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Tour 37: Dubai - Salalah (1750 km)


VG WORTOman: Markt in Sinaw/Sanaw
Markt in Sinaw


Zweiter Teil
Sinaw - Salalah
Durch die omanische Wüste zum Grab Hiobs



Die Tour bei YouTube


Der Film mit den besten Fotos und Video-Schnipseln.
Hier direkt auf der YouTube-Seite zu sehen.


Oman: Miri on the Bike in der WüsteAb in den Süden: Wüste pur
Dienstag, 13. November 2007: Sinaw - Mahout (193 km)
Miri hat am Abend noch Kontakt geknüpft mit dem Schweizer. Joachim, Frühaufsteher. So kommen wir auch früher aus den Federn, um gemeinsam zu frühstücken. Indisch natürlich. Jeera Laban: Wasser-Joghurt-Gemisch mit Kreuzkümmel avanciert immer mehr zu unserm favourite Tour-Drink. Guaven-Saft, -Nektar, -Drink liegen auch ziemlich weit vorn.
Joachim radelt den Norden Omans rund. Schwärmt von Strecken, die wir leider nicht zu sehen bekommen. Und kennt sogar von meiner Homepage vor allem die Wüstentouren. War auch schon in Marokko, Algerien, Tunesien und andernorts. Lernt sogar mit seiner Frau Arabisch. Joachim ist gestern von Journalisten fotografiert worden. Die passende heutige Ausgabe der Oman Post können wir leider nicht mal im gut sortierten Buchladen auftreiben, auch an seinem knackenden Tretlager können wir nichts ändern. Joachim fährt nach Westen, wir in den Süden.
Hier in Sinaw ist der Scheidepunkt: Entweder Sandwüste, eierlegende Riesenschildkröten im Norden oder Wüste pur im Süden. Wir kommen zunächst gut voran. Das müssen wir auch. Insgeheim wollen wir beide 200 km schaffen bis zum nächsten und vorerst letzten Hotel. Wobei das Hotel an der Kreuzung zur Insel Masirah nicht hundertprozentig sicher existiert. Ein paar Kilometer weiter liegt wieder ein Hotel an der alten, nicht-asphaltierten Strecke. Ob es wirklich diese beiden gibt... Unklar auch, ob die anstehende Strecke nun wirklich öde ist oder faszinierend.

Chris & Miri on the Bike im Oman; Foto: JennyMulti-Nationen-Treffen im Oman: Chris, Rafi und Jenny im GesprächEs ist Wüste. Nur noch vereinzelt Akazien, für Pausen die einzigen Schattenspender. Auch wenn sie mit Dornen drohen. Jetzt werden wir viel häufiger aus fahrenden Autos befragt, ob wir genug Wasser haben, wohin, woher. Das wirkt ein bisschen wie eine nomadische Tradition, aber auch als willkommener Anlass, mit uns ins Gespräch zu kommen, für das nur eine gemeinsame Sprache fehlt. Nun sind nicht alle Fahrer sehr sympathisch und bei der Mittagspause brettert einer mit seinem 4WD bis an unsere Akazien-Schatten-Raststelle. Bleibt aber für die Befragung zum Glück im klimatisierten Auto.
Richtig nett dagegen sind die Chinesin Jenny und ihr Chauffeur Rafi. Die beiden aus dem Fisch-Business fotografieren erst aus dem Auto, halten dann, fotografieren weiter (Foto links: das Foto haben wir erst Weihnachten 2010 erhalten, nachdem Jenny meine Dankes-Mail von damals in ihrem Spam-Ordner entdeckt hatte...), schenken uns Pepsi und verabschieden sich mit "Let's keep in touch." (Foto rechts)
Nach 80 Tankstellen-freien Kilometern folgen zwei kurz hintereinander. Wir entscheiden uns gegen Omanoil und für Shell. Als ich draußen die Wasserflaschen fülle, setzt sich ein Typ an unsern Tisch, den Miri darauf hin sofort verlässt. Vieles etwas nervig heute. Es folgt ein Bilderbuch-Sonnenuntergang. Keine zwei Minuten braucht der Sonnenball, um komplett zu verschwinden.
Vom virtuellen Hotel sind wir nicht allzu weit entfernt. Fahren weiter. Doch mit der Dunkelheit kommt auch kräftiger Gegenwind auf. Miri, die ihren Dynamo in Dubai eingebüßt hat, muss sich an meinem Licht orientieren. Versucht im Windschatten zu bleiben. Zum ungünstigsten Zeitpunkt tauchen im Halbdunkel die Typen von heute mittag wieder auf. Fahren rechts von uns auf einer Höhe durch die Pampa. Wieder ist Miri das Hauptopfer.

Oman: Fahrrad-Schatten kurz vor dem Sonnenuntergang in der WüsteAls wir klar machen, dass wir grad andere Probleme als small talk haben, kehren sie um. Wir kämpfen uns 15 km zur nächsten "Tankstelle", eher eine Werkstatt. Ganz wenig los, ganz nett.
Wir könnten die letzten 25 km trampen. Unsere Stimmung ist danach. Wir tun's trotzdem nicht. Reiner Trotz. Fast zwei Stunden dauert der Windmühlenkampf, bis das Al Jazeera (dt. "die Insel" bzw. "die arabische Halbinsel") Tourist Guest House von einem fernen Lichtpunkt zum greifbaren Bauwerk wird. Noch ganz neu. Aber gut gebucht. Nur zwei Einzelzimmer gebe es, heißt es. Verhandlungserprobt wie wir inzwischen sind, schaun wir uns erst mal alles an. Der Rezeptionist telefoniert ein bisschen rum. Und bietet uns schließlich die Luxus-Suite an. Die kostet 17 omanische Rial (ca. 32 Euro), zwei Einzelzimmer würden 22 Rial kosten. Wir gebieten plötzlich über 40 Quadratmeter mit Kühlschrank, Wasser, Wasserkocher, Tee, Milch, Klo mit Goldkante und (für unser Geruchsempfinden:) stinkenden Klo-Steinen im Waschbecken. Paradise, das vorerst letzte.


Oman Beauty-Shot: Sanddünen in der Wüste
Beauty-Day in der Wüste


Oman: Chris on the Bike in der WüsteDie Soweto-Hütte und ihre Gäste
Mittwoch, 14. November 2007: Mahout - Shital - Sirab (106 km)
Wir verlassen die Kloschüssel mit Goldkante, nicht wissend, ob uns vier, fünf oder sechs Nächte ohne Hotel bevorstehen. Noch könnten wir auch einfach zur Insel Masirah (Masira, Mazirah) abdrehen. Und ein paar schöne Strandtage machen. Die Sandwüste Wahiba anbaggern.
Trotz der Entscheidung für den Süden bin ich unentschlossen. Komme gar nicht in Fahrt. Miri zieht mich mühsam vom Fleck. Bei erstbester Gelegenheit schlafe ich ein. Irgendwann geht's weiter. Langsam. Gegenwind aus Süd-Ost. Mühsamst schaffen wir elf, zwölf km/h. Die Landschaft viel schöner als gestern. Hier und da Sand, Bäume, Kamele. Am schönsten Punkt machen wir eine Akazien-Pause.
Dann treten die Tafelberge links und rechts wieder weiter zurück. Nach 95 km die erste Tankstelle. Shitab. Wir sind schon ziemlich im Eimer. Gestern war's allerdings auch ein Gewaltritt. Deshalb drehen wir von der Hauptstraße ab zum Meer. Genau zehn Kilometer lang ist die neue Asphaltstraße zum Meer, Richtung As-Sirab. Wo am neuen Krankenhaus der Asphalt endet, liegt rechter Hand eine Hütte, Modell Soweto (Foto unten). Ein paar zusammengestellte Bleche und Bretter als Außenwände, keine Tür, kaum Deckenteile, auf dem Boden Sand. Den ziehen wir mit einem Brett etwas ebener. Die Räder passen auch noch rein.

Oman: Akazien-Bäume in der WüsteIm letzten Tageslicht laufen wir zum Strand, der zwar vor unsern Augen liegt, aber mindestens tausend Meter entfernt ist. Den Rückweg weist das plötzlich hell erleuchtete Hospital. Das Licht reicht bis zu unserer Soweto-Hütte. Weil wir unentdeckt bleiben wollen, müssen wir uns bei jedem vorbei fahrenden Auto ducken. Als Miri mit einer Wasserflasche duscht, meint sie, jemand würde sich uns nähern. Etwas Panik. Doch erst als wir grade beide im Schlafsack im Sand liegen, steuert uns ein Auto offroad an.
Ich springe vor die nicht vorhandene Tür, drei Jungs steigen aus dem Pick Up. Mangelnde Englisch-Kenntnisse begrenzen die Kommunikation. Sie wollen unbedingt wissen, wie viele in der Hütte schlafen. Ich ignoriere die Frage, unser Zielort Salalah ist immer ein dankbares Thema. Laila Saida. Kaum sind sie weg, kommen die nächsten beiden im LKW. Wieder recht jung. Diesmal sage ich, dass wir zu zweit sind. Dann ist Ruh. Bis auf eine Art Tausendfüßler, die one by one auf meine Alumatte stoßen und damit reichlich kraschpeln. Der Wind bringt noch manches in Bewegung. Doch wir schlafen.


Oman: Übernachtungs-Hütte am Meer bei Sirab
In Strand- und Hospital-Nähe: Hütte, Modell Soweto, am Morgen


Chris on the Bike: Camel-Watching in der omanischen WüsteOman Luftbild: Ende der Asphaltstraße bei SirabIm Ziegenstall unter der Milchstraße
Donnerstag, 15. November 2007: Sirab - Duqm - Dhahir (123 km)
Wir stehen mit der Sonne auf. Frühstücken vor der Hütte. Kinder tauchen erst zur Abfahrt auf. Das riesige neue Schulgebäude ist zusammen mit dem Hospital noch ein Fremdkörper inmitten der armseligen Hütten (Foto rechts). Vorposten großer Veränderungen. Der Oman überspringt Jahrzehnte.

Weiter gen Süden. Anfangs ganz zügig. Die Landschaft wird monotoner und hinter Duqm noch monotoner. Ab und zu noch auf und ab. Dann ist links im Meer ein riesiger Felsblock zu sehen. Ja, man sieht endlich mal Meer. Eine Baumreihe in der Ferne an der Küste. Ein Hafen wird gebaut. Duqm (alias Ad Duqm, Ad Doqum, A'Doqum, Al Dqum, Doqm, Dukum), die Stadt, die uns seit 165 km in Zehnerschritten auf Tafeln und durch vorbeifahrende Fahrer als kommende Metropole angekündigt wird, ist erreicht.
Eine Stadt im Entwurf. Riesige Flächen sind abgesteckt. Eine großzügige Infrastruktur mit Straßen, Flughafen, Hafen entsteht. Doch der große Lebensmittelladen hat geschlossen. So sind wir ganz auf das indische Restaurant an der Shell-Tankstelle angewiesen. Beef Biryani. Fish Biryani. Das braucht seine Zeit, denn sämtliche indische Gastarbeiter der Umgebung sind kurz vor uns zum Mittagessen eingetroffen. Wir kaufen noch im Restaurant Wasser, Brot, Sprite für die nächsten Kilometer.
Oman: Hitzeflimmern in der WüsteWeiter Süd-Ost-Gegenwind. Jede kleine Drehung der in leichtem Zick-Zack verlaufenden Straße bedeutet etwas mehr Schwung oder etwas mehr Widerstand. Nur dank des frühen Starts kommen wir heute etwas weiter als gestern. Dhahir schon in Sichtweite entdecken wir anderthalb Kilometer links der Straße einen leer stehenden Ziegenstall (Foto unter Freitag rechts).
In dem überdachten Teil rumort es kräftig, nachdem wir eine zusammengefaltete Plane beiseite geschoben haben. Außerdem liegen ein paar Spritzen herum. Halten wir uns also besser an den nicht überdachten Teil. Im Stroh liegen wir sensationell weich und völlig ungestört unter der Milchstraße. Und irgendwann hört auch das Kruschpeln in der Plane auf.


Oman: Zwei Akazienbäume in der Wüste
Zweisamkeit in der Wüste


Oman: Campen im ZiegenstallZensur im Reiseparadies
Freitag, 16. November 2007: Dhahir - Kahal (154 km)
Unentdeckt ziehen wir nach einem Savannenfrühstück bei leichter Bewölkung von dannen. Danke, Ziegenstall! Dhahirs Tankstelle hat Radlern nichts zu bieten. Schräg gegenüber ist ein Restaurant und ein paar Meter weiter ein paar Läden. Nichts Sensationelles. Immerhin entdecken wir Dattel-Kekse. Wir bejubeln jede kleine Abwechslung, die nichts mit Schmelzkäse zu tun hat.
Windstille seit der Nacht. Gute Fahrt bis zum Abzweig zum Ras Madrakah. Geradeaus geht's zum schönen Kap, wir biegen mit der Hauptroute nach Westen. Wir beschleunigen dank Rückenwind. Lange ist die Strecke vegetations- und hauslos. Kaum ist hier und da wieder ein Strohhalm im Boden zu sehen, beginnt die Besiedlung. Beduinen-Dörfer, einsame Moscheen.

Oman: Chris gibt Interview on the BikeWieder ein Interview-Tag (Foto links). Heute sehr gehäuft. Wir begegnen zwar kaum noch Autos, aber wenn, dann geht häufig die Scheibe runter. Manchmal bieten sie Wasser oder Orangen an, manchmal wenden sie auch, um nochmal an uns vorbeizufahren. Manchmal versuchen sie ein Gespräch in Gang zu bringen. Das beschränkt sich meist auf die Stichworte Dubai, Salalah, Germany. Einmal wird es kritisch. Wir geben Interviews nach links und rechts gleichzeitig. Als dann noch einer Miri zu nahe kommt, sind erst einmal alle Interviews beendet.
Schatten ist unverändert rar. Bei der ersten Pause sitzen wir im schmalen Schatten des für die Straße weggesprengten Felsens. Die Knie werden heiß. Die Temperaturen sind etwas gesunken, die Sonneneinstrahlung ist trotzdem intensiver. Wegen leichten Sonnenbrands auf den Handrücken fahre ich mit Handschuhen. Wir kommen gut voran. Anstregend ist es trotzdem.

Oman Luftbild: Horror-Örtchen HaytumHaytum ist ein beängstigendes Örtchen. Ärmste Hüttenansammlung vermischt mit Autoschrott (Luftbild rechts). Das Restaurant ist geschlossen. Die Tankstelle, die erste seit Dhahir (100 km) kommt erst ein gutes Stück nach Ortsende. Dort kann man immerhin Wasser kaufen und Brauchwasser abfüllen. Das können wir für die Nacht gut gebrauchen. Wieder suchen wir uns in Sichtweite einer kleinen Ortschaft, Kahal (alias Kahil, Khahil), ein Quartier. Hier sind beide Straßenseiten aber dichter besiedelt als in Dhahir. Wir finden erst mal ein passables Hüttchen mit ranzigen Matratzen. Kinder haben uns längst entdeckt.
Sie zeigen uns noch eine Hütte. Die erste ist nicht besser, aber die zweite ein Traum: Eine von innen abschließbare, etwa 25 Quadratmeter große, sauber gefegte Holzhütte (Foto unten). Wirkt wie ein vor kurzem aufgegebenes Wohnhaus. Zweitklässler Ibrahim, Siebtklässler Selim und Neuntklässler Muhammad fragen noch den Nachbarn beim Gang in eine provisorische Moschee, die unserer Hütte am nächsten liegt.

Oman: Felsformation in der WüsteSchließlich fährt noch der Besitzer in seinem 4WD vor, fragt, ob er noch was für uns tun könne. Nein. Wir sind glücklich. Und schlafen besser als je zuvor. Nachdem ich endlich die Zeitungen gelesen habe, die ich vor vier Tagen in Sinaw gekauft habe.
Mit welchen Nichtigkeiten über Herrscher und Herrscherhaus die omanische Presse ihre Leser plagt, ist deprimierend. Die Erwiderung der Glückwünsche des Sultans zum Nationalfeiertag in Zypern und Aserbaidschan kann man auf der Titelseite lesen. Shukran. Die Zeitungen lassen an einen brutalen Zensur- und Polizeistaat denken. Im Gegensatz zu vielen Staaten ähnlichen Kalibers tauchen Polizei und Militär aber fast nirgendwo auf. Keine Checkpoints. Nur die indischen Gastarbeiter schimpfen über wenige Rechte und Gewerkschaftsverbot.


Oman: Holzhütte bei Kahal
Überdachte Unterkunft: Holzhütte bei Kahal


Oman: Fahrrad-Pause am Meer im Schatten eines Bretter-Verschlags bei Al LakbiPistenfahrt, Pannen, Toyota
Samstag, 17. November 2007: Kahal - Lakbi [+ 60 km] - (Autotransport 65 km) - Shalim (111 km)
Wieder ein Savannenfrühstück. Dann der Weg über Pisten in den Ort Kahal. Von den Orten der letzten Tagen der angenehmste. Überschaubar, organisch gewachsen. Hier hätten wir noch besser frühstücken können. Die tägliche Routine wird manchmal zum Selbstläufer. Stattdessen packen wir das indische Roti-Brot ein. Für die Pause nach 50 km in Al Lakbi (alias Liqbe) unter einem Sonnen-Baldachin am Strand (Foto rechts).
Wir sehen die Rampe, die uns 120 Meter über den Meeresspiegel bringen wird. Eine große Bresche ist in den Felsen gesprengt. In Extrem-Serpentinen gurken wir hinauf (Foto links). Auf der Höhe endet die Straße. Jetzt steht übelste Piste an, bis man überraschend wieder auf Asphalt stößt. Diese Straße führt nur wieder runter zum Meer, zum nächsten Ort: Sawqirah. Wir biegen dagegen sofort rechts ab auf die jetzt ganz ansehnliche Piste. 120 km. Schlecht nur dort, wo der heftigste je registrierte Wirbelsturm auf der arabischen Halbinsel, der Zyklon Gonu Anfang Juni 2007, die Piste unterbrochen hat.

Oman: Serpentinen-Radeln bei Al LakbiCyclone/Zyklon Gonu vor der omanischen KüsteOman war am stärksten von dem Sturm (Foto rechts) betroffen. Er gilt als größte je dagewesene Naturkatastrophe im Land. Mehr als 50 Menschen starben. Im Iran starben 23 Menschen.

Die ersten 40 km sind großartig, werden immer großartiger. Abwechslungsreichste Felsformationen. Inmitten der Mondlandschaft spannen wir Miris Tschador von Rad zu Rad (Foto unten). Einziger Schatten. Miri schläft, ich gehe auf Fotosafari (Fotos von der Mondlandschaft hier). Kein einziges Auto auf der Piste. Du fühlst dich auf einem andern Planeten. Nur, weil der Asphalt fehlt.
Die Menschen, die diese Landschaft nachhaltig verändern, sind bis zum Abzweig nach Sharbatat (alias Sharbithat, Sarbitat) gekommen. Bagger und Raupen verwandeln die Piste Stück für Stück in eine Unterlage für Bithumen. Wann kommt der? Im April 2006, so schreibt Klaus Friedl, sei schon daran gearbeitet worden. Wir spekulieren daher darauf, dass ein Teil inzwischen schon asphaltiert sein muss. Nach 60 km Piste immer noch nichts. Pause. Die Stimmung ist angeschlagen.
Oman: Pisten-Fahrt zwischen Al Lakbi und ShalimWieder hält ein Toyota Pick Up. Wir könnten mitfahren. Njet. Doch mein Hinterrad wird nach der Pause matter und matter. Ein paar Mal schlägt die Felge auf, dann ist es aus. 17:01 Uhr. Noch eine gute halbe Stunde bis Sonnenuntergang. Um uns herum Baustelle. Flachland. Wir teilen uns auf: Ich beginne mit der Reparatur, Miri sucht einen Schlafplatz.
Wieder hält ein Toyota. Wir können mitfahren. Miri kommt zurück, erzählt von einer Baugrube mit viel Staub, in der wir schlafen könnten. Die Luft ist raus. Wir steigen auf. Sitzen mit den Rädern auf der Ladefläche (Foto links). Rund 65 km werden wir über die Piste in die Dunkelheit geschaukelt. Die Straßenvorbereitung kommt in immer feinere Stadien, der Asphalt fehlt. Als er endlich da ist, sind wir schon in Shalim (alias Shaleem, Shelim, Salim). Unsere Drei-Mann-Toyota-Besatzung bringt uns direkt zum Vulkanisierer. Wenige Meter vorher trauen wir unsern Augen nicht: "Shaleem Tourist Motel" steht da. Ein Hotel! Davon wagten wir nicht zu träumen. Ziemlich neu sieht es aus.

Bikes on the Truck im Oman: 65 km Transport auf der Ruckel-PisteAlso bringen uns die Toyota-Leute zurück zum Motel. Flicken kann ich selber. Es stellt sich als ein merkwürdiges Loch an der Innenseite, zur Felge hin, heraus. Mystery. Das Hotel ist geschlossen. Anmeldung geht telefonisch. Schon kommt ein Pakistani um die Ecke.
Wir sind die einzigen Gäste. Bekommen Zimmer Nummer 1 von acht. Obwohl neu, ist vieles schon ziemlich heruntergekommen. Die Rezeption ist ein Möbellager, vor dem sich die gesammelten Mülleimer befinden. Tote Riesen-Kakerlaken liegen herum. Bettbezug mit unbekannter Bezugsdauer. Badezimmer starrt vor Dreck. Trotzdem: Wir können unser Glück kaum fassen. Nach drei Nächten in der Wüste wieder ein richtiges Bett. Fließend warmes Wasser. Strom. Ein prima Basislager für die morgige Wadi-Wanderung.


Oman: Tschador spendet Schatten zwischen zwei Fahrrädern
Self-made Schatten für Miri
(während ich auf Fotosafari geh: hier)


Oman: Trampen zum Wadi ShuwaymiyahOmanische Burka
Sonntag, 18. November 2007: Wanderung Wadi Shuwaymiyah
Mit einem großen Fisch-Kühl-Transporter trampen wir (Foto rechts) Richtung Meer auf feinstem Asphalt mit breitestem Randstreifen. Nach einer großartigen Canyon-Durchfahrt rutscht der Wagen auf einer aufgeschütteten Rampe den Berg herunter zum Fischer-Örtchen. Rund 50 Motorboote liegen am Strand, umgeben von Hunderten Möwen. Grad nix los. Im indischen Restaurant gesellen wir uns zum Frühstück dazu. Omelette, Roti-Brot und Tee für 350 Baisa, etwa 60 Euro-Cent.
Etwas planlos starten wir unsere Wadi-Exkursion. Aber woher sollen wir die Information nehmen? Meinungsverschiedenheiten über den Einstieg ins Wadi Shuwaymiyah (alias Shuwamiyah) führen uns letztlich in die richtige Richtung. Kein Auto weit und breit auf der Piste. Nach einer Stunde sind wir endlich dort, wo das Wadi aus den Bergen tritt.

Miri versucht sich einem Kamel zu nähernEin weites Tal mit zwei tollen unterschiedlichen Seiten. Viele Gesteinsschichten sind zu sehen und dort, wo ein Steinblock herabgebrochen ist, liegt seine Musterung schräg zum Rest der Rillen. Dazwischen Akazien-Bäume für romantische Träume. Miri versucht schon seit Tagen Kontakt mit Kamelen aufzunehmen (Foto links), die uns meist in Dreierkonstellation begegnen. Hier sind es ein paar mehr.
Das Wadi ist 20 km lang, wir schaffen nur zehn, weil wir die auch wieder zurück gehen müssen, denn ein Auto bekommen wir im Wadi nicht zu sehen. Selbst dort nicht, wo ein paar Hütten stehen. Im Auslauf des Wadi schwimmen wir im Indischen Ozean. Warm, angenehme Wellen. Weiter am Strand entlang zu den Fischern. Toyotas ziehen die Boote beim Anladen aufs Trockene (Foto rechts). Bevor dort die Fische sortiert werden. Oder verteilt zum Abendessen. Das hat trotz der Motorboote und -autos viel Archaisches, Anachronistisches.

Oman: Toyota zieht Fischer-Boot an Land beim Wadi ShuwaymiyahBeim Zurücktrampen zu unserm Wunder-Hotel geraten wir an Hadad und ihren Onkel Sahar. Hadad lernt Englisch, spricht es auch ganz gut, versteht unser Englisch aber nur sehr schlecht. Kann sie ja auch nichts für. Ohne Englisch keinen Job, erzählt sie. Ihre El-Makri-Familie beherrsche Shalim und noch ein paar andere Ortschaften. Sie sprächen eine eigene Sprache, die sonst niemand verstehe.
Ihre Maske, die sie Burka nennt, setzt sie ab für ein Handy-Gespräch. In Salalah trage sie die nicht, erläutert sie nachher, aber hier müssten sie alle tragen, die verheiratet sind. An unterschiedlichem Braun in ihrem Gesicht erkennt man, dass sie sie regelmäßig trägt. Fotografieren dürfen wir sie nicht, nur den "Onkel". Sie schwärmt auch von dem Ende des Wadis, von dem wir die ersten zehn Kilometer erwandert haben.


Oman: Wadi Shuwaymiyah
Wadi Shuwaymiyah


Durch Omans Ölfelder
Montag, 19. November 2007: Shalim - Amal - Marmul [+ 75 km] (160 km)
Mein gestern aufgesetzter Rad-Flicken hält nicht hundertprozentig. Ich wechsle in der Rekordzeit von 19 Minuten den Schlauch aus. Miri holt unterdessen Chai, Roti und Dhal vom Inder. Frühstück auf der Hotel-Eingangstreppe. Ein paar Meter hinter Shalim endet dann der Asphalt. Wir sind vorbereitet. Bald danach kommt der Abzweig nach Marmul. Den sollen wir nicht nehmen, weil man geradeaus bei Amal schneller auf Asphalt komme.
Das Problem: neben der Piste nach Marmul liegt auf der neu gebauten Straße schon ein erster Asphaltaufstrich. Alle 150 Meter jedoch ist der mit einer Steinreihe blockiert, damit schwere Autos den noch instabilen Untergrund nicht zerstören. Für uns bleibt meist eine Reifen-schmale Lücke, die schon das Vorderrad nur schwer trifft, geschweige denn das Hinterrad.
Chris radelt durch die Ölfelder im südlichen OmanNach einem Kilometer geben wir auf. Zurück auf Los. Statt kalkulierter 15 km Umweg sind es allerdings wohl 30 km mehr. Piste wohlgemerkt. Am Ende sind wir umgeben von Ölförderpumpen und Pipelines, die nicht besonders gesichert sind - wie in vielen andern Ländern. Ein bisschen Zick Zack und wir können Amal rechts liegen lassend zurück auf Asphalt. Fahren mit Gegenwind, dessen Stärke von den Windungen der Straße abhängt. Müssen wir durch.
Noch schlimmer: Die Entfernungsangaben nach Marmul sind plötzlich 10 km weiter als auf unserer Karte. Um 13 Uhr erreichen wir die Marmul-Tankstelle (Tages-KM 83). Des Rätsels Lösung: Nach Marmul sind es immer noch 8 km, doch die Stadt bleibt links liegen. Restaurant und Tanke möbeln uns wieder auf: Endlich wieder Guaven-Nektar, Brombeer-Nektar, das lieb gewonnene Jeera Laban. Dazu mehr Rückenwind, je nachdem, wie sich die Straße gerade wendet.
Einige Container-Camps in der Gegend. Direkt hinter dem letzten großen Container-Camp-Abzweig, 63 km hinter der Marmul Tankstelle ernüchtert uns die Baustelle und die langen Staubfahnen der in der Ferne dahinziehenden Fahrzeuge. Auch hier soll im April 2006 laut Klaus Friedl mit Hochdruck an der Asphaltierung gearbeitet worden sein. Was wir gegen Abend sehen, ist alles andere als Hochdruck. Was aber auch eine Folge von Zyklon Gonu sein kann.
Zwei leckende Wasserwagen fahren neben uns auf der Piste, um am Ende die in Rillen aufgeschütteten Kieslagen der neuen Trasse zu bewässern. Wir müssen von der Trasse auf die Ersatzpiste ausweichen. Ein paar Meter weiter geht der rote Ball unter, und wir sehen uns nach einem Übernachtungsplatz um. Und finden eine schöne, geschützte Stelle in einem kleinen Flussbett. Keine Frage: der letzte ist der schönste Wüstenschlafplatz. Selbst wenn ein paar Meter weiter im Wadi Bagger und Raupe stehen, die die Kieselsteine ausheben, die im nahen Mahlwerk zur Straßengrundlage gemahlen werden.
Miri liegt neben mir im Schlafsack im Wüstensand. Über uns zunehmender Halbmond. Jetzt ist es zum ersten Mal so hell, dass wir alles um uns herum gut erkennen können. Die Pflanzen, die Steine, die Hügel um uns herum. Um im Mondlicht Tagebuch schreiben können. Von der immer noch nicht fertigen Fernstraße her hören wir gelegentlich einen LKW oder Pick Up daherrumpeln. Morgen Finale. Und heute diese traumhafte Übernachtung im Wadi-Wüsten-Sand.


Oman Unesco-Weltkulturerbe: Weihrauch-Bäume im Wadi Dawkah Frankincense Park
Unesco-Weltkulturerbe: Weihrauch-Bäume im "Wadi Dawkah Frankincense Park"


Oman: Morgen beim Aufwachen im WadiGegenwind-Finale: Show me your motion!
Dienstag, 20. November 2007: Marmul [+ 75 km] - Thumrait - Pass Qara-Gebirge (844 m) - Salalah (161 km)
Miri erwacht an ihrem Geburtstag noch vor der Sonne und stiefelt auf den Rand des Wadis, um von dort den Sonnenaufgang zu betrachten. Ich habe schlecht geschlafen. Das Ambiente entschädigt. Auch dafür, dass alles, was nicht verpackt war, vom Morgentau trieft.
Zurück auf dem Track wandelt sich die Fahrbahn bald wieder in Asphalt, der kurz darauf auch freigegeben ist. Die deutsch-omanische "Strabag Oman", deren Schilder wir zuletzt entdecken, wird auch bald die letzte Lücke geschlossen haben. So rollt sich's zunächst prima.
Der Flughafen von Thumrait (alias Thumrayt) liegt auf der andern Straßenseite als auf allen Plänen und der Ort nicht an der Junction sondern weiter südlich. Weil wir uns nicht sicher sind, ob an der Straße Geschäfte und Restaurants liegen, fahren wir unnötiger Weise an Petroleum-Palästen vorbei in den Ort, wo wir mal wieder super Samosas essen. Am Shell Select zurück an der Hauptstraße decken wir uns für die letzten Kilometer mit Lebensmitteln ein.
Der ultimative Kampf beginnt. Hundert Prozent Gegenwind. Die Fahnen, die alle paar Meter an der Fahrbahn stehen, um die gerade entstehende neue Doppelspur zu markieren, sind der unnötige Beweis: Kräftigster Headwind.

Oman: Weihrauch-Baum bzw. Strauch im Wadi Dawkah Frankincense ParkDer Wuchs des ein oder andern Baums zeigt zudem: Hier herrscht fast immer Süd-Ost-Wind. Zehn Stundenkilometer schaffen wir in der ersten Stunde, neun in der zweiten, acht in der dritten. Hölle. Pause. Pausen. Pause bei den ersten Weihrauch-Bäumen. Ein weiträumig abgesperrtes Gelände im Wadi Dawkah, dessen Zaun man aber ein bisschen weitläufig wiederum umgehen kann. Bis zu einem Weihrauch-Baum schlage ich mich durch (Foto rechts).
Ein knochiger vielarmiger Stamm. Von Ritzen zur Gewinnung von Weihrauch-Harz ist nichts zu sehen. Sei's drum. Unesco World Heritage. Diese Bäume, die nur bei solch einem Klima wachsen und nicht umgepflanzt werden können, haben einst den Reichtum dieser Gegend ausgemacht. Und nach Domestizierung der Kamele wanderte der Weihrauch über die Weihrauch-Straße durch den Jemen und Saudi Arabien zum Mittelmeer.
Endlich lässt der Wind nach, als wir das Qara-Gebirge (alias Kara-Gebirge) erreichen. Von etwa 400 Meter windet sich die Straße, die wohl auch vierspurig werden soll, bis zum Pass Qairoon Hairiti (alias Qeiroon Hairiti, Qeiroon Heiritti) auf 844 Meter (laut WetterOnline 878 m).

Oman: Wind-Schatten auf dem AsphaltDer Gegenwind (Foto links: Fahren im Windschatten) hat unseren Zeitplan durcheinander gebracht. Wir erreichen auf der ersten Passhöhe die Straßenbeleuchtung genau in dem Moment, als das letzte Tageslicht erlischt. Direkt danach eine Kontrollstelle, an der nicht kontrolliert wird. Wo bei Tageslicht wohl auch eine Tourist Info residiert. Von der Fruchtbarkeit, die der Monsun-Regen an der Bergwand rund um Salalah schafft, ist zunächst nicht viel zu sehen.
Es geht noch mal hoch, bevor die 30 Kilometer lange Abfahrt beginnt. Max. speed 72,7 km/h. Es zieht sich. Wir sind auch reichlich müde. Aber der Wind hat -wie jeden Tag - mit Sonnenuntergang nachgelassen und von Süd-Ost auf Nord gedreht.
Der Weg zu den Beach Villas am Westrand von Salalah ist gleichwohl noch der kürzeste. Dort haben wir Glück. Ein einziges Zimmer ist noch frei. Am Ziel. "Brown girl in the town: Salalalalah" schreibe ich in die Geburtstagskarte für Miri, die sich in der Dunkelheit in die Wellen des Indischen Ozeans wirft. Show me your motion! Wow. Was für eine Tour. Was für ein Finale. Wüst.


Oman: Gegenwind-Fahren zwischen Thumrait und Salalah
Die letzten Kilometer: Headwind brutalo


Oman: Kokos-Palmen und Papaya-Baum in SalalahParadies Salalah
Mittwoch, 21. November 2007: Salalah
Das Zimmer müssen wir noch einmal tauschen. Salalah ist relaxed. Relaxed. Heiß. Und grün. Ein breites Band von Bananen-Stauden, Kokos-Palmen und Papaya-Bäumen zieht sich durch die Stadt.


Oman: Hiobs Grab / Tomb of Job
Hiobs Grab


Oman: Hiobs Grab auf dem Jebel Atteen bei Salalah im Qara-GebirgeDer "local hero" Hiob und die globalen Hiobsbotschaften
Donnerstag, 22. November 2007: Taxi-Fahrt zum Grab Hiobs auf dem Jebel Atteen

Ich fahre für 8 omanische Rial (rund 15 Euro) Taxi zum Grab des Hiob, der im Alten Testament die Hiobsbotschaften über sich ergehen lassen muss. Nach der Bibel lebte er jenseits des Heiligen Landes in Arabien. "Im Lande Uz lebte ein Mann mit Namen Ijob... An Ansehen übertraf dieser Mann alle Bewohner des Ostens [von Palästina]." (Hiob Kapitel 1, Vers 1 + Kapitel 1, Vers 3)
Als Prophet Ayoub begegnet er uns im Koran: "Und (gedenke) Hiobs, als er zu seinem Herrn rief: 'Unheil hat mich geschlagen, und Du bist der Barmherzigste aller Barmherzigen.'" (Sure 21, Vers 83) Deshalb verehren die Muslime ihn hier. Rund 30 km südwestlich von Salalah stehen im Qara-Gebirge auf dem Jebel Atteen eine Moschee und wenige Meter daneben sein schlichtes Mausoleum (Foto rechts: außen; Foto oben: innen).
Eine Gruppe pakistanischer Theologen kreuzt zeitgleich mit mir hier auf. Sie beten und fotografieren. So kann ich mich auch ungezwungen bewegen, beten und Bilder schießen. Eine Lokalisierung von Hiob an diesem Ort ist, wenn womöglich nicht historisch nachweisbar, so doch einleuchtend und erleuchtend.

Albrecht Dürer: Hiob und seine Frau (ca. 1544)Die Botschaft des Grabes: Dieser am Leid verzweifelnde, mit Gott hadernde Mensch Hiob ist kein virtuelles Konstrukt, sondern hat einen konkreten Ort und eine konkrete Zeit. Deshalb können Menschen, die sich mit seinem Schicksal identifizieren, überall und jederzeit in Hiobs Klage über die Abwesenheit Gottes auf einem scheinbar gottlosen Planeten einstimmen. Die Verehrung des Propheten Ayoub ist eine ständige Anfrage an die Ungerechtigkeit des Lebens. Auch wenn Christentum und Islam - im Vergleich zum Judentum - Hiob stärker als Dulder des Leids in den Vordergrund stellen.
Wer steht uns näher als Hiob? Und warum ist dieser Heroe der real existierenden Apokalyptik in die Wüsten Arabiens verbannt und begegnet uns so selten in der Ikonographie und Ikonoplastik. (Ausnahmen z.B.: Bild links: Albrecht Dürer: Hiob und seine Frau (ca. 1544); Bild rechts: Francis Gruber: Hiob (1944; Tate Gallery London))
Vereint nicht die Verzweiflung an Gott Juden, Christen und Muslime? "Ich schreie zu dir, und du erwiderst mir nicht; ich stehe da, doch du achtest nicht auf mich." (Hiob Kapitel 30, Vers 20) Ist dieser Ort im omanischen Qara-Gebirge an der Weihrauch-Straße nicht der ideale Ausgangspunkt, um die monotheistischen Religionen zusammenzuführen? "Wüsste ich doch, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte zu seiner Stätte." (Hiob Kapitel 23, Vers 3) Kann nicht das Bedenken der Unnahbarkeit Gottes, seines radikalen Sich-Entziehens von Erkenntnis und Be-Greifen zum Ausgangspunkt für einen friedvollen Dialog werden? In den alle Beteiligten mit weitaus größerer Bescheidenheit und Demut treten, als mit der überbordenden Selbstgewissheit des positivistischen Sprechens von Gott?

Francis Gruber: Hiob (1944; Tate Gallery London)Was wäre, wenn sich die ganze Welt vereinen würde in dem hiobschen Zweifels-Credo? "Gibt es keine Hilfe mehr für mich, ist mir jede Rettung entschwunden?" (Hiob Kapitel 6, Vers 13) Verzweiflung an Gott, am Leid der Welt, der Ungerechtigkeit, Sinnlosigkeit, der Verstrickung ALLER mit dem Bösen. Ist die radikale Infragestellung der Existenz Gottes das stärkste Fundament für eine gemeinsame Suche nach ihm?
Ist das nicht die radikalste Hinwendung an Gott: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Evangelium nach Markus Kapitel 14, Vers 35) So wie der Weihrauch an Hiobs Grab auf dem Jebel Atteen einmal entfacht zitternd empor steigt, fehlte einer Gottsuche in Hiobs Spuren alles Rechthaberische und Triumphalistische. Gottes Handeln bleibt ein Geheimnis und materialisiert sich schon gar nicht in der Gewalt von Gotteskriegern. Und Hiobs Kampf gegen den Vergeltungsglauben lehrt auch, dass nicht diejenigen Gläubigen, die wirtschaftliche Macht haben, die von Gott Erwählten sind.

Marc Chagall: Der betende Hiob (1975)In einem Gotteslied der Gegenwart hat Huub Oosterhuis die Hiobsche Verzweiflung so formuliert:
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.
Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, mein Unvermögen hält mich ganz gefangen. Hast du mit Namen mich in deine Hand, in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?
Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Söhnen leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete. (Huub Oosterhuis, 1969; Übersetzung Lothar Zenetti, 1974; Bild links: Marc Chagall: Der betende Hiob, 1975)

Busfahrt Salalah - Dubai
Zwei Stunden später sitzen wir im Bus nach Dubai. 15 Uhr Abfahrt, Ankunft 7 Uhr am nächsten Morgen. Wir fahren mit der Oman National Transport Company für 11 omanische Rial (rund 1400 Kilometer für 20 Euro). Die Gulf Transport Corporation fährt dieselbe Strecke zur selben Zeit. Unser Bus ist nicht mal halb gefüllt. In Thumrait steigen eher dörfliche Typen dazu. Die jungen Ladys vor uns verhüllen demonstrativ ihr Gesicht. Kurz darauf amüsieren sie sich wieder, wie überall auf der Welt, über alles und jedes um sie herum.


"Anything goes" in Dubai
Freitag, 23. November 2007: Dubai
Dubai ist schon wieder halb Europa. Im Ramee International rücken sie nach vielfachem Fragen sogar mein Akku-Ladegerät heraus, das ich telefonisch als Verlust gemeldet hatte. In der Mercato Mall ist schon alles weihnachtlich geschmückt.
In der Sonntagsmesse am arbeitsfreien Freitag wird erst Christkönig gefeiert. Rund tausend indische und philippinische Schüler dominieren die 10-Uhr-Messe. Auch die sich anschließende arabische Messe ist gut besucht. Am Nachmittag gibt es Gottesdienste in ein paar weiteren Sprachen. Was für eine spannende und dynamische Gemeinde.


Dubai-Luftbild: Burj Al Arab und Palm JumeirahDie Grenzen des Machbaren sprengen
Samstag, 24. November 2007: Flug Dubai - Frankfurt
Im Flughafen wollen sie uns mit den Fahrrädern zur Cargo-Abfertigung schicken. Dann würden wir unseren Flug wohl nicht mehr bekommen. Stattdessen nehmen wir die Räder auseinander, damit sie durch das Durchleuchtungs-Gerät passen. Leider reißt dabei das Kabel zum Nabendynamo. Kleinigkeit.
Dann will uns ein Flughafenmensch erzählen, dass die Räder so unverpackt auf keinen Fall mitfliegen können. Das Argument, sie seien schon auf dem Hinflug nicht verpackt gewesen, kann ihm nur die Bemerkung entlocken: "I have no comment on what they are doing in Frankfurt, but here..." Irgendwann gibt er nach und wir unterschreiben, dass wir die Räder unappropriate eingecheckt haben. Alles wird gut. Wir steigen auf über der Skyline und sehen Teile der neuen Inselwelt vor Dubai, wie die Palm Jumeirah (Foto rechts), mit denen die Küstenlänge des Emirats vervielfacht wird und die Grenzen des Machbaren hinausgeschoben werden.


Oman: Strand in Salalah
Deine Spuren im Sand...


Route Dubai - Salalah



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Dubai - Salalah (3.-20.11.2007)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 3.11.2007 Dubai Intl. Airport Dubai - Jumeirah - Burj Al Arab - Al Quoz Dubai 70
2. 4.11.2007 Dubai Sharjah Khor Kalba 148
3. 5.11.2007 Khor Kalba Grenze Vereinigte Arabische Emirate/Oman Sohar 97
4. 6.11.2007 Sohar Suwayq 111
5. 7.11.2007 Suwayq Rustaq Wadi Bani Awf 88
6. 8.11.2007 Wadi Bani Awf Haat [-3 km] 29
7. 9.11.2007 Haat [-3 km] Pass Sharaf Al Alamayn (1944 m) Nizwa 77
8. 10.11.2007 Nizwa Birkat Mawz Jabal Al Akhdar 24
9. 11.11.2007 Wanderung Wadi Muaydin
10. 12.11.2007 Jabal Al Akhdar Birkat Mawz - Izki Sinaw 98
11. 13.11.2007 Sinaw Mahout 193
12. 14.11.2007 Mahout Shital Sirab 106
13. 15.11.2007 Sirab Duqm Dhahir 123
14. 16.11.2007 Dhahir Kahal 154
15. 17.11.2007 Kahal Lakbi [+ 60 km] - (Autotransport 65 km) Shalim 111
16. 18.11.2007 Wanderung Wadi Shuwaymiyah
17. 19.11.2007 Shalim Amal Marmul [+ 75 km] 160
18. 20.11.2007 Marmul [+ 75 km] Thumrait - Pass Qara-Gebirge (844 m) Salalah 161
Summe 1750

Erster Teil
Dubai - Sinaw
Kreuz und quer durch das Hajar-Gebirge

Zur ganzen Tour 37: Dubai - Salalah (1750 km) Nov. 2007


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