die lösen sich beim Näherkommen in Nichts auf.
Bis auf eins. Es sieht zwar unbewohnt aus, aber es ist der einzige
Anhaltspunkt. |
Ich entschließe mich, bis Sesibi auf der West-Seite zu fahren.
Das ist zwar ein Stück länger, ich kenne keine Streckenbeschreibungen aus
dem Internet, aber ich benötige zwei Nil-Überquerungen weniger. Die
Strecke erweist sich letztlich als nicht schlechter oder besser als die
der letzten Tage. Und ganz einsam. Gelegentlich muss ich durch den Sand
auf offener Strecke oder in kleinen Ortschaften schieben. Alle ohne Autos.
Paradiesisch. Die Autos werden kommen... |
Kaputter Gepäckträger, kein
Flickzeug: das Weiterkommen hängt immer mehr am seiden Faden. Zu allem
Übel steckt der Sand voller Dornen. Vor allem, die von der zwei bis drei
Zentimeter langen Sorte. Doch die Dornen verschonen mich. |
Der Schweißer von Kerma und das Ende der
Scheibe |
Durch die gewohnt
brilliant-karge Bergwüstenlandschaft geht es bei einer inzwischen auf zwei
Fahrzeuge pro Stunde angewachsenen Verkehrsdichte. Als die Strecke sich
wieder leicht abwärts nach Kerma neigt, sehe ich am Horizont Laster im
Minutentakt ihre Ladung abkippen und Riesen-Raupen hin- und herrollen.
Verglichen mit den Straßenbauarbeiten auf den ersten 60 km hinter Wadi
Halfa mindestens mit zehnfacher Potenz. |
Ich frage nach der neuen
Straße, deren Bauarbeiten ich in der Ferne meinte erkannt zu haben. Bringe
aber kaum Handfestes in Erfahrung. Einer der Befragten lässt das Stichwort
„Deffufa“ fallen. Stimmt, da wollte ich hin. Fünf Kilometer südlich der
Stadt sollen sich die Riesen-Grabanlagen befinden. Die Strecke ist fast
durchgehend Softsand. Dann die ersten Grabhügel: die Eastern Deffufa. Die
noch größeren Western Deffufa liegen in Sichtweite, ca. 300 m südwestlich
(eine der vielen Ungenauigkeiten von Paul Clammer, der den Abstand mit
zwei Kilometern "east" angibt. Dort gibt es eine Umfassungsmauer, ein
Tickethäuschen, Tickets. Geht doch. Da zahl ich selbstverständlich auch
zehn Dollar. Braucht man doch nicht an der Grenze zu erledigen. Allerdings
wird auch hier umständlich registriert. Immerhin akzeptieren sie die
Personal-Ausweis-Nr. als Pass-Nr. |
Ein Mann meint, auf die neue Straße käme ich automatisch nach
15 oder 50 km - ich kläre die Zahl nicht bis ins Letzte. Er bleibt der
letzte, der mir die Existenz dieser Straße bestätigt. Es reicht mir als
Anhaltspunkt, um mich auf dieser Nil-Seite zu halten, vor der in allen
einschlägigen Foren gewarnt wird. Softsand! |
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Nil-Neuling
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Dann überraschend winzige
Asphaltspuren im Sand, die Jahrzehnte als sein müssen. Sie bilden selber
Wellblech. Auch nichts Traumhaftes. |
Doch die Trasse endet abrupt
an einem Kanal. Etwas umständlich kämpfe ich mich in einem Bogen zurück
zur Rast-Stelle. Ein paar Meter weiter begeistern mich Kinder wieder zum
Fotografieren. Immer wieder werde ich nach meiner Kamera gefragt und
gebeten, Fotos zu machen. Auch jetzt jubeln die Mädchen wieder über ihre
Porträts auf dem kleinen Display. Und holen die Mütter herbei. Es muss
einfach noch ein bewegtes Familien-Gesamtbild geben (Portraits und
Gruppenfotos auf der Seite Sudanesische Gesichter).
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Beim Rollen auf die
Auto-Fähre komme ich mit Abdul, Professor für Ökonomie an der Hochschule
von Dongola, ins Gespräch. Der untersetzte Mann (Foto) erzählt, er sei in
Guantanamo gewesen und von den Amerikanern gefoltert worden. Schon vor dem
11.9.2001 hätten sie ihn in Indien festgenommen und verhört. Nur, weil er
im afghanischen Tora Bora „Selbstverteidigungskurse“ absolviert habe.
Dabei sei er auch El-Qaida-Chef Osama bin Laden und dem Taliban-Führer
Mullah Omar begegnet, zwei sehr sympathischen Persönlichkeiten, die sich
bester Gesundheit erfreuten. Was er denn von den Anschlägen vom 11.9.
halte? Abdul weicht aus. Er beginnt mit einer langatmigen Erklärung, dass
die Amerikaner ja sehr wohl von den Anschlägen gewusst hätten. Bedauern
ist ihm nicht anzumerken. Schon sind wir auf der andern Nil-Seite und
verabreden uns lose für den Abend. |
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Zweiter
Teil |
Route Assuan - Khartum |
Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen |
Etappen Assuan - Wadi Halfa - Dongola - Karima - Khartum (26.2.-10.3.2007) |
Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle |
Tag | Datum | Start | Zwischenstationen | Ziel | km |
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1. | 26.2.2007 | Assuan | Assuan High Dam | 17 | |
2. | 27.2.2007 | Wadi Halfa Port | Wadi Halfa | 5 | |
3. | 28.2.2007 | Wadi Halfa | Wadi Halfa +86 km | 86 | |
4. | 1.3.2007 | Wadi Halfa +86 km | Umweg Nil-Abstecher (28 km) | Akasha +5 km | 69 |
5. | 2.3.2007 | Akasha +5 km | Abri - Suarda - Fähre | Sedeinga +6 km | 92 |
6. | 3.3.2007 | Sedeinga +6 km | Soleb - Sesebi - Fähre | Delgo +3 km | 82 |
7. | 4.3.2007 | Delgo +3 km | Kerma - Deffufa | Kerma +20 km | 84 |
8. | 5.3.2007 | Kerma +20 km | Selim - Fähre | Dongola +15 km | 80 |
9. | 6.3.2007 | Dongola +15 km | Debba -6 km | 135 | |
10. | 7.3.2007 | Debba -6 km | Abu Dom - Taxi - Nuri - Fähre | Karima | 52 |
11. | 8.3.2007 | Karima | Jebel Barkal - El Kurru - Fähre | Tangasi +62 km | 84 |
12. | 9.3.2007 | Tangasi +62 km | Abu Dom | Abu Dom +65 km | 103 |
13. | 10.3.2007 | Abu Dom +65 km | [Abu Dom +145 km] - [160 km Autotransport] | Khartum | 80 |
Summe | 969 |
Nur vier Fahrzeuge in acht Stunden |
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