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Mongolei 2022
Bike Tour 117: Buenos Aires - Tacna (4005 km) 2023
Anden 2023

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VG WORTTour 117: Buenos Aires - Tacna (4.005 km)


Via Panam in Chile
Auf der Panamericana in Chile

Teil 4: Cosapa - Tacna + Lima (7.+8. Woche: 20.2.-5.3.2023)


Die weiteren Teile hier:

Teil 1: Buenos Aires - Asunción (1.+2. Woche: 6.1.-22.1.2023)

Teil 2: Asunción - Tarija (3.+4. Woche: 23.1.-5.2.2023)

Teil 3: Tarija - Cosapa (5.+6. Woche: 6.2.-19.2.2023)


Weiterhin in Bolivien


Höchster Berg Boliviens: Sajama (6542 m) Plötzlich geht nix mehr
Montag, 20. Februar 2023: Cosapa - Pass (4300 m) - Tambo Quemado (4360 m) (40 km)

Pension Sajama heißt mein Schlafsaal. Und der Blick auf den schnee- und eisbedeckten Riesen Sajama (6542 m), Boliviens höchster Berg, ist in der aufgehenden Sonne ein Frühstückshighlight. Im Hof ist hier und da Eis. Es hat ordentlich gefroren. Umso besser, dass ich mit meinem Schlafsack im Schlafsaal lag.
Cosapa liegt auf 3.900 Meter. So wie mehr oder weniger auch die Strecke gestern, die mich etwas hügeliger als zuletzt an die West-Anden herangeführt hat. Heute soll es nun über den Grenzpass (4673 m) nach Chile gehen. Die Steigungen halten sich in Grenzen. Schnurgerade führt zuletzt die Ruta Nacional 27 nicht nur auf die Ruta 4 sondern auch auf den Sajama zu.
Auf der Ruta 4 ist wieder etwas mehr Verkehr zur Grenze. Das verpflichtet mich, mich stärker an den Randstreifen zu halten. Linkerhand liegen die ebenfalls in Weiß gehüllten Spitzen zweier Vulkane, die bereits in Chile liegen. Die kahlen Berge ringsum liegen faszinierend in der Sonne.


Doppelvulkan Payachata-Komplex: Parinacota (6.380 m) und Pomerape (6.282 m)
Doppelvulkan Payachata-Komplex: Parinacota (6.380 m) und Pomerape (6.282 m)


Tambo Quemado: Chris feddich Zunächst kommt ein Pass mit 4300 Metern. Es geht danach 150 Meter Höhe abwärts nach Laguna. Dann beginnt der Aufstieg zum Grenzpass. Auf halber Strecke liegt überraschend noch ein Ort: Tambo Quemado. Ideal für eine Pause. Ich entdecke ein paar einfache Unterkünfte und lasse mich in einem Imbiss nieder.
Und dann geht plötzlich nix mehr. Höhe, Anstrengung, whatever. Entgeistert starre ich auf die Suppe mit den Lamastücken. Die Hauptspeise lasse ich gar nicht erst kommen. Ich lege mich draußen noch an ein warmes Plätzchen und beschließe schnell, hier zu bleiben. Das Zimmer in dem Alojamiento ist bitterkalt. Gut, dass ich Winterkleidung dabeihabe. Solange es geht, spaziere ich zwischen den Häusern direkt an der Einreiseabfertigung und halte mich in einem Restaurant auf. Doch kalter Wind vom Pazifik fegt mal wieder am Nachmittag um mich herum. Die Abfertigung Richtung Chile liegt oben auf dem Pass.
Mit Mühe bekomme ich eine Plastikflasche in einem Imbiss mit ein bisschen warmen Wasser gefüllt. So kann ich mich etwas komfortabler waschen und habe auch noch eine winzige Wärmeflasche im Bett für die höchste Nacht meines Lebens.


LKW-Stau am Morgen vor dem Sajama-Gipfel
LKW-Stau am Morgen vor dem Sajama-Gipfel


Mit Motorradfahrerpaar aus Frankfurt Königsetappe
Dienstag, 21. Februar 2023: Tambo Quemado - Grenzpass Bolivien/Chile (4673 m) - Lago Chungará - Pass (4650 m) - Parinacota - Pass (4580 m) - Putre (79 km)

Die Grenze ist nachts geschlossen. So stauen sich am Morgen Lastwagen und Busse. Es ist eisekalt. Ein Motorradfahrerpaar aus Frankfurt hat in der gleichen Herberge übernachtet. Bei einem Kaffee quatschen wir ein bisschen. Später überholen sie mich am Berg. Die gut 300 Höhenmeter auf acht Kilometern laufen ganz gut. Ich erreiche bald den zweithöchsten Punkt meines Lebens: den bolivianisch-chilenischen Grenzpass auf 4673 Metern Höhe.
Ich muss mich im Grenzgebäude hinter die Passagiere des letzten Morgenbusses einreihen. Suchhunde bewegen sich um uns herum auf der Suche nach Lebensmitteln. Ich habe natürlich Verpflegung dabei und gebe das auch auf dem Formular an. Ich darf sie überraschend mitnehmen. Das Motorradpaar hängt auch noch in den Formalitäten fest. Auch mein Fahrrad muss diesmal offiziell eingeführt werden. Zum Glück finden sich auf dem Rahmen eine Modellangabe und eine Seriennummer. Ich bekomme einen Ausdruck für die Ausreise. Bienvenidos a Chile!


Chile


Willkommen in Chile
Willkommen in Chile

Parinacota (6.380 m) am Lago Chungará
Parinacota (6.380 m) am Lago Chungará


Kirche Parinacota Über dem an sich schon grandiosen Bergpanorama thront die weiße Kuppe des Vulkans Parinacota (6.380 m). Meist auch zu sehen: sein Zwilling, der Pomerape (6.282 m). Noch toller wird es, als die weiße Vulkanspitze sich im Lago Chungará spiegelt. Angeblich der höchste See der Welt. Das Motorradpaar überholt mich ein letztes Mal.
Nach dem See geht es nochmal auf 4650 Meter. Machbar. Ich entscheide mich für einen kleinen Abstecher zur Kolonialkirche von Parinacota. Ein Idyll. Leider geschlossen. Der ganze Ort wirkt ausgestorben. Niemand den man nach dem Schlüssel fragen kann. Zum Glück muss ich nicht die gleiche Strecke zurück, sondern eine halbwegs asphaltierte Straße führt mich durch Weiden und an Bächen vorbei weiter unten zur Ruta 11.
Dann kommt der übliche heftige nachmittägliche Nordwestwind. Und gerade jetzt steht der dritte 4000er Pass des Tages an. Frontal gegen den Wind. Der Lärm in den Ohren übersteigt jede Arbeitsstättenschutzverordnung. Ich höre nicht mehr die von hinten kommenden Fahrzeuge. Die nett angelegten Miradors bieten keinerlei Windschutz. Pause machen ist sinnlos. Es ist der niedrigste der drei heutigen Pässe und doch mein vierthöchster: 4580 Meter. Funfaktor: null. Ein elender Kampf. Dabei sollte ich all das nur genießen. Doch ich kann den mentalen Umschaltknopf nicht finden.
Selbst die Abfahrt mit tausend Meter Gefälle auf rund zwanzig Kilometern ist kein Genuss. Auch wenn die Strecke durch ein schmales Tal führt. Gerade das ist der Windkanal gegen mich. Dann weitet sich das Tal und eine Nebenstrecke bringt mich hinab nach Putre. In einer Lodge habe ich nach einigen Nächten zum ersten Mal wieder einen eigenen Bungalow mit warmer Dusche. Ein schöner Sonnenuntergang. Die Königsetappe ist geschafft.


Nebenstrecke nach Putre
Nebenstrecke nach Putre


Fahrrad als Wäscheständer Flachland
Mittwoch, 22. Februar 2023: Putre

Pause. Waschen. Gute Gespräche mit zwei netten deutschen Paaren und einem in der Schweiz lebenden Tibeter, der auf 6.000 Metern groß geworden ist. Für den ist all das hier mehr oder weniger Flachland.


La Chakana Lodge, Putre
La Chakana Lodge, Putre

In Putre
In Putre

La Chakana Lodge, Putre: Abendhimmel
Abendhimmel


Bei Putre Grandioses Finale
Donnerstag, 23. Februar 2023: Putre - Ruta 11 [Panamericana] (max. 3750 m) - Poconchile - Arica (149 km)

Schaffe ich es heute runter bis zum Pazifik? Es sind nicht nur knapp 150 Kilometer, sondern bei einer Starthöhe von 3550 Metern noch rund 700 Höhenmeter aufwärts und somit insgesamt 4250 Höhenmeter abwärts. So viele Abwärtsmeter an einem Tag bekommt man wohl nur einmal im Leben.
Also los. Von Putre geht’s recht steil zur chilenischen Ruta Internacional 11, die gelegentlich am Straßenrand auch als Teil der Via Panamericana beschildert ist. Die führt nun auf und ab, maximal auf 3.750 Meter. Noch einmal gibt es weiße Bergspitzen im Panorama.
Dann endet jegliche sichtbare Vegetation. Ich erreiche die Atacama-Wüste. Und durch deren nördlichen Zipfel kommt jetzt die Abfahrt meines Lebens. Auf 80 Kilometern führt die Straße von 3175 Metern auf Meereshöhe. Durchschnittliches Gefälle vier Prozent. Und just jetzt zur Mittagszeit ist der kräftige Pazifik-Gegenwind wieder da. Diesmal ist er sogar hilfreich. Er bremst meine Abfahrt so stark ab, dass ich kaum bremsen muss.


Pause
Pause

Abfahrt durch die Atacama-Wüste
Abfahrt durch die Atacama-Wüste

Abfahrt durch die Atacama-Wüste
4.000 Höhenmeter abwärts


Rio Lluta Erst folgt die Strecke einem schmalen Tal, weitet sich dann, um schließlich zum Rio Lluta zu führen. Wieder extrem bizarr. Hunderte Meter Sandflanken zu beiden Seiten, aber der Talboden ist grün mit landwirtschaftlichem Anbau. Mittendrin liegt der kleine Ort Poconchile. Höchste Zeit für eine weitere Pause. Der Kiosk führt vorwiegend Nestlé-Produkte und die Preise sind schweizerisch. Alles scheint mir bisher, nicht nur im Vergleich zum extrem preiswerten Bolivien, sehr teuer.
Am Ortsende entdecke ich auch Unterkünfte, aber irgendwie muss ich jetzt durch bis zum Meer. Rund zehn Kilometer vorher sieht man die Meeresfläche im Dunst. Dann bin ich da und schiebe das Rad durch den Sand bis zum Wasser. Wahnsinn. Vom Rio de la Plata bis zum Pazifik bin ich 3710 Kilometer geradelt. Ziemlich genau so viele wie geplant. Ein Traum. Eine Traumtour. Nach dem Zielfoto stürze ich mich in die erfrischenden Wellen. Kurz darauf geht die Sonne unter. Eine lange Etappe. Ein grandioses Finale.


Chris am Pazifik bei Arica
Finally am Pazifik

Arica: Sonnenuntergang im Pazifik
Arica: Sonnenuntergang im Pazifik


Arica: Catedral de San Marcos (1876) von Gustave Eiffel Die letzte Grenzüberquerung
Freitag, 24. Februar 2023: Arica - Grenze Chile/Peru - Tacna (60 km)

In aller Ruhe ziehe ich am Morgen durch Arica. Gut, dass mein Hotel so zentral liegt. Die neugotische Stahl-Kathedrale aus dem Hause Gustave Eiffel steht direkt vor dem Haus. Ganz in der Nähe liegt die Post. Nach 700 Kilometern kann ich ein paar Postkarten endlich frankieren.
Dann geht’s rauf auf den Morro. In einer knapp einstündigen Schlacht sollen die Chilenen hier einst die Peruaner vom Berg über der Stadt vertrieben haben. Zuguterletzt kann ich dank der kleinen Cambio-Schalter die verbliebenen Devisen aus Bolivien und Chile recht günstig in peruanische Sol tauschen. Sogar Münzen bekomme ich.
Die lange Ausfallstraße hat sogar einen vernünftigen Radweg. In und um die Stadt sind mir erstmals wieder zahlreiche Radler, auch Rennradler begegnet. Ich kreuze das Wüstental des Rio Lluta von gestern. Und wenige Kilometer weiter bin ich an der Grenze. Wieder eine One-Stop-Border. Meine Kontrolle ist auf der peruanischen Seite. Zwei Stunden lang schiebe ich mich mit meinem Rad in der Warteschlange voran. Wieder muss mein Rad irgendwie erfasst werden. Die Formulare von der Einreise sind dabei nicht gefragt.


Peru


Warteschlange an der Grenze zwischen Chile und Peru
Warteschlange an der Grenze zwischen Chile und Peru

Peru-Fahne an der Grenze
Peru-Fahne an der Grenze


Im Busbahnhof von Tacna Die Straße zieht sich weiter durch die Wüstensandlandschaft. Der Randstreifen ist breiter aber schlechter asphaltiert als in Chile. Die Fahrer fahren ein bisschen aggressiver. Lange spüre ich die Steigung kaum. Doch je näher ich Tacna komme, desto mühsamer komme ich voran. Auch in der Stadt. Bis auf 575 Meter muss ich.
Im Flughafen am Stadtrand will ich ein Ticket kaufen, eine offenbar anachronistische Idee. An den Busbahnhöfen bin erfolgreicher. Dank der verschiedenen Busgesellschaften kann man praktisch stündlich nach Lima fahren. Die Fahrt der 1300 Kilometer dauert 22 Stunden. Problem ist das Fahrrad. Irgendwie wird so oder so erwartet, dass man es halbwegs auseinander baut und verpackt.
Tacna ist sehr nett und angenehm. Das Preisniveau unter dem von Arica. Ich trinke peruanisches Bier. Die alkoholfreie Zeit in der Höhe ist vorbei. Eine Entscheidung muss her, wie ich nach Lima komme und was ich mit den überraschend verbliebenen Tagen mache. Ich bin auf dem Altiplano schneller vorangekommen als geplant.


Pileta Ornamental
Pileta Ornamental...

Pileta Ornamental
...mit Kathedrale


Totus Tuus: Heiligenfigur Papst Johannes Paul II. Karneval nach Aschermittwoch
Samstag, 25. Februar 2023: Tacna - Boca del Río - Bus - Tacna (62 km)

Ich entscheide mich dafür, am Nachmittag nach Lima zu fliegen. Allerdings scheitert die Online-Buchung nach Eingabe von hunderten Zahlen und Zeichen ganz zuletzt 'por motivos de seguridad'. Es gäbe noch die Möglichkeit einer Buchung im Reisebüro, aber ein erster Besuch dort gestern war nicht sehr verheißungsvoll.
Praktischerweise wohne ich auch in Tacna direkt an der Kathedrale. Die Frühmesse ist eine wunderbare Gelegenheit, die Reise Revue passieren zu lassen. Bleibt die Frage: wie weiter? Ich arbeite Plan B aus: ich kann an der Küste noch ein bisschen radeln und damit die 22stündige Busfahrt nach Lima im günstigsten Fall halbieren.


Am Strand von Boca del Río
Am Strand von Boca del Río

Karneval in Boca del Río
Karneval in Boca del Río


Boca del Río: Strand Mittags radle ich los. Da weht der Wind mir natürlich schon wieder kräftig von der Küste entgegen. Mein Wille mich dagegen zu stemmen, ist allerdings nicht mehr so ausgeprägt. Als ich nach 42 Kilometern die Küste erreicht habe, wird es nicht viel besser. Immerhin ist es nicht mehr weit bis Boca del Río.
Dieser Ort ist dann doch ein Erlebnis. Halb Tacna scheint an diesem Samstag den Weg hierher gefunden zu haben um Beachparty zu machen. Restaurants, Discos und jede Menge Sonnenschirme am Strand. Ich gehe ins Meer, die Peruaner halten sich sehr zurück. Der Sog des Pazifischen Ozeans ist beachtlich.
Als ich gerade wieder trocken bin, werde ich von Spaßvögeln, die den Aschermittwoch verpasst haben, mit mehreren Eimern Wasser auf dem Rad attackiert. Leider werden auch die Schuhe klatschnass. Später erfahre ich aus der Zeitung, dass das Wochenende hier als zentrale Karnevalfeier geplant ist. Angesichts des Menschenansturms sind die wenigen Hotels ausgebucht. Ich entschließe mich, den Bus zurück nach Tacna zu nehmen. Das Rad landet auf dem Dach. Und so bin ich spätabends überraschend wieder im Nice Inn Hotel von Tacna.


Fahrrad auf Bus
Fahrradtransport auf Bus


Inca-Kola Inka-Vermarktung
Sonntag, 26. Februar 2023: Tacna

Also: Ausruhen in Tacna. Auch sonntags ist die Frühmesse in der Kathedrale um halb acht. Weil von Chile zu Peru die Uhr zwei Stunden vorzustellen ist, bin ich eh früh wach. Dafür geht die Sonne jetzt kurz nach 18 Uhr unter. Die Kirche ist erstaunlich voll. Der Priester erstaunlich schnell.
Kurz nach dem überfälligen Kauf der Inca-Kola aus dem Hause Coca-Cola (Kaugummi-Geschmack) - sie reiht sich ein in die allgemeine Inka-Vermarktung ('Inkafarma') - bekommt der Tag doch noch Dynamik, weil ein Reisebüro überraschend geöffnet ist. So kann ich ein Flugticket nach Lima buchen. Rund dreißig Prozent teurer als online. Egal. Morgen Mittag geht’s nach Lima. Alles andere kann mich nicht mehr reizen: Cusco, Arequipa, Titicacasee, Machu Pichu. Die Luft ist raus, das Ziel erreicht, Regenerationsbedarf.


Parque De Topiarios Animales
Parque De Topiarios Animales


Tacna Mein Nachmittagsspaziergang durch das sonntäglich entspannte Tacna geht von Grünstreifen zu Grünstreifen. Ein Eisenbahnwaggon 'Pullman 1921' steht herum. Einige Läden haben auf. Und natürlich die vielen Spielhöllen. Fisch gibt’s abends in der Patio Zela. Ein richtig regenerativer Tag.


Patio Zela
Patio Zela


Verpacktes Fahrrad am Flughafen Tacna Meerluft in der Zehn-Millionen-Stadt
Montag, 27. Februar 2023: Tacna - Flughafen Tacna - Flug - Flughafen Lima - Lima-Miraflores (23 km)

Die dritte Frühmesse in Folge. Diesmal sind zahlreiche Nonnen aufgetaucht. Am späten Vormittag rolle ich runter zum Flughafen. Der Flughafenmeister legt großen Wert auf das sinnlose Luftrauslassen aus den Reifen. Obwohl ich reichlich Druck entweichen lasse, sorgt er offenbar nachträglich dafür, dass auch wirklich alle Luft draußen ist - wie ich dann in Lima feststellen kann. Immerhin wird meine relativ improvisierte Verpackung aus Mülltüten akzeptiert. Alles kommt gut an.


Anflug auf Lima
Anflug auf Lima


Radweg in Lima-Miraflores Eine vielspurige Straße führt vom Flughafen in die Zehn-Millionen-Metropole. Als Radler bin ich wohl gelitten und nicht allein. Als ich nach Süden einschwenken muss, um noch einige Kilometer parallel zur Küste zu fahren, wähle ich kleinere Straßen. Auch hier sind einige Radler unterwegs. Und schließlich die Überraschung auf der oberen Küstenstraße: ein komfortabler Radweg. Auch E-Scooter sind unterwegs.
Ich habe mich beim Quartier für das Viertel Miraflores entschieden. Vermutlich, weil es in meinem Buch 'Das böse Mädchen' von Mario Vargas Llosa vorkam, das ich zu Beginn der Tour gelesen hab. Die Meerluft ist überall präsent. Und ruckzuck bin ich zum Sonnenuntergang an der Steilküste und genieße anschließend die Mall Larcomar, die in die Felsen gebaut ist samt wunderbarer Restaurantterrassen über der Küstenstraße und den Surfern in der Bucht.


Sonnenuntergang in Lima-Miraflores
Sunset

Larcomar
Nobel-Einkaufszentrum Larcomar

Mangos Restaurante im Larcomar
Mangos Restaurante


Huaca Huallamarca Pyramiden, Pazifik, Paraglider
Dienstag, 28. Februar 2023: Lima-Miraflores - Lima-Centro - Lima-Miraflores (27 km)

Beim Frühstück tauchen Deutsche, Franzosen, Amerikanerinnen im Hostel auf. Die beiden älteren Frauen aus Minnesota wollen Englisch in Cusco unterrichten und selber Spanisch lernen. Ich schwinge mich auf mein Rad ohne jegliches Gepäck. Sooo viel leichter ist das auch nicht.
Es geht leicht bergauf Richtung Centro. Die beiden Pyramiden mitten in der Stadt, die ich ansteuere, sind leider dienstags geschlossen: Huaca Pucllana und Huaca Huallamarca. Und dann führt mich der Radweg auf der Avenida Arequipa geradewegs ins Zentrum von Lima.


Radweg auf der Avenida Arequipa
Radweg auf der Avenida Arequipa

Fassade der Basilika La Merced
Basilika La Merced

Kathedrale von Lima
Kathedrale von Lima

Bischofspalast
Bischofspalast

Franziskanerkloster
Franziskanerkloster


Blick auf Villa de Fátima Die Fülle an historischen Gebäuden ist beeindruckend. Ich besuche alle möglichen barocken und postbarocken Kirchen. Eine ist faszinierender als die andere. Auf engstem Raum. Und ständig finden irgendwelche Messen statt. Nur die Kathedrale wird als Museum vermarktet. Und im Franziskanerkloster bekomme ich eine Führung mit einer deutsch-peruanischen Familie, die in Kanada lebt.
Zurück kann ich praktisch durchgehend auf dem Radweg bis zum Pazifik fahren. Dort sind Paraglider startbereit zum Sonnenuntergang auf den Klippen. Ich gehe noch ins Zentrum von Miraflores, wo ich eine unglaubliche Auswahl an Lokalen habe.


Paraglider an der Steilküste von Lima-Miraflores
Paraglider an der Steilküste von Lima-Miraflores

Pasaje San Ramón
Pasaje San Ramón


La Herradura Selbsterklärende Vokabel 'roban'
Mittwoch, 1. März 2023: Lima-Miraflores - Santuario Arqueologico de Pachacamac - Lima-Miraflores (64 km)

Heute will ich nach Süden. Zu den Ausgrabungen von Pachacamac und irgendeinem Strand. Je weiter südlich, desto sauberer soll das Wasser sein. Der Küsten-Radweg führt wunderbar von Miraflores nach Barranco. Auch so ein Stadtteil am Pazifik für Touristen, Künstler und so, aber viel kleiner als Miraflores. Teils verläuft der Radweg auf einer früheren Straßenbahntrasse.
Dann ist mir nicht so ganz klar, ob das Ende aller Radwege erreicht ist. Ich halte mich am Meer. Aber der Weg, den Google Maps dort zeigt, geht bald in Sand und Fels über. Eine Traumroute, auf der ich jenseits von La Herradura das Rad weitgehend schieben muss. Einsam ist es auch. Sieht man von ein paar Surfern ab.
Als die schmale, felsige Strecke sich endlich weitet zum Playa de la Chira beginnt der mühseligste Teil: schwerer Sand. Ein Paraglider segelt ganz langsam zum Strand hinab. Ich spreche mit einem aus seiner Begleitcrew. Er meint, dass ich aufpassen müsse, wenn ich noch länger das Rad als mein Privateigentum behalten wolle. Die Vokabel 'roban' fällt und ist nahezu selbsterklärend.
Über den Horizont der Hügel ziehen sich offenbar etwas ärmere Stadtviertel. Er weist mir den Weg zwischen den Hügeln. Etwas mulmig ist mir, als ich wieder richtig in die Pedale treten kann. Zum Glück kommt bald Asphalt. Ein Strand. Und ein frisch gepresster Orangensaft.


Playa de La Chira
Playa de La Chira


Santuario Arqueologico de Pachacamac Da ist auch wieder der Radweg. Er führt zur Autobahn und sogar ein Stück parallel zu ihr. Doch schließlich bin ich auf der dreispurigen Autobahn. Alle paar Meter werden Plastikutensilien für den Strandurlaub angeboten.
Bald kommt die Ausfahrt zur Ausgrabung. Ein modernes Betongebäude begrüßt mich. Ein Plakat wirbt für den Besuch der weitläufigen Ausgrabungsstätte mit Fahrrad. Das ist aber nur am Wochenende erlaubt. So schleppe ich mich den Hügel zum Sonnentempel hinauf. Viel sehen kann man dort nicht. Man muss auf den Wegen bleiben, überall Wärter.
Zurück nehme ich die Parallelstraße zur Autobahn, lasse mich dann von den Pazifikwellen am Playa Villa von Chorrillos umwerfen. Es sind gut 60 Rad-Kilometer heute. Ohne Gepäck. Sie fordern mich völlig.
Zum Abendessen geht’s heute die Steilküste hinunter zur Seebrücke: La Rosa Náutica. Ein exzellentes Restaurant mit Fisch und passendem Drink: Tabernero Pisco.


Playa Villa
Playa Villa

Miraflores
Miraflores


Museum Larco Museumstraum und Radkarton
Donnerstag, 2. März 2023: Lima-Miraflores - Lima-San-Miguel - Lima-Miraflores (46 km)

Das Museum Larco gilt nicht nur dem Lonely Planet als Highlight von Lima. Es liegt in the middle of nowhere am Rande des Stadtteils San Miguel. Unauffällig ist der Eingang. Er wird eigens für mein Fahrrad und mich geöffnet. Eine lange Rampe führt hinauf und dann wird man vom Zauber der Blumenfülle der Anlage erfasst.
Das Museum ist keineswegs riesig. Aber alles gibt’s in genau der passenden Dosis: der Einführungsfilm, alle Erklärungen vielsprachig, auch auf Deutsch, und die Sammlung der Keramik aus allen Phasen menschlicher Besiedlungen im Bereich des heutigen Peru. So lustwandel ich durch die Ausstellung. Als Zugabe gibt’s noch das offene Magazin, wo alles in vielfacher Form bis unter die Decke eingereiht ist. Ein Traum von Museum.
Eigentlich soll es weitergehen zum Punta Callao, der äußersten Landspitze im Nordwesten von Lima vor der Insel San Lorenzo. Doch ein Ebiker bestätigt mir, was der Lonely Planet andeutet: der Punta selbst ist sicher, aber der Weg dorthin führt durch unsicheres Terrain.


Museum Larco
Museum Larco

Museum Larco: Stillende
Stillende


John-Lennon-Denkmal Lima Also begnüge ich mich mit San Miguel. Plaza heißt die riesige Mall. In der Nähe erheben sich auch ein paar historische Hügel. Auf der Höhe überm Strand radle ich zurück.
Am Morgen habe ich Gustavo von Mira Bike ganz in der Nähe des Hostels so ganz nebenbei nach einem Radkarton für den Heimflug gefragt. Und jetzt hat er einen. Ein bisschen klein. Deshalb versuche ich es noch bei zwei anderen Läden, wo ich aber nicht erfolgreicher bin.
Also versuche ich es mit Gustavos Karton eines Jeep-Fahrrads (Maße: 75 x 140 cm). Und siehe da: wenn man das Vorderrad abmontiert, passt es so gerade eben. Damit ist bei Tourkilometer 4005 der Radteil der Tour plötzlich zu Ende. Was für ein Ritt quer durch Südamerika! Letztlich konnte ich den ganzen Plan realisieren.


Fahrradkarton dank Mira Bike
Fahrradkarton dank Mira Bike


Iglesia Nuestra Señora de Fátima
Freitag, 3. März 2023: Lima-Miraflores

Heute ein ganz ruhiger Tag ohne Rad im schönen Miraflores.


Nuestra Señora de Fátima
Nuestra Señora de Fátima

Mangos Restaurante
Mangos Restaurante

Escultura 'Hacia la Gloria' de Ébneth Lajos
Skulptur 'Hacia la Gloria' von Ébneth Lajos


La Rosa Náutica Verpackungsreste
Samstag, 4. März 2023: Lima-Miraflores - Taxi - Flughafen Lima - Flug

Wie schon gestern ist das Wetter diesig. Der Normalzustand hier im Winter. Noch ist aber Sommer. Lima, die Stadt in der es niemals regnet. Das hat mich als Jugendlicher fasziniert: die Autos haben keine Scheibenwischer, hat damals irgendjemand mir erzählt. Doch alle Autos, die ich gesehen habe, hatten Scheibenwischer.
Ich gehe noch einmal die wenigen Meter zur Steilküste. Am Samstagmorgen hat sich die Zahl der Surfer vervielfacht. Aber die Wellen sind mau.
Das extra große schicke Privattaxi bringt mich samt Radkarton zum Flughafen. Selbst am Samstagmorgen stockt der Verkehr. Der Rad-Check-In funktioniert problemlos. Allerdings wird mein Fahrradkorb mit Zelt und Schlafsack als Handgepäck moniert. Das seien mehrere Gepäckstücke. Leider habe ich überzählige große Plastiktüten mit in den Karton gepackt. Doch vor dem Flughafengebäude finde ich Verpackungsreste, aus denen ich mit dem verbliebenen Klebeband noch eine Art Paket zaubere.


Jeep-Radkarton am Flughafen Lima
Flughafen Lima

Verpackung für Fahrradkorb
Verpackung für Fahrradkorb

Boeing 787: Dreamliner von Air Europa in Lima
Boeing 787: Dreamliner

Boeing 787: Dreamliner
Der Dreamliner innen


Flughafen Madrid am Morgen Umstieg und Heimkehr
Sonntag, 5. März 2023: … Madrid - Flug - Frankfurt - Taxi - Mainz

Umstieg im Morgengrauen in Madrid. Heimkehr am späten Vormittag. Auch das Ende verläuft planmäßig. Happy Chris.


Die weiteren Teile hier:

Teil 1: Buenos Aires - Asunción (1.+2. Woche: 6.1.-22.1.2023)

Teil 2: Asunción - Tarija (3.+4. Woche: 23.1.-5.2.2023)

Teil 3: Tarija - Cosapa (5.+6. Woche: 6.2.-19.2.2023)


Route Buenos Aires - Tacna + Lima




Rad im Karton
Rad im Karton


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Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
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