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End to End (1021 Meilen): Schottland & Orkney/Shetland


VG WORTLeuchtturm bei John O'Groats

Die Nordost-Spitze Schottlands


Live-Ticker-Diary
Teil 2
End to End: Schottland & Orkney/Shetland
Nass an Loch Ness - Steinzeit-Genuss in Stenness

Expo-Gelände mit Milleniums-Bridge in GlasgowMarriage House für Minderjährige
Freitag, 13. August 2004: ... Grenze England/Schottland - Annan - Bankend - Dumfries (42 km)
Den Hadrian's Wall überqueren wir auf der englisch-schottischen Grenze leider nur virtuell: an dieser Stelle sind keine römischen Trümmer erhalten. Direkt danach das "Marriage House", in dem minderjährige EngländerInnen lange Zeit nach schottischem Recht heiraten konnten. Jetzt wieder ganz flach geht es bei noch flacher stehender Sonne bis tief in den Abend nach Dumfries.

Hotelnot durch Dudelsack-WM
Samstag, 14. August 2004: Dumfries - Moniaive - Dalmellington - Drongan - Stewarton - Glasgow (160 km)
Das "Full English Breakfast" hat sich hier zum "Full Scottish Breakfast" weiterentwickelt. Angreichert um Spezialitäten wie "black pudding", eine dicke gebratene Scheibe Blutwurst, deren Existenz alleine die Entscheidung für lebenslangen Vegetarismus rechtfertigt. Wir haben uns durch die B&Bs ziemlich an ein reichhaltiges Frühstück mit cereals, porridge, beans, orange juice, poached, fried, scrambled oder boiled eggs, mushrooms, etc. gewöhnt.
Traumhafte, einsame Bergstraße. Wieder mal oder immer noch Rückenwind. Davon angetrieben fahren wir zu schnell und zu lange, machen zu spät eine Pause. Sind gereizt. Bei Stewarton müssen wir uns endgültig entscheiden, ob wir an Glasgow vorbeifahren, wie es "Bike Britain" vorschlägt, oder ob wir in die Hauptstadt fahren und dort übernachten. Entscheiden uns für Glasgow. Wieder eine traumhafte Strecke über die Höhen. Bald erscheinen die ersten Hochhaus-Spitzen im Tal. Über einen kreuz und quer verlaufenden, wie gewohnt holprigen, schlecht markierten Radweg geht's runter in die Stadt. Am futuristischen Expo-Gelände (Foto rechts) verwandelt sich der Weg plötzlich in eine überdachte Fahrradbrücke, die "Millennium Bridge".
Routinemäßig beginnen wir mit der Zimmersuche: B&B, Jugendherberge, Backpackers, kleine Hotels. Bald zeigt sich: völlig aussichtslos. Während in Athen die Olympiade beginnt, steigt in Glasgow an diesem Wochenende die Weltmeisterschaft im Dudelsack-Pfeifen 2004. Die ganze Stadt ein einziger Dudelsack. Und IBIS, Novotel, Holiday Inn: alle komplett ausgebucht. Mir kommt noch die Idee, mit dem Zug zu unserem gestrigen Hotel nach Dumfries zurückzufahren. Zu spät. 22 Uhr durch, der letzte Zug weg. Wir stellen uns auf eine Nacht im Park oder Bahnhof ein. Mehr um die Zeit totzuschlagen fragt Miri unverzagt schließlich im Euro-Hostel. Dort vermitteln sie das Tulip Inn, wo wir nach ungewollten 160 km kurz vor Mitternacht in die Betten sinken.

Loch LomondReformierter Ruhetag
Sonntag, 15. August 2004: Glasgow
Nach dem nächtlichen Drama bleiben wir auch einen Tag. An der Kathedrale (Foto mit Braut auf der Foto Special Seite) besichtigen wir morgens das Museum für religiöses Leben, das Weltreligionen im Vergleich illustriert und abends erleben wir den streng reformierten Gottesdienst der Church of Scottland, worauf Reverend Stuart MacQuarrie im Vergleich zu den "gar nicht richtig reformierten Anglikanern" stolz ist. Zwischendurch macht Miri einen Ausflug in einen riesigen Stadtpark mit Villa, während ich es im Hotel ruhiger angehen lasse.

miri-on-the-bike in den Highlands von SchottlandEinsam in die Highlands
Montag, 16. August 2004: Glasgow - Loch Lomond - Glencoe (144 km)
Vom Exhibition-Gelände in Glasgow führt ein Fahrradweg an Kanälen, Flüssen und auf alten Eisenbahnstrecken 35 Kilometer zu Loch Lomond. Meist ganz gut asphaltiert, aber häufig unterbrochen durch Schranken, Rindersperren. Schlechter als deutsche aber besser als die englischen Radwege. Rund um Loch Lomond (Foto links) tummeln sich eine Menge Touristen.
Meist meiden wir die viel befahrenen A-Roads, die A 82 führt dagegen einsam in die Highlands. Schmale und weite Täler, Hochplateaus, Seen wechseln sich ab unter einer bizarren schwarz-weißen Wolkenlandschaft mit hellblauen Sprengseln (Foto rechts). Hinter jedem Pass ein völlig anderes Bild. Und jedes bildschön. Bis die Straße wieder lange hinabführt ins Tal, wo wir in der Jugendherberge (JuHe) von Glencoe auf Wanderer, Radler, Mountainbiker, Autofahrer treffen, deren Gesamtstimmung durch das hier regnerische Wetter der letzten Tage etwas gedämpft ist.

Miri@LochnessNessy macht uns nass
Dienstag, 17. August 2004: Glencoe - Loch Ness - Beauly (134 km)
Am Great Glenn entlang, der West-Ost-Schneise quer durch Schottland, die uns viele Berge erspart. Die B-Road 8004 führt uns über eine kleinere, hügelige, etwas weitere Nebenstrecke, von der aus ich etwas missmutig auf einen scheinbar schönen Fahrradweg entlang des Kanals blicke. Später sind wir vor Fort Augustus selbst auf einem solchen Kanal-Radweg, der sich aber als unasphaltiert und reichlich holprig erweist.
Als wir Loch Ness (Foto links) erreichen, zieht sich der Himmel zu. Alle Fliegen fliehen unter den Baum, unter dem wir versuchen eine Mittagspause zu machen. Wir brechen schnell ab und auf. Es regnet immer stärker. Nessy macht uns nass. Bei Drumnadrochit ist der größte Regen und das Stimmungstief überwunden. Mit in der Spitze 20 Prozent Steigung geht es von Loch Ness und Great Glenn weg nach Norden. Wo wir dank wieder einmal großer Hilfsbereitschaft der Passanten in Beauly ein nettes B&B finden (Foto auf der Foto Special Seite), auch wenn Miri gern noch ein paar Kilometer weiter gefahren wäre.

Dauerregen und Gepäckträger-Reparatur beim Rentner
Mittwoch, 18. August 2004: Beauly - Dingwall - Alness - Tain - Bonar Bridge - Lairg - Altnaharra (128 km)
Regen, Regen, Regen. Der erste komplette Regentag. Zwölf Kilometer vor Tain bricht mein Gepäckträger unterm Sattel an beiden Halterungen ab. Ich setze den Rucksack auf, gurke durch Regen und Gegenwind bis Tain, wo wir an den Ortsrand zu einem Fahrradreparateur geschickt werden. Als wir in der ruhigen Wohngegend keine Werkstatt erkennen können, tritt der Rentner schon winkend aus seinem Haus. Miri wird gleich zum aufwärmenden Tee in die Küche geladen, während der Mann in seiner Garage zwei Streben findet. Weil sie nicht so gebogen sind wie die alten, tricksen wir gemeinsam etwas rum bis der Gepäckträger so fest sitzt wie nötig. Danach werde ich auch noch mit Tee, Keksen und Käse gestärkt, bevor es wieder raus in die Nässe geht. Kein Trost: Als der Rentner mit Frau und Kindern seinerzeit die End-to-End-Tour machte, hat es an jedem Tag geregnet.
Ein Stück lang haben wir wenigstens Rückenwind, weil wir jetzt wieder dem Cycling Britain folgen und im Landesinnern nach Norden fahren, statt an der Ostküste, wo der Nord-Ost-Wind ein Vorankommen nahezu unmöglich macht. Von Lairg aus buche ich telefonisch eines von einer Handvoll Zimmern im Mini-Dorf Altnaharra. Bis dahin bleiben eine einspurige Streck in einer traumhaften Plateaulandschaft mit Dauerregen. Trotz Sturmbrille halte ich die Hand vors Gesicht um den peitschenden Gegenwindregen abzuhalten. Endlich beim B&B, wo wir von Mandy und Lindsay Smith mit mitleidvollen Mienen erwartet werden. Im Glas-Pavillon reißen wir uns die triefenden Klamotten runter, die alle ohne unser Zutun in den Drying-Room wandern. Schon der herzliche Empfang wärmt uns langsam auf.

Verbogene SpeichenStopp das Quälen
Donnerstag, 19. August 2004: Altnaharra - Loch Naver - Bettyhill (40 km)
Durch unaufhörlichen Regen und konstanten Nordwind kämpfen wir uns 40 Kilometer lang bis zur Nordküste bei Bettyhill. Wir machen eine lange Pause im Foyer des Schwimmbads. Dann gebe ich auf - für heute. Morgen soll es besseres Wetter geben und deshalb kann ich mich nicht weiter quälen. Das bescheidene Hotel, die maritime Atmosphäre und ein paar Sonnenstrahlen am Abend versöhnen uns mit dem Tag, der uns normalerweise locker bis John O'Groats gebracht hätte.

Miri and Chris in John O'GroatsEnd to End: Tausend Meilen completed
Freitag, 20. August 2004: Bettyhill - Thurso - Lyth - JOHN O'GROATS (km 1887) - Orkney-Fähre - Burwick - Kirkwall (121 km)
Wetter deutlich besser. Selten Regentropfen. Wind weiter aus Norden, aber ein tic Nord-West. Fast Rückenwind. In Thurso macht Miri einen Großeinkauf im letzten schottischen Lidl, während ich an meinem Hinterrad wieder einen Speichenbruch konstatieren muss. Schlimmer noch: Fast alle Speichen auf der rechten Seite sind angeknackst (Foto rechts mit Markierungen). Eine Folge der anfänglichen Probleme in Cornwall mit der Kette, die immer wieder zwischen Speichen und Ritzel sprang. Ich entspanne die rechte Seite, spanne die linke Seite. Wie lange wird das halten?.
Dann vertrauen wir noch einmal dem nationalen Radweg Nr. 1 und dem Cycling Britain von Lonely Planet. Und verfahren uns prompt. Fünf, sechs Kilometer Umweg. Das National Cycle Network, das derzeit mit großem publizistischem aber geringerem materiellen Einsatz angelegt wird, hat uns immer wieder enttäuscht. Um 16.31 Uhr erreichen wir John O'Groats. 1.643 Kilometer seit Land's End - macht 1.021 Meilen. Im Minutentakt folgen weitere End-to-End-Radler. Alle etwa so lange unterwegs wie wir.
Wir fotografieren uns in Sturm und Regentropfen gegenseitig (Foto links). Der offizielle Fotograf, der auf Wunsch Namen und Herkunftsort auf den Wegweiser nach Land's End steckt, bleibt arbeitslos. Im Windschatten einer Mauer hocken wir abwechselnd, während der andere Infos sammelt oder Postkarten kauft. Kurz nach 18 Uhr legt die Fähre zum Orkney-Archipel ab. 40 Minuten raue See. Beim Transport meines Fahrrads durch Matrosen vom Ober- zum Unterdeck sehe ich es schon halb im Meer.

Orkney

Kurz nach 19 Uhr radeln wir weiter nordwärts zur Inselhauptstadt Kirkwall. Wo wir in Dunkelheit und Kälte das erstbeste Hotel nehmen.

Miri auf der Gezeiten-Insel Birsay, OrkneyWäsche waschen
Samstag, 21. August 2004: Kirkwall
Die von mir recherchierte Fähre zu den Shetlands, sonntags um 12 Uhr von Stromness nach Lerwick, gibt es nicht mehr. Die neue Verbindung Kirkwall-Lerwick verkehrt nur um 23.45 Uhr, heute oder morgen. Wir entscheiden uns für morgen, auch wenn wir dann zwei Fährübernachtungen hintereinander haben. Ich bin schlapp, wasche Wäsche, surfe in der Stadtbibliothek, kaufe Ersatzteile. Miri geht auf Orkney-Erkundungstour per Rad.

Orkney: Wikingertrümmer und Steinkreise
Sonntag, 22. August 2004: Kirkwall - Inselrundfahrt Orkney Mainland (Broch of Gurness - Brough of Birsay - Skara Brae - Stromness - Standing Stones of Stenness - Ring of Brodgar) - Kirkwall (106 km)
Noch einmal der schlichte Gottesdienst der Church of Scottland. Die Kollekte wirkt wie der liturgische Höhepunkt und Opfer-Antwort der Gemeinde auf das Evangelium. Pfarrerin und Atmosphäre sind nett samt Lichterzeremonie und Taizé-Song. Danach eine traumhafte Rundfahrt ohne Gepäck über Orkney Mainland: auf der Gezeiten-Insel Birsay (Foto rechts) Wikingertrümmer. Skara Brae, die größte Steinzeitsiedlung. Und im Sonnenuntergang riesige Steinkreise: Die Standing Stones of Stenness und der fast vollständig erhaltene Ring of Brodgar (Foto links). Unverstandene Botschaften aus der Menschheitsgeschichte. Endlich mal bei wenig Wind und warmer Sonne. Mit indischem Take-Away kurz vor Mitternacht auf die Fähre zu den Shetland-Inseln.

Shetland

Ring of BrodgarGood Bye, Great Britain
Montag, 23. August 2004: Lerwick - Inselrundfahrt Shetland Mainland (Sumburgh - Scalloway) - Lerwick (100 km)
Eigentlich haben wir auf dem Boden des Schiffs-Kinos halbwegs geschlafen. Dennoch hocken wir angeschlagen auf dem Rad. Wir radeln zur Südspitze von Shetland Mainland. Eigentlich ein wahr gewordener Traum, aber wir kommen nicht so recht in Begeisterung, sind übersättigt von den letzten Wochen, besonders dem Genussradeln gestern auf Orkney Mainland. Shetland ist zersiedelter.
Auf der Rückfahrt nach Lerwick wunderschöne Buchten und Inseln an der Nebenstrecke (Foto unten). Wir nehmen die nur montags verkehrende Nachtfähre nach Bergen, auch wenn wir immer noch nicht wissen, was wir in Norwegen machen werden. Eine Schulklassen-große Teenie-Gruppe radelt mit an Bord samt Ghetto-Bluster und Liebes-Tränen für die Insulaner hinter den Drahtzaun. Good Bye, Great Britain.


Route Brest - End to End - Mainz



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Route End to End

Routen-Karte: End to End

Grün = Gefahrene Route; Rot = Übernachtungsstationen


Etappen Schottland - Orkney - Shetland

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
... ... ... ... ... ...
11. 13.8.2004 ... Grenze England/Schottland - Annan - Bankend Dumfries 42
12. 14.8.2004 Dumfries Moniaive - Dalmellington - Drongan - Stewarton Glasgow 160
13. 15.8.2004 Glasgow
14. 16.8.2004 Glasgow Loch Lomond Glencoe 144
15. 17.8.2004 Glencoe Loch Ness Beauly 134
16. 18.8.2004 Beauly Dingwall - Alness - Tain - Bonar Bridge - Lairg Altnaharra 128
17. 19.8.2004 Altnaharra Loch Naver Bettyhill 40
18. 20.8.2004 Bettyhill Thurso - Lyth - JOHN O'GROATS (km 1887) - Orkney-Fähre - Burwick Kirkwall 121
19. 21.8.2004 Kirkwall
20. 22.8.2004 Kirkwall Inselrundfahrt Orkney Mainland (Broch of Gurness - Brough of Birsay - Skara Brae - Stromness - Standing Stones of Stenness - Ring of Brodgar) Kirkwall 106
21. 23.8.2004 Lerwick Inselrundfahrt Shetland Mainland (Sumburgh - Scalloway) Lerwick 100
... ... ... ... ... ...
Summe Schottland 975

Shetland-Schafe

Shetland ohne Shetland-Ponys


Teil 3
Nordsee: Norwegen & Schweden
Wasserfälle, Regenfälle, Einfälle

Zur ganzen Tour 25: Nordsee: Brest - End to End - Mainz (4455 km) Aug./Sept. 2004


Eine Variante dieses Textes
und weitere Texte und Fotos
von Chris on the Bike auch in

Fahrradführer Europa per Rad
(6. Auflage 2016)

Fahrradführer Europa per Rad


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