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VG WORTOstsee-Radweg




Der Ostsee-Radweg von Flensburg nach Usedom - eine sehr abwechslungsreiche Tour auf gut ausgebauten Wegen. Und wer Glück hat, fährt mit Rückenwind.




Der Beitrag über den Ostsee-Radweg


Meerumschlungen stehe ich in Schleswig-Holstein, will nach Osten, mit Rückenwind aus dem Westen nach Mecklenburg. So wie er an den meisten Tagen im Jahr herrscht. Heute aber Ostwind, Gegenwind. Wind, Meer und Sonne lassen sich nicht verändern. Wenn der Wind von vorn kommt, kommt er von vorn.
Ich suche Trost bei Ute und Karl Albert Mayer aus dem Münsterland. – Für sie ist Gegenwind Alltag: „Was soll man machen bei Gegenwind – Schieben oder Weitertreten gegenan.“ Die Kinder lassen sich nicht den Spaß verderben. Ihnen beschert der Ostwind ein bisschen Wellengang.

Die Passagen auf dem Deich sind meist von kurzer Dauer. Wenn man runter muss, schützt der Deich immerhin ein wenig vor dem Wind. Dafür ist die Fahrt ein Blindflug durch die Ebene. Auf der Karte sieht’s oft so aus, als gehe der Weg direkt am Meer entlang, geht er eigentlich auch, aber dazwischen liegt der Deich und deshalb sehe ich nur Schafe.

Eine Fahne signalisiert nicht nur Gegenwind sondern ein exotisches Fleckchen Ostsee: „Brasilien“ heißt ein Örtchen in der Nähe von Kiel. Ganz schön was los hier in Brasilien. Das Gerücht von unserem Touren-Dreh hat das halbe Urlauber-Paradies mobilisiert. Ein Konvoy begleitet mich nach: Kalifornien, das nur einen kleinen Radl-Spurt entfernt ist.

An der einen Seite rollt Miss Brasilien, an der andern Miss Kalifornien. In einer Reihe mit Wilfried Zurstraßen, Bürgermeister der beiden kuriosen Orte: „Was in der Tat passiert, ist, dass Briefe, die nach Kalifornien hier zu uns kommen sollen, oder nach Brasilien, tatsächlich erst die Reise über den großen Teich antreten und dann anschließend wieder hier zurück zu ihrem tatsächlichen Absender zu finden.
Wir hams geschafft in 3:57 von Brasilien nach California, California Dreamin’ Yuchu.

Kurz hinter Kalifornien radle ich geradewegs in das Restaurant von Fischer Kruse - mit seinen selbst gefangenen, selbst auseinander genommenen und selbst geräucherten Fischen. Allein das macht ihn zu einem Experten fürs Wetter: „Das Wetter ist gut. Ist doch trocken. Was wollen Sie denn?“ Ich hab heute nur Gegenwind, Ostwind. Die ganze Zeit. Gibt’s da Hoffnung auf Besserung? „Das wird noch. Zieht vom Westen auf. Das Wetter ändert sich.“ Woher wissen Sie das? „Das hat man da oben drin.“

Der Ostsee-Radweg führt weg vom Meer. Immer wieder. Häufig mit Steigungen. Mancher sucht sich deshalb seinen eigenen Ostsee-Radweg zusammen: „Ich nehme das nur als Orientierungspunkt.und dann versuch ich näher an der Küste, denn oftmals weit entfernt.
Eine andere Alternative: Radeln so nah am Meer wie möglich. Auf dem Strand, auf dem Sand. Das ist Beach-Cycling vom Feinsten. Reichlich anstrengend - aber ein Erlebnis.
Der Taschentuch-Test beweist: Immer noch Gegenwind. Was tun, wenn der Gegenwind nicht aufhören will? Durchhalten. Dann ist man plötzlich wieder schneller als man denkt. Ein anderes Problem: Im Gegensatz zum Laufküsten-Weg ist der Ostsee-Radweg zunächst bescheiden beschildert. Manchmal gut, manchmal mangelhaft. Schildchen vom Ostsee-Radweg sind ausgebleicht, müssten erneuert werden.

Im Osten bieten dagegen inzwischen nicht nur die Schilder mehr. Wismar hat ein Toprestaurant in einer TopLocation: „Alter Schwede!“

Und ein paar Kilometer weiter fährt zwischen Kühlungsborn und Bad Doberan noch die alte Dampflok. Molli ist und bleibt eine Attraktion. Sogar Räder nimmt sie in einem Gepäckwagen mit.
Heiligendamm im Regen. Der macht Radler nicht nur nass, sondern auch kalt, vor allem ihre Füße. Tipp des Tages daher: „Wenns ganz schlimm wird, Plastiktüten drüberziehen.“

K steht für Köln. Von dort bricht Gottfried Boley immer zu seinen Touren auf – und das mit 67 Jahren: „“Die Leute sagen immer: du bist ja bekloppt. In deinem Alter noch son Blödsinn. Schöne Dörfer fahren. An der Landstraße wo schöne Felder sind.“ Für ihn bedeutet Radln vor allem Freiheit: „Mit dem Fahrrad bin ich absolut Herr meiner Zeit. Meine Frau die ist zu Hause. Ich brauche keine Rücksicht zu nehmen. Ich kann ein Glas Wein trinken, manchmal zwei. Meine Frau würde sagen: Stopp, du hast schon zu viel. Das sind die Vorteile.“

Auch bei Siegmar Nagler spielt die Frau eine große aber ganz andere Rolle. Aus Gera rollt er mit seinem Liegerad durch die Welt. Derzeit ist er auf Deutschland-Umrundung: „Ich will mir das beweisen. Das ist eine sportliche Leistung für mich. Es ist kein Genussradeln.“ Nicht nur kein Genuss. Das Liegerad fordert drei Prozent mehr Kraft, sagen Experten.
Warum machen Sie das mit dem Liegerad? „Weil ich Rückenprobleme hab. Drei Wirbel kaputt. Wenn ich aufrecht fahren würde, würde ich Wirbelentzündung bekommen. Müsste ich länger pausieren.“
Zu jeder vollen Stunde telefoniert Nagler mit seiner Frau.. Denn die fährt die 4.000-Kilometer-Tour parallel mit dem Auto. In dem steckt auch heute wieder einiges Gepäck: „Ich hab sogar zwei Helme mit, die sind bei meiner Frau im Auto. Äh, ich fall aber immer, wenn ich falle, ganz günstig. weil ich anders falle als Aufrechtfahrer.“

Das ist die Frau mit den Helmen und der Pumpe. Sie hat schon Quartier gemacht im heutigen Etappenziel: „Viele sagen: Oh, dass du das mitmachst. Aber mein Mann hat sonst nichts. Er trinkt nicht, er raucht nicht. Mein Gott, was soll er dann.“

Ich erreiche Usedom. Zum Abschied gibt’s noch einmal richtig Schietwetter. Ein Guss, der so richtig durchnässt. Alle Strandkörbe sind weit und breit verwaist. Ich springe ins Wasser. Nass bin ich jetzt sowieso. Und nach dem Bad ein Spontan-Finale mit Cheerleadern!
Ob Gegenwind oder Dauerregen. Irgendwann kommt jeder ans Ziel. Da ist Polen. Der deutsche Ostsee-Radweg ist zu Ende. Und es ist verdammt schön hier.




Ein kleiner Clip von der Probe der
Cheerleader “Blue Flames” im Sommerregen 2007 -
mit Statements der Leiterin zu ihrem Selbstverständnis.


Cheerleader Blue Flames Usedom
Video & Foto Special: Usedom-Cheerleader


Bilder von Peter Ruppert und Christoph Gocke


Fünf deutsche Fernradwege im Test
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