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VG WORTTour 131: Stuttgart - Meran - München (1043 km)


Sylvensteinsee
Isar: Pause am Sylvensteinsee

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Stuttgart - Meran - München (26.10.-3.11.2024)
Sonnige Herbsttour über den Alpenhauptkamm und zurück

Im dritten Jahr nacheinander geht es im Übergang vom Oktober zum November über die Alpen. Und zum dritten Mal habe ich Glück mit dem Wetter. Mehr als das: schon vorher ist eine Woche stabiler Hochdruck vorhergesagt. Nördlich der Alpen hat es die Sonne schwer, sich gegen den Nebel durchzusetzen. Aber in den Alpen herrscht heiterer Sonnenschein. So kehre ich nach 22 Jahren noch einmal auf meinen höchsten Alpenpass zurück: das Timmelsjoch. So geht's kurz über den Alpenhauptkamm nach Südtirol und über den Reschenpass zurück.

Mannheim Hauptbahnhof Feiner Tag mit Gegenwind
Samstag, 26. Oktober 2024: Mainz - Zug - Stuttgart - Remseck am Neckar - Schorndorf (54 km)

Am Freitagabend fällt der entscheidende ICE mit Fahrradtransport von Mainz nach Mannheim komplett aus. Also Fahrkartenstornierung und so geht's erst am frühen Samstagmorgen los. Gegen neun Uhr starte ich vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus. Ich nehme noch ein paar IKEA-Haken mit, die ich per Kleinanzeigen in Bad Cannstatt gefunden habe. Und dann radle ich im Neckartal Richtung Norden. Ich nehme die lange Strecke nach Schorndorf über Remseck, kann aber dafür immer am Fluss bleiben.
Je länger ich fahre, desto mehr lichten sich Nebel oder Wolken. Die Sonne setzt sich immer mehr durch. Leichter Gegenwind aus dem Osten. Vor Waiblingen ist der Radweg eigentlich gesperrt, weil die Trasse zum Teil unterspült ist. Schon im vergangenen Jahr musste ich hier viele Sperren umradeln. Man muss tatsächlich aufpassen, aber es ist nicht wirklich gefährlich.
Dann wird das Feld freier. Dadurch ist der Gegenwind stärker spürbar. Mittagessen beim Treffen von Miris Familie in Schorndorf und dann direkt zurück mit Miris Neffen Clemens in der S-Bahn zum Stadion. Holstein Kiel gastiert in Stuttgart. Kollege Simon ist mit Freundin Sophie auch da und nimmt uns nach dem obligatorischen Stadionbier mit nach Hause. Ein rund um feiner Tag.


Rems kurz vor der Mündung in den Neckar
Rems kurz vor der Mündung in den Neckar

Stadionbier
Stadionbier mit Simon


Sonntagsradeln an der Rems Taufe und Toürle
Sonntag, 27. Oktober 2024: Schorndorf - Schwäbisch Gmünd - Aalen (55 km)

Schöner Reformations- und Taufgottesdienst. Konrad lässt sich taufen. Danach gibt es ein Festessen. Dann düse ich los. Die Sonne hat sich durchgesetzt. Es ist sogar ein bisschen warm. Kilometer für Kilometer lege ich am Remsradweg mit seinen blau geschlängelten Kilometer-Markierungen zurück.


Forum Gold und Silber in Schwäbisch Gmünd
Schwäbisch Gmünd: Forum Gold und Silber


Abendstimmung bei AalenKurz vor Aalen könnte ich zum Remsursprung abzweigen, den ich im vergangenen Jahr noch besucht habe. Doch diesmal radle ich direkt durch bis Aalen, denn durch die Zeitumstellung in der vergangenen Nacht geht die Sonne schon gegen 17 Uhr unter. Also muss ich nur noch über eine ganz kleine Anhöhe, bevor es dann hinunter geht nach Aalen. Ein nettes Toürle am Nachmittag.


Only: Blaue Stunde in Aalen
Only: Blaue Stunde in Aalen


Kocherursprung Querfeldein über den Lech
Montag, 28. Oktober 2024: Aalen - Heidenheim - Lauingen - Pfaffenhofen an der Ilm (174 km)

Es soll ein Drei-Flüsse-Tag werden. Von Aalen folge ich noch ein kleines bisschen der Kocher bis zu ihrem Ursprung bei Oberkochen. Nur ein winziger Hügel trennt mich nun vom Brenzursprung in Königsbronn. Immerhin überquere ich dabei die Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Der Brenzursprung ist im Gegensatz zum Kocherursprung sehr viel mehr gestaltet. Ein großes Becken staut die Wassermengen, die auch hier tritt aus den Karstfelsen austreten. Rundherum steht viel Architektur. Auch das Rathaus nebenan ist schick anzusehen.
An der Brenz komme ich bald nach Heidenheim, seit gut einem Jahr auch mit Bundesligafußball gesegnet. Wäre ich gestern Abend noch bis hierhin durchgeradelt, hätte ich ein weiteres Bundesligaspiel an diesem Wochenende sehen können. Heidenheim ist sehr, sehr klein. In der Fußgängerzone komme ich am Fanshop vorbei, bevor der Brunnen der Knöpfleswäscherin mit seinem Spinnennetz ein nettes Fotoobjekt abgibt. Ich kann ganz nah ran, denn der Brunnen ist grad von einem städtischen Mitarbeiter für den Winter lahmgelegt worden.


Rathaus in Königsbronn
Rathaus in Königsbronn

Brenzursprung
Brenzursprung

Brunnen 'Die Knöpfleswäscherin'
Brunnen 'Die Knöpfleswäscherin' in Heidenheim

Badestelle an der Brenz
Badestelle an der Brenz


Donau bei DillingenIn Lauingen passiere ich noch ein Albertus-Magnus-Denkmal und bin nun an der Donau. Mein Plan ist, der Donau bis Vohburg zu folgen und dann die bayrische Ilm aufwärts zu radeln bis nach Pfaffenhofen. Doch nach der Überquerung der Donau bei Gremheim stelle ich fest, dass ich ganz einfach auch querfeldein nach Pfaffenhofen radeln und diesen Ort heute noch erreichen kann. Ich quere den Lech und ohne allzu viele Höhenmeter geht es nach Schrobenhausen. Mein Cousin Robert meint, ich würde es nun in gut einer Stunde bis Pfaffenhofen schaffen. Allein mein bisheriges Tempo sagt mir: ich brauche anderthalb Stunden.
So erreiche ich an diesem wider alle Vorhersagen nebelig gebliebenen Tag im Halbdunkel das neue Tagesziel Pfaffenhofen. Ich möchte das Grab einer Tante und eines Onkels besuchen. Und Cousin Robert, ihr Sohn, ist so nett, es mir direkt nach meiner Ankunft noch zu zeigen. Wir haben uns Jahrzehnte nicht gesehen und finden doch gleich einen Draht zueinander. Und rund um den Hauptplatz der Stadt ist auch am Abend eine nette Atmosphäre.


Pfaffenhofen an der Ilm
Pfaffenhofen an der Ilm: Hauptplatz


Fahrrad-Autobahn im Norden von München Holprige Isar
Dienstag, 29. Oktober 2024: Pfaffenhofen an der Ilm - München - Wolfratshausen - Geretsried (96 km)

Sehr nettes Kaffeetrinken mit Erika und Robert am Hauptplatz von Pfaffenhofen. Robert macht auch Fahrradtouren und bricht gerade zum Abschluss seiner Berufstätigkeit zu einer Bergtour nach Nepal auf. Er empfiehlt die B 13 für den Weg nach München. Ein guter Tipp. Wenig Verkehr und fast überall ein Fahrradweg am Rand.
Wieder geht es heute durch den Nebel. Von der Landschaft sehe ich nicht viel. Erst am Stadtrand von München setzt sich die Sonne langsam durch. Die Allianz-Arena flimmmert in der Ferne. Es geht zu einem Spontanbesuch bei meinen Kolleg*innen im ZDF-Studio in Unterföhring. Elisabeth entdeckt mich gleich, und ich sehe nach langer Zeit mal wieder ihren Sohn Arthur. Der hat Herbstferien und trägt ein Mainz-Trikot.


Isar südlich von München
Isar südlich von München


Kirche von Geretsried-Gelting Nach Kantine und Konferenz mit Mainz treffe ich in der Münchener City noch Ex-Kollegen Bastijoe, mit dem ich schon auf den Brocken geradelt bin. Er hat momentan geswitcht vom Fahrradfahren zum Kajakfahren. Der Yukon lockt ihn im nächsten Jahr.
Dann versuche ich mich an der Isar und ihrem Radweg. Der ist zunächst sehr holprig, kieselsteinig geraten. Zudem geht es auf und ab. Es bleibt eine ganze Weile mühsam. Dann aber: Asphalt. Jetzt läuft's besser.
Ich komme nach Wolfratshausen. Eigentlich will ich nach Bad Tölz, aber jetzt wird es dunkel. Die Sonne ist schon untergegangen. So entscheide ich mich für ein Hotel im Nachbarort Geretsried-Gelting. Den in Eigenregie betriebenen Dorfladen kann ich noch ein bisschen plündern: Eis und Piccolo. Schon strahlt der Kirchturm vor dem dunkelblauen Himmel.


Handyhalter-Selfie
Handyhalter-Selfie


Wasserträgerinnen von Wilhelm Srb-Schlossbauer vor dem Rathaus in Geretsried-Gartenberg Isar und Inn
Mittwoch, 30. Oktober 2024: Geretsried - Bad Tölz - Mittenwald - Grenze D/A - Seefeld - Oetz (143 km)

Der Duft der Sonnencreme ist auch an diesem Morgen das, was alle diese Touren miteinander verbindet. Wenn ich sie morgens auftrage und der Duft von Jasmin, Frangipani, Amber, Sandelholz, Moschus und was auch immer in meine Nase steigt, sind sie alle sofort präsent: die Kontinente, die Länder, die Jahreszeiten, die Klimazonen, Berge und Täler, das Meer, diese supervielen grandiosen Momente auf so vielen Strecken.
Es geht weiter auf dem Isarradweg. Nicht immer folge ich ihm genau. Einfach, weil der Radweg zu holprig ist. Kieselsteine warten dort immer wieder. Die Landstraße ist meine Alternative.
Erst ab Bad Tölz folge ich dem Radweg konsequenter. Mittenwald ist als Ziel ausgeschildert. Jetzt geht es viel angenehmer, meist auf Asphalt, wunderbar durch die Berge. Zum ersten Mal ein bisschen Alpenpanorama. Dann der Sylvensteinsee mit einer wunderbaren Pausenstation bei Fall. Auf dem See lockt ein Plateau zum Baden. Dafür ist es mir ein bisschen zu kalt. Ich habe auch keine Zeit, weil ich ein paar Kilometer vorankommen möchte heute.
Besonders schön ist vor Mittenwald die Passage von Vorderriß nach Walgau. Eigentlich ist die Mautstraße am rechten Isarufer gesperrt. Autos kommen hier gar nicht durch wegen der Baustellen. Zunächst passiere ich problemlos zwei Bagger. Gegen Ende der Strecke reißt eine Raupe die Strecke auf. Auch an ihr komme ich dank eines kurz wartenden, nicht übermäßig begeisterten Raupenfahrers vorbei und schiebe das Rad ein paar Meter durch den aufgebrochenen Untergrund. Weitere Radler kommen mir entgegen. Und schon bin ich in der schönen Altstadt von Mittenwald.


Bad Tölz
Bad Tölz...


...an der Isar mit Kalvarienbergkirche

Pause am Sylvensteinsee
Pause am Sylvensteinsee

Mittenwald: Altstadt mit Kirche St. Peter und Paul
Mittenwald: Altstadt mit Kirche St. Peter und Paul


Im Gießenbachtal kurz vor Seefeld Die Sonne scheint, ein kleiner Sonnenbrand findet sich sogar auf meinem Schädel am Abend. Ein wunderschöner Tag und nun geht es noch ein kleines bisschen an der Isar hinauf, bevor Sie sich nach Osten in die Berge verschlägt.
Ich muss hinauf nach Seefeld. Völlig überraschend entdecke ich, dass ich die Tausend-Meter-Marke schon deutlich überschritten habe. Ich habe es kaum gespürt. Dafür geht es jetzt Richtung Seefeld stark bergauf.
Ich nehme als Abkürzung einen eigentlich gesperrten Weg, der zur Kläranlage führt. Dort angelangt muss ich zunächst durch den Zaun steigen, um auf das Gelände zu gelangen. Das Rad hebe ich obendrüber. Drinnen kommt am Ende das offizielle Zufahrtstor der Kläranlage. Es ist nur schwer zu überwinden. Als ich schon mal alle Gepäckstücke auf die andere Seite befördert habe, kommt jemand von der Kläranlage. Er nimmt es mit Humor und öffnet das Tor für mich. Willkommen in Tirol.
Seefeld ist mit 1180 Meter der höchste Punkt des heutigen Tages. Die Abfahrt hinunter ins Inntal ist sehr, sehr mühsam, denn es sie führt wieder über einen mit Kies belegten Weg. Einmal falle ich kurz hin. Jetzt schiebe ich noch mehr. Trotzdem werden die Felgen heiß.
Endlich unten im Inntal. Die Gipfel der Mieminger Kette stehen wunderbar von der Sonne beschienen im Norden. Mit Rückenwind kann ich jetzt schnell dahingleiten zwischen Fluss, Inntal-Autobahn und Bahnstrecke. Ganz zuletzt geht es noch ein bisschen hinauf, denn ich zweige ab ins Ötztal. Wie vor 22 Jahren übernachte ich auch diesmal am Rande von Oetz, ziemlich am Anfang des Tales.


Hohe Munde (2662 m) am Ostende der Mieminger Kette in Tirol
Hohe Munde (2662 m) am Ostende der Mieminger Kette

Abzweig ins Ötztal auf dem Innradweg
Abzweig ins Ötztal auf dem Innradweg


Im Ötztal Im Ötztal zum Alpenhauptkamm
Donnerstag, 31. Oktober 2024: Oetz - Sölden - Timmelsjoch (2480 m) = Grenze A/IT - Meran (113 km)

Im Gegensatz zu meiner Fahrt durch das Ötztal vor 22 Jahren gibt es inzwischen einen Ötztal-Radweg. Ein Weg abseits der Talstraße und an einigen Stellen gibt es sogar parallele Brücken für Radler. Die stammen aus den Jahren 2016 und 2018, wie Betonplatten verkünden. Typisch für die Strecke ist die zusätzliche nebelsichere Markierung auf dem Asphalt. Manchmal hat man den Eindruck, man steigt ein wenig zu viele Meter auf dem Radweg, aber bald erkennt man, dass die Straße genauso steigt.
Nur in Umhausen geht es aus der Höhe richtig runter ins Flusstal. Dafür ist man dann direkt am Fluss. Als eine alte Frau mir 'Griaß di' zuruft, fühle ich mich endgültig in den Alpen angekommen. Ich folge weitgehend dem Radweg und komme so mit schon einigen Höhenmetern in den Beinen nach Sölden (1.385 m ü.d.M.). Der Ort ist nicht wirklich schön, aber die Relaisstation für das ganzjährige Skivergnügen auf den umliegenden Gletschern.
Am Ausgang von Sölden kommt ein extra Buckel auf der Straße. Der Ötztal-Radweg endet in Sölden, aber nach dem Buckel sieht es so aus, als könne man neuerdings auch im Tal noch ein Stück radeln. So oder so zweigt vor Poschach die eigentliche Passstraße ab nach Hochgurgl.


Ötztal vom Anstieg zum Timmelsjoch aus
Ötztal vom Anstieg zum Timmelsjoch aus


Auf dem Timmelsjoch (2480 m) Ab und zu gibt’s ein paar Serpentinen, dann wieder längere Strecken geradewegs bergauf. Kurz vor der Mautstelle mache ich eine längere Pause. Die Sonne scheint, es ist ein bisschen warm undder Blick in die Berge fantastisch - den ganzen Tag über.
Inzwischen habe ich mich bis über die Baumgrenze hinaus gekämpft. Die Überraschung nach der Mautstelle: es geht zunächst kräftig bergab, bis auf 2050 Meter, um dann wieder bergauf zum Pass zu führen. Obwohl es erst 14 Uhr ist, liegt der Talboden des Timmelbachs schon im Schatten. Es ist entsprechend kühl. Heute Morgen war es zwei Grad. Sobald man aus der Sonne raus ist, friert man schnell. Raureif und Eis sind vielfach am Wegesrand zu sehen.
Das Timmelsjoch (Passo Rombo) habe ich etwas anders in Erinnerung. Nur die allerletzten Bögen scheinen mir halbwegs vertraut wie vor 22 Jahren. Obenauf hat man wohl einiges neu gebaut, so wie mir auch die Mautstelle völlig neu erschien. Auf der Passhöhe dominiert jetzt das 'Timmelsjoch Experience Pass Museum'. Es ragt von Nordtirol über die Grenze nach Italien. An einem andern Gebäude ist in Großbuchstaben zu lesen: RASTHAUS TIMMELSJOCH 2509 m. Die Höhenangabe bezieht sich vielleicht auf das Haus, das oberhalb thront. Die eigentliche Passhöhe liegt wohl bei 2480 Metern. Damals war es mein All Time High. Ich lasse ein paar Fotos machen und mache Fotos. Einige wenige Radler sind auch hier, so wie heute auf der gesamten Strecke.
Die Abfahrt, die ich als sehr unangenehm in Erinnerung habe wegen ständigen Wartens auf abkühlende Felgen und Bremsen, ist tatsächlich tricky und mühsam. Aber ich kann doch lange das Rad laufen lassen. Ich muss nicht wirklich eine Abkühlpause machen. Im Grunde geht es rund 50 Kilometer ununterbrochen bergab an der Passer (Passirio). Zunächst in der Passerschlucht, ab St. Leonhard dann durch das Passeiertal.
Der Radweg bleibt eng am Fluss, der in Meran in die Etsch mündet. Und immer noch rauscht das Rad fast von allein hinunter. Es ist wieder kalt.
In Meran ist Halloween allgegenwärtig. Allenthalben wird geknallt. Ich flüchte in die Jugendherberge, wo ich mit Miri schon vor zehn Jahren mal übernachtet habe.


Auf dem Timmelsjoch (2480 m)
Auf dem Timmelsjoch (2480 m)


Etschradweg im Vinschgau An Etsch und Inn
Freitag, 1. November 2024, Allerheiligen: Meran - Reschenpass (1511 m) - Grenze IT/A - Norbertshöhe (1405 m) - Grenze A/CH/A - Landeck (136 km)

Feiertag in Südtirol und Tirol. Alles ist ein bisschen ruhiger. Ruhige Ausfahrt aus Meran. Schon bin ich an der Etsch (Adige). Die Berge glänzen im Sonnenlicht. Ich kenne den Etschradweg bergab vom Reschenpass. Schon zweimal bin ich ihn hinunter gerast, wollte niemals hier rauf müssen. Aber heute geht es bergauf durch die riesigen Apfelplantagen. Sie wirken nicht so mächtig, so geballt wie ich sie in Erinnerung habe. Im unteren Bereich sind manche Bäume noch nicht geerntet. Sie werden senkrecht in die Höhe gezogen, gehalten von Stahlkonstruktionen, aus denen sie jederzeit mit Wasser besprüht werden können.
Am Anfang ist es etwas steil, aber dann fließt die Etsch eine Weile auf einer Art Ebene dahin. Der Weg ist genial asphaltiert. Wenn das Asphaltband mal durch eine kurze Schotterstrecke unterbrochen ist, wird davor gewarnt. Ein genialer Radweg. Vor Göflan ignoriere ich mal wieder eine Bausstellensperrung. So muss ich im Ort tatsächlich vergleichsweise aufwendig den Bauzaun öffnen.
Es sind auch ein paar andere Feiertagsradler unterwegs. Auch Skater. Dann dreht der Radweg mit der Etsch von West auf Nord. An dieser Stelle zweigt der Weg zum Stilfser Joch (2757 m) ab. Es ist nach dem Col de l’Iseran (2764 m) der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen.
Mir reicht heute der Reschenpass mit seinen 1511 Metern. Noch einmal wird es steil, bis man auf der Ebene des Rechenpasses ist. Um den im Reschensee versunkenen Kirchturm aus der Nähe zu sehen, wähle ich das Ostufer mit der Straße. Nachdem der See im Frühjahr noch abgelassen war, ist inzwischen wieder nur der obere Teil des Kirchturms von Altgraun im Wasser stehend zu sehen. Ich bin auf dem höchsten Punkt des Tages, zugleich ist es so warm, dass ich im T-Shirt fahren kann. Ein grandioser Allerheiligentag auf dem Rad.


Schloss Kastelbell
Schloss Kastelbell

Chris on the Bike
Chris on the Bike

Glurns
Glurns

Fürstenburg in Burgeis
Fürstenburg in Burgeis


Kirchturm von Altgraun im Reschensee Noch vor der italienisch-österreichischen Grenze geht es bergab und danach erst recht, zunächst bis Nauders. Dort die Überraschung: Die Straße nach Landeck ist gesperrt, Baustelle. Ich frage ein paar Autofahrer. Alle meinen, da sei kein Durchkommen. Obwohl auch hier in Österreich Feiertag ist, wie ich an den geschlossenen Supermärkten merke. Da dürfte auch die Baustelle nicht betrieben sein, naja. Später sehe ich einen Radler aus der Ferne dort hinunterfahren, kann aber nicht erkennen, wie weit er kommt.
Ich fahre also noch mal ein paar Meter hoch auf die Norbertshöhe (1405 m). Im Jahr 2011 bin ich hier mal von der anderen Seite raufgeradelt. In meinem Blog schrieb ich damals: "Jetzt also elf Haarnadelkurven hinauf auf die Norbertshöhe. Von 1000 auf 1405 Meter in 7,8 Kilometern. 45 Minuten brauche ich. Die Strawberry-Maracuja-Molke, die ich in einer Bäckerei von Pfunds gekauft habe, macht sich nicht nur positiv bemerkbar." Diesmal also elf Kehren hinunter zur österreichisch-schweizer Grenzstation am Inn. Dort ginge es talaufwärts nach St. Moritz, talabwärts ist auch jenseits der Grenzstation schweizer Staatsgebiet. Es fühlt sich etwas wie Niemandsland an.
Dann ist die Straße für Fahrräder gesperrt wegen einer Baustelle. Ich radle auf einem halbwegs erträglichen Radweg, komme so nach einer Weile zurück hinauf zur Straße. Dann führt der reguläre Radweg wieder hinunter ins Tal. Diesmal muss ich über Stock und Stein zum Inn gurken. So komme ich nach Altfinstermünz mit der gut erhaltenen mittelalterlichen Gerichtsstätte und Grenzbefestigung auf der Via Claudia Augusta. Die kenne ich schon. Ab hier verläuft die Grenze nicht mehr in der Innmitte, sondern ein schmaler Streifen auf der linken, westlichen Seite gehört zu Österreich. Der Pfad verläuft etwa auf der Grenze. Die Überraschung: der weitere Weg im Tal ist gesperrt wegen Bauarbeiten. Über uns kreist mit Höllenlärm ein Hubschrauber, der - trotz Feiertag auch im Kanton Graubünden - immer wieder Beton zu einer Baustelle transportiert. Ich habe null Bock, die Rumpelstrecke zurück zur Straße zu meistern und nehme das Risiko der Sperrung in Kauf, zwei Wanderer ebenfalls.
Wir kommen an die Baustelle. Dort setzt der Hubschrauber nicht nur Beton ab, sondern transportiert auch alles mögliche vom Weg runter ans Flussufer. Als er kurz verschwindet um weiteren Beton herbeizufliegen, kann ich zusammen mit den Wanderern die Baustelle passieren. Dann bin ich wieder richtig in Österreich und die Abfahrt nach Landeck kann beginnen. Abseits der zum Teil für Fahrräder gesperrten Hauptstraße gibt es ständig einen Radweg. Kurz vor Landeck bleibe ich aber auf der Straße, um mir ein paar Höhenmeter zu ersparen. Die Sonne ist schon untergegangen, aber im letzten Tageslicht erreiche ich noch ein Hotel im Herzen von Landeck.


Altfinstermünz: mittelalterliche Gerichtsstätte und Grenzbefestigung auf der Via Claudia Augusta
Altfinstermünz


Inn bei Landeck Der lange Tag im Inntal
Samstag, 2. November 2024, Allerseelen: Landeck - Innsbruck - Kufstein - Grenze A/D - Rosenheim (206 km)

Talabwärts geht es heute von rund 800 Metern auf 450 Meter. Meine beiden Wunschpässe Richtung Westen, Bieler Höhe und Arlbergpass, sind aus unterschiedlichen Gründen gesperrt. Von daher wähle ich den einfachen Weg im Flusstal, der heute auch der einzige sonnige Weg ist. Im Inntal scheint die Sonne, nördlich der Alpen herrscht Dauernebel.
Es ist wunderbar klar und eisekalt, denn auch die Nacht war nebelfrei. Ab und zu geht es ein bisschen auf und ab, die majestätischen Bergreihen zur Linken und Rechten sind ganz nah. Das meiste liegt noch im Schatten. Mit dem Durchschnittstempo liege ich über 21 Stundenkilometer. Windstille. Vielleicht auch ein bisschen Westwind.
Dann geht’s auf der gleichen Strecke entlang, die ich erst am Mittwochnachmittag in anderer Richtung im Inntal zurückgelegt habe. Nach vier Stunden und 80 Kilometern bin ich bereits in Innsbruck. Ich steuere das Prämonstratenserstift Wilten an. Auf dem offen zugänglichen Konventsfriedhof ist Gottfried, ein Studienkollege aus Jerusalemtagen, beigesetzt. Gedenken an Allerseelen.


Innradweg bei Haiming
Innradweg bei Haiming

Mieminger Kette in Tirol
Mieminger Kette in Tirol

Innradweg bei Hatting
Innradweg bei Hatting


Stift Wilten in Innsbruck Weiter am Inn. Kufstein ist noch einmal rund 80 Kilometer entfernt. Doch jetzt zieht sich die Strecke etwas. Ich bin nicht mehr ganz so fit. Vor allem kommt Gegenwind hinzu, manchmal ist er richtig kräftig.
Viele Radler*innen sind unterwegs. Etwa eine Stunde vor Kufstein am Ortsausgang von Wörgl kommt jedoch eine Umleitung hinauf an der Brixentaler Ache. Scheinbar endlos. Ich bin wohl etwas erschöpft und froh, ein Radlerpaar aus Kufstein zu treffen. Die versichern mir, dass ich immer noch auf dem richtigen Weg bin.
Ich werde versöhnt durch ein wunderbares Naturschauspiel: Nebel liegt wie ein Block über dem Talausgang vor Kufstein. Leider ist es dadurch ab Kufstein dunkler. Ich muss ein bisschen in den Abend hinein radeln. Um halb fünf geht die Sonne unter, um halb sechs ist es absolut dunkel auf dem Inndeich. Es sind noch 30 Kilometer.
Da mein Vorderlicht nach wie vor nicht richtig installiert ist und zu sehr in die Höhe scheint, stecke ich die Lenkertasche hinten in eine der Ortlieb-Taschen und kann so mit dem Handy den Bereich unmittelbar vor dem Vorderrad ausleuchten. Das funktioniert erstaunlich gut.
In der Dunkelheit werde ich noch ein bisschen langsamer, zumal der Weg auf dem Ostufer nicht asphaltiert ist. Der Inn ist offenbar kanalisiert. Links schwappert in der Dunkelheit das Wasser, rechts geht es tiefer bergab ins Umland.
Kurz vor halb acht erreiche ich Rosenheim. Es fühlt sich durch die Fahrt in der Dunkelheit sehr viel später an. Nach über 200 Radkilometern verschicke ich nun 'Inn-Grüße out of Rosenheim'.


Augustinermuseum Rattenberg
Augustinermuseum Rattenberg

Inn vor Kufstein
Inn vor Kufstein

Festung Kufstein
Festung Kufstein


Mangfall An der Mangfall
Sonntag, 3. November 2024: Rosenheim - Feldkirchen-Westerham - München - Zug - Mainz (66 km)

Ein kurzer Radeltag. Wie all die Tage dieser Woche (und dieses Sommers) bin ich sehr früh auf, mache meine viertelstündige Standard-Pilatesübung aus Lena's Health Lab. Die Anfängerübung wird Tag für Tag ausgefeilter bei mir. Frühstück mal auf dem Hotelzimmer. So sitze ich schon kurz vor sieben im Sattel.
München drängt sich als Ziel der Tour auf, weil die Zugverbindungen nach Mainz günstig sind, dank der derzeit laufenden Sanierung der Riedstrecke sogar ohne Umstieg. Alle ICE scheinen noch Fahrradplätze zu haben. Ich folge der Google-Route nach München. Die führt zunächst am Fluss Mangfall entlang. Im Laufe der Strecke bemerke ich, dass es einen durchgehenden Mangfall-Radweg von Rosenheim nach München gibt, obwohl der Fluss auf halber Strecke nach Süden zum Tegernsee abzweigt. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich fast komplett auf dem Mangfall-Radweg geradelt bin.
Jedenfalls ist es sehr angenehm an der Mangfall. Bei Feldkirchen-Westerham muss man so oder so über die Berge. Das geht recht locker, obwohl die über 200 Kilometer von gestern noch in meinen Knochen stecken. Dann geht es hinab in das sonntagsvormittägliche München.


Auf dem Mangfall-Radweg
Auf dem Mangfall-Radweg


Im Wald bei Aying Mit Abstand am meisten los ist am Hauptbahnhof, der nach wie vor umgebaut wird. Die Menschen stehen in langen Schlangen an den wenigen Verkaufsständen. Ich habe sowieso genug Lebensmittel dabei. Für die 66 Kilomter heute habe ich nichts weiter gebraucht als ein Butterbrot. Habe mich Tag für Tag daran gewöhnt, weniger Zucker zu essen - sonst irgendwie das Hauptlebensmittel auf meinen Touren. Jetzt habe ich nicht mal Lust auf ein finales Eis.
Noch nie haben mich meine Radtouren zuvor durch München geführt, abgesehen von Umstiegen am Bahnhof. Jetzt bin ich bei dieser Tour gleich zweimal hierhin gekommen. Vielleicht auch ein guter Startort für weitere Touren. Denn die Fahrzeit im direkten ICE nach Mainz ist mit dreieinhalb Stunden überschaubar und müsste mit Eröffnung des neuen Stuttgarter Bahnhofs noch kürzer werden.


Erasmus Graf von Deroy Denkmal vor dem Regierungsgebäude Oberbayern
Denkmal für Erasmus Graf von Deroy vor dem Regierungsgebäude Oberbayern

Bürgermeister-Erhardt-Brunnen
Maximiliansbrücke in München: Bürgermeister-Erhardt-Brunnen


Route Stuttgart - Meran - München



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Stuttgart - Meran - München (26.10.-3.11.2024)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 26.10.2024 Stuttgart Remseck am Neckar Schorndorf 54
2. 27.10.2024 Schorndorf Schwäbisch Gmünd Aalen 55
3. 28.10.2024 Aalen Heidenheim - Lauingen Pfaffenhofen 174
4. 29.10.2024 Pfaffenhofen München - Wolfratshausen Geretsried 96
5. 30.10.2024 Geretsried Bad Tölz - Mittenwald - Grenze D/A - Seefeld Oetz 143
6. 31.10.2024 Oetz Sölden - Timmelsjoch (2480 m) = Grenze A/IT Meran 113
7. 1.11.2024 Meran Reschenpass (1511 m) - Grenze IT/A - Norbertshöhe (1405 m) - Grenze A/CH/A Landeck 136
8. 2.11.2024 Landeck Innsbruck - Kufstein - Grenze A/D Rosenheim 206
9. 3.11.2024 Rosenheim Feldkirchen-Westerham München 66
Summe 1043

Timmelsjoch 2024 Timmelsjoch 2002

Auf dem Timmelsjoch (2480 m) 2024 und... ...im Jahr 2002 auf der Tour Ravensburg-Zagreb

Anschluss Tour 119: Stuttgart - Neckarsulm (313 km) April/Mai 2023

Anschluss Tour 83: Mainz - Denkendorf (341 km) Jan. 2017

Anschluss Tour 78: Mainz - Jagst - Kocher (528 km) Mai 2016

Anschluss Tour 76: Genfer See - Stuttgart (792 km) März 2016

Anschluss Tour 68: Strasbourg - Vicenza (1275 km) April/Mai 2014

Anschluss Tour 66: Bamberg - Neckarelz (856 km) Sept./Okt. 2013

Anschluss Tour 58: Alpen - Prag - Berlin (2060 km) Aug./Sep. 2011

Anschluss Tour 52: Richen - Füssen (670 km) April 2010

Anschluss Tour 19: Alpen: Ravensburg - Zagreb (943 km) Aug./Sept. 2002


Nächste Tour: Que Sera!

Vorherige Tour: Saint-Nazaire - Speyer (2155 km) Sept./Okt. 2024


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