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Budapest - Kaukasus: 3. Teil |
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210 Jahre Krasnodar: Puschkin-Denkmal |
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Russland und die verschlossene Grenze nach
Georgien |
Identitätsprobleme an der russischen Grenze |
Aus unterkunftslogistischen Gründen mache ich einen Schlenker an die russische Schwarzmeerküste. In Anapa begrüßen mich kilometerweit die Sanatorien am Pionier-Prospekt. Doch auch im Zentrum finde ich nur Sanatorien und die haben Null Bock auf Einzelgäste für eine Nacht. An einer Hauswand sehe ich schließlich einen Zettel "Zimmer zu vermieten". Schon habe ich eine Unterkunft in einer Art kleinen Pension. Nach meinem zweiten und vorerst letzten Schwarzmeer-Bad kurz nach Sonnenuntergang lädt mich Pensionschef Rinat noch zu jungem Rotwein ein. Einer der Gäste: ein lettischer Autohändler, der in Düsseldorf und Umgebung Unfall- und Schrottwagen aufkauft, um sie in Lettland weiter zu verkaufen. Er freut sich schon, wenn ab Mai Lettland zur EU gehören wird. "Dann hole ich die Unfallwagen mit meinem LKW aus Deutschland, lasse sie in Lettland reparieren und bringe sie wieder zurück." Seine Frau ist Schulkameradin einer Bekannten von mir in ihrem kleinen lettischen Heimatort. |
Ums nicht übers Schwarze Meer |
Durch die Kuban-Steppe zum Fad Kawkas |
Serien-Defekte: Bremsen, Speichen, Pumpe |
Zwei Speichen sind
gebrochen. Außer bei zwei neuen Rädern, von denen ich nicht wusste, dass
man maschinell eingespeichte Räder nach den ersten Kilometern justieren
muss, ist mir nie eine einzige Speiche gebrochen. Ich habe keine
Ersatzspeichen dabei. Da die beiden gebrochenen Speichen auf einer Seite
direkt nebeneinander hängen, versetze ich eine Speiche. Premiere.
Misslungen. Beim Justieren bricht die dritte. Jetzt wird's kritisch. Ich
baue vorne zwei Speichen aus, setze sie hinten ein. Tausche bei der
Gelegenheit gleich den abgefahrenen hinteren Mantel nach vorne. Beim
Pumpen bricht die Pumpe. Das Kabel vom Kilometer-Zähler reißt. Die
Hinterrad-Bremse muss gelockert werden. Irgendwie fährt nach drei Stunden
Reparatur das Fahrrad weiter. Für eine Premiere gut, für eine Fahrt über
den Kaukasus miserabel. |
Kurortologie: Good Bye, Lenin |
Überfall: die lange Etappe und die noch längere Nacht |
Merkwürdige Gesellen am
Friedensprospekt |
Der unüberraschende
Überfall |
Die lebende
Totenmaske vom Roten Platz im Polizeipräsidium |
Irgendjemand muss geweckt werden. Und es dauert, bis er kommt. Offensichtlich wird er für das Protokoll gebraucht. Vorsorglich setze ich schon mal eine zweisprachige Liste der geklauten Gegenstände zusammen. Niemand spricht in dieser Nacht etwas Anderes als Russisch. Und mein kleines Wörterbuch ruht im Hotelzimmer. Ich frage nach der Toilette. Ein geräumiges Zimmer. In einer Ecke das Stehklo, in der anderen ein paar Mülltüten, zwischen die sich sofort eine Maus flüchtet, auf der linken Seite ein Waschbecken. Alles verdreckt. Wie muss es erst im Gefängnis aussehen. Als der mittelalte Mann endlich in eng sitzender etwas in die Jahre gekommener Uniform auftaucht, gibt er nur dem Lederjacken-Kripo ein paar Hinweise, wie das kaum noch lesbare Formblatt auszufüllen ist. Dann ist er wieder weg, auch Kripo-Chef Ruslan verabschiedet sich. Und Omar quält sich von Geburtsdatum zu Geburtsort. Als ich schließlich weitere Unterschriften geleistet habe, kommt ein Blanko-Blatt für zum Vorschein, auf das er oben in die Mitte mit ruhiger Hand "Raport" schreibt. Einzige Technik in diesem Raum ein altes, weißes Plastiktelefon. Nach einer halben Stunde Vorgeschichte (Beruf etc.) sind wir endlich beim Beginn meiner Fahrradtour. Ich soll alle Städte aufzählen, die ich durchfahren habe. Seit Budapest. Ich beschränke mich auf die Länder und die russischen Übernachtungs-Orte. Für den Tathergang selbst reichen dann ein paar Zeilen. Dazu werde ich gar nicht mehr befragt. Dann muss ich einen russischen Satz, den ich genauso wenig wie den Rest des Raports verstehe, Buchstaben für Buchstaben ab- und das Ganze unterschreiben. Ich hoffe, endlich gehen zu können. Ein Mann bringt mich nach unten. Zu Untersuchungsrichter Grant. Der hat einen nagelneuen Computer. Druckt gerade etwas auch, was ich auch noch unterschreiben muss. Nur ich habe immer noch kein einziges Dokument bekommen. Werde auf den Verlauf des Tages vertröstet. Soll wiederkommen. Um acht wollen sie mich schon wieder abholen. Dann soll noch irgend etwas passieren. Ich protestiere. Kann nicht mehr. Grant will schließlich meine blutverschmierte Regenjacke. Als Beweisstück. Für die Asservatenkammer. Ich gebe sie nicht her. Habe nur diese eine dabei. Will noch in die Berge. Jetzt ist Schluss. Ich werde in einen Milizia-Streifenwagen verfrachtet, der nach einigen Versuchen auch anspringt. Im Hotelflur begrüßt mich die Etagendame mit den Worten, warum ich denn auch so spät noch hötte rausgehen müssen. Ich mache ein Foto mit dem Selbstauslöser. 5 Uhr 18. Donnerstag, 2. Oktober. |
Der lange Kampf ums
Protokoll |
Zur letzten Grenze: Russland-Georgien... |
Vom Ausgang der Stadt
wieder direkt am Terek entlang, der auch vor dem Hotel Vladikavkaz
vorbeifließt. Bald verengt zu einem Tal mit schroffen Felsen und kleinen
Bäumen. Hier und da Soldaten. Sie finden es normal, dass ich nach Tbilisi
fahren will. Ein gutes Zeichen. Lange warte ich auf ein entgegenkommendes
georgisches Auto, das ich für den letzten Beweis einer offenen Grenze
halte. Schließlich kommt eines. Ich juble. Restzweifel bleiben. Hier und
da Scharfschützen. Der Fluss bildet hier die Grenze zu Tschetschenien. Ein
Panzerwagen steht quer. Ein Gitter. Ein russischer Motorradfahrer wird
registriert. Ich nicht. Denn, so der Soldat: In acht Kilometern sei
sowieso Schluss für mich. Für nicht GUS-ler, wie mir der Motorradfahrer,
der auch ums Schwarze Meer rum will, erläutert. Meine Hoffnung sinkt. Das
Tal immer weniger flach ansteigend. Mit Rückenwind recht flott zu fahren.
Die Schmerzen stören nicht. Eher die Hunde-Attacken. Dicke, fette, große,
weiße Doggen. Im letzten winzigen Ort vor der Grenze zwei direkt
hinternander. Obwohl gerade jetzt hinter mir ein kleiner Bus folgt und
zwei Wagen entgegenkommen, weiche ich auf die andere Straßenseite aus in
der Hoffnung, die Hunde abzuschütteln. Nix. Sind schneller als der Bus,
der erste Wagen weicht aus, der zweite aber erwischt den ersten Hund genau
in der Mitte. Ich kann meinen Kopf zwar kaum drehen, sehe aber in den
Augenwinkeln wie der Wagen vom Hundekörper hochbefördert wird, runter
poltert und der Hund sich dabei dreht. Der Wagen fährt ungerührt weiter.
Stille. Und dann ein langer, wehmütiger Seufzerheuler. |
Die Georgier geben nicht
auf. Kisho fragt, wie viel Geld ich noch hätte. So etwa 100 Dollar. Dann
würden halt die Fahrer für mich sammeln, um die Grenzer zu schmieren.
Schon steckt er mir einen 500-Rubel-Schein, fast 20 Euro, in die
Lenkertasche. Widerstand zwecklos. Doch dann kommt irgendeine Nachricht,
die auch Kishos Zuversicht erheblich reduziert. Weil es wirklich
aussichtslos scheint und ich nur noch zittere, willige ich jetzt auch ein
zu einem Tee. Schnell lasse ich mich noch fotografieren (Foto rechts). Was
an jeder Grenze der Welt verboten ist. Auch hier. Ich glaube nichts zu
verlieren zu haben. Kaum ist das Foto gemacht, stürzen die Soldaten
herbei. Zu spät. Kisho hat ein paar fettige Fladen für mich auf den Tisch
vor dem Camping-Kiosk gestellt. Als wir anfangen wollen zu essen, kommen
zwei Soldaten in blaugrauer Uniform. An der Stelle auf der Schulter, wo
bei allen anderen die russische Flagge und "ROSSIJA" zu sehen sind, prangt
bei ihnen nur ein "special forces". Sie meinen, ich solle mal mitkommen.
Kisho sagt sofort, ich solle mitgehen. Neue Ungewissheit. Neue Hoffnung.
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Rückflug-Ticket mit den letzten Rubeln |
"Hier fährt man mit dem Panzer hin, nicht mit dem Fahrrad."
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Finale: Elbrus und Etappe
aus der Luft |
Metro-Kampf in Moskau für einen Kurztrip zum Kreml
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Route Budapest - Kaukasus |
Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen |
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Etappen Budapest - Kaukasus: 3. Teil |
Tag | Datum | Start | Zwischenstationen | Ziel | km |
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... | ... | ... | ... | ... | ... |
17. | 26.9.2003 | Kertsch | Port Krim - Fähre - Port Kawkas | Anapa | 123 |
18. | 27.9.2003 | Anapa | Krasnodar | 167 | |
19. | 28.9.2003 | Krasnodar | Ust-Labinsk - Kurganinsk | Armawir | 224 |
20. | 29.9.2003 | Armawir | Konokovo | Nevinnomyssk | 101 |
21. | 30.9.2003 | Nevinnomyssk | Mineralnye Wody | Pjatigorsk | 137 |
22. | 1.10.2003 | Pjatigorsk | Naltschik | Wladikawkas | 209 |
23. | 2.10.2003 | Wladikawkas | |||
24. | 3.10.2003 | Wladikawkas | Werchni Lars (Grenzstation Russland - Georgien) | Wladikawkas | 69 |
Summe 3. Teil | 1030 |
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1.
Teil: Überragend im Kaukasus: Zur
ganzen Tour 23: Budapest - Kaukasus (3154 km) Sept./Okt. 2003
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