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Tour 22: Ankara - Baku (2100 km)


VG WORTBaku

Das Ziel: Baku am Kaspischen Meer, Hauptstadt Aserbaidschans


Live-Ticker-Diary & Routen-Karte & Etappen-Übersicht
Ankara - Baku (9.-25.4.2003)
Kaukasische Kälte

Equipment:
Bike & More

Die Idee
Von Ankara zum Schwarzen Meer. An der Küste entlang nach Georgien. Via Borjomi und Tbilisi nach Aserbaidschan. Zum Kaspischen Meer bei Baku.


Ankara - Baku: Von A nach B
Ich werde wieder alle Stinkefinger gleichzeitig zeigen...
Gedanken vor der Tour


Taxifahrer wissen mehr
Mittwoch, 9. April 2003: Ankara-Airport - Çubuk (23 km)
Was mir weder Internet, Reiseführer, noch das türkische Fremdenverkehrsamt beantworten konnten, wissen die Taxifahrer am Flughafen von Ankara: Es gibt Hotels in Çubuk, das ich gerade noch vor Sonnenuntergang erreichen kann. Das erspart mir die Fahrt in die Hauptstadt, die ich schon kenne. Und das Hotel Sanli bietet für sechs Euro Bettwäsche, Handtuch, Dusche und Heizung. Perfekt. Als "normal" bezeichneten es die Taxifahrer.

Alpenpanorama in Anatolien
Donnerstag, 10. April 2003: Çubuk - Çankiri - Ilgaz (142 km)
Einsame Bergstraße durch die Weiten Anatoliens. Über einen 1200er Pass, durch ein schmales Tal, Frühling ist hier noch nicht. In Çankiri eine alte Moschee von Altmeister Sinan. Der hat offenbar im 16. Jahrhundert mehr gebaut als George W. in zweieinhalb Jahren Präsidentschaft zerstörte. Zuletzt ein Pass über 1420 Meter und dann liegt das Alpenpanorama rund um Ilgaz vor mir. Die letzten Meter zum (sehr bescheidenen) Hotel muss ich schieben: Platten.

Seitenstreifen: weit und breit
Freitag, 11. April 2003: Ilgaz - Merzifon (183 km)
Den ganzen Tag auf der "D 100", die von Istanbul kommend quer durch die Türkei führt. Wider Erwarten kaum Verkehr. Und ein breiter Seitenstreifen. Mehr oder weniger gut geteert, aber immer schlechter als die Fahrbahn. Zunächst 120 Kilometer durch ein alpines Hochtal. Mit schneebedeckten Gipfeln auf beiden Seiten. Dann 500 Höhenmeter rauf auf 990 Meter und wieder abwärts. Um in ein halbwegs brauchbares Hotel zu kommen, strampel ich 183 Kilometer bis Merzifon.

Kein Schwarzmeer-Radweg
Samstag, 12. April 2003: Merzifon - Samsun - Terme (172 km)
Drei heftigste Pässe und schon liegt blau das Schwarze Meer vor mir. Wo nun eine Art Ostseeradweg beginnen könnte, wälzt sich eine sechsspurige Uferstraße her. Viel länger als laut Karte zu erwarten. Schlimm wird's als sich der Verkehr der "D 010", der ich bis zur georgischen Grenze folgen will, wieder auf zwei Spuren reduziert. Die enge Fahrbahn ist schlechter als gestern der Randstreifen. Der Randstreifen ist übelster Feldweg, auf den ich gnadenlos per Hupe manövriert werde. Zum fünften Mal in vier Wochen bricht die Halterung des Vorderlichts. Übernachtung in Terme, das sich auf das antike Themiskyra beruft, den Ort der Amazonen. DuMont weiß zu berichten, dass die sich von ihren Nachbarn, den Gagariern, begatten ließen, männliche Nachkommen umbrachten, Mädchen dagegen früh die rechte Brust abnahmen, damit sie die Waffen besser gebrauchen könnten.

Amazonen-Picnic
Palmsonntag, 13. April 2003: Terme - Amazon-Picnic-Area (Themiskyra?) - Terme - Giresun (179 km)
Der Versuch, sich auf die Spuren der Amazonen zu begeben, führt zwar über ruhige Straßen und Wege mit Gänsen, Kühen und Hunden, letztlich aber nur zu einer nach ihnen benannten Picnic-Area am dunklen Sandstrand. Einfacher Hintergrund: Man hat archäologisch Themiskyra noch nicht gefunden. Mit acht Grad ist das Wasser ein wenig kalt, die Luft eher noch kälter. Weiter Richtung Osten kann sich die Straße immer häufiger entscheiden vierspurig zu werden. Bis die ersten Felsen kommen und der Uferweg über Höhen und Tiefen rund um zwei Kaps führt. Hier und da den Blick auf eine Sandbucht frei gebend. Dann wieder flacher, die Sonne verschwindet im Dunst, der Gegenwind lässt nach. Giresun ist mit seinen steilen Straßen und Gässchen für türkische Verhältnisse ein richtig netter Ort. Hier werde ich zum ersten Mal auf Russisch gefragt: At kuda? Woher kommst du?

O La Paloma: Kreuzfahrtleben unter ukrainischer Flagge
Montag, 14. April 2003: Giresun - Trabzon (135 km)
Nebel fast die ganze Strecke und überraschender Weise Rückenwind. Ruckzuck bin ich in Trabzon, wo (verabredungsgemäß) die MS Paloma von Biblische Reisen im Hafen liegt. Uschi und Georg geben mir einen Einblick in das Kreuzfahrtleben zwischen Batumi und Venedig unter ukrainischer Flagge. Schön mal wieder Deutsch zu sprechen. Zumal mit Travellern. "Der abenteuerlichere Teil deiner Reise kommt ja erst noch." meint Georg zum Abschied. So habe ich das noch gar nicht gesehen.

Basilika Hagia Sophia, TrabzonNektar, Tee und MTV
Dienstag, 15. April 2003: Trabzon - Ardesen - Camlihemcin - Yolkiyi Köyü (149 km)
Trabzon, ehemals Trapezunt, war Hauptstadt des byzantinischen Reichs, nachdem die Kreuzfahrer Konstantinopel erobert hatten. Von dieser Zeit zeugt vor allem die Basilika Hagia Sophia mit ihren brillanten Fresken. Heutzutage allerdings Museum.
Rund um Rize wird Tee angebaut. Anders als es ein inzwischen nicht mehr allzu politisch korrektes Kinderlied will, ist der Cay heutzutage der "Turkentrank". Er wächst gut an den steilen Berghängen und profitiert von der Feuchtigkeit vom Meer her, von der ich bisher verschont blieb.
Pause in Pazar: Viele stehen herum, betatschen Fahrrad, Klingel, Helm. Ich bin zu erschöpft um einzuschreiten. Überlege gerade, ob ich schon einen unangenehmeren Stopp erlebt habe, da kommt einer der Jungs plötzlich mit einem TetraPak Pfirsich-Nektar für mich durch die Menge.
Weil das nächste Hotel zu weit entfernt ist und mich die inzwischen meist enge Küstenstraße (die aber überall ausgebaut wird) nervt, entscheide ich mich für das Nachtquartier zu einem Abstecher in die Berge, den ich am Abend im Internet recherchiert habe. Flacher Anstieg in einem engen alpinen Tal. Camlihemcin hat dann doch kein Hotel, ich muss noch fünf Kilometer weiter. Doch zuvor, es ist schon dunkel, noch ein größerer Militär-Checkpoint. Ich werde Zwangsgast des überraschend Uniformlosen Kommandanten. Vor dessen Tür bleiben die Soldaten stehen, dürfen maximal über einen Läufer zu ihm gehen und verlassen rückwärts auf diesem Wege den Raum. Mir gegenüber ist er lässig. Auf seinem Computer lässt er Las Ketchup und Modern Talking als MTV- und Viva-Dateien laufen. Unausweichlich ist dann, dass ich die letzten drei Kilometer von einem Militärwagen eskortiert werde. Wegen der "wild animals". Ich höre nur Frösche. Das Hotel erweist sich als geräumiges Holzhaus, in dem ich eine Nacht an stürmisch rauschendem Bach verbringe.

Chris beim Frühstück in Yolkiyi Köyü, Trabzon Ukraine Girls an der Grenze - Back in the USSR, Boy
Mittwoch, 16. April 2003: Yolkiyi Köyü - Camlihemcin - Ardesen - Batumi (117 km)
Jogging-Trekking zur Burg Zil Kalesi. Alpenlandschaft vom Feinsten. Heute der Regen, der dem Tee so gut tut. Ich friere in den Pausen. Dazu einer dieser LKW-Fahrer, die erst auf meine Höhe fahren um genau dort zu hupen. Der Brustkorb vibriert als Resonanzköprer. Als er mich wieder überholt das Gleiche. Er hat das Pech, dass ich ihn an der nächsten Ampel einhole. Es entlädt sich die in einer Woche angestaute Hup-Wut. Dann muss mal wieder der vordere Schaltzug erneuert werden. Der Fahrradmechaniker in Hopa macht das kostenlos incl. Original-Shimano-Teil und Tee. Ich kaufe wenigstes ein neues Batterie-Blinklicht.
Bei der Ausreise vor mir neun ukrainische Prostituierte. "Well the Ukraine girls really knock me out!" Ich komme nicht dran, weil der einzige arbeitende türkische Grenzbeamte die Daten jedes Mädel zehn Minuten lang in seinen Computer eingibt. Leicht ungeduldig frierend verhelfen mir die vier Worte "Do you speak English?" zu einer unverhofften Vorzugsbehandlung.

Fazit Türkei: Erträgliche anatolische Hunde und Kokain
Traumhafte Landschaften bei wenig Verkehr zwischen Ankara und der Schwarzmeerküste, die Küste selbst recht befahren und nur stellenweise sehr schön. Anatolische Hunde und Fahrer waren weit erträglicher als befürchtet. Es gab keine wirklich gefährlichen Momente. Und während in der arabischen Welt der Vorname Christoph immer nur mit Kolumbus in Verbindung gebracht wird, ist er dank Christoph Daum in Türkei jetzt mit Fußball und Kokain konnotiert.

Georgien: Wein, Weib und Gesang in der Mineralwasser-Metropole
Asphaltreste als Straße in Georgien Wenige Zentimeter vor georgischem Boden werde ich landestypisch halb bestimmend, halb fragend gegrüßt: "Present for soldier!?" Welcome to Georgia!
Schlechte Straßen, katastrophale Häuser. Ich checke ein im Hotel Inturist von Batumi, geschaffen vom Architekten des Lenin-Mausoleums. Handtuch Fehlanzeige. Ich vergesse, verdränge so schnell die SU-Vergangenheit und Gegenwart: Das hardcore-Toilettenpapier, dieses demonstrative Desinteresse jedem Kunden gegenüber. Diese Nacht rauscht die Toilette. "Back in the USSR. You don't know how lucky you are, boy."

Alte Tricks in Adscharien - Kalte Dusche im Kerzenschein
Gründonnerstag, 17. April 2003: Batumi - Ureki - Samtredia - Kutaissi (154 km)
Von der Schwarzmeerküste will ich über einen 2000er-Pass in den Kaukasus. An der Hotelrezeption ist man geschlossen der Meinung, der Pass sei geöffnet. Die Touristen-Information ist nicht zu finden. An der Ausfallstraße zum Pass frage ich mangels Verkehrsschildern sicherheitshalber nach dem Weg. Der stimmt, aber plötzlich meint einer der beiden Polizisten, es gebe da einen Pass und der sei geschlossen. Mit der Zeit passt sich der zweite Beamte seiner Meinung an. Was tun? Ich entscheide mich für eine nördliche Alternativstrecke. Die führt zunächst weiter an der Küste entlang, wo es aber steil bergauf und -ab geht.
An einer steilen Steigung halten mich zwei Uniformierte an. Zögernd gebe ich ihnen meinen Pass. Tja, das Foto im Pass sei ja wohl nicht von mir, außerdem sei ich zu weit rechts gefahren und mein Fahrrad nicht verkehrstauglich. Money. Zum Glück haben die beiden Namensschilder in Georgisch, Kyrillisch und Lateinisch. Ich greife in die alte Trickkiste und beginne mir die Namen zu notieren. Siehe da, schon ist alles in Ordnung und die Uniformierten sind sowieso selbst begeisterte Fahrradfahrer.
Die wenigen Fahrzeuge nutzen die ganze Breite der Fahrbahn. Häufig sind die Schlaglöcher dennoch nicht zu umgehen. Ich verlasse die Autonome Republik Adscharien, nicht zu verwechseln mit dem Bürgerkriegsgebiet Abchasien rund um die Schwarzmeerperle Suchumi. Mein Name wird registriert von einer größeren Meute in verschiedensten Uniformen. Allgemein ist man der Meinung, ich solle fünf Dollar zahlen. Ich habe dazu nicht die geringste Neigung. Man erhöht auf wahlweise fünf Euro. Ich beweise anhand meines georgischen Visums, dass bereits dies 56 Euro gekostet hat. Das zeige ja die Günstigkeit ihres Angebots, bekomme ich zu hören. Während der Diskussion lasse ich langsam den Pass wieder in meine Hände wandern und verabschiede mich herzlich.
Eduard Schewardnadse verdankte seinen Aufstieg einst dem Kampf gegen die Korruption im kommunistischen Georgien. Heute ist sie unter seiner Präsidentschaft (März 1992 - Nov. 2003) des unabhängigen Georgien weiter ein großer Hemmschuh für die Entwicklung. Was sich für mich in einer Straße manifestiert, die nur noch Schlagloch ist. Auf der sich Kühe, Ziegen und Schweine tummeln. Etwas besser wird es auf der "M 1", Georgiens Hauptverkehrsader. Eine hier wenig befahrene Landstraße, in einem Kilometer-weiten grandiosen Tal zwischen dem Großen und Kleinen Kaukasus. Die Schneegrenze auf beiden Seiten tatsächlich niedrig.
Plötzlich, 20 Kilometer vor dem Tagesziel, fahre ich wie durch eine Wand. Der lockere Rückenwind schlägt schlagartig um in fulminantesten Gegenwind. Statt vorher bis zu 32 km/h, sind es jetzt manchmal nur 7 km/h. Auf völlig flacher Strecke. Du bist immer erst angekommen, wenn du angekommen bist. Mit Lonely Planet und einigen Passanten finde ich in Kutaisi ein Privatquartier. Von außen ohne Schild und absolut tot aussehend. Mit der Kerze in der Hand begrüßt mich eine Mutter mit mehreren Kindern. Stromausfall. Kein fließend Wasser. Ich schöpfe eine kalte Dusche im Kerzenschein.

Fahrrad-Bewachung, Kult-Mineralwasser und die Liebe zu Thomas Mann
Karfreitag, 18. April 2003: Kutaissi - Chaschuri / Borjomi (102 km)
Der starke Ostwind vom Abend ist geblieben. Manchmal ganz stark, manchmal stärker. Fegt mich immer wieder von der Fahrbahn. Wetteronline dokumentiert Windgeschwindigkeiten von 65 bis 90 km/h, genau aus Ost. Dazu bergan. Durch ein schmales Tal, wie ein Windkanal. Traumhaft schön, aber Horror. Am Ende habe ich die Wahl zwischen Tunnel und einem lezten Anstieg über den Pass. Meine Wahl ist klar, aber die Tunnelwächter wollen mich nicht einfahren lassen. Zu gefährlich. Ich krame mein türkisches Blinklicht heraus, renne in den schwach beleuchteten Tunnel um von dort aus die Leuchtkraft zu demonstrieren. Die beeindruckt. Daraufhin kaprizieren sie sich auf mein Vorderlicht, auf das sich meine Argumentation bisher weniger stützte. Einerseits, weil es seit dem Halterungsbruch sowieso nur provisorisch mit Klebeband am Bremskabel befestigt herumschlingert, andererseits, weil es zuletzt nicht funktionierte. So auch jetzt. Ich streichel noch einmal alle Kabel, Teile, bitte um einen letzten Versuch: Ein Wunder. Es brennt. Auf halber Strecke im Tunnel überholt mich ein Allradfahrzeug des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz mit Original Genfer Kennzeichen. Der Fahrer wirft das Warnblinklicht an und eskortiert mich bis zum Tunnelende. "You need help or anything?" Sie kümmern sich um georgische Flüchtlinge aus Abchasien.
Mineralwasser-Kurort Borjomi, Georgien Auch jenseits des Bergkamms Gegenwind. Dazu jetzt Kälte. Trotz Abfahrt nach Chaschuri bleibt es bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 km/h. All-time-low. Es ist bitterkalt. Ich entscheide mich für eine Premiere. Lasse das Fahrrad bei einer Tankstelle. Die beiden Maschinengewehr-bestallten Männer im Security-Police-T-Shirt wittern ein Geschäft: Für drei Dollar wollen sie das Fahrrad bis morgen früh zehn Uhr im Auge behalten. Es ist ok.
Fahre im verrauchten Bus 30 Kilometer in den Kurort Borjomi. Das gleichnamige Mineralwasser von dort galt als das begehrteste der Sowjetunion, ist für mich das beste, das ich kenne. Seit Kurzem auch in Mainz erhältlich, in Georgien bei jedem Mütterchen am Straßenrand. Ich entdecke ein neues Hotel: Hotel Borjomi. Wie die meisten Hotelpreise in Georgien stehen sie in keinem Verhältnis zum Lebensstandard. Für 22,50 Euro verspricht der Chef zumindest warmes Wasser. Zumindest in einer halben Stunde. Er arbeitet tatsächlich dran. Als nach 50 Minuten immer noch alles eiskalt ist, schlage ich vor auf dem Gasherd einen Topf Wasser zu erhitzen. Wieder Schöpfdusche, diesmal aber warm.
So ist es 22 Uhr als ich zum Entsetzen der Hotelbesatzung in das stockfinstere Borjomi aufbreche. Irgendwo entdecke ich Licht und sogar Disco-Sound. Zum Abendessen finde ich mich wieder mitten in einer Feier, die nach Hochzeit aussieht, aber wie sich herausstellt eine Mischung aus Polterabend und verschiedenen Geburtstagsfeiern ist. Sängerin und Keyboard-Mensch spielen mit unglaublichem Lärm "Hava Nagila" und Jung und Alt tobt dazu in der Mitte des Raumes. Eine junge Frau bringt mir als Nachtisch ein Stück von der großen Torte, woraufhin mich die Sängerin zum Tanz bittet und ich mit ihr ins Mikrofon den Refrain "Deli, deli, deli, delidu" (whatever that means) hauchen darf.
Der Bann ist gebrochen. Ich werde mit verschiedensten georgischen Tanzschritten vertraut gemacht, von Tisch zu Tisch gereicht, bekomme überall ein Glas vom berühmten georgischen Rotwein. Leider sind die meisten Männer längst nicht mehr nüchtern. Davit zum Beispiel. Er lebt als jüdischer Emigrant in Bochum und spricht so wenig Deutsch wie ich Russisch. Seine nicht-jüdische Nachbarin will er heiraten und mit nach Deutschland nehmen. Und immer wieder Dada, alias Tatjana, die Frau mit dem Kuchen. "Yoer veri nise" schreibt sie auf ihre Zigarettenschachtel. Ich stocke, als sie ansetzt "Ja lubliju..." (Ich liebe...) und atme auf, als sie fortsetzt "...Thomas Mann". Den liest sie auf Georgisch und Russisch.

Stalin-Denkmal in seiner Geburts- und Heimatstadt Gori Schneeregen-Schlacht und der Stalin-Stammtisch
Karsamstag, 19. April 2003: Borjomi / Chaschuri - Gori (49 km)
Morgenspaziergang durch den Kurort. Borjomi sieht noch desaströser aus als die meisten Orte. Viele Villen und Sanatorien sind Ruinen. Der Kurbetrieb zum Erliegen gekommen. In feinster Waldberglandschaft. Auch der Kurpark, hier "Mineralwasserpark" wirkt verwaist. Aber das warme Heilwasser fließt aus drei Hähnen unter einer Glaskugel in einem Pavillon.
Fast pünktlich bin ich zurück an der Tankstelle. Mein Fahrrad unversehrt vor Ort. Auch der Wind ist geblieben. Weiter aus Ost. Laut Wetteronline heute mit bis zu 108 km/h. Dazu Schneeregen. Meine Ausrüstung ist bis maximal zum Gefrierpunkt ausgelegt. Die ersten Pausen dienen der Equipment-Optimierung: Blinklicht am Reflexband, Thermo-U-Hemd. Dann meine jüngste Kreation: Plastiktüten als Windschutz um die Handschuhe. Wärmt tatsächlich ein bisschen. Bleiben nur die Füße, die wie Eisklumpen an den Beinen hängen. Alle paar Kilometer jogge ich die Fahrbahn auf und ab, um sie ein wenig zu entfrosten. Eine einzige Schlacht. (Sorry für diesen Militarismus. Besser vielleicht: Höllenfahrt am Karsamstag.)
Nach 46 Kilometern, resp. vier Stunden, erreiche ich das nächst mögliche Ziel. Gori, Heimatstadt von Stalin, dem zweifellos bedeutendsten Georgier aller Zeiten. Mittelpunkt der Stadt: sein Denkmal, das angeblich einzig verbliebene der Sowjetunion (Foto links). Sein Elternhaus steht von einer Art Tempel überbaut vor seinem Museum. Die Kassiererin sitzt in ihrem Kabäuschen, die Räume aber sind abgeschlossen, obwohl laut Lonely Planet noch eine Stunde geöffnet. Keine Besichtigung möglich. Die SU lebt.
Im nahe gelegenen Café laden mich zwei Männer an ihren Tisch. Diesmal zu georgischem Weißwein. Davit stammt aus Kaunas in Litauen, Jubral ist Einheimischer, jubelt ungefragt über Stalin und möchte das Gleiche von mir hören. Ich bekunde gewisse Sympathien für Gorbatschow und Schewardnadse und verabschiede mich vom Stalin-Stammtisch zum Fotoshooting am einzig verbliebenen Stalin-Denkmal der SU (Foto links). Schätzungsweise 50 Meter hoch. Er sieht viel älter aus als in unsern Geschichtsbüchern. Gegenüber ist der "Totalizator". Ein überfülltes, verrauchtes Wettbüro. Nebenan ein westlich aussehendes Café, das die Preise auf der Speisenkarte um 20 Prozent gesenkt hat und wo die Bedienung verzweifelt mein Trinkgeld ablehnt.

Stolz auf Stalin
Ostersonntag, 20. April 2003: Gori
Es ist zu kalt und zu windig. Ich bleibe. Obwohl das offene Öfchen im Zimmer zunächst nicht funktioniert, weil das Gas abgestellt ist. Gebe dem Stalin-Museum eine zweite Chance. Viele riesige Räume und alles eine einzige Jubelveranstaltung, die in einen abgedunkelten Raum mündet, in dem allein seine Sterbemaske (in Stahl?) liegt. Eine Führerin zeigt mir noch voller Verehrung das Geburtshaus und den Eisenbahnwaggon, in dem Stalin unter anderem nach Potsdam reiste. Stolz erzählt sie, dass Stalin es ablehnte seinen kriegsgefangenen Sohn gegen den deutschen General Saulus auszutauschen. Der Sohn starb im KZ. Überhaupt ganz Gori sei noch heute stolz auf den großartigen Mann.
Während ich heute wohl der einzige Museumsbesucher bin, geht es in der Kirche munterer zu. Die georgisch-orthodoxe Kirche feiert mit den anderen Ostkirchen in diesem Jahr erst eine Woche später Ostern. Folglich ist heute Palmsonntag, und überall werden Palmzweige verkauft. Mit einigen Ökonomie-Studenten habe ich im Café noch eine längere unerquickliche Diskussion, die ebenfalls bei Stalin landet. Man bietet mir an, zwei Tische weiter bei dem Bruder eines Stalin-Enkels ein Autogramm zu bekommen. Dass ich diese einmalige Chance auslasse, begreift niemand.

Kloster Atenis SioniKaukasisches Breitwandkino
Ostermontag, 21. April 2003: Gori - Atenis Sioni - Uplisziche - Mzcheta - Tbilisi (109 km)
Der Wind ist immer noch heftig. Aber er hat gedreht. Kommt plötzlich aus Westen. Als ich gegen neun losfahren will, ist der Schlüssel zu dem Raum, in dem mein Fahrrad steht, nicht aufzutreiben. Es dauert anderthalb Stunden, bis es soweit ist. Trotzdem beginne ich die Etappe mit zwei Abstechern. In einem engen Seitental liegt die Kirche Atenis Sioni aus dem zehnten Jahrhundert (Foto rechts). Ein paar Kilometer weiter Uplisziche, eine in Fels gehauene Stadt, die bis in die Bronzezeit zurückgeht. Beides brilliant. Leider ist diesmal der Zug der hinteren Gangschaltung gerissen. Ich bekomme ihn nicht repariert. Kann nur noch vorne schalten, hinten bleibt der schwerste Gang drin.
Statt der "M 1" habe ich eine Nebenstrecke gewählt, vor der ich zwar gewarnt wurde, die aber passierbar erschien. Sie ist brutal schlecht, völlig ohne Verkehr, manchmal überhaupt nicht zu erkennen. Ein paar Mal verfahre ich mich, ständig muss ich nach dem Weg fragen, bekomme dabei einmal ein frisch gebackenes Fladenbrot geschenkt. Vor allem aber ist die Strecke ein ständiges Breitwandkino auf dem sich über grenzenlosen Wiesen und blühenden Kirschbäumen bizarre Bergformationen zu allen Seiten türmen unter hellen und dunklen Wolkenbergen sowie Sonnenlicht.
Schließlich erreiche ich die Kirchenmetropole Mzcheta, die ich vor sieben Jahren von Armenien aus schon einmal besucht habe, genauso wie Tbilisi (Tbilissi) alias Tiflis. Auf der Einfallstraße nähert sich ein Fahrzeug, der Beifahrer dreht die Scheibe herunter und versucht mich zum Anhalten zu bewegen. Als ich das ignoriere, greift er in die ausgebeulte Jackeninnentasche und zieht ein Portemonnaie heraus, das er mir vorhält, während der Fahrer versucht mich an den Straßenrand abzudrängen. Als ich mich ein paar Meter zurückfallen lasse, braust der Wagen davon.

Der wahre Zimmerpreis mit Eiseskälte und Wassereimer
Dienstag, 22. April 2003: Tbilisi - Lagodechi (164 km)
Ein Vorteil des eher gemächlichen Verkehrs in Georgien ist, dass relativ wenige Hundekadaver am Straßenrand liegen. Ein Nachteil, dass sehr viele lebendige Hunde am Straßenrand lauern. Allerdings in der Regel relativ kleine. Beim Frühstück in einem Café lese ich in der Georgian Times, dass jeden Monat jemand an Tollwut in Folge von Hundebissen stirbt. Ich nehme mir vor, heute noch größere Bögen um die kleffende Meute zu machen. Bevor es dazu kommt, lasse ich meine Gangschaltung im Schatten des Stadions von Dynamo Tiflis reparieren. Mehrere Fahrrad-Händler agieren dort unter freiem Himmel.
Blick auf den KaukasusDann den ganzen Tag über die "M 5". Erst autobahnähnlich im Stadtgebiet, dann immer schmaler werdend, gelegentlich als Rumpelpiste, ein letzter Anstieg und der Große Kaukasus liegt wieder vor mir. Ein fast hundert Kilometer breites Panorama, auf das ich über 40 Kilometer Ebene mit Wiesen und Sümpfen zufahre. An der Schneegrenze hängen Wolken, die sich mit der sinkenden Sonne immer mehr ausdehnen. Ich komme bis fünf Kilometer an die aserbaidschanische Grenze.
Jugendliche zeigen mir in der Dunkelheit den Weg zum einzigen Hotel, von dem ich schon aus dem Reiseführer weiß, dass es ein mehrstöckiger Kasten aus Sowjetzeiten ist, der weder Strom noch Wasser hat. Die unfreundliche Dame im Dunkel der Rezeption verrät versehentlich den wahren Preis für ein Zimmer: 2,50 Euro. Als sie erkennt, dass ich Wessi bin, will sie - wie in den meisten Oststaaten üblich - zehn Dollar. Mit Übersetzungs-Hilfe der Jugendlichen sowie eines weiteren Hotelmenschen und nach Taschenlampen-Besichtigung einigen wir uns auf fünf Euro. Als die Jugendlichen weg sind, fängt die Debatte von vorne an. Das ist der Moment, wo sich mein angestauter Frust entlädt und die Frau froh sein kann, dass sie kein Deutsch versteht. Es bleibt bei fünf Euro. In Eiseskälte. Einen Eimer Wasser zum Waschen hat sie angeblich nicht, später taucht dann doch einer auf, den ich aber nur für die Toilette nutzen soll. Auch keine Kerze. Gut, dass ich ein Teelicht dabei habe. Erstaunlich, dass die Hotels trotz des katastrophalen Zustands doch irgendwie sauber sind.

Fazit Georgien: gemischt
Gegenüber meinem Kurzbesuch in Georgien vor sieben Jahren hat sich äußerlich erschreckend wenig geatan. Die Infrastruktur liegt darnieder. Viele Menschen wollen auswandern. Gastfreundschaft, Bildungsniveau und Landschaft sind faszinierend.

Fluss-Überquerung mit aserbaidschanischer HilfeHayal hilft über reißende Wasser
Mittwoch, 23. April 2003: Lagodechi - Grenze - Zagatala - Gach - Scheki (118 km)
Und ich zahle doch. Ich bin einfach weichgekocht. Die aserischen Grenzbeamten machen ein Fass auf, weil mein Aserbaidschan-Visum im Gegensatz zum georgischen und allen anderen, in einem zweiten Reisepass ist. Eine Hängepartie - bis mir die Idee kommt, sie mit der Präsentation meines Rückflug-Tickets von Baku zu beglücken. Das gelingt. Doch in diesem Moment verlassen alle Beteiligten bis auf einen, der mich zuvor ständig fragte, ob ich jemals in meinem Leben in Armenien war, was ich natürlich wahrheitswidrig verneint habe. (Noch schlimmer: ich war sogar in der armenischen Enklave Nagorny-Karabach, die wie insgesamt 25 Prozent des aserbaidschanischen Territoriums von Armenien besetzt ist. Zwischen beiden Länder gibt es nur ein Waffenstillstands-Abkommen von 1994.) Jetzt meint er, ich müsse noch 20 Dollar zahlen. Registrations-Gebühr. Als ich darlege, mit 48 Euro Visumgebühr bereits hinreichend belangt worden zu sein, geht er auf zehn Dollar runter. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit bis wir bei null Dollar sind, aber ich habe nicht mehr ausreichend Nerven und zahle fünf Dollar.
Aserbaidschan wäre mir vor einer Woche gegenüber der Türkei vermutlich noch ärmlich vorgekommen, im Vergleich zu Georgien ist es dagegen viel weiter, was das Geschäftsangebot in den Ortschaften angeht. Die Strecke führt mehr oder weniger flach am Fuß des Großen Kaukasus, der fast den ganzen Tag im Nebel liegt, entlang. Wieder entscheide ich mich bei unterschiedlichen Ratschlägen für eine (kürzere) Nebenstrecke. Als mich auch die letzten Fahrzeuge weit und breit verlassen haben und ich etwa die sechste nicht mehr vorhandene Brücke durch eine Fahrt durch ein meist mehrere hundert Meter breites, aber überwiegend trockenes Flussbett ersetze, stehe ich plötzlich vor reißenden Wassern. Auf der andern Seite taucht überraschend ein Fahrzeug auf. Der Fahrer wirft Steine ins Wasser um die Tiefe auszuloten. Ich ziehe Schuh und Strümpfe aus und teste erst mal ohne Fahrrad Tiefe und Strömung. Es könnte klappen. Ich steige - 30 Kilo Fahrrad und Gepäck hochhaltend - in die Flut. Die ersten Flussarme sind überwunden, da kommt mir von der andern Seite ein Junge, Hayal, aus dem Fahrzeug entgegen und hilft mir über die zweite Hälfte (Foto rechts). Dann stürzt sich das Fahrzeug bis über die Räder ins Wasser, schwankt bedenklich, aber kommt ans andere Ufer.
Ein anderer Junge, Elmadi, begleitet mich mit seinem Rad ohne Gangschaltung auf dem kilometerlangen Anstieg nach Scheki. Neben Baku, der einzige Ort Aserbaidschans mit einem Anflug von Tourismus. Ich kann sogar zwischen zwei Hotels wählen. Dem etwa achtstöckigen Sowjetbau und einer Karawanserei aus dem 18. Jahrhundert. (Foto auf der Equipment-Seite) Tiptop restauriert. Für sechs Euro miete ich eine vierräumige Suite mit Elektro-Heizung. Einziges Problem: der Strom wird erst kurz vor acht angestellt und fällt danach regelmäßig aus. Es ist drinnen kälter als draußen und das Wasser hat Bergtemperatur. Aber ein Wahnsinnsambiente.

Karawanserei von Scheki, AserbaidschanFunkenschlag: offene Do-it-yourself-Heizdrähte
Donnerstag, 24. April 2003: Scheki - Gabala - Ismailliya - Schamachi (177 km)
Irgendetwas war zu kalt gestern: das Kneippbad im Bergfluss, das kalte Waschen, die kalten Räume, das feuchtkalte Bett oder alles zusammen. Jedenfalls kämpfe ich gegen eine heraufziehende Erkältung. Weiterhin am Fuß des Kaukasus, immer dann ansteigend, wenn es gilt Flüsse zu überqueren. Die Brücken sind eher weiter oben gebaut, wo die Flüsse noch nicht so breit sind.
Dann stellt sich der Kaukasus plötzlich quer und es gibt zwei kernige Pässe in atemberaubender Landschaft. Programmgemäß steht das übelste Quartier der Tour in Schamachi an. Alles, was der Lonely Planet über den "decomposing 10-storey tower block" androht, stimmt. Nur die Behauptung, dass es dort zumindest Strom gebe, stimmt erst ab 22:50 Uhr. Ich verbinde in einer ehemaligen Steckdose die beiden heraushängenden offenen Leitungen mit zwei ebenso blanken Kabel-Enden einer Art Heizung: ein von Metall gefasster Stein auf dem ein offener Heizdraht herumliegt. Es gibt kräftig Funken an den Kontakten, aber der Draht beginnt zu glühen. Es wird zumindest im Umfeld des Steins ein bisschen wärmer in dem völlig ausgekühlten und feuchten Gebäude. (Foto links)

Hotel in Schamachi: decomposing 10-storey tower blockDas größte der Viecher am Hinterrad
Freitag, 25. April 2003: Schamachi - Baku (127 km)
Heute die Landschaft ganz anders: Kräftig hügelig aber völlig ohne Vegetation - nur jetzt im Frühling in zartem Grün. Bald schon Seeluft vom Kaspischen Meer her. Linker Hand eine Schafherde. Sie ist so weit weg, dass ich sie gar nicht in meinem mentalen Gefahrenfrüherkennungswarnsystem erfasst habe. Schon stürmen drei Hunde wild bellend Richtung Straße. Die Hirten hinterher. Versuchen sie aufzuhalten. Sind aber nur zu 66 Prozent erfolgreich. Das größte der Viecher hat sich schon an mein Hinterrad herangearbeitet. Ich wechsle die Fahrbahn, was sich schon häufiger als erfolgreich erwies. Fehlanzeige. Obwohl von hinten ein Auto kommt wechsle ich wieder zurück. Der Fahrer erkennt das Problem, schiebt sich zwischen Hund und mich, drängt die Dogge an die Seite.
Baku kann kommen. Auch wenn im Dunst auf dem Meer davon nichts zu sehen ist: die Stadt lebt vom Öl. Die großen Firmen restaurieren viele Gebäude aus der Zeit des ersten Ölbooms von Baku, als zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Hälfte der Weltförderung hier aus der Erde geholt wurde.

Christoph Gocke am Kaspischen Meer in BakuMärtyrer und pakistanische Missionare
Samstag, 26. April 2003: Baku
Baku im Restaurations-Boom. Fast wie in Leipzig in den 90er Jahren. Ganz andere Stimmung als im Rest des Kaukasus. Fast jede Frau endlos geschminkt. Dennoch: die Besteigung des Jungfrauenturms ist nicht möglich. Stromausfall in der ganzen Altstadt. Beim Schirwan-Schah-Palast spielt das keine Rolle.
Ich steige auf die Hügel, die die Bucht von Baku wie eine Arena umgeben. Gräber der "Märtyrer" aus dem Krieg um Nagorny-Karabach sind dort aufgereiht. Ein ehemaliger Gastarbeiter schwärmt von seiner Zeit in Leisnig bei Leipzig. Ein pakistanischer Missionar vom Islam. Er hofft, dass ich Muslim werde, ist pikiert, als ich anrege, er möge doch mal über eine Konversion zum Christentum nachdenken.

Heimflug vom äußersten Zipfel Europas
Sonntag, 27. April 2003: Flug Baku - Frankfurt
Ein kleiner Disput mit dem Taxifahrer am Flughafen über den Fahrpreis. Auch der Flughafenarbeiter, für den ich das Fahrrad vor dem Durchleuchtungsgerät auseinandergebaut habe, erwartet - nachdem er es anschließend blindlings irgendwelche Förderbänder heruntergestürzt hat - ein Trinkgeld. Die Schattenseiten des Ölbooms. In der Morgendämmerung hebt das Flugzeug ab von diesem äußerste Zipfel Europas am Kaspischen Meer.

Fazit Aserbaidschan: hilfsbereit und unkompliziert
Die Aseris, ein muslimisches Turkvolk, das sehr europäisch daherkommt. Mir gegenüber sind sie hilfsbereit und unkompliziert. Viele Jungen amüsieren sich über den Radler, obwohl hier wesentlich mehr Leute radeln als in Georgien.

Fazit Kaukasus: nah und unendlich fern
Trotz schwerer ungelöster Probleme hat sich die Lage in den südkaukasischen Ländern stabilisiert. Es geht langsam bergauf. Strom-, Gas- und Wasserausfälle sind nach wie vor an der Tagesordnung. Und unendlich schlechte Straßen. Die Länder wollen in Nato und EU. Sind zugleich nah und unendlich fern.

Fazit Tour: jenseits der Touristenströme
Eigentlich Wahnsinn, dass wieder letztlich alles geklappt hat, dass in engem Zeitplan bei manchem Rückschlag der Plan Wirklichkeit wurde. In fast durchgehend alpiner Umgebung, jenseits der Touristenströme.


Route Ankara - Baku



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Ankara - Tbilisi - Baku (9.-25.4.2003)

Details mit Geschwindigkeiten etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 9.4.2003 Ankara-Airport Çubuk 23
2. 10.4.2003 Çubuk Çankiri Ilgaz 142
3. 11.4.2003 Ilgaz Merzifon 183
4. 12.4.2003 Merzifon Samsun Terme 172
5. 13.4.2003 Terme Amazon-Picnic-Area (Themiskyra?) - Terme Giresun 179
6. 14.4.2003 Giresun Trabzon 135
7. 15.4.2003 Trabzon Ardesen - Camlihemcin Yolkiyi Köyü 149
8. 16.4.2003 Yolkiyi Köyü Camlihemcin - Ardesen Batumi 117
9. 17.4.2003 Batumi Ureki - Samtredia Kutaissi 154
10. 18.4.2003 Kutaissi Chaschuri / Borjomi 102
11. 19.4.2003 Borjomi / Chaschuri Gori 49
12. 20.4.2003 Gori
13. 21.4.2003 Gori Atenis Sioni - Uplisziche - Mzcheta Tbilisi 109
14. 22.4.2003 Tbilisi Lagodechi 164
15. 23.4.2003 Lagodechi Grenze - Zagatala - Gach Scheki 118
16. 24.4.2003 Scheki Gabala - Ismailliya Schamachi 177
17. 25.4.2003 Schamachi Baku 127
Summe 2100

Anschluss Tour 53: Jerewan - Noworossijsk (1460 km) Aug. 2010

Anschluss Tour 27: Seidenstraße: Baku - Samarkand (2707 km) Okt. 2005

Anschluss Tour 23: Budapest - Kaukasus (3154 km) Sept./Okt. 2003

Anschluss Tour 11: Budapest - Belen (2584 km) Nov. 2000


Nächste Tour: Budapest - Kaukasus (3154 km) Sept./Okt. 2003

Vorherige Tour: Brest - Lyon (1018 km) März 2003


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