Kopftuch-Gelächter Dienstag, 7. Mai 2002:
Larache - Sidi Kacem - Meknès (179 km) Regenschauer werden ab und
zu angereichert durch Sturmböen und Hagelkörner. - Immer wieder
eigenartig, wie sich die Reaktionen auf mich als Fernradler in gesamten Landstrichen gleichen. Von
totaler Begeisterung zu absoluter Fremdenskepsis, aber darin gleicht sich
dann ein Dorf dem andern. Ob die Jungen aufhören Fußball zu spielen, wenn
sie mich sehen, folgt ungeschriebenen kollektiven Gesetzen. Gestern zum
Beispiel überall schallendes Gelächter. Egal wie viel Kopftuch: wo zwei
Mädchen zusammen stehen, können sie sich kaum halten vor Lachen, sobald
sie mich erblicken. Heute anfangs Gleichgültigkeit, Apathie. Bestenfalls
die Bitte um Zigaretten. Am späten Nachmittag dann eine Gegend, in der
ich überall eingeladen werde. Aber ich habe längst keine Zeit mehr. In
Sidi Kacem, wo ich eigentlich bleiben wollte, sind beide "hotels simples",
die ich mühevoll vorher ausfindig gemacht hatte, angeblich voll.
Anscheinend sind sie jedoch zu maximal zehn Prozent ausgelastet.
Vermutlich haben die Hoteliers schlechte Erfahrungen gemacht mit Wessis
und ihren Ansprüchen an einfache Hotels. Mir bleibt nichts als noch 48 Kilometer
dranzuhängen bis Meknès. Macht 179 Kilometer insgesamt. Achahir, "je suis
tchadien", studiert eigentlich "à Casa"(-blanca), macht aber gerade
Praktikum hier bei einer Marmeladenfabrik und begleitet mich ins
"Cybercafé", wie die frankophone Welt das nennt, um mir die Lage der
Haupt- und Heimatstadt N'Djamena zu erläutern. Auf einer Karte, die
ungefähr 13 Minuten Ladezeit beansprucht. |