Malta-Debakel: Adam, Eva, Roberta
und der Baron von Guttenberg
Montag, 28. Januar 2008: St. Paul's Bay - Cirkewwa -
Vallletta - Fähre (Malta/Italien) - Pozzallo (57 km) Weiter so,
Malta. Das Frühstück in dem abgeschengelten Restaurant in der vierten
Etage hat ebensowenig vier Sterne verdient. Mein persönlicher Höhepunkt
ist der Schwung, mit dem ein Männerpärchen am Nachbartisch, das
mitgebrachte Nutella-Glas auf den Tisch stellt. Es lebe das Abenteuer! Mit
einer Frau an ihrem andern Nachbartisch tauschen sie sich darüber aus, ob
eine Woche oder zehn Tage die ideale Urlaubsdauer auf der Mini-Insel ist.
Vermutlich kennt man nach drei, vier Tagen auch die letzte Bucht.
Obwohl ich heut keineswegs so weit komme, wie gedacht. Erst mal gilt
es definitiv zu klären, dass weder das Vorder- noch das Rücklicht zu
gebrauchen ist. Den Halter meiner Lenkertasche habe ich gestern im
Missmut der Hotel-Ankunft aus der Halterung gerissen. Lässt sich nur
provisorisch mit Kabel-Resten befestigen. Immerhin kann ich so die
Straßen-Karte beim Fahren sehen. Zum zweiten Mal radle ich auf die
West-Seite der Paulus-Bucht, um nunmehr die Fähre nach Gozo anzusteuern.
Drei, vier Hügel liegen dazwischen und jede Menge Gegenwind. Ich komme nur
zeitlupenähnlich voran. Als ich den Fährhafen erreiche, reicht die Zeit
nicht mehr, Gozo, die Schwester-Insel von Malta, zu besuchen. Dort wollte
ich mir ein paar neolithische Trümmer anschaun. Wird nix draus. Immerhin,
das West-Ende von Malta hab ich erreicht. Auf dem Rückweg mache ich
einen Schlenker zur Kirche von Mellieha. Dort streikt auch noch der
Fotoapparat. Er fährt bei jedem Start die komplette Festplatte hoch und
fängt bei Adam und Eva an: Wollen Sie Datum und Zeit einstellen? Neiiin.
Nicht schon wieder. Die warum auch immer im Ladegerät über Nacht heiß
gelaufenen Akkus wollen auch nicht so recht. Ein Paar ist sofort wieder
leer. Ich radle an der Nordküste entlang nach Valletta. Jetzt natürlich
mit kräftigstem Rückenwind. So habe ich Zeit, ein bisschen die Hauptstadt
zu besichtigen, wo die Vorbereitungen für den "Karnival ta Malta" auf
vollen Touren laufen. Ich entschließe mich zu einer Besichtigung der
Kathedrale. Es lockt die Grabplatte von Wolfgang Philipp Baron von
Guttenberg mit einem Skelett und der Inschrift: "Fuit et tu non eris.
Fumus, humus sumus et cinis est nostra ultima finis." (Er ist gewesen, und
du wirst auch nicht sein. Rauch, Erde sind wir, und Asche ist unser letztes
Ende.)
Kostenpunkt: 5,82 Euro. Fast
alle Euro-Preise sind krumm, so wie bei uns bei der Einführung des Euro
vor sechs Jahren (Welcome-Euro-Plakat: Foto rechts). Auch hier gelten in
einer Übergangszeit beide Währungen. Viele Firmen haben sich zu einer 1:1
Umstellung verpflichtet. Der Mann an der Kasse bietet mir an, meinen
Fahrrad-Helm aufzubewahren, was ich dankend ablehne. Der Mann an der
Karten-Kontrolle will mir den Helm, den ich in der Hand trage, abnehmen.
Es reicht. Ich tausche das Ticket wieder gegen die guten Euros ein. Kaufe
stattdessen ein paar Imqarret, eine lokale Fastfood-Spezialität: Plätzchen
mit Dattel-Anis-Füllung. Frisch gebacken für 19 Cent. Sie sind auch nach
einer Woche in Mainz noch eine Delikatesse. Wie soll das alles enden?
Malta endet wie es begann, mit einem Gespräch mit dem Call-Center von Air
Malta. Ich sollte mich dort ja am Nachmittag bei Roberta melden zwecks
Rückerstattung meines doppelten Flugtickets. Als ich durch das Menu durch
bin, kennt niemand Roberta. Hätte ich mir ja denken können. Ich bin
inzwischen schon nicht mehr auf maltesischem Boden sondern auf der Fähre
nach Italien. Für rund hundert Kilometer bis zur sizilianischen Küste
haben sie satte 63 Euro kassiert. Im Internet waren 41 Euro angegebenen.
Dazu kommt noch ein Sprit-Zuschlag und die Steuern. Bye Bye, Malta! Die
Fähre ist leer und im letzten Tageslicht erreichen wir Pozzallo. Ich finde
ein nettes Bed & Breakfast. Ein Internet-Café. Was will man mehr. Nur
das Sizilien-Buch von Ralph Giordano geht mir auf den Senkel. So ein
geschwollenes künstlich hoch gejazztes Geschwafel ist nur schwer zu
ertragen. Alles überzogen pseudo-tiefsinnig.
Inschrift des
Tages: "Fumus, humus sumus." |